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Pfälzer Note

Freitag, 14. Juni 1935

70. Jahrgang / Ar. 136

Gründung der Reichsarbeitskammer
Dr. Ley über die nächsten Ausgaben der Deutschen Arbeitsfront

DNB. Berlin, 13. Juni.
Der Reichsorganisationsleiter der NSDAP
und Reichsleiter der Deutschen Arbsitsfronr,
Dr. Ley, der nach mehrwöchiger Krankheit völ-
lig genesen ist, legte am Donnerstag in Berlin
auf einer Tagung der Gesamtführerschaft der
Deutschen Arbeitsfront grundlegend das Wesen
der Deutschen Arbeitsfront und die Aufgaben
der nächsten Zeit dar. Die großen Probleme, so
führte Dr. Ley u. a. aus, um die wir ringen,
brauchen zu ihrer Vollendung eine beträchtliche
Zeit. Wir befinden uns jetzt in der Phase des /
Aufbaues, bei der wir uns jeden Schritt, den
wir tun, genau überlegen müssen. Während sich
die Partei von jeglichen Jnteresseneinflüssen
freihalten mutz, mutz in der Deutschen Arbeits-
front diese Jnteressenwahrung klar und deutlich
zum Ausdruck kommen. Die Deutsche Arbeits-
front hat die Aufgabe, wirklich die Organisation
aller schaffenden Menschen zu werden. Sie wird
die Einheit, die die Partei bildet, im Volke
selbst exerzieren, den Eemeinschaftsgedanken als
oberstes Gesetz durchsetzen, außerdem aber eine
gerechte Wahrung der Interessen gewährleisten.
Als nächste Aufgaben, an die die Deutsche
Arbeitsfront herangeht, sind zu nennen:
1. Immer mehr Möglichkeiten zu schaffen, daß
die Menschen der Arbeit den Weg zueinander
finden. Dazu dienen die Wirtschaftskammern, die
Arbeitsausschüsse und die Arbeitskammern.
2. Die Organisation eines Forschungsinstituts,
das rein wissenschaftlich sich mit den Problemen
der Arbeit befaßt.
3. Ei Ehren-, Beschwerde-, Disziplinär- und
Rechnungshof soll die Willkür des Einzelnen
nach Möglichkeit ausschalten und die Gewähr
dafür bieten, daß alle Dinge bestmöglichst geord-
net sind.
4. Eine Geschäftsordnung zu schaffen, die vor-
bildlich sein wird.
Das Forschungsinstitut wird sich unter vielen
anderen mit der in dem Mai-Aufruf betonten
Frage des gerechten Lohnes befassen. Unter Lohn
sei nicht nur der materielle zu verstehen, sondern
überhaupt die soziale Stellung des Menschen.
Im Verlauf seiner Rede verlas Dr. Ley fol-
gende Anordnungen zur Bildung der
R e i ch s a r b e i t s k a m m e r in der DAF
Auf Grund der Verfügung des Führers vom
24. Oktober 1934 betreffend Festlegung des Auf-
gabengebietes der Deutschen Arbeitsfront und
zur Sicherung der in der Vereinbarung zwischen
dem Reichswirtschaftsminister Schacht, Reichs-

Sxploflonsunglökk
bei Wittenberg
DNB. Wittenberg, 14. Juni.
Am Donnerstag gegen 3 Uhr nachmittags er-
eignete sich in Reinsdorf bei Wittenberg bei
der Firma Westfälisch - Anhaltinische
Sprengstoff-Fabrik (WASAG) ein Er-
plosionsunglück, bei dem ein Teil des Betriebes
stark beschädigt wurde. Die Ursache ist bisher
nicht festzustellen. Nach der ersten Explosion ent-
stand ein Brand, in dessen Verlauf sich wei-
tere Explosionen ereigneten. Die letzte Explosion
erfolgte um 6 Uhr. Die Brandstelle war erst
gegen Abend um 8 Uhr zugänglich.
Nach den letzten Feststellungen wurden bisher
2 2 Tote geborgen. Weitere 30 Arbeiter
werden noch vermißt. Es besteht leider wenig
Hoffnung, daß diese Vermißten noch lebend ge-
borgen werden können. Außerdem wurden bis-
her 75 Schwerverletzte und 300 Leichtver-
letzte gezählt. Bei den Leichtverletzten handelt
es sich aber vielfach um ganz leichte Verwundun-
gen, sodaß viele schon morgen oder übermorgen
"lieber ihrer Beschäftigung nachgehen können.

