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Freitag, den 7. Ami 1SS8
Nr. 1L1
fung die heutige Wissenschaft nicht hätte zeitigen
können, so wäre auch niemals ein ideenloser
Empiriker wahrhafter Entdecker dieser Welt ge-
worden-
Aus allen diesen Gründen wird unsere Zeit
deshalb das technische Denken mit einreihen in
den großen Forschungskampf des europäischen
Menschentums und nicht in ihr grundsätzlich
eine ganz andere Sphäre des Lebens erblicken
wie Kunst und Philosophie, sondern sie als das
Aeußere des gleichen Forschungswil-
lens deuten wie die übrigen Erscheinungen
auch. Wenn sich nun die Technik und Kultur in
einem offenen Gegensatz befinden, so ist das
nicht ein Zeichen eines grundsätzlich richtigen
und natürlichen Zustandes, sondern es ist bloß
das Zeichen einer Erkrankung dieser
menschlichen Epoche. Deshalb ist auch nicht die
Technik schuld an der kulturellen Verwahrlo-
sung des letzten Jahrhunderts, sondern diese
Technik errang ihre Riesenerfolge in einer
Zeit, da die Menschen Europas innerlich un-
eins, weltanschaulich zerfallen, mit einem Wort
entartet waren. Wenn man nach dieser Er-
kennkkis die uns gestellten Probleme in rich-
tiger Perspektive erblickt, so wird man die
Krankheiten nicht an den äußeren Ergebnissen
sondern an den inneren Symptomen ablesen
müssen. Die Kritik an der Technik und ihren
Erscheinungen führt deshalb unmittelbar zur
Kritik der Kunst und der Weltanschauung des
19. Jahrhunderts und auch unserer Zeit über-
haupt.
Die Völker Europas wurden immer mehr
überlastet von neuen Traditionsgeschichten. Das
18. und 19. Jahrhundert brachte die demokra-
.tische Ideenwelt, die im Laufe eines Jahrhun-
derts erneut Denkform und Weltanschauungs-
system wurde, bis schließlich die marxistische
Bewegung ein anderes, materialistisches Bild
des Lebens aufriß und in der ganzen Welt sich
nach Jüngern umsah. Die naturgegebenen In-
stinkte wurden verschüttet und erst inmitten
dieses Auseinanderfallens merkten einige große
Geister, daß der Boden unter der ganzen euro-
päischen Kultur erschüttert war. In diese
Zeit, da Humaiismus, alle Formen lockernder
Liberalismus, alterndes konservatives Denken
miteinander kämpften, zog als lebensstarker
Strom die Technik wie eine Sturzwelle als end-
liches Ergebnis des jahrhundertelangen For-
schungskampfes über Europa hinweg. Und weil
diese Technik keine sichere künstlerische Haltung
Äehr vorfand, mußte sie sich in den Mitteln
ihrer Darstellung vergreifen.
Wir alle haben es dann erlebt, wie die deut-
sche Landschaft vielfach zerstört wurde, wie aus
Vorbildern deutscher Städtebaukunst früherer
Jahrhunderte öde Steinhaufen wurden. Aber
nebenher geht doch ein tektonischer Zwang, der
allen Vergewaltigungen der Materie ein Ziel
setzte: Ein junges Geschlecht von Baukünstlern
und Ingenieuren zugleich dringt über das rein
Mathematische hinaus und findet auch hier nach
dem Forschen innerer Notwendigkeiten nach und
nach die Form für den neuen Gehalt.
