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Montag, den I- Mak ISS«
parlamenlswahlen in Südslawien
des Interessanten und Bedeutsamen enthalten,
daß erst durch eine zusammenfassende Darstel-
lung dieser 25 Regierungsjahre Georgs V. offen-
bar werden wird, wieviel sich unter Georgs V.
Regierung auf der Welt begeben und geändert
hat. Eine ganze Welt ist zusammengestürzt,
Reiche sind zusammengebrochen, nahe Ver-
wandte des Königs, die auf europäischen Thro-
nen saßen, haben ihre Krone verloren. Das
England, das britische Weltreich, an deren
Spitze er steht, sind von diesem gewaltigen Um-
schwung nicht unberührt geblieben. Auch hier
hat sich Gewaltiges zugetragen, der staatliche
Aufbau, das gesellschaftliche Leben, die soziale
Ordnung haben sich gewandelt oder sind noch
mitten in einem Entwicklungsprozeß begriffen,
dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Die Krone
von England scheint über diesem Wechsel zu
stehen, sie überdauert ihn, sie erweist sich stärker
als alle Kräfte der Veränderung, es ist nicht
zuletzt das Werk des Königs, der unauffällig,
zurückhaltend, taktvoll sein hohes Amt ausübte.
Soviel vermag auch heute noch, in unserer an-
geblich so unpersönlichen Zeit, die wirkliche
Persönlichkeit.
Das verschollene Reiseflugzeug
aufgesunden
Die Insassen getötet
DRV Berlin, 5. Mai. Das Reiseflugzeug
V — (MM- das aus seinem Fluge von Stutt-
gart nach Breslau verschollen war, ist am
Samstag vormittag im Fichtelgebirge am
Schneeberg ausgefunden worden. Holzarbeiter-
frauen aus der dortigen Gegend wurden durch
die gestern verbreitete Nachricht von dem Ver-
schwinden, des Flugzeuges daran erinnert, daß
sie am 3E April gegen Mittag von ihren Ar-
beitsstätten aus ein krachendes Geräusch gehört
hatten und erstatteten die Meldung, die zur
Auffindung führte. Aus ihren Aussagen und
dem Befund an der Unglücksstelle ergibt sich,
daß das Flugzeug infolge dichten Nebels in
Erdberührung gekommen und dabei abgestürzt
ist. Der Absturz muß den sofortigen Tod der
Insassen zur Folge gehabt haben. Mit der Be-
satzung, die aus dem Fluglehrer Sacht und den
Flugschülern Heinrich und Deichmann bestand,
sind als Fluggäste der Generalmajor im Reichs-
heer, Höring mit Frau und Tochter und der
Oberleutnant der Reichsluftw^ffe Braun, ums
Leben gekommen.
Selbstmord
verrät eine
Für 125 Millionen Lei rumänische Schatzscheine
gefälscht
Warschau, 5. Mai. Die polnische Polizei ent-
deckte in Warschau eine Fälscherbande, die ru-
mänische Schatzscheine im Werte von 125 Millio-
nen Lei hergestellt hatte. Die Fälscherwerkstätte
konnte ausgehoben und die fertiggestellten Fäl-
schungen beschlagnahmt werden. Sieben pol-
nische Mitglieder der Fälscherbande, deren Leiter
sich in Rumänien befinden, konnten verhaftet
werden. Auf die Spur der Fälscher war die
Polizei durch den Selbstmord eines der Mitglie-
der der Bande gekommen.
Keine Verhaftungen von
katholischen Zungmännern
Lügenmeldungen
DNB. Berlin, 4. Mai.
In ausländischen Blättern ist die Lügennach-
richt verbreitet worden, katholische Jungmannen
seien bei ihrer Rückkehr von einer Romfahrt an
der deutschen Grenze verhaftet und in ein Kon-
zentrationslager abgeführt worden.
Demgegenüber ist festzustellen, daß lediglich
eine Nachschau nach Uniform- und anderen Aus-
rüstungsstücken stattgefunden hat, um sicherzu-
stellen, daß bestehende Uniformverbote nicht ver-
letzt werden. Ein Jungmann ist wegen unge-
bührlichen Benehmens zwei Stunden lang in
polizeilichem Gewahrsam gehalten worden, dann
aber mit seiner Gruppe programmgemäß weiter-
gefahren.
Todesurteil gegen Veniselos
DNB Athen, 5. Mai. Das Kriegsgericht hat
eine Reihe von führenden Politikern, die an
dem letzten Aufstand beteiligt waren, in Ab-
wesenheit zum Tode verurteilt, und zwar:
Veniselos, General Plastiras, Tsanakakis und
Konduros. Der Präsident des Senats Kona-
tas erhielt fünf Jahre Gefängnis, Kyriakos
Veniselost der Sohn des Anstifters der Re-
bellion, zehn Jahre Gefängnis.
Die endgültigen Ergebnisse der letzten jugosla-
wischen Volkszählung werden jetzt veröffentlicht.
Die einzelnen Bekenntnisse weisen folgende Ver-
teilung auf: 6 785 000 Orthodoxe, 5 218 000
Katholiken, 1661 000 Mohammedaner, 321 000
Protestanten, 78 000 Juden, 70 000 Angehörige
anderer Bekenntnisse und nur 1000 Bekenntnis-
lose. Demzufolge bilden die Orthodoxen 48,70
Prcyent, die Katholiken 37,5 Prozent und die
Mohammedaner etwas mehr als 11 Prozent der
Gesamtbevölkerung.
Die große Ausstellung „Das Wunderdes
Lebens" schloß am Sonntag in Berlin, nach-
dem sie eine Besucherzahl von 600000 erreicht
hatte,
Die Regierungspartei siegreich
Die bisherigen Wahlergebnisse
DNB. Belgrad, 6. Mai.
