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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 111 - Nr. 120 (14. Mai - 24. Mai)
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WWMakt und Kunst / Aus der MU der Frau / Sie Leleskuude

Mzer Note

Samstag, 18. Mai 1935

70. Jahrgang / Ar. 115

Lleberfüllies Massaua

Hafen ist den Ansprüchen, die auf ihn einstür- , Ford und Chevraulet. Italienische Fabrikate
—Nnv fmirn tmi-iinier. Die Maaen. die mit dem

man es auch als Völkerbundsmitgliod behandeln
müsse, was in diesem Falle besagen würde, Abes-
sinien müsse auf dem Niveau behandelt werden
wie Italien. Diese unsinnige These sei
aber gerade für den Völkerbund gefährlich.

rumänischen Znf.-Regts., dessen Chef der Mar-
schall war, die Ehrenwache. Feldbischof Gaw-
lina hob in einer Trauerrede die großen
Eigenschaften des Verstorbenen hervor.

Eröffnung der Reichsautobahn
in Anwesenheit des Führers
Am Tage der Eröffnung der Reichsautobahn*
strecke Frankfurt a. M.—Darmstadt werden in
Anwesenheit Les Führers sprechen zunächst der
Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen
Dr. Todt, weiter Gauleiter und Reichsstatthal.
ter Sprenger, Generaldirektor Dr. Dorpmüller
und ein am Bau der Strecke beteiligter Arbeiter.
Die Schlußansprache hält der Reichsminister
für Volksaufklärung und Propaganda Dr.
Goebbels.
Die Kundgebung wird längs der Reichsauto.
bahn auf Lautsprecher und ferner auf alle deut,
schen Sender übertragen.

men, nicht gewachsen. Er ist überfüllt von Trup-
pentransporten und Frachtschiffen, die Kriegs-
material aller Art in ungeheuren Mengen
löschen. Oft liegen aus Italien eintreffende
Schiffe tagelang außerhalb des Hafens auf
Reede, da keine Möglichkeit besteht, im Hafen
vor Anker bzw. an den Kai zu gehen, um
Ladung zu löschen.
Trotz alledem laufen täglich neue Truppen-
transporte ein. Fast immer bringen sie 2000 Lis
3000 Mann von Italien nach Eritrea, leider dar-
unter auch viele Soldaten aus Südtirol,
die dem hiesigen Klima absolut nicht standhal-
ten können. Von Tripolis wurden 10 000 Aska-
ris hier gelandet, von denen die letzten 2000 der
Dampfer „Barbarigo" brachte.
Die Straßen und Plätze von Massaua gleichen
Pionierparks. Stacheldraht, Drahtverhauschrau-
ben, Stollenhölzer, Wellbleche, Zement, Teer-
fässer, Wasserröhren und Kleinbahnmaterial find
in großen Massen aufgestapelt.
Tage- und nächtelang rollen Autokolonnen
und bringen das Material ins Oberland. Die

