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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 131 - Nr. 140 (7. Juni - 19. Juni)
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Sette r

Dienstag, den 18. Armi 1988

M.18Si

Der Ikeichshandwerkeriag
Frankfurt von nnn an »Stadt de- Seutschen Handwerk-"

DNV Frankfurt a. M., 16. Juni
Schon am frühen Morgen des Sonntags
herrschte in Frankfurt ein emsiges Treiben. Aus
dem Opernplatz hatten sich etwa 1600 wandern-
de Gesellen zu einem Appell eingefunden. Freu-
dig begrüßt erschienen bald Reichshandwerks-
meister Schmidt, Reichsorganisationsleiter
Dr. Ley und der Oberbürgermeister der Stadt
Frankfurt, Dr. Krebs, um die wandernden
Gesellen willkommen zu heißen. Ein junger Kon-
ditorgeselle aus Königsberg übergab dem
Reichshandwerksmeister als Zeichen der Dank-
barkeit die prächtige und künstlerisch gestaltete
Handwerkerlade. Mit herzlichen Dankesworten
übernahm der Reichshandwerksmeister die Lade,
worauf Reichsorganisationsleiter Dr. Ley das
Wort ergriff. Er gab seiner stolzen Genugtuung
darüber Ausdruck, daß durch das Aufleben des
alten Brauches des Gesellenwanderns eine neue
Epoche angebrochen sei.
Im Anschluß daran versammelten sich im
Vürgersaal des Frankfurter Rathauses 90 aus-
gewählte Meister, um hier in feierlicher Hand-
lung die Meisterschaften zu empfangen. An-
schließend bildete die historische Pauls-Kirche
den Rahmen zu einer würdigen Feier st unde
des deutschen Handwerks. Unter den Klängen
der Orgel hielten die alten Fahnen des Hand-
werk und der Zünfte ihren Einzug. Feierlich
klingt das „Wach auf" eines gemischten Chores
durch die weiten Räume des Gotteshauses. Dann
sprach der Reichshandwerksmeister nach altem
überlieferten Brauch die Jungmeister frei und
ehrte alte verdiente Handwerksführer, indem er
ihnen persönlich die Amtskette umhängte. Die
Handwerkerlade wurde geöffnet, Kerzen flamm-
ten auf, in feierliche Weise mahnte der Reichs-
handwerksmeister seine Handwerker, die alten
Traditionen des deutschen Handwerkes hoch zu
halten und dem Handwerk und damit dem
Volke, Vaterland und Führer zu dienen. Brau-
send hallten das Deutschland- und Horst Wessel-
Lied durch die ehrwürdigen Räume der Pauls-
Kirche.
Einen Glanzpunkt des Reichshandwerkertages
bildete der große Festzug, der sich Sonntag
mittag in Bewegung setzte. Hunderttausende
spendeten in den Straßen dieser gewaltigen
Schau deutschen handwerklichen Schaffens be-
geisterten Beifall. Der Festzug nahm sein Ende
Muf dem Sportfeld, wo sich inzwischen die nicht
am Fesrzug beteiligten deutschen Handwerker
zur großen Kundgebung versammelt hat-
ten Reichshandwerksmeister Schmidt gedachte
eingangs der Gefallenen des Weltkrieges, der
Bewegung und der Toten von Reinsdorf, die
ihr Leben Hingaben als Helden der Arbeit. So-
dann dankte er dem Führer dafür, daß die Idee
seiner Bewegung es ermöglicht habe, das deut-
sche Handwerk auf den Leistungswillen und im
Gemeinschaftsgeist neu aufzubauen. Der Reichs-
handwerksmeister verlas dann das Begrüßungs-
telegramm und teilte mit, daß es der Wille des
deutschen Handwerks sei, wie heute alljährlich
vor dem deutschen Volk und seinem Führer Re-
chenschaft abzulegen über das, was das Hand¬