Die endgültigen Ergebnisse der am Sonntag
in Südslawien erfolgten Parlaments wäh-
len liegen um Mitternacht bisher nur verein-
zelt vor; jedoch ist aus den Meldungen bereits
ersichtlich, daß die Regierung mit sehr zufrieden-
stellenden Wahlziffern rechnen kann. Allerdings
konnte auch die Opposition beachtliche Erfolge
erringen. Es gelang ihr z. V. in Belgrad,
das naturgemäß am stärksten dem Einfluß der
Regierung unterliegt, bei der öffentlich und
mündlich durchgeführten Abstimmung fast 30
Prozent aller Stimmen auf sich zu vereinigen.
Dagegen weisen die vom flachen Land gemelde-
ten Ziffern fast nur Regierungsstimmen auf. In
manchen Gegenden scheint sich der gegen die Re-
gierung eingestellte Teil der Bevölkerung aller-
dings der Abstimmung weitgehend enthalten zu
haben. So erschienen z. B. in der südserbischen
Hauptstadt Skoplje (Ueskub) nur 40 Prozent
der Wahlberechtigten bei der Abstimmung. Die
Gesamtziffern sind jedoch nicht vor Montag zu
erwarten. Die bisher mitgeteilten Ergebnisse
lassen den Schluß zu, daß die Regierung nicht
nur die relative, sondern möglicherweise auch
die absolute Mehrheit für sich buchen konnte.
Sie wird demzufolge von den 370 zur Vertei-
lung gelangenden Mandaten etwa 300 besetzen.
Das Wahlgesetz sieht nämlich vor, daß die rela-
tiv stärkste Partei drei Fünftel aller Mandate
erhält, daß aber eine Partei mit absoluter
Mehrheit auch an der Verteilung der restlichen
Mandate noch einmal teilnimmt.
Am schwächsten schnitt der ehemalige Minister-
präsident Ljotitsch ab, auf dessen Partei-
programm die Forderung nach dem Ständestaat
steht. Es ist so gut wie sicher, daß er die Min-
destzahl von 50 000 Stimmen nicht erreichen und
demzufolge ohne Mandat bleiben wird. Auch
der ehemalige Justizminister Maximowitsch,
der mit einer eigenen Liste auftrat, hat nur
wenig Aussicht auf Erfolg.
Der fünftägige Aufenthalt des Aachener Dom-
chores in der Ewigen Stadt wurde zu einem
großen Erfolg für die Weltgeltung deutscher
Musikkunst, insbesondere der deutschen Kirchen-
musik. Den öffentlichen Auftakt der musikalischen
Darbietungen brachte das Konzert in der Päpst-
lichen Musikhochschule am Samstag, 27. April,
das vor völlig ausverkauftem Saale stattfand.
Unter den Ehrengästen bemerkte man Kardinal
Laurenti, Bischof Dr. Vogt und Bischof Dr. Hu-
dal. Die außerordentliche Auswahl klassischer
Polyphonie und moderner Chormusik wurden
durch die hervorragenden Leistung des Chores
unter Leitung von Domkapellmeister Rehmann
zu einem Glanzpunkt des ganzen Reisepro-
gramms. In bester Verfassung zeigten sich auch
die Solisten Mayenfels (Trier) und Esser
(Aachen). Hermann Schröder, Dozent an der
Kölner Musikhochschule, beherrschte meisterhaft
die Orgel und fand mit seiner eigenen Schöp-
fung „Toccata" außerordentlich starken Beifall.
Mit O. Jochums „Litanei" klang das Konzert
aus. Der Beifall war stark und anhaltend und
die da-capo-Rufe endeten erst, als der Kapell-
meister zu einer Wiederholung sich gezwungen
sah.
Der Weiße Sonntag bildete vor allem
ein Erlebnis für die deutsche Kolonie. Am Mor-
gen zelebrierte Bischof Dr. Vogt die feierliche
hl. Messe und spendete sechs Mädchen und fünf
Knaben der deutschen Kolonie die erste hl. Kom-
munion. Der Chor wirkte wieder mit. Um 10
Uhr fand in der deutschen Kirche der Anima ein
feierliches von Bischof Dr. Hudal zelebriertes
Festhochamt statt, wobei sich neben dem Domchor
Heinrich Weber (Aachen) an der Orgel auszeich-
nete. Bischof Dr. Hudal nahm in seiner An-
sprache die Anwesenheit des Aachener Domchors
zum Anlaß, Karl den Großen als eine christliche
und nationale Führergestalt herauszustellen, wo-
bei er zum Chor gewandt u. a. betonte: „Mit
herzlicher Freude begrüßen die deutschsprechenden
Katholiken der Ewigen Stadt den Domchor von
Aachen und seinen hohen Protektor, den Bischof
dieser ehrwürdigen Kathedrale, der vor 46 Jah-
ren in unserer Anima als Kaplan seine römi-
schen Studien begonnen hat. Wenn wir dem
Aachener Domchor den Willkommgruß entbieten,
diesem ältesten des heutigen deutschen Reiches,
in dessen Geschichte und Überlieferung seit 1130
Jahren soviele hervorragende Persönlichkeiten
als Dirigenten, Lehrer, Tondichter und Sänger
genannt werden, so grüßen wir in ihm auch
jene kraftvolle Herrschergestalt Karl den Gro-
ßen, dessen Weitblick und Taikraft der Domchor
von Aachen seine Gründung verdankt, denn diese
Schola Palatina war- mit den Sängerschulen von
Metz und St. Gallen die älteste Pflegestätte der
Musik in deutschen Laichen, der Ausgangspunkt
der deutschen Musikkultur und die Keimzelle der
so großen und stolzen deutschen Musikgeschichte."
Während des Weißen Sonntags erreichte den >
Chor die ehrenvolle Einladung, bei der großen
Schlußfeier des Hl. Jahres, an der
der Papst teilnahm, im Petersdome mitzuwir-
ken. Zum größten Bedauern höchster Stellen und
der vielen kleinen und großen Sänger konnte
der Chor sich jedoch dafür nicht freimachen, da
fast zur gleichen Zeit seit langem ein Konzert in
der Anima festgesetzt und ausverkauft war, das
aber auch der Sache der deutschen Musik neue
Freunde gewonnen hat.
Am 29. April wohnte der Chor der hl. Messe
bei, die Dr. Brosch von der Anima, der auch die
ganzen römischen Vorbereitungen geleitet hatte.