Achtung! Sonderfahrt!
Es wird noch einmal darauf aufmerksam ge*
macht, daß allen Volksgenossen Gelegenheit gege-
ben ist, sich an den Sonderzügen, die bekanntlich
mit 75 Prozent Ermäßigung fahren, zu beteili-
gen. Fahrkarten sind jeweils an allen den Bahn-
! Höfen erhältlich, von denen aus die Sonderzüge
nach Frankfurt a. M. laufen.
Die Eröffnung der ersten Teilstrecke der
Reichsautobahnen zwischen Frankfurt a. M.
Darmstadt verdient es, als ein historisches Er-
eignis bezeichnet zu werden. In Frankfurt hat
am 23 September 1933 der Führer und Reichs-
kanzler den ersten Spatenstich zu diesem Werke
getan. 700 Arbeitsmänner begannen den Bau,
ihre Zahl ist bis zur Fertigstellung der dorti-
gen Teilstrecke auf 3000 gewachsen.
Die neue Autobahn wird eine Landschaft
durchschneiden, die vom Main zum Neckar
reicht, die im Westen vom Rhein und im Osten
von den Höhen des Odenwaldes und der
Bergstraße begrenzt wird. Ueber die Main-
brücke in die alte Kaiserstadt Frankfurt wendet
sich die neue Straße durch den herrlichen Stadt-
wald in fastgerader Richtung nach Süden, um
die hessische Landeshauptstadt an ihrer West-
seite zu umgehen. Bequeme Straßen verbinden
Darmstadt mit der Autobahn. Bis an diese
Stelle ist ihre Fertigstellung erfolgt, aber auch
die Weiterführung in südlicher Richtung ist
schon weit vorangeschritten. Die Straße ver-
läuft hier in einem Teil der Rheinebene, der
als das sogenannte hessische Ried bekannt ist.
Gerade jetzt wird an der Entwässerung des
Riedes in großzügiger Weise gearbeitet, sodaß
es leicht möglich war, den Straßenbau mit den
Erfordernissen der Meliorationen in Einklang
zu bringen. Oestlich der Strecke liegt dann das
alte Kloster Lorsch, westlich die ehrwürdige
I Stadt Worms. Ueberall ist die Bauleitung
bestrebt, ihre Arbeit dem Landschaftsbilde an-
zupassen. Im Mittelstreifen der Bahn werden
Buschgruppen gepflanzt, die die Blendung ver-
hindern, das Bild der Autostraße beleben und
bei Nacht auch im Scheinwerferlicht die Be-
grenzung der Bahn gut erkennen lassen. In
Mannheim wird die Autobahn den Neckar
überschreiten und ihren Eintritt in die Stadt
auf einer der breitesten und schönsten der städti-
schen Straßen finden. Von hier aus wird der
weitere Abschnitt des Baues östlich nach Hei-
delberg genommen, um von dort aus in
südlicher Richtung die badische Landeshaupt-
stadt Karlsruhe zu erreichen. Die Strecke
zwischen Frankfurt a. M. und Heidelberg hat
eine Länge von 100 km, von denen der Ab-
schnitt bis Heidelberg 21 km umfaßt.
Die erste Autobahn hat der Bauleitung
große Aufgaben gestellt. Zwar verlssuft sie auf
einem fast ebenen Gelände, doch fordern die
Flußbrücken und die Ueberquerung der Eisen-
bahnkörper bedeutende technische Leistungen.
Es mußte Rücksicht auf das wichtige Straßen-
netz des Wirtschaftsgebietes zwischen Rhein,
Main und Neckar genommen werden, ebenso
auf die anderen Verkehrsmittel. Boden und
Grundwasserverhältnisse waren zu beachten-
Das große Werk der Reichsautobahnen ist
an 80 Stellen im ganzen Reichsgebiet in An-
griff genommen und beschäftigt rund 100 000
Arbeiter. Das Jahr 1935, das für Deutschland
das 100jährige Jubiläum der ersten Eisenbah-
nen bringt, wird zugleich durch die Eröffnung
der ersten Autobahnen ein Markstein auf dem
Gebiete neuzeitlicher Verkehrsentwicklung sein.

DNB. Lon - on, 17. Mai.
Der britische Botschafter in Nom, Sir Eric
Drummond, der am Freitag auf dem Luft-
wege in London eingetroffen ist, erstattete dem
Außenminister Sir Zohn Simon unmittelbar
nach seiner Ankunft eingehenden Bericht über
den italienisch-abessinischen Konflikt. Zn Anwe-
senheit -es Botschafters fand am Nachmittag
«tne Sitzung des Gesamtkabinetts über
das gleiche Thema statt.
Es gilt in London nunmehr als sicher, daß der
Streitfall zwischen Ztalien und Abessinien am
kommenden Montag im Bölkerbundsrat
behandelt wird. Der Gang der Verhandlungen
in Genf wird von der Haltung Großbritanniens
und Frankreichs abhängen, deren Negierungen
in der vergangenen Woche in der Angelegenheit
wiederholt Fühlung genommen haben. Lordsie-
gelbewahrer Eden reist am Samstag früh nach
Genf ab.

pilsudskis letzte Fahrt
ponMalrequiem / Große Mttürpara-e / Trauergeleit
nach Krakau

DNB. Massaua (Eritrea), 17. Mai. Autos werden vorzugsweise von Amerika gelie-
Massaua gleicht einem Heerlager. Der kleine sert, es sind in der Regel neueste Typen von

