«Vit» «
Samstag, de» 1. Kurt 1SVS
«r. M
an den Besprechungen bereit sei. Er
hoffe sehr, so schloß Simon, daß erfolgreiche
Verhandlungen nicht nur über einen Luftpakt
geführt werden würden, sondern gleichzeitig
über eine Begrenzung der Luftrüstungen und
über die Aechtung eines unterschiedslosen Bom-
benabwurfs, wodurch, wie er fest vertraue, mit
der Abschaffung einer der schrecklichsten Gefah-
ren, die den Frieden der Welt bedrohten, ein
Anfang gemacht werden würde.
Im weiteren Verlauf der Unterhausaus-
sprache nahm auch
Lordsiegelbewabrer Sven
das Wort. Er nahm zuächst den Außenminister
vor der Behauptung in Schutz, daß dieser in
feinet Ausdrucksweise zu vorsichtig gewesen sei.
Es sei durchaus möglich, vorsichtig in der Rede,
aber aktiv in der Tat zu sein. Im weite-
ren Verlauf seiner Ausführungen erklärte Eden
das Wesentliche einer Arbeit unter dem Locar-
noverfahren sei der Umstand, daß die Begren-
zung lediglich auf eine beschränkte Anzahl von
Mächten Anwendung finde. Der Versuch, prak-
tisch mit der ganzen Welt über eine Luftbe-
grenzung zu verhandeln, würde gegenwärtig
wahrscheinlich ein hoffnungsloser Prozeß sein.
Es sei ein wesentliches Moment des Luftpaktes,
daß man eine Begrenzung der Luftrüstungen
herbeizuführen erstrebe, weil man glaube, daß
diese beiden Projekte Seite an Seite verfolgt
uno tatsächlich nur gemeinsam verwirklicht
werden würden Die Sicherheit, die der Luftpakt
gebe,' und die Begrenzung und Beschränkung
der Luftrüstungen seien untrennbar miteinan-
der verbunden.
Es sek die erklärte Abficht der deutschen
Regierung, bis zur Stärke der franzöfi-
schen Luftstxeitkriifte aufzubuuen.
Nach seiner Meinung sei es sehr unwahrschein-
lich, daß irgendetwas außer einem Vegren-
zungsabkommen diese Absicht ändern würde.
Eden widersprach dann ebenfalls dem Vor-
schlag, England möge in der Hoffnung, daß sich
andere Länder diesem Beispiel anschließen wür-
den, die Durchführung seines Luftaufrüstungs-
programms einstellen, um erst einmal den Aus-
gang der Verhandlungen über die Begrenzung
abzuwarten. Keine verantwortliche Regierung
könne im gegenwärtigen Augenblick ein sol-
ches Risiko übernehmen. (Beifall)
Eden wandte sich u. a. noch gegen die Ansicht
daß S o w j e t r u ß l a n d der Erbfeind Eng-
lands sein müsse, weil sich die Ansichten dieses
Landes über Fragen der Religion von den eng-
lischen Ansichten unterschieden. England sollte
sich zusammen mit Europa, so wie es heute sei,
bemühen, das Veste aus dem Beitrag zu ma-
chen, der in Gestalt der Hitlerrede vor
wenigen Tagen geleistet worden sei.
Die Rede Edens wurde auf den »Minister-
bänken mit Beifall begrüßt. Der parlamentari-
sche Reuterkonrrespondent bemerkt zu der Rede
des Lordsiegbewahrers, daß Eden mit ganz un-
gewöhnlichem Nachdruck und Selbstvertrauen
gesprochen habe. Keiner der Zuhörer habe be-
zweifelt, daß Eden in Kürze anstelle Simons
das Außenministerium übernehmen und
wie man jetzt zuversichtlich erwartet, die rechte
Hand Baldwins werden würde.
Mens Rüstungen
Drei neue Divisionen mobilisiert
DNV. Rom, 31. Mai.
Eine amtliche Mitteilung des italienischen
Staatssekretariats für Presse und Propaganda
gibt die Mobilisierung von einer weiteren Di-
vision des Landheeres und zwei Divisionen
Schwarzhemden für Ostafrika bekannt. „Die teil-
weise Mobilisation der abessinischen Streit-
kräfte," so heißt es in der Mitteilung, „und die
Ankunft weiteren Kriegsmaterials in Abessi-
nien machen neue Defensivmatznahmen notwen-
dig, um die Sicherheit der italienischen Kolo-
nien in Ostafrika gegen jeden Angriff zu ge-
währleisten. Mussolini hat in seiner Eigenschaft
als Kriegsminister die Mobilisation der Divi-
sion Grandes Sasso unter dem Befehl des Gene-
rals Terziani angeordnet. Eine neue Division
Grandes Sasso H unter dem Befehl des Gene-
rals Terrieri ist bereits gebildet worden."
Die nach der heutigen Mitteilung ebenfalls
für Ostafrika gebildete HI. und IV. Division
Schwarzhemden tragen die Bezeichnung „21. 4."
(Geburtstag von Rom) und „3. 1." (in Erinne-
rung an die Kammerrede Mussolinis vom 3.
Januar 1925) und werden von General Appri-
otti bezw. von General Traditti, dem stellver-
tretenden Generalstabschef der Miliz, befehligt.