Die Agentur Avala bringt bereits einige Er-
gebnisse aus größeren Städten, aus denen her-
vorgeht, daß die Liste Jeftitsch in allen
Teilen des Landes eine überwältigende Mehr-
heit erzielt hat. So stimmten in Belgrad 90 v.H.
der Wähler für die Liste Jeftitsch, in der Hafen-
stadt Susak 80 v. H., Skoplje (Ueskub) in Süd-
serbien meldet 75 v. H. für Jeftitsch und Banja
Luka in Bosnien über 75 v. H. In der Stadt
Laibach in Slowenien ergab eine um 21 Uhr
veröffentlichte vorläufige Zählung 2494 Stim-
men für Jeftitsch, 6 Stimmen für Matschek und
5 Stimmen für Ljotitsch.
Die Gemeindewahlen
in Frankreich
DNB. Paris, 5. Mai.
Der Sonntag stand im Zeichen des ersten
Wahlgangs zu den Gemeinderatswahlen. Unter
etwa 2 Millionen Kandidaten werden in 38 014
Gemeinden rund 450 000 neue Gemeinderäte ge-
wählt. Die Wahlhandlung begann in den mei-
sten Bezirken schon in den frühen Morgenstun-
den. Zur Aufnahme der zu erwartenden rund
1300 telegraphischen Ergebnismeldungen sind im
Innenministerium besondere Apparate aufgestellt
worden, die zwischen 1200 und 1400 Worte in
der Stunde aufnehmen.
Nach den bisher vorliegenden Meldungen hat
sich die Wahlhandlung im ganzen Land ruhig
vollzogen. In Paris kam es nur im 18. Arron-
dissement zu Zusammenstößen, wo die weiblichen
Kandidatinnen, die — obwohl sie weder ein pas-
sives noch ein aktives Wahlrecht besitzen — eine
Demonstrationswahl veranstalteten, um
den Beweis zu erbringen, daß die Bevölkerung
für das Frauenwahlrecht ist. Erregte Anhänger
der Frauenrechtlerinnen bewarfen die Polizei
mit Reißpuder, und mehrere Personen wurden
auf die Wache abgeführt, sowie verschiedene
Standquartiere der weiblichen Kandidatinnen
geschlossen.
am Grabe der hl. Cäcilia in den Callistuskata-
komben zelebrierte. Hierbei wurde auch das
wunderbare Chorwerk „Sancta Cäcilia" von
H. Lehmacher an dieser historischen Stätte
vorgetragen.
Vor der großen Sonderaudienz empfing der
Hl. Vater Bischof Dr. Vogt, der anschließend dem
Papst die Herren Msgr. Schümmer-Aachen, Dom-
kapellmeister Rehmann und Dr. Brosch vor-
stellte.
Im Konsistoriensaal hatten inzwischen der
Domchor und die Freunde des Domchores Auf-
stellung genommen. Bischof Dr. Vogt überreichte
dem Hl. Vater eine Huldigungsadresse des
Aachener Domchors mit der naturgetreuen Nach-
schrift der Aachener Hymne „Urbs aquensis" aus
der ältesten Handschriftüberlieferung (13. Jahr-
hundert), die der Düsseldorfer Graphiker I. Held
auf Pergament in künstlerischer Ausführung
geschaffen hatte. Dann sang der Chor das feier-
liche „Tu es Petrus" von Rehmann. Nach der
„Urbs aquensis", der Aachener Hymne, folgte
das deutsche Volkslied „Wem Gott will rechte
Gunst erweisen" nach einer Bearbeitung von
Rehmann, das der Hl. Vater mit dem Ausspruch
„Sehr schön" belobigte. Nach dem wirklich glän-
zend gesungenen „Laudate Dominum" von Nekes
hielt der Hl. Vater in Deutsch eine Ansprache,
in der er u. a. ausführte: „Wir haben Ihr Pro-
gramm gelesen und wissen, daß Sie dem gütigen
Gott und der gütigen Mutter, der Kirche, in
Ihren Familien und in Ihrem herrlichen Vater-
lande den rettenden Glauben durch die Uebung
Ihrer Kunst erhalten wollen. Aber, geliebte
Söhne, Sie müssen auch das ganze Leben üben,
nie werden Sie genug arbeiten, nie genug auf-
opfern für ein so schönes, für ein so erhabenes
und notwendiges Programm. Damit ist nicht
gesagt, daß die Erfüllung eines solchen Pro-
gramms leicht sei oder leicht sein könne. Man
darf aber auch nicht vergessen, daß ein wahres,
ein braves christkatholisches Leben nicht immer
ganz leicht ist, auch nicht in ruhigen Zeiten.
Aber, was es auch immer sein wird: Alles kann
in Zweifel kommen. Aber die Zukunft ist in
Händen Gottes. In dieser Hoffnung und in die-
ser Gewißheit sollen wir immer mutig und
großmütig vorwärts gehen und dem gütigen
Gott folgen." Der Hl. Vater schloß mit dem
Segenswunsche: „lieber alles und mit
allem wollen Wir hier Unser so
teures Deutschland segnen!"
Nach dem Päpstlichen Segen erscholl ein drei-
faches begeistertes „Heil" aus den Hl. Vater.
Das Te Deum beendete die Audienz. Der Dom-
chor hat inzwischen Rom verlassen und in Flo-
renz und Mailand Konzerte gegeben. Am 1. Mai
beging der Domchor mit der deutschen Kolonie
und der Kreisleitung der NSDAP Mailand den
Tag der Nationalen Arbeit.
Den Höhepunkt des Treffens der alten
Gardisten in Berlin bildete der Feldgot-
tesdienst am Sonntag auf dem Königsplatz und
der anschließende einstündige Vorbeimarsch der
zum Treffen erschienenen rund 20 000 Angehöri-
gen des Gardekorps vor Generalmajor Schaum-
burg und zahlreichen Generälen der alten Armee.
*
Der von der Danziger Regierung nach
der Abwertung des Guldens eingesetzte Preiskom-
missar hat jetzt die Preisgestaltung mit einem
Erlaß endgültig geregelt.