werk zu leisten bereit ist. Alljährlich werde ein
Handwerkertag stattfinden. Der Führer wolle,
daß dieser Tag in der Stadt Frankfurt a. M.
sich immer wiederhole.
Anschließend sprach Reichsstatthalter und Gau-
leiter Sprenger. Er bezeichnete den Reichs-
handwerkertag als den bedeutsamsten und größ-
ten aller Zeiten. Die nationalsozialistische Revo-
lution habe erst kommen müssen, das Handwerk
zusammen zu schweißen, um so die Voraussetzun-
gen zu schaffen, für den heutigen Bekenntnistag
zur Gemeinschaft.
Nach dem Vortrag des Niederländischen Dank-
gebetes durch einen Riesenchor von 6 000 Hand-
werkersänger, nahm, von der Menge stürmisch
begrüßt, Reichsorganisationsleiter Dr. Ley das
Wort zu einer Ansprache. Der Nationalsozialis-
mus habe die Gegensätze ausgeglichen, die man
künstlich geschaffen habe zwischen Unternehmer
und Arbeitnehmer, zwischen Handwerk und In-
dustrie. Ein gesundes Volk müsse Groß-, Mittel-
und Kleinbetrieb haben. Die Krankheit eines
Volkes bestehe nicht darin, daß die Großbetriebe
die Kleinbetriebe ausrotteten, sondern die
Krankheit liege in der politischen Haltung ei-
nes Volkes. „Ihr seid nicht nur geduldet im
Reiche Adolf Hitlers, sondern Ihr habt Euren
Platz in Deutschland und Ihr müßt diesen Platz
einnehmen, nicht nur um Eurer selbst willen,
sondern um Deutschland willen. Seid ein Vor-
bild in der Gemeinschaft. Ihr seid eine Familie,
Meister, Gesellen und Lehrlinge verbindet eine
Schicksalsgemeinschaft. Ich weiß, es wird noch
lange dauern, bis das alles erreicht ist. Ich
weiß, die Vorurteile einer schlechten Vergangen-
heit sind noch nicht überwunden. Wir werden
aber nicht eher ruhen, bis das deutsche Hand-
werk wirklich wieder das Vorbild der Gemein-
schaft geworden ist. Deshalb, hoffe ich, daß die
Betriebsgemeinschaft Handwerk die erste sein
wird, die die Verbindung gewerklicher Wirtschaft
und Arbeitsfront am klarsten verkörpert."
Wenn sich gestern, so sagte Dr. Ley dann u.
a. weiter, der Reichswirtschaftsminister Dr.
Schacht zu der Arbeitsfront und auch zu mir per-
sönlich bekannte, so bekenne ich mich zu ihm und
zu seinem Wollen. Ich erkläre, daß ich in diesem
Mann einen Menschen gefunden habe, der den
nationalsozialistischen Gemeinschaftswillen nicht
allein begreift, sondern, davon bin ich überzeugt
zum Inhalt seines Lebens gemacht hat. Dr. Ley
schloß: Unser Schicksal liegt in Adolf Hitlers
Händen. Adolf Hitler, wir folgen Dir!
Mit dem Gesang des Deutschland- und Horst
Wessel-Liedes endete die Heerschau des d^^schen
Handwerks.

Ministerpräsident und Außenminister Laval
hat am Montag vormittag den italienischen
und englischen Botschafter am Quai d'Orsay
empfangen.
*
Laval empfing am Montag nachmittag ein
! zweites mal den englischen Botschafter in Paris,
Sir George Clerk, zu einer längeren Bespre-
chung.

Eröffnung der
2. Reichstheatersestwoche
Mit einem Auftakt von feierlichem Ernst
wurde am Sonntag abend in der Hamburgischen
Staatsoper die zweite Reichstheatersestwoche
durch Reichsminister Dr. Goebbels eröffnet.
Ferner waren erschienen Reichsstatthalter
Kaufmann, Bürgermeister Krogmann,
die Spitzen der Behörden, der Wehrmacht und
der Bewegung, sowie Vertreter des kulturellen
Lebens. Es war ein Akt von weihevoller Größe,
als sich zum Gedenken der auf dem Felde der
nationalen Ehre gefallenen Opfer von Reins-
dorf mit dem Reichsminister alle Teilnehmer
erhoben und stehend den Trauermarsch aus
Beethovens „Eroica" anhörten, den das Phil-
harmonische Staatsorchester unter Leitung von
Eugen Joch um spielte. Nach einer Minute
stummer Trauer setzte dann das Orchester mit
dem Vorspiel zu Lohengrin ein, dessen über-
irdischen Klänge wie feierliche Klage in Ent-
rücktheit der Gralsstimmung hob.
Wenn zur Eröffnungsvorstellung der zwei'.en
Reichstheaterfestwoche Wagners „Lohen-
grin" gewählt wurde, so liegt darin mehr als
eine Ehrung sür den großen Meister, für den
Deutsch sein hieß eine Sache um ihrer selbst
willen tun. Dr Goebbels betonte bereits im
Vorjahr bei der Eröffnung der ersten Reichs-
rheaterwoch- in Dresden, daß Richard Wagner
das große deutsche Genie sei, das unje^er Zeit
am nächsten stehe. Wenn darum in Hamburg
das Deutschlands Tor zur Welt genannt wird,
eine der großen Bekundungen des neuen Kul-
turwillens mit Lohengrin beginnt, so muß man
an Wagners Worte erinnern, der in seinem
Lohengrin die gottgesandte, im heiligen Glau-
ben erstarkte Führergestalt darstellen wollte, die
dem in Elsa versinbildlichten schuldlosen Volk
Mr Rettung erscheint und über die in Telra-