Und während früher die Technik nicht selten
die deutsche Landschaft zerstörte, entsteht aus
dem Willen des Führers heraus heute eine nie
dagewesene, durchaus unserer Zeit gehörige mit
allen technischen Mitteln des 20. Jahrhunderts
ausgestattene R e i ch s a u tob a h n, die aber
nicht in öder Form die deutsche Landschaft miß-
braucht, sondern aus einer neuen Natur und
Technik verbindenden weltanschaulichen Haltung
heraus die Schönheit Deutschlands auch allen
denen noch neu erschließen wird, die bisher in
den Großstädten nicht immer ihrer teilhaftig
werden konnten. Alle diese Kräfte, die heute in
Deutschland lebendig sind, deuten bewußt oder
unbewußt auf das, was ich am Anfang darzu-
stellen mich bemühte, daß nämlich Kultur und
Zivilisation, die Technik mit einbegriffen, nicht
aüseinanderzustreben brauchen, daß sie viel-
mehr immer mehr da zusammengehen können,
wo ein einheitlicher Charakter, eine einheitliche
weltanschauliche Haltung vorhanden ist, die das
Ich, das Volkstum, den Staat und die Land-
schaft der Heimat umschließt.
So hoffen wir, daß diese Schau des national-
sozialistischen Denkens die lange Zeit abirrende
Technik wieder zum blutvollen Leben des Vol-
kes zurückführt und daß die Führer dieser Tech-
nik ihre große Verantwortung vor deutscher
Vergangenheit, deutscher Städtebaukunst und
deutscher Landschaft bis in ihre innerste Faser
in sich aufnehmen. Diese eine Verpflichtung um-
schließt aber auch nach der wirtschaftlichen Seite
neue Pflichten. Denn wenn wir die Technik in
dieser Weise begreifen, dann verstehen wir
auch, daß die Größe dieser Technik es nicht ver-
trägt, etwa nur Mittel zum Zweck rein persön-
licher Gewinnsüchte darzustellen. Alle übrigen
Gebiete des deutschen Lebens aber müssen sich
diser Macht der technischen Entwicklung zum
Teil bedienen, zum Teil sich einstigen, um die
Totalität dieses deutschen Lebens in der Ver-
teidigung nach außen, in der Gestaltung des
sozialen Lebens nach innen, in der Durchsetzung
Laval erneut beauftragt
Paris, 7. Juni.
Nachdem Piötri, Bouisson und Dal-
bos die Uebernahme der Kabinettsbildung ab-
gelehnt hatten, wurde Laval erneut beauf-
tragt. Er hat noch im Laufe der Nacht einen
Teil des Kabinetts zusammengestellt, in dem er
selbst das Außenministerium übernimmt.
*
Um 17.25 Uhr wurde bekannt, daß Piötri
auf den Auftrag der Kabinettsbildung ver-
zichtet hat. Zu Beginn des Nachmittags wur-
den die Aussichten der Piotrischen Bemühungen
noch optimistisch beurteilt. Es schien, als ob es
Pietri gelänge, durch Nachgeben in der Formu-
lierung der Vollmachten die Unterstützung der
Nadikalsozialisten zu erhalten. Piütri soll sich
bei den Besprechungen bereiterklärt haben, sich
mit beschränkten Vollmachten zu begnügen und
von Fall zu Fall vom Parlament getrennte
Vollmachten zur Verteidigung des Francs, zur
I Bekämpfung der Spekulation und zur Herstel-
lung des Haushaltsgleichgewichts zu beantragen.
Er hätte die Parlamentstagung entsprechend an-
dauern lassen. Verordnungen der Regierung
Hütten vor ihrer Verkündigung im „Journal
officiel" möglicherweise von den Finanzausschüs-
sen von Kammer und Senat parlamentarisch
überwacht werden sollen. Piötri hat gegen 5 Uhr
dem Präsidenten der Republik einen Besuch ab-
gestattet und ihn von der Ergebnislosigkeit
seiner Bemühungen in Kenntnis gesetzt.
Nachdem Piötri den Auftrag der Kabinetts-
bildung zurückgegeben hatte, hat Präsident
Lebrun Fernand Bouisson ins Elisoe ge-
rufen und ihm erneut den Auftrag der Kabi-
nettsbildung angeboten. Bouisson hat wenige
Minuten später die Beauftragung abgelehnt und
garnicht erst mit politischen Besprechungen be-
gonnen.