Ser Aachener Svmchor in Rom
Lin großer Erfolg für die Weltgeltung deutschen Musikschaffens
Sin Gang durch die
Weltausstellung
Von unserm Brüsseler Bericht-
erstatter
Brüssel, 2. Mai
Wenn auch die Brüsseler Weltausstellung am
Tage ihrer Eröffnung noch nicht fertig dastand,
so läßt doch das bis jetzt Geschaffene erkennen,
daß sie ihren Besuchern etwas zu bieten haben
wird. Große Ausstellungen pflegen am Er-
öffnungstag., nie fertig zu sein. In Brüssel kam
diesmal hinzu, daß das schlechte Wetter der letz-
ten Wochen den Fortgang der Arbeiten außer-
ordentlich hemmte. Die Ausstellungsleitung
hofft dennoch, in zwei Wochen alles unter Dach
und Fach gebracht zu haben. Jedenfalls wird
jetzt noch mit Hochdruck gearbeitet.
Das Gelände im Brüsseler Vorort Heysel
ist für eine Ausstellung wie geschaffen. Leicht
ansteigend, hügelig, geräumig. Die Architekten
und Ingenieure haben diese Voraussetzungen ge-
schickt auszunutzen verstanden. Bauten und Ge-
lände sind aufeinander abgestimmt. Vom
Haupteingang aus sieht man über eine Allee
von Brunnen und Wasserspielen, die von Rasen
und herrlichen Blumenbeeten umrahmt sind,
hinauf zur riesigen Zentralhalle, die ein
Prunkstück architektonischer Kunst darstellt.
Bunte Trachten der Flamen, Bretonen, Marok-
kaner und internationales Sprachengewirr be-
grüßen den Eintretenden. Spitze Türme stehen
neben Kuppelbauten, neben massiven und wuch-
tigen Bauten stehen einfache Bauernhäuser mit
Strohdächern. Die Liliputeisenbahn keucht und
pfeift munter, ihre Schleifen durch die Aus-
stellung ziehend.
Wie schon gesagt, die Zentralhalle ist das im-
posanteste Gebäude der Weltausstellung. Trotz
ihren gewaltigen Ausmaßen wirkt sie elegant
und ausgeglichen. Nach ihrer Westseite ist sie
mit einer kleineren Halle verbunden, in der sich
eine militärische Ausstellung befindet- Von hier
aus beginnt man die Reise durch die
Welt. Hier haben sich die einzelnen Staaten
ein Stelldichein gegeben. Auch die einzelnen
Pavillons sind geschmackvoll hergerichtet worden.
Gläserne Rundbauten, Warenhäuser, Mode-
schauen, Tanztees, Konditoreien, Restaurants
wechseln in bunter Folge. Man sieht dann die
Palais einiger Länder oder Firmen, ein
I Bauernhaus aus Malmedy und schließlich auch
ein großes zweistöckiges Gebäude, aus dem bay-
rische Klänge hallen. „Oberbayern" heißt
das Haus, in dem hundert bayrische Dirndl
schwere Maßkrüge an die Tische tragen. Hier
war der Treffpunkt der Deutschen, die in reicher
Zahl die Ausstellung besucht haben.
Irgendwo hat man auch Alt-Brüssel
Wiedererstehen lassen. Alte, kleine, unansehn-
liche Häuser sind da aufgebaut worden, ohne
Sonne, wenig Licht, kaum Sonne. Am Stadt-
tor steht die Wache. In seinem Arbeitszimmer
sitzt mit Würde der Bürgermeister. Trotz allem,
es müssen schöne, geruhsame Zeiten gewesen
sein, anspruchslos und bescheiden.
Von paradiesischer Schönheit ist die Ausstel-
lung der Blumenzüchter. Wohin man
auch den Blick schweifen läßt, nichts als Blu-
men, immer wieder Blumen, Rasen, Beete,
Rabatten. Geschmackvoll, künstlerisch, harmonisch
zusammengestellt. Fünfhundert Quadratmeter
— nur Blumen. Hier ruht das Auge aus, hier
kann man wieder zu sich kommen, wen man vom
lärmenden Getriebe der übrigen Ausstellung er-
müdet ist- Um das Ausstellungsgelände herum
liegen die Rummelplätze, die auf keiner
Ausstellung fehlen dürfen. Auch hier sieht man
vorerst nur die Gerüste. Nur die Achterbahn ist
schon in Betrieb.
Bei der feierlichen Eröffnung der Weltaus-
stellung hat der König der Belgier den Wunsch
ausgesprochen, die Ausstellung möge zu einem
Mittler des Friedens werden. Deutschland ist
in Brüssel offiziell nicht vertreten, nur die aus-
ländischen Niederlassungen deutscher Werke
haben sich beteiligt. Aber an vielen Stellen, in
vielen Hallen sieht man, wie deutscher Geist und
deutsche Schaffenskraft über der Arbeit anderer
Länder gewaltet hat. Möge deshalb der fried-
liche Zweck der Brüsseler Weltausstellung auch
die Erkenntnis fördern, daß es ganz ohne
Deutschland doch nicht geht. F. H.
Ministerpräsident Flandin hatte am Sams-
tag an der Pariser Stadtgrenze einen Kraftwa-
genunfall. Der Ministerpräsident erlitt einen
Armbruch und wurde in ein Krankenhaus über-
geführt. Seine Frau erlitt nur eine leichte Er-
schütterung. Tie Tochter und die vier anderen
Insassen des Wagens blieben unverletzt.
Die italienisch-österreichisch-unga-
rischen Besprechungen in Venedig
sind am Sonntag fortgesetzt worden. Auf italieni-
scher Seite wird erklärt, es bestehe kein Grund
zu der Annahme, daß Ungarn sich der kommen-
den Donaukonferenz sernhalten wolle. In unga-
rischen Kreisen verlautet, daß in Venedig keine
Protokolle unterschrieben, geschweige denn ein
Pakt abgeschlossen würde. Es handle sich nach wie
vor nur um eine Beratung.