Schließlich werden folgende, die italienische
Marine betreffende Maßnahmen bekanntgs-
geben: Eine große Zahl von Offizieren, Unter-
offizieren, Spezialisten und Mannschaften der
italienischen Kriegsmarine haben in der letzten
Zeit den Gestellungsbefehl erhalten. Aus dem
Jahrgang 1913 der Marine werden seit einiger
Zeit keine * Entlassungen mehr vorgenommsn.
Der Oberbefehl der nach dem Roten Meer ent-
sandten italienischen Streitkräfte wurde Kon-
teradmiral Barone übertragen, der bereits in
Massaua weilt. Alle Mobilisationsmaßnahmen,
so schließt die amtliche Mitteilung, gehen mit
völliger Regelmäßigkeit und ohne den gering-
sten Zwischenfall vor sich.
*
Gleichzeitig mit der Mobilmachung von drei
neuen Divisionen für die italienischen Kolo-
nien in Ostafrika werden neue größere Trup-
penverschiffungen bekannt. Der Dampfer „Ita-
lia" verließ mit 1900 Mann schwerer Artil-
lerie, 133 Offizieren und Unteroffizieren sowie
30-0 Tonnen Kriegsgerät an Bord den Hafen
von Neapel. Er befördert außerdem eine An-
zahl besonders ausgebildeter Pioniere und
Straßenarbeiter. Sechs weitere Dampfer, von
denen die meisten die Ausreise nach Ostafrika
bereits mehrmals zurückgelegt haben, liegen in
Neapel und anderen italienischen Häfen zur
Ausfahrt bereit.
Ernste Rede Roosevelts
Sie Lage nach der Entscheidung des Obersten dnndesgerichtes
DNB Washington, 31. Mai.
In eindringlicher Rede legte Präsident
Roosevelt in der Pressekonferenz am Frei-
tag die ernste Lage dar, die die Entscheidung
des Obersten Bundesgerichts am Montag ge-
schaffen habe. Unwichtig, weil leicht zu berich-
tigen, so führte der Präsident aus, sei der erste
Einwand des Gerichts, daß der Kongreß gesetz-
geberische Befugnisse an das Weiße Haus abge-
treten habe, denn eine genauere vom Kongreß
beschlossene Auslegung und Umgrenzung der
Ziele, die die Privatwirtschaft befolgen müsse,
würde diesen Einwand beseitigen. Dagegen sei
der zweite Einwand einfach unüberbrückbar und
stelle das Land vor eine nationale Krise.
Das Vundesgericht spreche der Regierung und
dem Parlament das Recht ab, die nationale
Wirtschaft zu regeln, indem es den Begriff des
zwischenstaatlichen Handels, der allein unter die
Bundeskontrolle komme, ganz eng begrenze.
Diese Entscheidung bringe Amerika in die pri-
mitiven Zeiten von Pferd und Wagen zu-
rück, als die 13 Kolonien einen Bund gründeten
und die äußere Einheit herstellten, aber eifer-
süchtig darauf bedacht waren, daß kein Staat in
die Oberhoheit des anderen eingreife. Jetzt
verlange das Bundesgericht, daß Amerika nur
ein loses Gebilde von 48 vollkommenen selbstän-
digen Einzelstaaten sein solle. Amerika sei das
einzige Land der Welt, wo es den verfassungs-
mäßig bestellten Organen des Volkes, nämlich
der Regierung und dem Parlament versagt sei,
zu bestimmen, welche Gesetze im Land gelten
sollen. Das amerikanische Volk werde sich im
Laufe der nächsten Jahre klar werden müssen,
ob es einen derartigen Zustand für richtig oder
falsch halte. Augenblicklich seien alle Errungen-
schaften sozialer und wirtschaftlicher Natur über
Bord geworfen, und das Volk mußte verstehen,
daß dem Chaos Tor und Tür geöffnet sei.
Präsident Roosevelt deutete weiter an, daß
ihm eine Verfassungsänderung als
einziger Ausweg aus dem Durcheinander er-
scheine, wenn er es auch ablehne, dies als sei-
nen Vorschlag nun zu bezeichnen. Nur in
Amerika, so betonte er es noch einmal,
könne der Oberste Gerichtshof selbstherrlich über
nationale Fragen entscheiden. Er, Roosevelt,
wolle sich in den nächsten Tagen darauf be-
schränken, durch eine Reihe von Berichten die
gegenwärtige Lage zu klären. Er behalte sich
ein weiteres Studium des ganzen Fragenkom-
plexes vor, ehe er Vorschläge zur Heilung der
gegenwärtigen Krise unterbreiten könne. Wie
der Präsident mitteilte, sind neben dem Nira-
System vom Bundesgericht außer Kraft gesetzt
oder in eine zweifelhafte Lage gebracht wor-
den:
die Vundeskontrolle des Alkohols,
die Regulierung der Börsen,
die Maßnahmen gegen Aktienschwindel und
die Ordnung der landwirtschaftlichen Erzeu-
gung.
Der Präsident führte dann an, was jetzt
folgen werde:
Ausnutzung der Kinderarbeit,
Hungerlöhne,
unlauterer Wettbewerb,
katastrophales Sinken der Preise für Wei-
zen, Baumwolle und andere Vodenerzeug-
nisse.
Absterben der kleinen Geschäftsleute, die
gegen die Kettenläden nicht mehr konkurrieren
könnten.
Dies sei, so betonte Roosevelt, keine Partei-
frage mehr, sondern ein tiefernstes nationales
Problem.
