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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 81 - Nr. 90 (5. April - 16. April)
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Seite 4

Heidelberger BolkSblatt" — Montag, den 8. ApeA IWtz

einer gesühlstief, warm und eindringlich gege-
benen Interpretation seiner Rolle als „Jesus"
Auch die führenden Frauenstimmen: Hilde
Wesselmann (Sopran-Arien und Rezita-
tive) und Agnes Schlier (Alt) waren vou
einer überragenden Schönheir und Reinheil
des Ausdrucks; man könnte dafür manche Stel-
len ans den Arien als besonders vollgültig
und in schönster Welse überzeugend anführen.
Im übrigen waren noch solistisch beteiligt:
Bernhard T rap p als „Judas", Rudolf Lau-
ser als „Petrus", Fritz Reuther als „Hoher»
Priester", Anna Grün, Eugen Eisinger
als „zwei falsche Zeugen", Rosa Huth, Mela»
nie Willareth als „zwei Mägde", Eugen
E i s inge r, Anton Baierle als „Priester",
Dr. Paul Well als „Pilatus" (recht überzeu-
gend), Paula Schneiderals „Weib des Pi-
latus". Mit gewohnter Kennerschaft sang Pius
Haugg (er war in letzter Stunde für Lader
Waibel emgesprungen) die Baß-Arien und
Rezitativs: eine besonders wohlgeformte Lei-
stung. — Ghor I und II wurde durch den ver-
stärkten A-capella-Chor des Bach-
vereins gestellt; ihm trat zur Seite em
Knabenchor aus der städt. Singschule und
der Ollerrealschule. Die Chöre boten außer-
ordentlich ^geschulte Leistungen, der Knabenchor
trug mit den Stimmen der Jungen eine we-
sentliche und besonders gern gehörte Note in
das Klangbild. — Das städt. Orchester (Solo-
violine Adolf Berg, Viola da gamba: Volkmar
Längin, Soloflöte: Max Schmiedel, Oboen
d'amove: Ludwig Dieter, Otto Schmortte)
trug mit instrumentaler reiner und feinster
Einführung und virtuoser Begleitung in we-
sentlichster Art und in gleicher Weise Renate
Noll am Cembalo und Dr. He Bert Haag
an der Orgel zum Erfolg -es Ganzen bei.
Pros. Dr. M. Poopen führte mit Umsicht
und starker Prägung. Die Zuhörerschaft, die
sich in der Kirche drängen mußte, so groß war
die Zahl, stand im Banne der Aufführung,
die mit einstündiger Unterbrechung von 4—8Vr
Uhr dauerte, bis zum Schluß. —er.

Vorn k^ilrn
6Ionslicklspieke
„Ferien vom I ch". Paul Kellers Roman-
idee wurde glücklich verfilmt, eine Idee, wie fie
sich jeder wünscht. Auf Anregung des Arztes
(G. H. Schnell) kauft ein reicher amerikanischer
Großindustrieller (H. Speelmans) ein Gut als
Ferienheim auf, in dem weder nach Name noch
Herkunft gefragt wird. Jeder bekommt eine
treffende Arbeit zugewiesen, Beschwerden sind
zwecklos. Aber man siehts, alle erholen sich präch-
tig in kurzer Zeit. Eines wurde aber „mitein-
geschleppt": die Liebe. Bald haben sich die Her-
zen des Amerikaners und der Eutstochter gefun-
den, und damit sie nicht allein sind, finden sich
noch 2 glückliche Menschen. Alle anderen Typen
geben dem Film die sonnige heitere Note, herr-
liche Naturaufnahmen wecken in jedem die Ur-
lauberlust, kurz, ein guter Griff mit „Ferien vom
Ich". — Im Beiprogramm läuft ein Film des
vorigjährigen Reichsberufswettkampfes und die
Wochenschau. A. S.
8cklok-l-ickkoiele
„Die Reiter von Deutsch-Ost-
a f r i k a." Ein Terra-Film von großem Aus-
maße, welcher uns die Heldentaten unserer
Schutztruppen fern der Heimat in den Kriegs-
jahren schildert. Die Handlung beginnt in den
ersten Augusttagen 1914. Beste Freunde wer-
den durch den Kriegsausbruch auseinander-
gerissen und stehen sich jetzt als Gegner gegen-
über. Es ist ein Spiel zwischen Freundschaft
uüd Pflicht. Tapferkeit, vorbildliche Kamerad-
schaft der Schutztruppen und das Heldentum
der deutschen Farmersfrau geben diesem Film
das Gepräge. Zum Gelingen trägt eine ausge-
zeichnete Besetzung wie Peter Foß, Ilse Stvo-
bawa, Sepp Risst u. a. bei. — Das Beipro-
gramm führt uns in die bayerischen Alpen mit
wunderbaren Aufnahmen der gewaltigen Berg-
welt. In der Tonwoche sehen wir «.a. eine
Reihe eindrucksvoller Aufnahmen von der Hsl-
dengedeukfeier M Bevlin.