Montag, den I- Mak ISS«
parlamenlswahlen in Südslawien
des Interessanten und Bedeutsamen enthalten,
daß erst durch eine zusammenfassende Darstel-
lung dieser 25 Regierungsjahre Georgs V. offen-
bar werden wird, wieviel sich unter Georgs V.
Regierung auf der Welt begeben und geändert
hat. Eine ganze Welt ist zusammengestürzt,
Reiche sind zusammengebrochen, nahe Ver-
wandte des Königs, die auf europäischen Thro-
nen saßen, haben ihre Krone verloren. Das
England, das britische Weltreich, an deren
Spitze er steht, sind von diesem gewaltigen Um-
schwung nicht unberührt geblieben. Auch hier
hat sich Gewaltiges zugetragen, der staatliche
Aufbau, das gesellschaftliche Leben, die soziale
Ordnung haben sich gewandelt oder sind noch
mitten in einem Entwicklungsprozeß begriffen,
dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Die Krone
von England scheint über diesem Wechsel zu
stehen, sie überdauert ihn, sie erweist sich stärker
als alle Kräfte der Veränderung, es ist nicht
zuletzt das Werk des Königs, der unauffällig,
zurückhaltend, taktvoll sein hohes Amt ausübte.
Soviel vermag auch heute noch, in unserer an-
geblich so unpersönlichen Zeit, die wirkliche
Persönlichkeit.
Das verschollene Reiseflugzeug
aufgesunden
Die Insassen getötet
DRV Berlin, 5. Mai. Das Reiseflugzeug
V — (MM- das aus seinem Fluge von Stutt-
gart nach Breslau verschollen war, ist am
Samstag vormittag im Fichtelgebirge am
Schneeberg ausgefunden worden. Holzarbeiter-
frauen aus der dortigen Gegend wurden durch
die gestern verbreitete Nachricht von dem Ver-
schwinden, des Flugzeuges daran erinnert, daß
sie am 3E April gegen Mittag von ihren Ar-
beitsstätten aus ein krachendes Geräusch gehört
hatten und erstatteten die Meldung, die zur
Auffindung führte. Aus ihren Aussagen und
dem Befund an der Unglücksstelle ergibt sich,
daß das Flugzeug infolge dichten Nebels in
Erdberührung gekommen und dabei abgestürzt
ist. Der Absturz muß den sofortigen Tod der
Insassen zur Folge gehabt haben. Mit der Be-
satzung, die aus dem Fluglehrer Sacht und den
Flugschülern Heinrich und Deichmann bestand,
sind als Fluggäste der Generalmajor im Reichs-
heer, Höring mit Frau und Tochter und der
Oberleutnant der Reichsluftw^ffe Braun, ums
Leben gekommen.
Selbstmord
verrät eine
Für 125 Millionen Lei rumänische Schatzscheine
gefälscht
Warschau, 5. Mai. Die polnische Polizei ent-
deckte in Warschau eine Fälscherbande, die ru-
mänische Schatzscheine im Werte von 125 Millio-
nen Lei hergestellt hatte. Die Fälscherwerkstätte
konnte ausgehoben und die fertiggestellten Fäl-
schungen beschlagnahmt werden. Sieben pol-
nische Mitglieder der Fälscherbande, deren Leiter
sich in Rumänien befinden, konnten verhaftet
werden. Auf die Spur der Fälscher war die
Polizei durch den Selbstmord eines der Mitglie-
der der Bande gekommen.
Keine Verhaftungen von
katholischen Zungmännern
Lügenmeldungen
DNB. Berlin, 4. Mai.
In ausländischen Blättern ist die Lügennach-
richt verbreitet worden, katholische Jungmannen
seien bei ihrer Rückkehr von einer Romfahrt an
der deutschen Grenze verhaftet und in ein Kon-
zentrationslager abgeführt worden.
Demgegenüber ist festzustellen, daß lediglich
eine Nachschau nach Uniform- und anderen Aus-
rüstungsstücken stattgefunden hat, um sicherzu-
stellen, daß bestehende Uniformverbote nicht ver-
letzt werden. Ein Jungmann ist wegen unge-
bührlichen Benehmens zwei Stunden lang in
polizeilichem Gewahrsam gehalten worden, dann
aber mit seiner Gruppe programmgemäß weiter-
gefahren.
Todesurteil gegen Veniselos
DNB Athen, 5. Mai. Das Kriegsgericht hat
eine Reihe von führenden Politikern, die an
dem letzten Aufstand beteiligt waren, in Ab-
wesenheit zum Tode verurteilt, und zwar:
Veniselos, General Plastiras, Tsanakakis und
Konduros. Der Präsident des Senats Kona-
tas erhielt fünf Jahre Gefängnis, Kyriakos
Veniselost der Sohn des Anstifters der Re-
bellion, zehn Jahre Gefängnis.
Die endgültigen Ergebnisse der letzten jugosla-
wischen Volkszählung werden jetzt veröffentlicht.
Die einzelnen Bekenntnisse weisen folgende Ver-
teilung auf: 6 785 000 Orthodoxe, 5 218 000
Katholiken, 1661 000 Mohammedaner, 321 000
Protestanten, 78 000 Juden, 70 000 Angehörige
anderer Bekenntnisse und nur 1000 Bekenntnis-
lose. Demzufolge bilden die Orthodoxen 48,70
Prcyent, die Katholiken 37,5 Prozent und die
Mohammedaner etwas mehr als 11 Prozent der
Gesamtbevölkerung.
Die große Ausstellung „Das Wunderdes
Lebens" schloß am Sonntag in Berlin, nach-
dem sie eine Besucherzahl von 600000 erreicht
hatte,
Die Regierungspartei siegreich
Die bisherigen Wahlergebnisse
DNB. Belgrad, 6. Mai.