Da Verfassungsänderungen jedoch lange Zeit
brauchen, dürfte der von dem amerikanischen
Präsidenten in seiner Rede erörterte Fragen-
komplex der Hauptpunkt der nächstjährigen
Wahlkampagne werden, wenn Roosevelt wieder
kandidiert und das Volk für oder gegen seinen
Kurs entscheiden muß.
Eine Stadt durch Erdbeben vernichtet
Sie Zahl der Toten auf ZV ovo geschäht
Schweres Erdbeben
in Vritisch-Mlen
DNV SimIa, 31. Mai.
Die Hauptstadt von Vritisch-Velutschistan,
Quetta, die ein wichtiger eisenbahntechni-
nischer und militärischer Knotenpunkt ist, wurde
in den frühen Morgenstunden des Freitag von
einem schweren Erdbeben heimgesucht. Das
erste Beben wurde um 2.45 Uhr Ortszeit ver-
spürt. Nach den jüngsten Meldungen ist nahezu
die ganze Stadt Quetta dem Erdboden
gleichgemacht.
Nachdem die erste Schätzung bereits von 1VVV
Toten in der Hauptstadt Quetta sprach, wer-
den jetzt etwa 5999 Tote in dem 25 km von
Quetta entfernt liegenden Ort Mustang ge-
meldet. In Quetta sind sämtliche Flughallen
der dortigen britischen Luftkräfte eingestürzt,
wobei 43 Fliegersoldaten getötet und 2K Flug-
zeuge von insgesamt 3V zerstört wurden. Durch
den Einsturz des Telegraphenamtes ist jeder
Telegraphenverkehr unterbunden, und es wurde
ein drahtlosen Notdienst eingerichtet. Die Mehr-
zahl der Vahngebäude ist ebenfalls eingestürzt.
Die von dem Erdbeben betroffenen Gebiete sind
unbewohnbar geworden.
Die Behörden sind eifrig mit der Durchfüh-
rung der Rettungsarbeiten, der Entsendung von
Hilfszügen und Flugzeugen mit Proviant und
Arzneimitteln beschäftigt. G
Auch in anderen Bezirken der Provinz Sindh
wurden schwere Erschütterungen verspürt, doch
liegen Verlustmeldungen noch nicht vor.
Ueber das schwere Erdbeben in Vritisch-
Velutschistan liegt eine unbestätigte Zeitungs-
meldung vor, wonach die Zahl der Toten
auf 39 999 geschätzt wird.
In einer amtlichen Meldung des britischen
Luftfahrtministeriums wird von schweren Ver-
lusten an Menschen gesprochen. Außer den 48
Angehörigen der an der Nordwestgrenze liegen-
den Luftstreitkräfte ist ein Beamter der Poli-
tischen Abteilung mit seiner Familie ums Leben
gekommen. 20 bis 30 Flieger werden noch ver-
mißt.
Der König von England hat an den Vize-
könig von Indien und an den Luftfahrtminister
Beileidstelegramme gerichtet.
Nach weiteren Meldungen liegt das Erdbe-
benzentrum zwischen der fast völlig zerstörten
Stadt Quetta und der weiter südlich liegenden
Stadt Kalat, die ebenfalls in einen Trümmer-
haufen verwandelt worden ist.
In dem gesamten Erdbebengebiet zwischen
Quetta und Kalat sollen vier Fünftel der Be-
völkerung getötet worden sein.
Die Stadt Quetta hat 34 000 Einwohner. Sie
liegt etwa 1800 Meter über dem Meeresspie-
gel. Quetta ist ein bedeutender Handelsplatz
und gilt als wichtiger militärischer Stützpunkt
an der Nordwestgrenze zum Schutz des Bola-
Passes, durch den die strategische Eisenbahn von
Quetta nach dem Indus-Tal geht.
Das deuW-franMche
Warenabkommen gekündigt
DNB Paris, 31. Mai
Nach einer amtlichen Mitteilung hat die
französische Regierung vor einigen Tagen den
Beschluß gefaßt, das deutsch-französi-
sche Warenabkommen vom 26. Juli 1934
das am 1. Juli 1935 abläuft, zu kündigen.
Gleichzeitig läuft zu diesem Zeitpunkt das Ab-
kommen (accord) über die Zahlungsregelung
ab. Die Zahlenanwendung dieser letzten Kon-
vention sei auf Schwierigkeiten gestoßen, die
unaufhörlich zunahm und die bisher unter-
nommenen Bemühungen zur Behebung dieser
Lage hätten nicht die gehofften Ergebnisse ge-
zeitigt. Unter diesen Umständen habe es sich
als unerläßlich herausgestellt, Verhandlungen
nur auf einer Grundlage wiederaufzunehmen,
die es erlaubt, die Lösung des Zahlungsprob-
lems mit dem des Handelsproblems eng zu
verbinden. Die Kündigung könne also in keiner
Weise als ein Bruch ausgelegt werden. Sie be-
zwecke nichts anderes, als den Unterhändlern
die Handlungsfreiheit zu geben, die für die
Schaffung eines stabileren und befriedigenderen
Regimes des deutsch-französischen Warenaus-
tausches unerläßlich sei.