arbeitsminister Seldte und mir vom 26. März
1935 vorgesehenen sozialen Selbstverwaltung
aller schaffenden Deutschen wird nachfolgende
Anordnung erlassen: Mit sofortigerWir-
kung wird die Reichsarbeitskammer
(RAK) gebildet.
Ausführungsbestimmungen:
1. Die Reichsarbeitskammer wird vom Reichs-
leiter der DAF geleitet.
2. Mitglieder der RAK: Als Mitglieder der
RAK werden vom Reichsleiter der DAF beru-
fen: a) die Leiter der Reichsbetriebsgemein-
schaften, b) die Gauwalter der DAF, c) Einzel-
personen, d) die Leiter der Aemter des Zentral-
büros der DAF.
3. Die Reichsarbeitskammer hat vom Reichs-
leiter der Deutschen Arbeitsfront übertragene
Ausgaben zu bearbeiten.
4. Allgemeines: a) Der Verlauf der Sitzungen
der RAK wird von einem Protokollführer pro-
tokolliert; b) die Geschäfte der RAK werden

DNB. Berlin, 13. Juni.
Zur Rede des englischen Thronfolgers auf der
Pfingsttagung der englischen Frontkämhferver-
einigung British Legion erklärt der Reichsver-
band Deutscher Offiziere: Der Reichsverband
Deutscher Offiziere begrüßt die Ausführungen
des Prinzen von Wales aus wärmste. Wir alten
Soldaten kennen den Krieg und wünschen daher
seine Wiederholung nicht. Die englischen Front-
kämpfer, die das Dritte Reich Adolf Hitlers
kennenlernen wollen, werden dem RDO als der
Spitzenvertretung der Offiziere usw. der alten
Wehrmacht sehr willkommen sein. gez. Gras
vonderEoltz, Generalmajor a. D. und Ver-
bandsführer des RDO.
Im Anschluß hieran ging an den Prinzen
von Wales folgendes Telegramm abk
„Prinz of Wales. Offiziere des alten Heeres
heißen beabsichtigten Besuch britischer Front-
kämpfer in Deutschland kameradschaftlich will-
kommen. Reichsverband Deutscher Offiziere.
Generalmajor Graf von der Goltz/'
Zur Rede des Prinzen von Wales nimmt der
NS - Deutsche F r o n t k ä m p f e r b u n d
(Stahlhelm) in seiner Bundeszeitung „Der
Stahlhelm" in einem längeren Aufsatz Stellung.
Es heißt darin: „Wir stellen diesen Fortschritt
in der Frontkämpferverständigung mit besonde-
rer Freude und Genugtuung fest, weil der NS-
Deutsche Frontkämpferbund (Stahlhelm) von
jeher den Standpunkt vertreten hat, daß die
Frontsoldaten aller Länder dazu berufen und
imstande sind, einen tatsächlichen Frieden zu
garantieren, weil sie sich kennen und achten und
damit die Voraussetzungen für eine ehrliche und
dauerhafte Versöhnung erfüllen."
DNB London, 13. Juni.
„Star" veröffentlicht eine Unterredung mit
dem Präsidenten der British Legion, Sir Fre-
derik Maurice, die von den Aeutzerungen des
Prinzen von Wales über Deutschland ausgeht.
„An der Konferenz der British Legion in dieser
Woche — so sagt Maurice — haben französische
Frontkämpfer teilgenommen. Ich sehe nicht ein,
warum nicht auch die Frontkämpfer Deutschlands
in ähnlicher Weise vertreten sein sollen. In
Erfüllung unseres Wunsches nach Stärkung der
Freundschaft nehme ich an, daß auch sie im näch-
sten Jahre unter uns sein werden. Der Zweck
des Besuches unseres Vorsitzenden und unseres
früheren Vorsitzenden in Deutschland besteht da-
rin, festzustellen, wie wir die Freundschaft för-
dern können. Erft nach ihrer Rückkehr werden
wir wissen, welchen Plan die Legion annehmen