Schaufenster angebracht haben, nicht ohne wei-
teres als deutsche (arische) Geschäfte anzusehen
sind. Der Gesamtverband der Deutschen Einzel-
händler umfaßt sämtliche Einzelhandelsbetriebe
Deutschland, also auch die, die sich nicht in ari-
schen Händen befinden.
X Von der Universität. Die Pressestelle
öer Universität Heidelberg teilt mit: An
Stelle des zu einer Forschungsreise beurlaub-
ten Senators Prof. Zintgraff ernannte
-er Rektor der Universität Heidelberg bis
auf weiteres den Senator Dozent Dr. Nie-
kand zum Leiter der Ausländsabteilung.
— Prof. Dr. Fischbeck, Tübingen, hat
den an ihn ergangenen Ruf auf den Lehr-
stuhl für physikalische Chemie mit Wirkung
des Sommer-Semesters angenommen. — Die
dem Gesamtpublikum zugängliche Vorlesung
von Prof. A. Bergstraeßer über „Welt-
politik und Weltwirtschaft" findet ab Mitt-
woch, den 10. April, von 17—18 Uhr im
Hörsaal der Universität statt.
X Bessere Kündigungsfristen für Posthel-
fer. Der Reichspostminister hat verfügt, daß
Mr die Angestellten als Posthelfer und Post-
helferinnen in Aenderung -er bisherigen Be-
stimmungen mit sofortiger Wirkung verbes-
serte Kündigungsfristen festgesetzt werden. Be-
reits nach ununterbrochener Beschäftigung
von mehr als drei Monaten bis zu einem
Jcchir tritt eine Kündigungsfrist von zwei
Wochen in Kraft, wobei die Kündigung nur
zum 15. jeden Monats oder zum Monats-
schluß zulässig ist. Nach einjähriger ununter-
brochener Dienstzeit gelten die noch günstige-
ren allgemeinen Kündigungsfristen.

Ernennung.


Der hochwürdigste Herr Erzbischof hat durch
Urkunde vom i. April d. Js. den Pfarrer
Friedrich Wilhelm Straub in Aulfingen
zum Dekan des Kapitels Geisingen er-
nannt.
Versetzungen.
27. März: Wilhelm Gärtner, Vikar in
Königheim i. g. E. nach Hemsbach. Wende-
lin Gihr, Vikar in Baden-Baden, Stifts-
kirche als Psarrverweser nach Heudorf-Rohr-
dorf. Alfred Spitz nagel, Pfarrer in
Heudorf-Rohrdorf, unter Absenzbewilligung
als Pfarrverweser nach Ludwigshafen a. V.,
Karl Vogel, Vikar in Karlsruhe, St. Bo-
nifaz, als Pfarrverweser nach Weiher, Dek.
Bruchsal. Dr. Johannes Häßler, Psarr-
verweser in Weiher, i. g. E. nach Oensbach,
Sebastian Maier, Pfarrvikar in Oens-
bach, als Vikar nach Baden-Baden. Stifts-
kirche.