Warnung Lor- Eecils an Ztalien
In einem Vries an die „Times" zeigt sich
Lord Cecil sehr beunruhigt über die Vorbe-
reitungen zu einem Krieg in Abessinien und
meint, ein abessinischer Angriff auf Italien
würde Wahnsinn sein, und ein italienischer Ein-
marsch in Aethiopien sollte angesichts der Be-
schlüsse von Stresa als unmöglich betrachtet wer-
den. In dieser Entschließung hätten die drei
Stresa-Mächte als ihr Ziel die kollektive Auf-
rechterhaltung des Friedens im Rahmen des
Völkerbunds bezeichnet und sich gegen eine ein-
seitige Verleugnung der Verträge ausgesprochen.
Diese Grundsätze müßten im Streit zwischen Ita-
lien und Abessinien dieselbe Gültigkeit haben
wie in dem unlängst gegen Deutschland verhan-
delten Fall. Es sei unmöglich, im Norden Ach-
tung vor dem Kollektivsystem zu fordern und sich
im Süden darüber hinwegzusetzen. Die Ver-
letzung von Teil V des Versailler Vertrags
könne nicht verurteilt werden, wenn nicht die-
selbe Unverletzlichkeit für Teil I des Versailler l
Vertrags (Völkerbundssatzung) anerkannt werde, z
Auf jeden Fall sei die britische öffent-.

Ztalien gegen eine Behandlung
vor -em Völkerbun-srat
DNB. Rom, 17. Mai.
In der abessinisch-italienischen Streitfrage
richtet sich die ganze Aufmerksamkeit der römi-
schen Presse auf die außerordentliche Kabinetts-
sitzung in London, zu der der hiesige englische
Botschafter Sir Eric Drummond Anfang dieser
Woche dringlich nach London berufen worden ist.
Der Direktor der „Tribuna" wendet sich
am Freitag in bemerkenswert bestimmter Weise
gegen eine Behandlung des Streitfalles im Rah-
men des Völkerbundes. Gerade wenn man sich
auf den zwischen England, Frankreich und Ita-
lien 1906 abgeschlossenen Dreiervertrag
berufe, gehe es nicht an, den Streitfall auf dem
Boden des Völkerbundes auszutragen. Niemand
wage heute mehr die Behauptung, die Aufnahme
Abessiniens in den Völkerbund sei nicht ein Irr-
tum gewesen. Man meine allerdings, daß, nach-
dem Abessinien nun einmal im Völkerbund sei,

Die abessinischen Schiedsrichter
DNB. Rom, 17. Mai.
Nach Mitteilung des italienischen Gesandten
in Addis Abeba hat Abessinien nunmehr seine
beiden Vertreter für den Schlichtungsaus-
schuß zur Beilegung des italienisch-abessinischen
Streitfalls ernannt. Es handelt sich um den
französischen Juristen Albert de le Pradelle und
um den Juristen Pittman Benjamin Pattek,
wahrscheinlich amerikanischer Nationalität. Der
italienische Gesandte hat die Mitteilung mit
allen Vorbehalten entgegengenommen, da be-
kanntlich die italienische Regierung die Ansicht
vertritt, die Schlichter für Abessinien sollten
abessinischer Nationalität sein.

Der Sonderberichterstatter des „Journal"
glaubt zu wissen, daß man sich in Moskauer
Kreisen ernstlich mit der Absicht trage, einen der
12 Bahnhöfe der Moskauer Untergrundbahn
„Pierre Laval" und einen anderen „Eden" zu
nennen.