*
Es handelt sich bei dem jetzt von den Fran-
zosen gekündigten deutsch-französischen Abkom-
men um ein Zusatzabkommen zum Handels- und
Schiffahrtsvertrag vom 26. Juli 1934. Dieses
Abkommen enthielt eine große Liste von
Meistbegünstigungen und dergl. Es war zu-
nächst auf die Dauer von sechs Monaten abge-
schlossen und wurde jeweils um drei Monate
verlängert, wenn es nicht mit einer Frist von
einem Monat gekündigt wurde. Der erste Kün-
digungstermin war der 31- Mai. Die Franzo-
sen haben diesen Termin wahrgenommen, und
damit läuft das Warenabkommen am 1. Juli
1935 ab. In der Kündigung aber ist der Er-
wartung Ausdruck gegeben, daß die neuen
Verhandlungen, deren Beginn für den 11.
Juni bereits angesetzt ist, zu einer neuen Rege-
lung dieses Fragenkomplexes führen werde, so
daß kein vertragsloser Zustand eintritt.
Eine Ausbürgerungsklage
gegen vier Deutsche
DNB Köln, 31. Mai
Der Staats anwalt in Lüttich hat
gegen den Präsidenten der Christlichen Volks-
partei und des Landwirtschaftlichen Verbandes
Malmedy, Josef Dehottay-Kremer, den
cand. jur. Peter Dehottay und die Inge-
nieure Heinrich Dehottay und Paul Fo-
chius in Eupen-Malmedy Anklage auf Aus-
bürgerung erhoben. Die Klageanträge und die
Begründung sind dem Betroffenen am 29. Mai
zugestellt worden.
Papst Pius XI. 78 Jahre
Rom, 1, Juni. Papst Pius XI. feierte am Frei-
tao seinen 78. Geburtstag. In den Vormittags-
stunden nahm er die Glückwünsche des Katdinal-
kollegiums entgegen. Aus allen Teilen der Welt
oinaen ihm Glückwünsche zu.
Einziehung des Vermögens
von proseffor Dessauer
DNV Berlin, 31. Mai. Der Reichsanzeiger
enthält eine Bekanntmachung, nach der auf-
grund des Gesetzes über die Einziehung volks-
und staatsfeindlichen Vermögens sowie 8 1 des
Gesetzes über die Einziehung von kommunisti-
schen Vermögen, das Guthaben des Professors
Dr.Friedrich Dessauer, früher in Frankfurt
a. M., jetzt in Istanbul (Türkei) wohnhaft, in
Höhe von 41004 RM eingezogen wird. Das
Guthaben, das sich bei einem Frankfurter Bank-
haus befindet, verfällt dem preußischen Staat.
v. Ribbentrop zum außerordentlichen Botschafter
in besonderer Mission ernannt'
DNB Berlin, 31. Mai. Der Führer und
Reichskanzler hat den Beauftragten für Ab-
rüstungsfragen Joachim v. Ribbentrop
zum außerordentlichen und bevollmächtigten
Botschafter in besonderer Mission ernannt.
Sowjetfunktionär ermordet
Moskau, 31. Mai. Wie die „Prawda"
meldet, wurde in einem Dorfe im Jwanosker
Gebiet der Leiter der Kollektivwirtschaft und
frühere Vorsitzende der Dorfsowjets, Platonyt-
schew, mit einem Beil erschlagen aufgefunden.
Als der Tat verdächtig wurden der aus der
Bauernkollektive ausgeschlossene Händler Vek-
nejew und dessen Sohn verhaftet. Beide sollen
ein Geständnis abgelegt haben.
Zn Kürze
Am gestrigen Skagerraktage wurden 63
frühere Reichskrieqsslaggen der kaiserlichen Ma-
rine, die in Gefechten und bei kriegerischen Un-
ternehmungen des Weltkrieges geweht haben, mit
dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet.
In Berlin nahm der Oberbefehlshaber der
Kriegsmarine Admiral Dr. h. c. Raed er mit-
tags um 13 Uhr im Lichthof des Zeughauses die
Schmückung von 13 Reichskriegsflaggen vor.
Wie die „Reichspost" meldet, sind der Ordina-
rius für Zoologie an der Wiener Universität und
Vorstand des ersten Zoologischen Instituts Dr.
Paul Krüger und der Ordinarius für Chir-
urgie an der Universität in Granz Dr. Peter
Walzel - Wiesentreu vom Bundeskanzleramt
ihrer Aemter enthoben worden. Gegen sie ist
ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Es soll in
beiden Fällen die Suspendierung wegen staats-
feindlichen Aeußerungen erfolgt sein. Professor
Krüger ist der Leiter des Bundes der Reichs-
deutschen in Oesterreich.
*
Der Reichskriegsminister und Oberbeisehlshaber
der Wehrmacht, Generaloberst von Blomberg,
begibt sich am 1. Juni aus eine dreitägige
Dienstrsteise nach Ostpreußen, um am 2. Juni
dem Heeresturnier in Insterburg ' beizuwohnen
und am folgenden Tage mehrere Standorte im
Bereich des Wehrkreis 1 zu besichtigen.
*
Im Rahmen der 2. Reichsnährstandsausstel-
lung fand am Himmelfahrtstage eine Sonder-
dampferfahrt des Reichsnährstandes nach Hel-
goland statt. Bei herrlichem Sonnenschein
fuhren drei Seebäderdampfer der Hapag mit ins-
gesamt 5000 Bauern auf die See, um dem vor
den Toren Deutschlands gelegenen Helgoland
einen Besuch abzustatten.