Dor hundertjährige Stammesführer.
De- Älteste britische Soldat, Oberst Sir
Fitzrey Donald Maclean, feiert in die-
sen Tagen seinen hundertsten Geburtstag.
Sir Fitzrey ist in Großbritannien eine fast
legendäre Figur. Seine Familie führt seit 26
"Generationen den berühmten und weit ver-
zweigten schottischen Stamu der Maclean, der
in -er Geschichte Großbritanniens unter den
letzten Stuarts eine 'große Rolle gespielt hat.
Die Macleans unterstützten auch noch nach
-er britisch-hannoverschen Personalunion die
Prätendenten der Stuarts und beteiligten

Neue religiöse Bilder

Ein- und mehrfarbige Gebetbuch- und
Kinderbildchen, Post- 'uüd Glückwunsch-
karten für Ostern uüd zur Erstkommunion.
Verlag „Ars sacra" Josef Müller, Mün-
chen 13, Friedrichstraße 18.
Wie immer zu den besonderen Festzeiten be-
schert uns auch zu Ostern und Weißen Sonntag
der Verlag „Ars sacra" wieder eine Auswahl
>große und kleine Kommunion- und Andachts-
bilder, Glückwunsch karten und sonstige künstle-
rische Postkarten. Wenn wir bei den großen
Bildern beginnen, so verdienen vor allem die
beiden von Fra Angelico (Apostelkommu-
nion aus der Zelle 35 von San Marco in
'Kupfertiefdruck und die in zarten Farben ge-
haltene Verkündigung aus dem Dormitorium
von San Marco) Erwähnung. Das ist wirklich
religiöse Kunst, die über ihr Jahrhundert hin-
aus Maßstab bleibt. Stellt man daneben das
letzte Abendmahl von G. Fugel mit seiner
prachtvollen Farbwirkung uüd den ausdrucks-
vollen Apostelgestalten, so ist der Vergleich in-
teressant und wir freuen uns auch über diese
zeitgenössische Kunst. Es läßt sich noch über das
Herz-Jesu-Bild des gleichen Künstlers rüden,
das dem immer schwierigen Thema gerecht zu
werden sucht, wenn man auch über die Auffas-
sung geteilter Meinung sein kann. Albert
Figel ist Mit einem Bild „Christus als Prie-
ster" vertreten, das Christus in einem leuch-
tend roten Mantel zeigt, den wir in christlicher
Liebe über das Bild decken wollen. Der nichts-
sagende Christus ist ohne jade Wirkung. Die
durch ihre hübschen Kinderkarten bekannte
Künstlerin I. HummeI schenkt uns als Kom-
munionaüdenken „Das Jesuskind als guter
Hirt", das FrühkommuniVanten sicher sehr viel
zu sagen hat. Von der gleichen Künstlerin sind
Jesus mit der hl. Hostie ans der Patene und
das Jesuskind mit zwei Kerzen tragenden En-
gelnebenfalls als Kommuüionandenken erschie-
nen. Hier erhebt sich die Frage, ob diese „Der-
liüdlichung" des großen Mysteriums sich noch
verträgt mit der Lehre von der hl. Eucharistie,
ob dadurch nicht statt -em Kind das große Ge-
heimnis näherzübringen, die Distanz verloren
geht uüd Kommunion gleich Krippe uüd Weih-
nacht nur noch zu einer sentimentalen Sache
wird. Wir müssen uns hüten, die alte Süßlich-
keit durch eine neue übzulösen. Sehr gut da-
gegen ist das Anfnahmebild für Jungfrauen-
kongregationen künstlerisch uüd in der Idee