durch eine Abteilung der Geschäftsführung des
Zentralbüros der DAF geführt.
(gez.) Dr. R. Ley.
*
Die Bildung der Arbeitskammern in den Be-
zirken regelt folgender Erlaß:
In Ergänzung meiner Anordnung vom 1. Juni
ds. Js. betreffs Bildung derReichsarbeitskam-
mer ordne ich die Bildung der folgenden Arbeits-
kammern an:,1. Arbeitskammer Ostpreußen, Sitz
Königsberg; 2. Schlesien, Sitz Breslau; 3. Ber-
lin-Brandenburg, Sitz Berlin; 4. Pommern, Sitz
Stettin; 5. Nordmark, Sitz Hamburg; 6. Bremen,
Sitz Bremen; 7. Niedersachsen, Sitz Hannover;
8. Düsseldorf, Sitz Düsseldorf; 9. Westfalen-Lippe,
Sitz Dortmund; 10. Rheinland, Sitz Köln; 11.
Hessen, Sitz Frankfurt; 12. Mitteldeutschland-
Magdeburg, Sitz Magdeburg; 13. Mitteldeutsch-
land-Weimar, Sitz Weimar; 14. Sachsen, Sitz
Dresden; 15. Bayern, Sitz München; 16. Baden
Sitz Karlsruhe; 17. Württemberg, Sitz
Stuttgart; 18. Saarland-Pfalz, Sitz Saarbrücken.

wird. Höchstwahrscheinlich wird die Legion regel-
mäßige Austauschbesuche zwischen britischen und
deutschen Frontsoldaten einrichten. Es sollte klar
zum Ausdruck gebracht werden, daß dieser Schritt
der Legion keine politische Bedeutung hat. Die
Vertreter der französischen Frontkämpfer haben
sich nicht gegen unsere Vorschläge ausgesprochen,
wenigstens nicht auf der Konferenz."
Die „Times" veröffentlicht eine Reihe bemer-
kenswerter Zuschriften, die in den letzten Tagen
an sie gerichtet wurden, un din denen allgemein
die Forderung nach einer verständnisvolleren
Beurteilung Deutschlands in der englischen Öf-
fentlichkeit zum Ausdruck kommt.
Mehrere Einsender, darunter Sir John Mar-
xist und Professor 2) oung, warnen die eng-
lische Öffentlichkeit davor, sich in innere Ange-
legenheiten Deutschlands einzumischen und da-
durch möglicherweise die deutsch-englischen Ve-
ziehnugen zu schädigen. Der Oxforder Professor
Wylie schreibt: „Laßt uns versuchen, dem
deutschen Volk mit etwas weniger Kritik und
etwas mehr Sympatie entgegenzutreten. Eine
Verdächtigung der deutschen Ehrlichkeit würde
tiefe Entrüstung Hervorrufen."
C. H. Scott meint, die Zukunft der euro-
päischen Zivilisation hänge vielleicht davon ab,
daß eine Verständigung zwischen England und
Deutschland erzielt wird. Es sei daher von aller-
größter Wichtigkeit, daß Mißverständnisse ver-
mieden werden.
Wie aus Melbourne berichtet wird, hat die
Geste des Prinzen von Wales gegenüber Deutsch-
land den Vorschlag, eine Weltkonferenz
der ehemaligen Kriegsteilnehmer einzuberufen,
wieder aufleben lassen. Dieser Vorschlag war vor
einiger Zeit von dem Frontsoldatenverband des
australischen Bundesstaates Victoria gemacht
worden. Er soll aber damals von dem britischen
Reichsbund ehemaliger Soldaten mit einer klei-
nen Mehrheit abgelehnt worden sein.
DNB. Brüssel, 13. Juni.
Unter der Ueberschrift „Eine sensationelle Rede
des englischen Kronprinzen für deutsch-englische
Verständigung" begrüßt der „Tandaard", die
Zeitung der flämischen Katholiken, die Rede des
Prinzen von Wales, die unzweifelhaft eine Tat
von großer internationaler Bedeutung sei. Das
Blatt erinnert daran, daß Hitler wiederholt den
ehemaligen Gegnern Deutschlands die Hand zur
Versöhnung hingestreckt habe, und daß England