Die Feier aus -em
Mokotow-Zel-
Der riesige Paradeplatz in Mokotow war
von den frühesten Morgenstunden ab das Ziel
unzähliger Delegationen und Vertreter der ver-
schiedensten Organisationen, Parteien und Ver-
bände. Nur ein kleiner Teil konnte den Platz
betreten. Unmittelbar vor der Ehrentribüne steh:
auf einem etwa drei Meter hohen Hügel ein
Feldgeschütz. Dort stand während der letzten
Jahre die Kanzel, von der aus der Marschall
große Truppenparaden abhielt. Von derselben
Stelle aus hat der tote Marschall nun die letzten
militärischen Huldigungen seiner Armee
entgegengenommen.
Nur wenige Schritte von dem Hügel entfernt
dicht neben der Ehrenloge steht der schlichte, lang-
gestreckte offene Eisenbahnwagen, der den Toten
mitten durch das polnische Land und das trau-
ernde Volk nach Krakau bringt. Auf dem
Eisenbahnwagen steht ein zweites Feldgeschütz,
dessen Lafette den Sarg tragen wird.
Kurz nach 2 Uhr erschien nach über dreistün-
digem Marsch die Spitze des Trauerzuges, eine
Kompagnie Chevaulegers und dem schwarzbe-
hängten Reitpferd des Marschalls auf dem Platz.
Die endlose Reihe der Kränze wird rings um den
Marschallhügel gelegt. Die Offiziere mit den Or-
denskissen und die Abordnung der Legionäre mit
ihren alten Fahnen nehmen an dem Aufgang
zum Hügel Aufstellung. Tie Hinterbliebenen des
Marschalls, der Staatspräsident, die Mitglieder
der Regierung und die Ehrengäste nehmen auf
der Tribüne vor dem Hügel Platz. Rechts am
Fuße des Hügels beziehen vier Offiziere die
Ehrenwache. Alle Häupter entflößen sich, als
sechs Generale den Sarg auf den Hügel tragen
und auf die Lafette heben. Oben auf dem Sarg
liegt wieder der Marschallstab, der Säbel und die
schlichte blaue Feldmütze des Toten.
(Fortsetzung Seite 2)

Englische Kabinettssitzung über Abessinien
Die Berichterstattung Sir Eric Dmmmon-S / Das Verfahren vor -em Völkerbund

sind kaum darunter. Die Wagen, die mit dem
Dampfer eintreffen, werden gleich nach dem
Ausladen am Kai mit Material bepackt und auf
den Weg nach Asmara geschickt, wo sich der . Sitz
des Gouverneurs befindet- Die Straßen sind sehr
schlecht, die Transporte werden dadurch ganz er-
heblich behindert. Schwere Beschädigungen des
Wagenmaterials sind keine Seltenheit. In die-
sen Tagen bevölkern schon etwa 75 Lastwagen
aller Art die in Massaua eingerichtete Repara-
turwerkstatt. Am besten scheint sich Büssing-
NSU zu bewähren, der für schwerste Transporte
Verwendung findet.
Drei Transporter: „Caffaro", „Jndia" und
„Hilda" brachten Eisenbahnmaterial für Nor-
malspur. Das Ausladen dieser schweren Güter
gestaltet sich sehr schwierig, da nur ungenügen-
des Kranmaterial vorhanden ist. Falls es zum
Kriege kommen sollte, so rechnet man hier in
gutorientierten Kreisen nicht damit, daß grö-
ßere militärische Operationen vor dem 15. Sep-
tember beginnen.

DNB. Warschau, 17. Mai. Die Trauerfeier-
lichkeiten für den verstorbenen polnischen Natio-
nalhelden, Marschall Pilsudski, begannen am
Freitag unter allgemeiner Anteilnahme der Be-
völkerung um 10 Uhr mit dem feierlichen
Trauergottesdienst in der Kathedrale. An dem
Gottesdienst nahmen der Staatspräsident, die
Vertreter der ausländischen Staatsoberhäupter
und Armeen, die Regierung und die höchsten
Würdenträger des Staates, die Generalität, das
Diplomatische Korps, die Vertreter von Sejm
und Senat, sowie das Warschauer Offizierskorps
teil. Der Erzbischof von Warschau, Kakow-
ski zelebrierte unter Assistenz der hohen Eeist-
AUs leoen ,ei ore o r II11 ly e o s s« n I. -! lichkeit das feierliche Totenamt. Im Chor hatte
liche Meinung sehrbeunruhigt über der Nuntius Marmaggi m seiner Elgen-
die kriegerischen Vorbereitungen, die jetzt im Zu- schäft als Sondergesandter des Heiligen Stuhls
sammenhang mit dem italienisch-abessinischen P^tz genommen. Am Katafalk hielten Offiziere
Streit im Gange seien. und Soldaten der polnischen Armee und des 16.
 
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