gleich gut gelungen uüd das Kommunioübild
von Hummel in seiner herben Innigkeit,
(Die genannten vier Bilder von I. Hum-
mel sind auch im Verlag „Ver sacrum" Rotten-
burg a. N. erschienen.)
Bon den Post- und Glückwunschkarten gilt
das gleiche. Die Karten im Umschlag von
Spötl sind reizvoll in ihrer Kindlichkeit uüd
Farbe, die von Becker, Haller und Figel
bei aller Lieblichkeit der Farbe uüd Zartheit
ausdruckslos. Hübsch sind die Osterpost-
karten von Hummel uüd die drei Glück-
wuüschkarten von Spötl. Wackerle ist mit -re:
duftigen Marienpostkarten vertreten, die mehr
sagen als die unmöglichen Madlenerkarten der
hl. Familie oder „Mägdlein Maria" uüd „Der
Zimmermannssohn".
In den Reihen der kleinen Bilder begegnen
uns: Kommunioübilder von Haller, Hummel,
Spötl, Reinthaler sowie die originelle kleine
Serie „Heilige Kommunikanten"; Beichtbilder
von Reinthaler; Kreuzweg-Bilder von Schuh-
macher; Schulentlassung für Mädchen uüd für
Knaben; „Die Gnade" und „Der Segen" von
Reinthaler; Beckert-Serie; Kinder-Serien: der
Frühling von Bachlechner; der Heinzelwirt
von I. Bohatta Morpurgo; 8 Kinderbilder
von Hummel üsw.
Auch hier ist sehr Feines neben Wertlosem,
nur Farbigem. Wobei noch zu bemerken ist,
daß sich nicht jedes große Bild einfach verklei-
nert als Andachtsbild eignet.
Wir haben das Vertrauen zu dem „Ars
sacra"-Verlag, dessen Ruf uüd Name verpflich-
tet, daß er diese Krisis der Kunst überwindet
uüd sich auf seine Aufgabe, führend in der reli-
giösen Kunst zu sein, besinnt. Die Wanderaus-
stellung der religiösen Kunst in Kirche und
Haus hat beachtenswerte Wege gezeigt und den
Blick für echte Kunst geschärft. Gerade dem
kleinen Andachtsbild, das sakrale Weihe atmen
und nicht zum kitschigen Bildchen werden soll,
kommt große erzieherische Bedeutung zu. Für
das Kind ist das Beste gerade gut genug und
— richtig geschult — wird es als Erwachsener
den Kitsch schon von selbst ablehnen. Aber auch
>in der kindlichsten Darstellung muß die Erha-
benheit des Göttlichen liegen. Hierin muß sich
der wahre Künstler bewähren uüd der Verlag
hat hier eine verantwortungsvolle Aufgabe.

sich an der Revolution von 1745, die mit der
Niederlage der Stuart-Anhänger endete. Das
Stammschloß der Macleans, Duart Castle,
wurde damals zerstört und konfisziert, und
erst vor dreißig Jahren wurde dem jetzigen
Stammesführer erlaubt, das Schloß zurückzu-
kaufen und wieder aufzubauen. Inzwischen
haben die Macleans lange Frieden mit -em
Hause Hannover (seit 1914 Haus Windsor)
geschlossen, und der greise Ches des Stam-
mes, der noch die berühmte Schlacht von
Alma und die Belagerung von Sewastopol
mitgemacht hat, wird am Regierungsjubiläum
des Königs diesem eine Huldigungsadresse des
größten schottischen Stammes überbringen.

Der Revolver des Bürgermeisters.
Der Bürgermeister von Newyork La Gu-
ardia hat sich, wie wir amerikanischen Zei-
tungen entnehmen, in sein Automobil Taschen
einbauen lassen, in denen jederzeit grrss-
bereit Revolver stecken. Angeblich hat
La Guardia in der letzten Zeit so ernsthaft zu
nehmende Drohbriefe erhalten, daß er auf
der Straße seines Lebens nicht mehr sicher
sei. Bei allen Ausfahrten wird er von De-
tektiven bewacht, aber das scheint La Guar-
dia nicht mehr ausreichend zu sein. La Gu-
ardia, der den Krieg als Major auf italieni-
scher Seite mitgemacht hat, gilt als einer der
besten Schützen Amerikas.