Die endgültigen Ergebnisse der am Sonntag
in Südslawien erfolgten Parlaments wäh-
len liegen um Mitternacht bisher nur verein-
zelt vor; jedoch ist aus den Meldungen bereits
ersichtlich, daß die Regierung mit sehr zufrieden-
stellenden Wahlziffern rechnen kann. Allerdings
konnte auch die Opposition beachtliche Erfolge
erringen. Es gelang ihr z. V. in Belgrad,
das naturgemäß am stärksten dem Einfluß der
Regierung unterliegt, bei der öffentlich und
mündlich durchgeführten Abstimmung fast 30
Prozent aller Stimmen auf sich zu vereinigen.
Dagegen weisen die vom flachen Land gemelde-
ten Ziffern fast nur Regierungsstimmen auf. In
manchen Gegenden scheint sich der gegen die Re-
gierung eingestellte Teil der Bevölkerung aller-
dings der Abstimmung weitgehend enthalten zu
haben. So erschienen z. B. in der südserbischen
Hauptstadt Skoplje (Ueskub) nur 40 Prozent
der Wahlberechtigten bei der Abstimmung. Die
Gesamtziffern sind jedoch nicht vor Montag zu
erwarten. Die bisher mitgeteilten Ergebnisse
lassen den Schluß zu, daß die Regierung nicht
nur die relative, sondern möglicherweise auch
die absolute Mehrheit für sich buchen konnte.
Sie wird demzufolge von den 370 zur Vertei-
lung gelangenden Mandaten etwa 300 besetzen.
Das Wahlgesetz sieht nämlich vor, daß die rela-
tiv stärkste Partei drei Fünftel aller Mandate
erhält, daß aber eine Partei mit absoluter
Mehrheit auch an der Verteilung der restlichen
Mandate noch einmal teilnimmt.
Am schwächsten schnitt der ehemalige Minister-
präsident Ljotitsch ab, auf dessen Partei-
programm die Forderung nach dem Ständestaat
steht. Es ist so gut wie sicher, daß er die Min-
destzahl von 50 000 Stimmen nicht erreichen und
demzufolge ohne Mandat bleiben wird. Auch
der ehemalige Justizminister Maximowitsch,
der mit einer eigenen Liste auftrat, hat nur
wenig Aussicht auf Erfolg.
Der fünftägige Aufenthalt des Aachener Dom-
chores in der Ewigen Stadt wurde zu einem
großen Erfolg für die Weltgeltung deutscher
Musikkunst, insbesondere der deutschen Kirchen-
musik. Den öffentlichen Auftakt der musikalischen
Darbietungen brachte das Konzert in der Päpst-
lichen Musikhochschule am Samstag, 27. April,
das vor völlig ausverkauftem Saale stattfand.
Unter den Ehrengästen bemerkte man Kardinal
Laurenti, Bischof Dr. Vogt und Bischof Dr. Hu-
dal. Die außerordentliche Auswahl klassischer
Polyphonie und moderner Chormusik wurden
durch die hervorragenden Leistung des Chores
unter Leitung von Domkapellmeister Rehmann
zu einem Glanzpunkt des ganzen Reisepro-
gramms. In bester Verfassung zeigten sich auch
die Solisten Mayenfels (Trier) und Esser
(Aachen). Hermann Schröder, Dozent an der
Kölner Musikhochschule, beherrschte meisterhaft
die Orgel und fand mit seiner eigenen Schöp-
fung „Toccata" außerordentlich starken Beifall.
Mit O. Jochums „Litanei" klang das Konzert
aus. Der Beifall war stark und anhaltend und
die da-capo-Rufe endeten erst, als der Kapell-
meister zu einer Wiederholung sich gezwungen
sah.
Der Weiße Sonntag bildete vor allem
ein Erlebnis für die deutsche Kolonie. Am Mor-
gen zelebrierte Bischof Dr. Vogt die feierliche
hl. Messe und spendete sechs Mädchen und fünf
Knaben der deutschen Kolonie die erste hl. Kom-
munion. Der Chor wirkte wieder mit. Um 10
Uhr fand in der deutschen Kirche der Anima ein
feierliches von Bischof Dr. Hudal zelebriertes
Festhochamt statt, wobei sich neben dem Domchor
Heinrich Weber (Aachen) an der Orgel auszeich-
nete. Bischof Dr. Hudal nahm in seiner An-
sprache die Anwesenheit des Aachener Domchors
zum Anlaß, Karl den Großen als eine christliche
und nationale Führergestalt herauszustellen, wo-
bei er zum Chor gewandt u. a. betonte: „Mit
herzlicher Freude begrüßen die deutschsprechenden
Katholiken der Ewigen Stadt den Domchor von
Aachen und seinen hohen Protektor, den Bischof
dieser ehrwürdigen Kathedrale, der vor 46 Jah-
ren in unserer Anima als Kaplan seine römi-
schen Studien begonnen hat. Wenn wir dem
Aachener Domchor den Willkommgruß entbieten,
diesem ältesten des heutigen deutschen Reiches,
in dessen Geschichte und Überlieferung seit 1130
Jahren soviele hervorragende Persönlichkeiten
als Dirigenten, Lehrer, Tondichter und Sänger
genannt werden, so grüßen wir in ihm auch
jene kraftvolle Herrschergestalt Karl den Gro-
ßen, dessen Weitblick und Taikraft der Domchor
von Aachen seine Gründung verdankt, denn diese
Schola Palatina war- mit den Sängerschulen von
Metz und St. Gallen die älteste Pflegestätte der
Musik in deutschen Laichen, der Ausgangspunkt
der deutschen Musikkultur und die Keimzelle der
so großen und stolzen deutschen Musikgeschichte."
Während des Weißen Sonntags erreichte den >
Chor die ehrenvolle Einladung, bei der großen
Schlußfeier des Hl. Jahres, an der
der Papst teilnahm, im Petersdome mitzuwir-
ken. Zum größten Bedauern höchster Stellen und
der vielen kleinen und großen Sänger konnte
der Chor sich jedoch dafür nicht freimachen, da
fast zur gleichen Zeit seit langem ein Konzert in
der Anima festgesetzt und ausverkauft war, das
aber auch der Sache der deutschen Musik neue
Freunde gewonnen hat.
Am 29. April wohnte der Chor der hl. Messe
bei, die Dr. Brosch von der Anima, der auch die
ganzen römischen Vorbereitungen geleitet hatte.