*
Der Oberregierungsrat im Reichsluftfahrtmi-
nistestrium Dr. Jng, Waldemar Baron von
Dazur ist zum Präsidenten der Generaldirek-
tion der Preußisch-Süddeutschen StaatslottenL
ernannt worden
Samstag, de» 1. Kurt 1SVS
«r. M
an den Besprechungen bereit sei. Er
hoffe sehr, so schloß Simon, daß erfolgreiche
Verhandlungen nicht nur über einen Luftpakt
geführt werden würden, sondern gleichzeitig
über eine Begrenzung der Luftrüstungen und
über die Aechtung eines unterschiedslosen Bom-
benabwurfs, wodurch, wie er fest vertraue, mit
der Abschaffung einer der schrecklichsten Gefah-
ren, die den Frieden der Welt bedrohten, ein
Anfang gemacht werden würde.
Im weiteren Verlauf der Unterhausaus-
sprache nahm auch
Lordsiegelbewabrer Sven
das Wort. Er nahm zuächst den Außenminister
vor der Behauptung in Schutz, daß dieser in
feinet Ausdrucksweise zu vorsichtig gewesen sei.
Es sei durchaus möglich, vorsichtig in der Rede,
aber aktiv in der Tat zu sein. Im weite-
ren Verlauf seiner Ausführungen erklärte Eden
das Wesentliche einer Arbeit unter dem Locar-
noverfahren sei der Umstand, daß die Begren-
zung lediglich auf eine beschränkte Anzahl von
Mächten Anwendung finde. Der Versuch, prak-
tisch mit der ganzen Welt über eine Luftbe-
grenzung zu verhandeln, würde gegenwärtig
wahrscheinlich ein hoffnungsloser Prozeß sein.
Es sei ein wesentliches Moment des Luftpaktes,
daß man eine Begrenzung der Luftrüstungen
herbeizuführen erstrebe, weil man glaube, daß
diese beiden Projekte Seite an Seite verfolgt
uno tatsächlich nur gemeinsam verwirklicht
werden würden Die Sicherheit, die der Luftpakt
gebe,' und die Begrenzung und Beschränkung
der Luftrüstungen seien untrennbar miteinan-
der verbunden.
Es sek die erklärte Abficht der deutschen
Regierung, bis zur Stärke der franzöfi-
schen Luftstxeitkriifte aufzubuuen.
Nach seiner Meinung sei es sehr unwahrschein-
lich, daß irgendetwas außer einem Vegren-
zungsabkommen diese Absicht ändern würde.
Eden widersprach dann ebenfalls dem Vor-
schlag, England möge in der Hoffnung, daß sich
andere Länder diesem Beispiel anschließen wür-
den, die Durchführung seines Luftaufrüstungs-
programms einstellen, um erst einmal den Aus-
gang der Verhandlungen über die Begrenzung
abzuwarten. Keine verantwortliche Regierung
könne im gegenwärtigen Augenblick ein sol-
ches Risiko übernehmen. (Beifall)
Eden wandte sich u. a. noch gegen die Ansicht
daß S o w j e t r u ß l a n d der Erbfeind Eng-
lands sein müsse, weil sich die Ansichten dieses
Landes über Fragen der Religion von den eng-
lischen Ansichten unterschieden. England sollte
sich zusammen mit Europa, so wie es heute sei,
bemühen, das Veste aus dem Beitrag zu ma-
chen, der in Gestalt der Hitlerrede vor
wenigen Tagen geleistet worden sei.
Die Rede Edens wurde auf den »Minister-
bänken mit Beifall begrüßt. Der parlamentari-
sche Reuterkonrrespondent bemerkt zu der Rede
des Lordsiegbewahrers, daß Eden mit ganz un-
gewöhnlichem Nachdruck und Selbstvertrauen
gesprochen habe. Keiner der Zuhörer habe be-
zweifelt, daß Eden in Kürze anstelle Simons
das Außenministerium übernehmen und
wie man jetzt zuversichtlich erwartet, die rechte
Hand Baldwins werden würde.
Mens Rüstungen
Drei neue Divisionen mobilisiert
DNV. Rom, 31. Mai.
Eine amtliche Mitteilung des italienischen
Staatssekretariats für Presse und Propaganda
gibt die Mobilisierung von einer weiteren Di-
vision des Landheeres und zwei Divisionen
Schwarzhemden für Ostafrika bekannt. „Die teil-
weise Mobilisation der abessinischen Streit-
kräfte," so heißt es in der Mitteilung, „und die
Ankunft weiteren Kriegsmaterials in Abessi-
nien machen neue Defensivmatznahmen notwen-
dig, um die Sicherheit der italienischen Kolo-
nien in Ostafrika gegen jeden Angriff zu ge-
währleisten. Mussolini hat in seiner Eigenschaft
als Kriegsminister die Mobilisation der Divi-
sion Grandes Sasso unter dem Befehl des Gene-
rals Terziani angeordnet. Eine neue Division
Grandes Sasso H unter dem Befehl des Gene-
rals Terrieri ist bereits gebildet worden."
Die nach der heutigen Mitteilung ebenfalls
für Ostafrika gebildete HI. und IV. Division
Schwarzhemden tragen die Bezeichnung „21. 4."
(Geburtstag von Rom) und „3. 1." (in Erinne-
rung an die Kammerrede Mussolinis vom 3.
Januar 1925) und werden von General Appri-
otti bezw. von General Traditti, dem stellver-
tretenden Generalstabschef der Miliz, befehligt.