mund und vor allem in Ortrud verkörperten
Kräfte der Zerstörung siegreich triumphiert.
Die Aufführung der Hamburgischen Staats-
oper hob unter der szenischen Leitung ihres
Generalintendanten Heinrich K. Strohm
diese symbolischen Zusammenhänge stark hervor.
Es ist ein unbestreitbares Verdienst der Ham-
burger Inszenierung, daß sie den geistigen Ge-
halt des Werkes in der farbigen Welt der
Schwanenrittersage zu greifbarer Wirklichkeit
werden ließ. Strohms Regie wurde dabei we-
sentlich durch die musikalische Leitung unter-
stützt- Generalmusikdirektor Eugen Jochum
führte den großen Klangkörper des Philhar-
monischen Staatsorchesters mit der ihm eigenen
leidenschaftlichen Hingabe an das Werk. Die
gleiche Werktreue beseelte auch die Sänger,
unter denen sich hervorragende Kräfte befan-
den: von der Staatsoper Berlin Michael Boh-
nen als König und Walter Großmann als
Telramund. Martha Fuchs von der Staats-
oper Dresden sang die Ortrud. Neben diesen
Gästen hatten an dem Erfolg der Aufführung
hervorragenden Anteil Hans Grahl in der
Rolle des Lohengrin, Herta Faust in der Rolle
der Elsa und Regler in der Rolle des Heer-
rufers. Der Beifall, an dem sich Reichsminister
Dr. Goebbels lebhaft beteiligte, steigerte sich be-
reits nach dem ersten und zweiten Akt zu einem
Sturm, der beim Fallen des Vorhanges am
Schluß des Stückes kein Ende finden wollte.
Der Abend klang in einem sinnbildlichen Akt
aus, der die Verbundenheit von deutscher Kunst
und deutscher Arbeit eindrucksvoll bestätigte.
Die Bühnenarbeiter der Staatsoper erschienen
an der von begeisterter Jugend umlagerten
Rampe und grüßten Reichsminister Dr. Goeb-
bels als den Schirmherrn der Zweiten Reichs-
theaterfestwoche mit dem deutschen Gruß.
*
Am Montag sprach Reichsminister Dr. Göb-
bels in der Musikhalle; wird werden morgen
darauf zurückkommen-

Selbstverwaltung - Selbstverantwortung
Staat-sekretär Grauen Uber Kommunalpolitik

DNV Harburg-Wilhelmsburg, 17. Juni
Das Gauamt für Kommunalpolitik hielt im
Rahmen des Gauparteitages Osthannover eine
kommunalpolitische Sondertagung ab, auf der
Staatssekretär Trauert das Wort nahm.
Der Redner gab zunächst einen kurzen Rück-
blick über die Jahre, die seit der Machtüber-
nahme hinter uns liegen. Wenn es in den ver-
flossenen zwei Jahren dank der großzügigen
Maßnahmen der Reichsregierung und dank
ihrer Initiative auf dem Gebiete der Arbeits-
beschaffung gelungen sei, den unmittelbar dro-
henden Zusammenbruch der Gemeindefinanzen
im ganzen Reich durch die Entlastung der Aus-
gabenseite von einem großen Teil der Wohl-
fahrtsaufwendungen sowie durch die Verbesse-
rung der Einnahmeseite abzuwenden und die
Gemeinden durch die große gesetzliche Umschul-
dung von dem Druck ihrer außerordentlich hohen
kurzfristigen Verbindlichkeiten zu befreien, so
könne das nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Damit sei aber die dauerhafte Sanierung der
Eemeindefinanzen, ohne die eine wirkliche Ge-
sundung der gesamten öffentlichen Finanzwirt-
schaft und der Volkswirtschaft überhaupt nicht
möglich sei, noch nicht erreicht. Die wichtigste
Aufgabe der kommenden zwei Jahre müsse es
sein, dieses Werk zu vollenden.
Aus den finanzrechtlichen Vorschriften, die in
die deutsche Gemeindeordnung ausgenommen
worden sind, behandelte der Staatssekretär die
Frage des Haushaltsausgleichs. Die
deutsche Gemeindeordnung bringe klar zum