Die Agentur Avala bringt bereits einige Er-
gebnisse aus größeren Städten, aus denen her-
vorgeht, daß die Liste Jeftitsch in allen
Teilen des Landes eine überwältigende Mehr-
heit erzielt hat. So stimmten in Belgrad 90 v.H.
der Wähler für die Liste Jeftitsch, in der Hafen-
stadt Susak 80 v. H., Skoplje (Ueskub) in Süd-
serbien meldet 75 v. H. für Jeftitsch und Banja
Luka in Bosnien über 75 v. H. In der Stadt
Laibach in Slowenien ergab eine um 21 Uhr
veröffentlichte vorläufige Zählung 2494 Stim-
men für Jeftitsch, 6 Stimmen für Matschek und
5 Stimmen für Ljotitsch.
Die Gemeindewahlen
in Frankreich
DNB. Paris, 5. Mai.
Der Sonntag stand im Zeichen des ersten
Wahlgangs zu den Gemeinderatswahlen. Unter
etwa 2 Millionen Kandidaten werden in 38 014
Gemeinden rund 450 000 neue Gemeinderäte ge-
wählt. Die Wahlhandlung begann in den mei-
sten Bezirken schon in den frühen Morgenstun-
den. Zur Aufnahme der zu erwartenden rund
1300 telegraphischen Ergebnismeldungen sind im
Innenministerium besondere Apparate aufgestellt
worden, die zwischen 1200 und 1400 Worte in
der Stunde aufnehmen.
Nach den bisher vorliegenden Meldungen hat
sich die Wahlhandlung im ganzen Land ruhig
vollzogen. In Paris kam es nur im 18. Arron-
dissement zu Zusammenstößen, wo die weiblichen
Kandidatinnen, die — obwohl sie weder ein pas-
sives noch ein aktives Wahlrecht besitzen — eine
Demonstrationswahl veranstalteten, um
den Beweis zu erbringen, daß die Bevölkerung
für das Frauenwahlrecht ist. Erregte Anhänger
der Frauenrechtlerinnen bewarfen die Polizei
mit Reißpuder, und mehrere Personen wurden
auf die Wache abgeführt, sowie verschiedene
Standquartiere der weiblichen Kandidatinnen
geschlossen.
am Grabe der hl. Cäcilia in den Callistuskata-
komben zelebrierte. Hierbei wurde auch das
wunderbare Chorwerk „Sancta Cäcilia" von
H. Lehmacher an dieser historischen Stätte
vorgetragen.
Vor der großen Sonderaudienz empfing der
Hl. Vater Bischof Dr. Vogt, der anschließend dem
Papst die Herren Msgr. Schümmer-Aachen, Dom-
kapellmeister Rehmann und Dr. Brosch vor-
stellte.
Im Konsistoriensaal hatten inzwischen der
Domchor und die Freunde des Domchores Auf-
stellung genommen. Bischof Dr. Vogt überreichte
dem Hl. Vater eine Huldigungsadresse des
Aachener Domchors mit der naturgetreuen Nach-
schrift der Aachener Hymne „Urbs aquensis" aus
der ältesten Handschriftüberlieferung (13. Jahr-
hundert), die der Düsseldorfer Graphiker I. Held
auf Pergament in künstlerischer Ausführung
geschaffen hatte. Dann sang der Chor das feier-
liche „Tu es Petrus" von Rehmann. Nach der
„Urbs aquensis", der Aachener Hymne, folgte
das deutsche Volkslied „Wem Gott will rechte
Gunst erweisen" nach einer Bearbeitung von
Rehmann, das der Hl. Vater mit dem Ausspruch
„Sehr schön" belobigte. Nach dem wirklich glän-
zend gesungenen „Laudate Dominum" von Nekes
hielt der Hl. Vater in Deutsch eine Ansprache,
in der er u. a. ausführte: „Wir haben Ihr Pro-
gramm gelesen und wissen, daß Sie dem gütigen
Gott und der gütigen Mutter, der Kirche, in
Ihren Familien und in Ihrem herrlichen Vater-
lande den rettenden Glauben durch die Uebung
Ihrer Kunst erhalten wollen. Aber, geliebte
Söhne, Sie müssen auch das ganze Leben üben,
nie werden Sie genug arbeiten, nie genug auf-
opfern für ein so schönes, für ein so erhabenes
und notwendiges Programm. Damit ist nicht
gesagt, daß die Erfüllung eines solchen Pro-
gramms leicht sei oder leicht sein könne. Man
darf aber auch nicht vergessen, daß ein wahres,
ein braves christkatholisches Leben nicht immer
ganz leicht ist, auch nicht in ruhigen Zeiten.
Aber, was es auch immer sein wird: Alles kann
in Zweifel kommen. Aber die Zukunft ist in
Händen Gottes. In dieser Hoffnung und in die-
ser Gewißheit sollen wir immer mutig und
großmütig vorwärts gehen und dem gütigen
Gott folgen." Der Hl. Vater schloß mit dem
Segenswunsche: „lieber alles und mit
allem wollen Wir hier Unser so
teures Deutschland segnen!"
Nach dem Päpstlichen Segen erscholl ein drei-
faches begeistertes „Heil" aus den Hl. Vater.
Das Te Deum beendete die Audienz. Der Dom-
chor hat inzwischen Rom verlassen und in Flo-
renz und Mailand Konzerte gegeben. Am 1. Mai
beging der Domchor mit der deutschen Kolonie
und der Kreisleitung der NSDAP Mailand den
Tag der Nationalen Arbeit.
Den Höhepunkt des Treffens der alten
Gardisten in Berlin bildete der Feldgot-
tesdienst am Sonntag auf dem Königsplatz und
der anschließende einstündige Vorbeimarsch der
zum Treffen erschienenen rund 20 000 Angehöri-
gen des Gardekorps vor Generalmajor Schaum-
burg und zahlreichen Generälen der alten Armee.
*
Der von der Danziger Regierung nach
der Abwertung des Guldens eingesetzte Preiskom-
missar hat jetzt die Preisgestaltung mit einem
Erlaß endgültig geregelt.