Schließlich werden folgende, die italienische
Marine betreffende Maßnahmen bekanntgs-
geben: Eine große Zahl von Offizieren, Unter-
offizieren, Spezialisten und Mannschaften der
italienischen Kriegsmarine haben in der letzten
Zeit den Gestellungsbefehl erhalten. Aus dem
Jahrgang 1913 der Marine werden seit einiger
Zeit keine * Entlassungen mehr vorgenommsn.
Der Oberbefehl der nach dem Roten Meer ent-
sandten italienischen Streitkräfte wurde Kon-
teradmiral Barone übertragen, der bereits in
Massaua weilt. Alle Mobilisationsmaßnahmen,
so schließt die amtliche Mitteilung, gehen mit
völliger Regelmäßigkeit und ohne den gering-
sten Zwischenfall vor sich.
*
Gleichzeitig mit der Mobilmachung von drei
neuen Divisionen für die italienischen Kolo-
nien in Ostafrika werden neue größere Trup-
penverschiffungen bekannt. Der Dampfer „Ita-
lia" verließ mit 1900 Mann schwerer Artil-
lerie, 133 Offizieren und Unteroffizieren sowie
30-0 Tonnen Kriegsgerät an Bord den Hafen
von Neapel. Er befördert außerdem eine An-
zahl besonders ausgebildeter Pioniere und
Straßenarbeiter. Sechs weitere Dampfer, von
denen die meisten die Ausreise nach Ostafrika
bereits mehrmals zurückgelegt haben, liegen in
Neapel und anderen italienischen Häfen zur
Ausfahrt bereit.
Ernste Rede Roosevelts
Sie Lage nach der Entscheidung des Obersten dnndesgerichtes
DNB Washington, 31. Mai.
In eindringlicher Rede legte Präsident
Roosevelt in der Pressekonferenz am Frei-
tag die ernste Lage dar, die die Entscheidung
des Obersten Bundesgerichts am Montag ge-
schaffen habe. Unwichtig, weil leicht zu berich-
tigen, so führte der Präsident aus, sei der erste
Einwand des Gerichts, daß der Kongreß gesetz-
geberische Befugnisse an das Weiße Haus abge-
treten habe, denn eine genauere vom Kongreß
beschlossene Auslegung und Umgrenzung der
Ziele, die die Privatwirtschaft befolgen müsse,
würde diesen Einwand beseitigen. Dagegen sei
der zweite Einwand einfach unüberbrückbar und
stelle das Land vor eine nationale Krise.
Das Vundesgericht spreche der Regierung und
dem Parlament das Recht ab, die nationale
Wirtschaft zu regeln, indem es den Begriff des
zwischenstaatlichen Handels, der allein unter die
Bundeskontrolle komme, ganz eng begrenze.
Diese Entscheidung bringe Amerika in die pri-
mitiven Zeiten von Pferd und Wagen zu-
rück, als die 13 Kolonien einen Bund gründeten
und die äußere Einheit herstellten, aber eifer-
süchtig darauf bedacht waren, daß kein Staat in
die Oberhoheit des anderen eingreife. Jetzt
verlange das Bundesgericht, daß Amerika nur
ein loses Gebilde von 48 vollkommenen selbstän-
digen Einzelstaaten sein solle. Amerika sei das
einzige Land der Welt, wo es den verfassungs-
mäßig bestellten Organen des Volkes, nämlich
der Regierung und dem Parlament versagt sei,
zu bestimmen, welche Gesetze im Land gelten
sollen. Das amerikanische Volk werde sich im
Laufe der nächsten Jahre klar werden müssen,
ob es einen derartigen Zustand für richtig oder
falsch halte. Augenblicklich seien alle Errungen-
schaften sozialer und wirtschaftlicher Natur über
Bord geworfen, und das Volk mußte verstehen,
daß dem Chaos Tor und Tür geöffnet sei.
Präsident Roosevelt deutete weiter an, daß
ihm eine Verfassungsänderung als
einziger Ausweg aus dem Durcheinander er-
scheine, wenn er es auch ablehne, dies als sei-
nen Vorschlag nun zu bezeichnen. Nur in
Amerika, so betonte er es noch einmal,
könne der Oberste Gerichtshof selbstherrlich über
nationale Fragen entscheiden. Er, Roosevelt,
wolle sich in den nächsten Tagen darauf be-
schränken, durch eine Reihe von Berichten die
gegenwärtige Lage zu klären. Er behalte sich
ein weiteres Studium des ganzen Fragenkom-
plexes vor, ehe er Vorschläge zur Heilung der
gegenwärtigen Krise unterbreiten könne. Wie
der Präsident mitteilte, sind neben dem Nira-
System vom Bundesgericht außer Kraft gesetzt
oder in eine zweifelhafte Lage gebracht wor-
den:
die Vundeskontrolle des Alkohols,
die Regulierung der Börsen,
die Maßnahmen gegen Aktienschwindel und
die Ordnung der landwirtschaftlichen Erzeu-
gung.
Der Präsident führte dann an, was jetzt
folgen werde:
Ausnutzung der Kinderarbeit,
Hungerlöhne,
unlauterer Wettbewerb,
katastrophales Sinken der Preise für Wei-
zen, Baumwolle und andere Vodenerzeug-
nisse.
Absterben der kleinen Geschäftsleute, die
gegen die Kettenläden nicht mehr konkurrieren
könnten.
Dies sei, so betonte Roosevelt, keine Partei-
frage mehr, sondern ein tiefernstes nationales
Problem.