Ausdruck, daß Selbstverwaltung Selbst-
verantwortung sei, daß die Gemeinden sich ein-
zurichten hätten und daß die Sorge für eine g e-
diegene Finanzwirtschaft in erster
Linie ihre Sorge sei. Auf der anderen Seite
müsse sich die Gemeinde darüber klar sein, daß
sie sich bei schuldhafter Verletzung dieser Vor-
schrift weitestgehender Eingriffe der Staatsauf-
sichtsbehörde aussetze. Was von den Gemeinden
unter allen Umständen verlangt werden müße,
sei eine unbedingt gediegene Finanzwirtschaft,
ein Fernhalten von finanzpolitischen Experimen-
ten jeder Art.
Staatssekretär Trauert streifte sodann das
Gemeindeumschuldungsgesetz und das
Arbeitsbeschaffungsprogramm. Er
betonte, daß sich die erhebliche Besserung der
Arbeitsmarktlage insbesondere bei der Erhö-
hung der Steuereinnahmen bemerkbar mache.
Die Erträgnisse, die den Gemeinden infolge der
staatlichen Maßnahmen aus der wirtschaftlichen
Belebung zuflößen, müßten dazu benutzt werden
den Etat nicht nur auszugleichen, sonder ihn
auf eine gesunde Basis zu stellen, d. h. es müß-
ten Rücklagen gemacht werden, damit in
dem Augenblick, wenn die Mittel aus dem
Reiche nicht mehr in die Wirtschaft flößen, die
Gemeinden von sich aus, so wie es auch früher
gewesen sei, die Initiative ergreifen könnten.
Jetzt werde die Wirtschaft mit zentralen Mitteln
angekurbelt, wenn das aber nicht mehr möglich
sei, müßten die Gemeinden und Städte, die dann
gesundet wären, diese Aufgabe übernehmen.

Steuerehrlichkeit und Steuermvral
Staatssekretär Reinhardt gegen die Steuersander

DNV Dresden, 17. Juni
Montag vormittag sprach Staatssekretär
Reinhardt im Großen Saale des Ausstel-
lungspalastes in Dresden auf einer fachwissen-
schaftlichen Tagung von fast 1700 Reichssteuer-
beamten aus ganz Deutschland. Er behandelte
die für die Herstellung der Steuerehrlich -
keit und die Hebung der Steuermoral
besonder wichtige Frage der Betriebsprü-
fung. Die bisherige Nachschau solle durch die
Buch- und Betriebsprüfung organisatorisch zu-
sammengefaßt werden. Auch die bisherige Lohn-
steuerprüfung soll an die organisatorische Be-
triebsprüfung angeschlossen werden.
Ohne Steuern, so führte Staatssekretär Rein-
hardt weiter aus, gäbe es keinen Staat, und
ohne Staat keine Daseinsmöglichkeit. Einer der
wichtigsten Grundsätze nationalsozialistischer
Steuerpolitik sei, daß die Steuer sozial
gerecht sein müsse. Diese Gerechtigkeit werde
durch Steuerhinterziehungen aufs schwerste ge-
fährdet. Betrug und Diebstahl seien als eines
der schwersten Verbrechen gegen die Volksge-
meinschaft angesehen worden. Die Betriebsprü-
fung solle nun den Staat und alle anständigen
Volksgenossen gegen derartige Steuerhinterzie-
hungen schützen. Sie diene damit der Stärkung
und Erhaltung der materiellen Kraft des
Staates und der anständigen Volksgenossen. Sie
müsse planmäßig sein und alle Betriebe erfassen.
Den anständigen Betriebsführer wolle sie auf-
klären und vor unbewußten Uebertretungen der
Steuergesetze bewahren. Sie werde sich vielfach
auch zum Vorteil der Steuerpflichtigen auswir-
ken.
Der Staatssekretär begrüßt, daß die Betriebs-
führung verpflichtet sei, den Betriebsprllfer bei
der Erfüllung seiner Aufgaben in jeder Weise
auch positiv zu unterstützen. Mit größtem Nach-
druck betonte Staatssekretär Reinhardt die der
Steuerverwaltung durch die Reichsabgabeord¬