WetternachrtMtn
Für Dienstag: Bei lebhaften westlichen Win-
den zeitweise regnerisch, nur kurze Zwischen-
aufheiterungen.
WMrktand t
vom 8. (6.) April 1935:
Plochingen 60 (43), Heilbronn 134 (124),
Jagstfeld 118 (102), Diedesheim 147 (131),
Heidelberg 270 (270).

Scha»
Um die Heidelberger Schachmeisterschaft
Die dritte Runde des Sisgerturniers brachte
folgende Resultate: Pfiützner — Steiüle 1:0
und Schmaus — Entfleisch abgebrochen. Pfütz-
ner zeigte sich weiterhin in glänzender Form.
Steinle verteidigte sich äußerst riskant; Pfütz-
ner nützte die schwache Königsstellung des Geg-
ners durch eine geschickte Treibjagd auf den-
selben Es uüd eroberte den feindlichen König
mit einem schönen Turmopfer. Die Partie
Schmaüs — Gutsleisch mußte nach fünf Stun--
, den abgebrochen werden. Lange sah es nach
einem glatten Siege von Schmaus aus, der
aber sehr zahm fortsetzte. Aus der Abbruchs-
stellung dürfte nun trotz einem Mehrbauern
für ihn kaum mehr ein Gewinn herauszuholen
sein, es ist vielmehr mit einem Remis zu rech-
nen. Die Vorrunde ist damck beendet; für den
Eüdsteger dürften nur noch Pfützner (2 P.)
und Schmaus (2 P. l- 1 H) in Frage kommen^
Weitere Resultate aus den .Heidelb^ger
Turnieren
9. Runde Nebenturnier: Dr. Strobel 1, All-
geier 0; Siegmann 1, Barthels 0 (!); Richter 1,
Jsengard 0; Wilhelm 1, Dehrn 0; Müller 1^
Dennig 0; aus der 3. Runde: Dr. Ströbel 1^
Dehm 0. Es führen: Dr. Strobel uüd Wil-
helm mit IVs, Barthels 2 und Dennig 3 Mi-
nuspunkten.
Schüler: A-Klasse: Hartlieb 1 Gieiser 0;
Krüger I, Lauer 0; Breucker 0, Wippermann
Gg. 1; Wippermann M. 1, Kuhn 0; Gieiser 0,
Hauser 1; Lauer 0, Kuhn 1; Kuhn I, Breucker
0. —
B-KIafse: Martin 1, Bode 0; Venter 1, Ba-
der 0; Mierisch 0, Bader I; Mierisch 1, Knüp-
fer 0 (!); Mierisch 0, Martin 1.
E-Klasse: Förderer I, Mittenzwei 0 (!);
Thum W. 1, Wernet 0; Wippermann G. 1,
Bosch A. 0; Mittenzwei 0, Gärtner 1 (!);
Gärtner 0, Bosch A. 1. — Am Mittwoch, den
10. April, wird das Schülerturnier in "der
„Traube" zu Ende geführt.

Sritelberarr Beranstalüngtn
Montag, den 8. April: VDA Frauengrupps
u. NS Frauenschaft, 20.15 Uhr, großer
Saal der „Harmonie", Vortrag über: Gesuch
bei deutschen Siedlern in Brasilien."
*
Lichtspieltheater:
Capitol: „Fahrt in die Jugend".
Gloria: „Ferien vom Ich."
Kammerlicht: Im Reiche der Micky-
Maus".
Odeon: „Knock-Out".
Schloß licht: „Die Reiter von Deutsch-Ost-
afrika".
Filmbühne Leimen: „Der letzte Wal-
zer."