Da Verfassungsänderungen jedoch lange Zeit
brauchen, dürfte der von dem amerikanischen
Präsidenten in seiner Rede erörterte Fragen-
komplex der Hauptpunkt der nächstjährigen
Wahlkampagne werden, wenn Roosevelt wieder
kandidiert und das Volk für oder gegen seinen
Kurs entscheiden muß.
Eine Stadt durch Erdbeben vernichtet
Sie Zahl der Toten auf ZV ovo geschäht
Schweres Erdbeben
in Vritisch-Mlen
DNV SimIa, 31. Mai.
Die Hauptstadt von Vritisch-Velutschistan,
Quetta, die ein wichtiger eisenbahntechni-
nischer und militärischer Knotenpunkt ist, wurde
in den frühen Morgenstunden des Freitag von
einem schweren Erdbeben heimgesucht. Das
erste Beben wurde um 2.45 Uhr Ortszeit ver-
spürt. Nach den jüngsten Meldungen ist nahezu
die ganze Stadt Quetta dem Erdboden
gleichgemacht.
Nachdem die erste Schätzung bereits von 1VVV
Toten in der Hauptstadt Quetta sprach, wer-
den jetzt etwa 5999 Tote in dem 25 km von
Quetta entfernt liegenden Ort Mustang ge-
meldet. In Quetta sind sämtliche Flughallen
der dortigen britischen Luftkräfte eingestürzt,
wobei 43 Fliegersoldaten getötet und 2K Flug-
zeuge von insgesamt 3V zerstört wurden. Durch
den Einsturz des Telegraphenamtes ist jeder
Telegraphenverkehr unterbunden, und es wurde
ein drahtlosen Notdienst eingerichtet. Die Mehr-
zahl der Vahngebäude ist ebenfalls eingestürzt.
Die von dem Erdbeben betroffenen Gebiete sind
unbewohnbar geworden.
Die Behörden sind eifrig mit der Durchfüh-
rung der Rettungsarbeiten, der Entsendung von
Hilfszügen und Flugzeugen mit Proviant und
Arzneimitteln beschäftigt. G
Auch in anderen Bezirken der Provinz Sindh
wurden schwere Erschütterungen verspürt, doch
liegen Verlustmeldungen noch nicht vor.
Ueber das schwere Erdbeben in Vritisch-
Velutschistan liegt eine unbestätigte Zeitungs-
meldung vor, wonach die Zahl der Toten
auf 39 999 geschätzt wird.
In einer amtlichen Meldung des britischen
Luftfahrtministeriums wird von schweren Ver-
lusten an Menschen gesprochen. Außer den 48
Angehörigen der an der Nordwestgrenze liegen-
den Luftstreitkräfte ist ein Beamter der Poli-
tischen Abteilung mit seiner Familie ums Leben
gekommen. 20 bis 30 Flieger werden noch ver-
mißt.
Der König von England hat an den Vize-
könig von Indien und an den Luftfahrtminister
Beileidstelegramme gerichtet.
Nach weiteren Meldungen liegt das Erdbe-
benzentrum zwischen der fast völlig zerstörten
Stadt Quetta und der weiter südlich liegenden
Stadt Kalat, die ebenfalls in einen Trümmer-
haufen verwandelt worden ist.
In dem gesamten Erdbebengebiet zwischen
Quetta und Kalat sollen vier Fünftel der Be-
völkerung getötet worden sein.
Die Stadt Quetta hat 34 000 Einwohner. Sie
liegt etwa 1800 Meter über dem Meeresspie-
gel. Quetta ist ein bedeutender Handelsplatz
und gilt als wichtiger militärischer Stützpunkt
an der Nordwestgrenze zum Schutz des Bola-
Passes, durch den die strategische Eisenbahn von
Quetta nach dem Indus-Tal geht.
Das deuW-franMche
Warenabkommen gekündigt
DNB Paris, 31. Mai
Nach einer amtlichen Mitteilung hat die
französische Regierung vor einigen Tagen den
Beschluß gefaßt, das deutsch-französi-
sche Warenabkommen vom 26. Juli 1934
das am 1. Juli 1935 abläuft, zu kündigen.
Gleichzeitig läuft zu diesem Zeitpunkt das Ab-
kommen (accord) über die Zahlungsregelung
ab. Die Zahlenanwendung dieser letzten Kon-
vention sei auf Schwierigkeiten gestoßen, die
unaufhörlich zunahm und die bisher unter-
nommenen Bemühungen zur Behebung dieser
Lage hätten nicht die gehofften Ergebnisse ge-
zeitigt. Unter diesen Umständen habe es sich
als unerläßlich herausgestellt, Verhandlungen
nur auf einer Grundlage wiederaufzunehmen,
die es erlaubt, die Lösung des Zahlungsprob-
lems mit dem des Handelsproblems eng zu
verbinden. Die Kündigung könne also in keiner
Weise als ein Bruch ausgelegt werden. Sie be-
zwecke nichts anderes, als den Unterhändlern
die Handlungsfreiheit zu geben, die für die
Schaffung eines stabileren und befriedigenderen
Regimes des deutsch-französischen Warenaus-
tausches unerläßlich sei.