nung übertragene Pflicht der Nachprüfung der
Verhältnisse des Steuerpflichtigen.
Anhand zahlreicher Einzelfälle wies Staats-
sekretär Reinhardt nach, daß es um die Steuer-
moral in Deutschland immer noch sehr bedenk-
lich bestellt sei, wenn auch in den beiden letzten
Jahren eine merkliche Besserung eingetreten sei.
Die Buchprüfungen würden, wenn sich der Ap-
parat einmal richtig eingespielt habe, jährlich
einige hundert Millionen RM bisher hinterzo-
gener Steuergelder erfaßen. Die Arbeit der
Buchprüfer werde daher für die künftige Gestal-
tung des Haushaltsplanes von außerordentli-
cher Bedeutung sein. Zurzeit sei bei den Betrie-
ben, bei denen die Buchhaltung nicht durch kauf-
männisches Personal, sondern durch den Be-
triebsführer, seine Ehefrau oder andere Ver-
wandte erledigt würde, dieselbe bei 5 vH in
Ordnung. Bei 95 vH würden die Bücher un-
ordentlich geführt, 30 vH gäben bei der Voran-
meldung zur Steuerzahlung wahrheitswidrig zu
niedrige Beträge an. In 10 vH der Fälle wür-
den zu Täuschungszwecken „doppelte" Bücher ge-
führt. Im kommenden Steuerverwaltungsgesetz
würden aus den bisherigen Sollvorschriften für
die ordnungsmäßige Betriebsführung Muß-
vorschriften werdn. Nach den Berichten der
Buchprüfer führten 80 vH aller Gewerbetreiben-
den nur unvollständig Buch.
Zum Schluß kündigte Staatssekretär Rein-
hardt an, daß vom nächsten Jahr ab jeder
Steuerbeamte die Buchführung und das Ab-
schluß- und Bilanzwesen vollkommen beherrschen
müsse, andernfalls er die Prüfung nicht bestehe.
In seinem zweiten Vortrag sprach Staats-
sekretär Reinhardt über nationalsozialisti-
sche Weltanschauung und die Durchführung der
Steuergesetze nach nationalsozialistischer Welt-
anschauung". Seine Ausführungen waren die
gleichen wie Anfang Mai in Eisenach.

Betreuung der ausscheidenden Soldaten
Sin eigener Msorgedienst der Wehrmacht

NdZ, Berlin 17. Juni
Der Reichskriegsminister und Oberbefehlsha-
ber der Wehrmacht teilt in einer Verfügung an
Heer und Marine mit, daß die Wehrmacht ei-
gene Fürsorgedienststellen hat. Für-
sorgeorgane sind die Fllrsorgeleiter, die Fürsor-
gereferenten und die Fürsorgeoffiziere. Sie be-
raten und betreuen die ausscheidenden
Soldaten, damit sie bald in den erstrebten
Zivilberufen unterkommen. Die Fürsorgedienst-
stellen sind natürlich anerkannt als nichtge-
werbsmäßige Einrichtungen zur Arbeitsvermitt-
lung und Berufsberatung außerhalb der Reichs-
anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslo-
senversicherung. Soweit es sich um Ausscheidende
mit Berechtigungsschein für bevorzugte Arbeits-
vermittlung handelt, ist es notwendig, mit den
Landesarbeitsämtern und Arbeitsämtern zu-
sammenzuarbeiten. Das Ueberleiten dieser Sol-
daten in geeignete Arbeitsplätze liegt denjeni-
gen Arbeitsämtern ob, die für den künftigen

Wohnsitz der ausscheidenden Soldaten (kurz-
dienenden) zuständig werden. Die Vorbereitun-
gen dazu, wie Aufklären der Soldaten, Feststel-
len der Berufszugehörigkeit nach BerufsgrüP-
pen, Ausfällen der Bewerbungsbogen durch die
Soldaten, Zusenden der Bewerbungsbogen durch
die Fürsorgeosfiziere an das nächste Arbeitsamt
sind im Einvernehmen mit dem Präsidenten der
Reichsanstalt vereinbart worden. Die Fürsorge»
organe müssen also enge Fühlung mit den zu»
ständigen Dienststellen der Reichsanstalt haben.
Gutes Vorbereiten trägt, so sagt der Reichs-
kriegsminister, sehr viel dazu bei, daß die Aus-
scheidenden auf den ihren Fähigkeiten entspre-
chenden Arbeitsplätze bald durch die Arbeitsäm-
ter eingesetzt werden. Mit dem Präsidenten der
Reichsanstalt ist deshalb vereinbart worden, daß
zum Aufklären und Beraten dieser Soldaten
auch leitende Beamte des nächsten Arbeitsamtes
mit herangezogen werden können.
 
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