Dio Dassion naoli NANkäos von loli. 8ol). Laoli

^ukküdrnvA liarcü cken Laedver
Wenn in der Einführung zur „Matthäus-
Passion" von Prof. Dr. Hermann Poppen,
die mir am Samstag in unserer Zeitung
veröffentlichten, eingangs darauf hingewie-
sen worden ist, daß der „Bachverein" diese
Vach'sche Passion als einzigen Beitrag
zu den Gedenkfeiern für den Meister bei-
steuern könne, so darf dem nach der gestrigen
Aufführung hinzugefügt werden, daß damit
nun freilich auch eine ehrenvollste und tiefste
Würdigung des Musikschöpfers und des deut-
schen und gläubigen Menschen Joh. Seb.
Vach gegeben worden ist. Der Vachverein
hat mit dieser Aufführung seine beste Tra-
dition weitergeführt, er hat sich erneut als
einer der ersten und verantwortungsbewuß-
ten Träger im Heidelberger Musikleben er-
wiesen. Es darf in Hinblick auf die hinge-
bungsvolle Arbeit, die jetzt wieder diesen
Erfolg erzielen konnte, dem Verein und
allen denen, die sich gestern dazu noch in den
Dienst der großen Sache gestellt haben, zu-
mal und an erster Stelle aber dem so ver-
dienten Leiter, Prof. Dr. Hermann Pöp-
pe n, an dieser Stelle der anerkennende und
herzlichste Dank der Öffentlichkeit ausge-
sprochen werden.
Man wird diese „Matthäus-Passion" in
Erinnerung behalten. Sie ist majestätisch in
der. . . . Bescheidung, in der Hinwendung
ganz nach innen, in der kindlich-einfachen,
aber so unendlich stark vom geistigen Le-
bensgefühl gesättigten Sprache und Zwie-
sprache vom Menschen zum Eottmenschen. Da
ist Mystik, aber eine solche, deren Schau
klar, bewegt, dramatisch, aber auch immer
frei vom Ueberschrvunq des Ideologischen ist.
Da ist menschlich nahe Gottfrömmigkeit, die
personenhaft denkt und glaubt und lebt. Die
Passion ist eine Verpflichtung für die Ge-
genwart. Das Leid, die Not und die

ein in äer keierslrirelie.
Qual — diese Passion im ganz menschlichen
Sinne ist von dem Bewußtsein geadelt, daß
sie zugleich höchste Entfaltung der Kraft ist
und daß sie diese erlösende Lebendigkeit aus
nichts anderem als aus der Liebe ge-
winnt. Ihr Zeichen ist das Kreuz, aus ihm
kommt der Kraftstrom: „So reiß mich aus
den Aengsten — Kraft deiner Ang st
und Per n." —
Joh. Seb. Bach hat -w Erhabenheit
-es Kreuzestodes musikalisch interpretiert. Man
"darf ihn um die SeWstverständlichkeit, mit der
er zu -en größten Geheimnissen des Lebens
hinsm-et, bewundern. Nicht soll aber etwa da-
mit gesagt sein, -aß er sich einen bequemen Zu-
gang zu dieser wundervoll großen näiven
'Frömmigkeit erlaubt hätte. Je-er weiß, daß
musikalisch, in -en Chören uüd in -"en Solo-
partien außerordentlich hohe Anforderungen
gestellt werden. Und doch "ist es so, daß auch
aus -er Variation uüd Vevschilungenheit -es
-Bildes mit nicht überhörbarsm Klang stets -"er
eindringliche Klang des Leitmotivs hindurch-
dringt. Die Sprache solcher Musik ist in jedem
Moment einem jeden Hörer deutbar.
Die Ausführung des Bachveroins wat
-ganz ans die Wirksamkeit des inneren Willens
der Paffivnsmusik konzentriert. Die Chöre wie
-ie Solisten blieben ganz von dieser Aufsüssung
beherrscht, so daß man von einer selten schö-
nen uüd abgerundeten Gesamtleistung sprechen
konnte. Unter den Solisten hatten Karl Erb
als „Evangelist" nud Hans Kahl -als
„Jesus" die führenden Rollen. Die starte In-
anspruchnahme minderte nicht im "geringsten
-en herrlichen, manchmal in feinster Lyrik ver-
schwellenden Klang -er Stimme Karl Erbs
der zugleich die Tenor-Arien uüd -Rezitative
übernommen hatte. Hans K o h l bewährte sich
wiederum in bewundernswerter Weise mit
 
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