*
Es handelt sich bei dem jetzt von den Fran-
zosen gekündigten deutsch-französischen Abkom-
men um ein Zusatzabkommen zum Handels- und
Schiffahrtsvertrag vom 26. Juli 1934. Dieses
Abkommen enthielt eine große Liste von
Meistbegünstigungen und dergl. Es war zu-
nächst auf die Dauer von sechs Monaten abge-
schlossen und wurde jeweils um drei Monate
verlängert, wenn es nicht mit einer Frist von
einem Monat gekündigt wurde. Der erste Kün-
digungstermin war der 31- Mai. Die Franzo-
sen haben diesen Termin wahrgenommen, und
damit läuft das Warenabkommen am 1. Juli
1935 ab. In der Kündigung aber ist der Er-
wartung Ausdruck gegeben, daß die neuen
Verhandlungen, deren Beginn für den 11.
Juni bereits angesetzt ist, zu einer neuen Rege-
lung dieses Fragenkomplexes führen werde, so
daß kein vertragsloser Zustand eintritt.
Eine Ausbürgerungsklage
gegen vier Deutsche
DNB Köln, 31. Mai
Der Staats anwalt in Lüttich hat
gegen den Präsidenten der Christlichen Volks-
partei und des Landwirtschaftlichen Verbandes
Malmedy, Josef Dehottay-Kremer, den
cand. jur. Peter Dehottay und die Inge-
nieure Heinrich Dehottay und Paul Fo-
chius in Eupen-Malmedy Anklage auf Aus-
bürgerung erhoben. Die Klageanträge und die
Begründung sind dem Betroffenen am 29. Mai
zugestellt worden.
Papst Pius XI. 78 Jahre
Rom, 1, Juni. Papst Pius XI. feierte am Frei-
tao seinen 78. Geburtstag. In den Vormittags-
stunden nahm er die Glückwünsche des Katdinal-
kollegiums entgegen. Aus allen Teilen der Welt
oinaen ihm Glückwünsche zu.
Einziehung des Vermögens
von proseffor Dessauer
DNV Berlin, 31. Mai. Der Reichsanzeiger
enthält eine Bekanntmachung, nach der auf-
grund des Gesetzes über die Einziehung volks-
und staatsfeindlichen Vermögens sowie 8 1 des
Gesetzes über die Einziehung von kommunisti-
schen Vermögen, das Guthaben des Professors
Dr.Friedrich Dessauer, früher in Frankfurt
a. M., jetzt in Istanbul (Türkei) wohnhaft, in
Höhe von 41004 RM eingezogen wird. Das
Guthaben, das sich bei einem Frankfurter Bank-
haus befindet, verfällt dem preußischen Staat.
v. Ribbentrop zum außerordentlichen Botschafter
in besonderer Mission ernannt'
DNB Berlin, 31. Mai. Der Führer und
Reichskanzler hat den Beauftragten für Ab-
rüstungsfragen Joachim v. Ribbentrop
zum außerordentlichen und bevollmächtigten
Botschafter in besonderer Mission ernannt.
Sowjetfunktionär ermordet
Moskau, 31. Mai. Wie die „Prawda"
meldet, wurde in einem Dorfe im Jwanosker
Gebiet der Leiter der Kollektivwirtschaft und
frühere Vorsitzende der Dorfsowjets, Platonyt-
schew, mit einem Beil erschlagen aufgefunden.
Als der Tat verdächtig wurden der aus der
Bauernkollektive ausgeschlossene Händler Vek-
nejew und dessen Sohn verhaftet. Beide sollen
ein Geständnis abgelegt haben.
Zn Kürze
Am gestrigen Skagerraktage wurden 63
frühere Reichskrieqsslaggen der kaiserlichen Ma-
rine, die in Gefechten und bei kriegerischen Un-
ternehmungen des Weltkrieges geweht haben, mit
dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer ausgezeichnet.
In Berlin nahm der Oberbefehlshaber der
Kriegsmarine Admiral Dr. h. c. Raed er mit-
tags um 13 Uhr im Lichthof des Zeughauses die
Schmückung von 13 Reichskriegsflaggen vor.
Wie die „Reichspost" meldet, sind der Ordina-
rius für Zoologie an der Wiener Universität und
Vorstand des ersten Zoologischen Instituts Dr.
Paul Krüger und der Ordinarius für Chir-
urgie an der Universität in Granz Dr. Peter
Walzel - Wiesentreu vom Bundeskanzleramt
ihrer Aemter enthoben worden. Gegen sie ist
ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Es soll in
beiden Fällen die Suspendierung wegen staats-
feindlichen Aeußerungen erfolgt sein. Professor
Krüger ist der Leiter des Bundes der Reichs-
deutschen in Oesterreich.
*
Der Reichskriegsminister und Oberbeisehlshaber
der Wehrmacht, Generaloberst von Blomberg,
begibt sich am 1. Juni aus eine dreitägige
Dienstrsteise nach Ostpreußen, um am 2. Juni
dem Heeresturnier in Insterburg ' beizuwohnen
und am folgenden Tage mehrere Standorte im
Bereich des Wehrkreis 1 zu besichtigen.
*
Im Rahmen der 2. Reichsnährstandsausstel-
lung fand am Himmelfahrtstage eine Sonder-
dampferfahrt des Reichsnährstandes nach Hel-
goland statt. Bei herrlichem Sonnenschein
fuhren drei Seebäderdampfer der Hapag mit ins-
gesamt 5000 Bauern auf die See, um dem vor
den Toren Deutschlands gelegenen Helgoland
einen Besuch abzustatten.
*
Der Oberregierungsrat im Reichsluftfahrtmi-
nistestrium Dr. Jng, Waldemar Baron von
Dazur ist zum Präsidenten der Generaldirek-
tion der Preußisch-Süddeutschen StaatslottenL
ernannt worden