Nachdem auch der Vorsitzende der radikal-
sozialistischen Kammergruppe Delbos es ab-
gelehnt hatte, die Kabinettsbildung zu über-
> nehmen, wurde Pierre Laval ins Elysöe be-
rufen. Pierre Laval hat beim Verlassen des
Elysöes erklärt: Der Präsident der Republik
hat mir erneut die Regierungsbildung ange-
boten- Angesichts der ernsten Lage habe ich
nicht geglaubt, mich diesem Auftrage entziehen
zu können. Ich werde also die Regierung bil-
den. — Laval soll entschlossen sein, die Kammer
vor die Verantwortung zu stellen. Man glaubt,
daß er diesmal Erfolg haben könnte, zumal sich
in der Öffentlichkeit bereits lebhafte Beunruhi-
gung bemerktbar macht. Am heutigen Don-
nerstag sollen Sparkasseneinlagen in größerem
Umfange abgehoben worden sein.
DNB Paris, 7. Juni.
Pierre Laval hatte um 0.30 Uhr die Bil-
dung seines Kabinetts noch nicht beendet. Man
kündigt an, daß die amtliche Liste nicht vor
1 Uhr früh zu erwarten sei. In parlamentari-
schen Kreisen ist eine erste vorläufige unvoll-
ständige Liste in Umlauf, die jedoch noch ge-
ändert werden kann- Danach übernimmt der
Ministerpräsident Laval auch das Außenmini-
sterium. Als Staatsminister sind vorgeschlagen
Marschall Potain, Caillaux, Her-
ri ot und Marin. Die Aemter dürften fol-
gendermaßen verteilt werden: Justiz: Pernot,
Inneres: Marcombes, Finanzen: Piötri, Krieg:
General Maurin, Kriegsmarine: Flandin, Luft-
fahrt: General Denain, Handel: Laurent-Eynac,
Öffentliche Arbeiten: Paganon, Kolonien: Rol-
lin, Post: Mandel, Arbeitsministerium: Fos-
sard, Unterricht, Landwirtschaft, Gesundheits-
pflege, Handelsmarine und Pensionen sind noch
offen. Als Staatssekretär beim Ministerpräsi-
dium wird Cathala genannt.
Um 1.30 Uhr wurde bekannt, daß die amtliche
Ministerliste nicht vor 2 Uhr früh zu erwar-
ten ist- Die vorläufige Ministerliste hat bereits
wesentliche Aenderungen erfahren. So werden
als Staatsminister jetzt Marschall Potain,
Herriot und Flandin genannt, nicht mehr
Caillaux und Marin, - als Justizminister
Berard, als Finanzminister Abel Gar,
dey. Pidtri bleibt Kriegsminister.
BalSwms KabmsttsWe
Die voraussichtliche Zusammensetzung des neuen englischen Kabinetts
DNB. London, 6. Juni.
Die Kabinettsliste, die Baldwin am morgigen
Freitag nach dem Rücktritt MacDonalds dem
König unterbreiten wird, hat nach Informatio-
nen der „Evening News" folgendes Aussehen:
Ministerpräsident: Baldwin
Lordpräsident des Geheimen Rates:
Ramsay MacDonald
Schatzkanzler: Neville Chamberlain
(unverändert)
Lordkanzler: Lord Hai Isham
Innenminister und Stellvertreter des Mini-
sterpräsidenten im Unterhaus: Sir Jehn
Simon
Außenminister: Sir Samuel Hoare
Dominienminister: Thomas (unverändert)
Kolonialminister: Malcolm MacDonald
Erster Lord der Admiralität: Sir Bolton
Eyres Monsell (unv.)
Luftfahrtminister: Sir Philipp Cunliffe-
Lister, der zum Rang eines Peer erhoben
wird
Unterrichtsminister: Oliver Stanley
Arbeitsminister: Ernest Brown
Landwirtschaftsminister: Walter Elliot
(unverändert)
Gesundheitsminister: Sir Hilton Poung
(unverändert)
Wirtschaftsminister: Walter Runciman
(unverändert)
Postminister: Sir Kingsley Wood (unv.)