Ausführungsbestimmungen:
1. Die territorialen Gebiete der Arbeitskam-
mern entsprechen den 18 Wirtschaftsbezirken.
2. Die Leiter der Arbeitskammern werden
durch Sonderverfügung bekanntgegeben.
Als Mitglieder der Arbeitskammern werden
auf Vorschlag des Leiters der jeweiligen Arbeits-
kammer vom Reichsleiter der DAF berufen:
a) Außer dem Leiter alle zum Gebiet der Ar-
beitskammer noch gehörenden Gauwalter, b) von
jeder Reichsbetriebsgemeinschaft je ein Eaube-
triebsgemeinschaftswalter, sofern die Reichsbe-
triebsgemeinschäft im Gebiet der Arbeitskammer
vorkommt, c) auf Vorschlag des Leiters der Ar-
beitskammer können Kreiswalter der DAF als
Mitglieder berufen werden, d) Einzelmitglie-
der, e) je ein Abteilungsleiter der bezw. einer
Gauwaltung der DAF (innerhalb des Bezirkes)
analog den Aemtern des Zentralbüros der DAF.
Allgemeines, a) Der Sitz der Arbeits-
kammer ist der Ort der Gauwaltung, die sich am
Sitze der zuständigen Wirtschaftskammer befin-
det; b) die Sitzungen der Arbeitskammer sind zu
protokollieren; c; die Tagesordnung ist dem
Reichsleiter der DAF vorher vorzulegen, ebenso
lst ein Protokoll in zweifacher Ausfertigung nach
jeder Tagung einzureichen, (gez.) Dr. R. L e y.

nach der letzten Reichstagsrede des Führers im
Gegensatz zu Frankreich sofort Verhandlungen
mit Deutschland ausgenommen habe. Wir sind,
so schreibt das Blatt, der Meinung, daß eine
Initiative wie die des Prinzen von Wales uns
dem Endziel näherbringt als Dutzende von in-
ternationalen Konferenzen.
Die im frankophilen Fahrwasser segelnden
Blätter können ihre Verlegenheit und Enttäu-
schung nicht verbergen. Die der Rüstungsindu-
strie nahestehende „Etoile Belge", fragt, ob der
Appell des Prinzen von Wales opportun ge-
wesen sei. Das Blatt meint etwas betreten, man
sei von der anderen Seite des Kanals bisher
mehr gesunden Sinn gewöhnt gewesen.
Llm Sir Hoares Pläne
DNB. London, 13. Juni.
Außenminister Sir Samuel Hoare empfing
in den beiden letzten Tagen die Besuche der in
London akkreditierten Botschafter und Gesand-
ten der ausländischen Mächte. Die Besuche gal-
ten einer ersten persönlichen Fühlungnahme zwi-
schen dem neuen Außenminister und den diplo-
matischen Vertretern.
Der bekannte Außenpolitiker des „News
Lhronicle" Vernon Bartlett befaßt sich mit
den voraussichtlichen politischen Richtlinien des
neuen englischen Außenministers Sir Samuel
Hoare, der am Dienstag seine Arbeiten im
Foreign-Office ausgenommen hat. Was Deutsch-
land betreffe, so glaube man, daß der neue
Außenminister einen echten Vorschlag befür-
worte, Frieden mit Deutschland zu schließen.
Andere Entwicklungen, wie z. B. die Rede des
Prinzen von Wales auf der Jahreskonferenz der
„British Legion legten die Annahme nahe, daß
Großbritannien nur eine Politik mitmachen
werde, die Deutschlands Gleichberechtigung offen
anerkenne.
Bartlett schreibt weiter: Man sage, daß Sir
Samuel Hoare lange brauche, bis er einen Ent-
schluß fasse. Wenn er sich aber einmal entschie-
den habe, sei er sehr entschlossen und mutig. Er
werde jedoch wenig Gelegenheit zum ruhigen
Nachdenken haben, da die Welt ängstlich eine
klarere Definition der britischen Politik gegen-
über Italien in der abessinischen Angelegenheit
und gegenüber Japan in seinen Streitigkeiten
mit China, sowie gegenüber Deutschland und
Osteuropa erwarte.

Der Friedenswille der Frontkämpfer
Zum bevorstehenden englischen Besuch / „Mehr Verständnis für Deutschland !"
 
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