Ser Aachener Svmchor in Rom
Lin großer Erfolg für die Weltgeltung deutschen Musikschaffens
Sin Gang durch die
Weltausstellung
Von unserm Brüsseler Bericht-
erstatter
Brüssel, 2. Mai
Wenn auch die Brüsseler Weltausstellung am
Tage ihrer Eröffnung noch nicht fertig dastand,
so läßt doch das bis jetzt Geschaffene erkennen,
daß sie ihren Besuchern etwas zu bieten haben
wird. Große Ausstellungen pflegen am Er-
öffnungstag., nie fertig zu sein. In Brüssel kam
diesmal hinzu, daß das schlechte Wetter der letz-
ten Wochen den Fortgang der Arbeiten außer-
ordentlich hemmte. Die Ausstellungsleitung
hofft dennoch, in zwei Wochen alles unter Dach
und Fach gebracht zu haben. Jedenfalls wird
jetzt noch mit Hochdruck gearbeitet.
Das Gelände im Brüsseler Vorort Heysel
ist für eine Ausstellung wie geschaffen. Leicht
ansteigend, hügelig, geräumig. Die Architekten
und Ingenieure haben diese Voraussetzungen ge-
schickt auszunutzen verstanden. Bauten und Ge-
lände sind aufeinander abgestimmt. Vom
Haupteingang aus sieht man über eine Allee
von Brunnen und Wasserspielen, die von Rasen
und herrlichen Blumenbeeten umrahmt sind,
hinauf zur riesigen Zentralhalle, die ein
Prunkstück architektonischer Kunst darstellt.
Bunte Trachten der Flamen, Bretonen, Marok-
kaner und internationales Sprachengewirr be-
grüßen den Eintretenden. Spitze Türme stehen
neben Kuppelbauten, neben massiven und wuch-
tigen Bauten stehen einfache Bauernhäuser mit
Strohdächern. Die Liliputeisenbahn keucht und
pfeift munter, ihre Schleifen durch die Aus-
stellung ziehend.
Wie schon gesagt, die Zentralhalle ist das im-
posanteste Gebäude der Weltausstellung. Trotz
ihren gewaltigen Ausmaßen wirkt sie elegant
und ausgeglichen. Nach ihrer Westseite ist sie
mit einer kleineren Halle verbunden, in der sich
eine militärische Ausstellung befindet- Von hier
aus beginnt man die Reise durch die
Welt. Hier haben sich die einzelnen Staaten
ein Stelldichein gegeben. Auch die einzelnen
Pavillons sind geschmackvoll hergerichtet worden.
Gläserne Rundbauten, Warenhäuser, Mode-
schauen, Tanztees, Konditoreien, Restaurants
wechseln in bunter Folge. Man sieht dann die
Palais einiger Länder oder Firmen, ein
I Bauernhaus aus Malmedy und schließlich auch
ein großes zweistöckiges Gebäude, aus dem bay-
rische Klänge hallen. „Oberbayern" heißt
das Haus, in dem hundert bayrische Dirndl
schwere Maßkrüge an die Tische tragen. Hier
war der Treffpunkt der Deutschen, die in reicher
Zahl die Ausstellung besucht haben.
Irgendwo hat man auch Alt-Brüssel
Wiedererstehen lassen. Alte, kleine, unansehn-
liche Häuser sind da aufgebaut worden, ohne
Sonne, wenig Licht, kaum Sonne. Am Stadt-
tor steht die Wache. In seinem Arbeitszimmer
sitzt mit Würde der Bürgermeister. Trotz allem,
es müssen schöne, geruhsame Zeiten gewesen
sein, anspruchslos und bescheiden.
Von paradiesischer Schönheit ist die Ausstel-
lung der Blumenzüchter. Wohin man
auch den Blick schweifen läßt, nichts als Blu-
men, immer wieder Blumen, Rasen, Beete,
Rabatten. Geschmackvoll, künstlerisch, harmonisch
zusammengestellt. Fünfhundert Quadratmeter
— nur Blumen. Hier ruht das Auge aus, hier
kann man wieder zu sich kommen, wen man vom
lärmenden Getriebe der übrigen Ausstellung er-
müdet ist- Um das Ausstellungsgelände herum
liegen die Rummelplätze, die auf keiner
Ausstellung fehlen dürfen. Auch hier sieht man
vorerst nur die Gerüste. Nur die Achterbahn ist
schon in Betrieb.
Bei der feierlichen Eröffnung der Weltaus-
stellung hat der König der Belgier den Wunsch
ausgesprochen, die Ausstellung möge zu einem
Mittler des Friedens werden. Deutschland ist
in Brüssel offiziell nicht vertreten, nur die aus-
ländischen Niederlassungen deutscher Werke
haben sich beteiligt. Aber an vielen Stellen, in
vielen Hallen sieht man, wie deutscher Geist und
deutsche Schaffenskraft über der Arbeit anderer
Länder gewaltet hat. Möge deshalb der fried-
liche Zweck der Brüsseler Weltausstellung auch
die Erkenntnis fördern, daß es ganz ohne
Deutschland doch nicht geht. F. H.
Ministerpräsident Flandin hatte am Sams-
tag an der Pariser Stadtgrenze einen Kraftwa-
genunfall. Der Ministerpräsident erlitt einen
Armbruch und wurde in ein Krankenhaus über-
geführt. Seine Frau erlitt nur eine leichte Er-
schütterung. Tie Tochter und die vier anderen
Insassen des Wagens blieben unverletzt.
Die italienisch-österreichisch-unga-
rischen Besprechungen in Venedig
sind am Sonntag fortgesetzt worden. Auf italieni-
scher Seite wird erklärt, es bestehe kein Grund
zu der Annahme, daß Ungarn sich der kommen-
den Donaukonferenz sernhalten wolle. In unga-
rischen Kreisen verlautet, daß in Venedig keine
Protokolle unterschrieben, geschweige denn ein
Pakt abgeschlossen würde. Es handle sich nach wie
vor nur um eine Beratung.