Minister für Schottland: Sir Godfrey Col-
lins (unverändert)
Staatskommissar für öffentliche Arbeiten:
Sir Ormsby Core (unverändert)
Vsrkehrsminister: Höre Veli sha (unv.)
Lordsiegelbewahrer: Anthony Eden (unv.).
Zum Staatssekretär für Indien wird voraus-
sichtlich Lord Linlithgow ernannt werden.
Als Anwärter für den Poften des Kriegsmini-
sters wird der jetzige Finanzsekretär des Schatz-
amtes Duff Looper genannt. Aus dem Kabi-
nett MacDonald scheiden also aus: Der Unter-
richtsminister Lord Halifax, der Lordkanzler
Lord Sankey, der Innenminister Sir John
Eilmour und der Luftfahrtminister Lord
Londonderry. Nach den bisherigen Dis-
positionen dürfte die amtliche Ministerliste nicht
vor morgen Abend bekannt werden.
Die Jndrenvorlage vor dem Oberhaus
DNB. London, 6. Juni.
Die am Mittwoch vom Unterhaus verabschie-
dete Jndienvorlage wurde am Donnerstag vom
Oberhaus durch Lord Halifax zur ersten Lesung
eingebracht. Die zweite Lesung wird vom 18. bis
20. Juni und die 3. Lesung am 25. Juli statt-
finden. Es besteht kein Zweifel, daß auch das
Oberhaus das anfänglich viel umstrittene Gesetz
annehmen wird.
der den Deutschen angemessenen Lebensnotwen-
digkeiten zu sichern.
Als höchster Wert steht für die nationalsozia-
listische Bewegung und für das neue Reich die
Sicherung des gesunden Blutes in der festen
Ueberzeugung, daß dieses gesunde Blut auch
stets verbunden ist mit einem ehrbewußten
Charakter und mit einem unbändigen For-
schungswillen, mit einem Willen zur äußeren
Freiheit und zum inneren Stolzesbewußtsein.
Die Festansprachen wurden abgeschlossen mit
dem Vortrag der Air-D-dur-Suite von Johann
Sebastian Bach.
Mit dem Schlußwort des Vorsitzenden des
VDJ ,Dr. ing. Schult, sowie dem Gesang des
Deutschland- und des Horst-Wessel-Liedes klang
die Feier aus.
Auf Einladung der sowjetrussischen Regie-
rung reiste am Donnerstag Außenminister
Venesch in Begleitung von Legationsrat Dr.
Kucera und Dr. Hlavacek nach Moskau ab.
Telegrammwechsel zwischen dem Generalinspektor
Dr. Todt und dem Führer
DNB. Breslau, 6. Juni.
Anläßlich des ersten Tages der deutschen
Technik übersandte der Beauftragte für Technik
und deren Organisationen im Stabe des Stell-
vertreters des Führers, Eeneralinspektor Dr.
ing. Todt, an den Führer und Reichskanzler
folgendes Telegramm:
Meinem Führer melde ich die mehrtägige Ar-
beitstagung der deutschen Technik anläßlich der
25-Jahrfeier der Technischen Hochschule in Bres-
lau. In ernster Pflichterfüllung sind die deut-
schen Ingenieure bereit, die grossen, der Technik
gestellten Aufgaben selbstlos und sachlich zu
lösen. Wir geloben treue Gefolgschaft. Heil,
mein Führer!
Der Führer hat darauf geantwortet:
Für das mir anläßlich der Arbeitstagung der
deutschen Technik von Ihnen namens der deut-
schen Ingenieure ausgesprochene Gelöbnis treuer
Mitarbeit sage ich Ihnen meinen herzlichen
Dank. Ich erwidere Ihre Grütze mit den besten
Wünschen für Ihre Tagung und Ihre weitere
Arbeit. ' Adolf Hitler.
, Eine Sitzung des Sejm
Die neuen Wahlgesetze vor dem neuen Parla-
ment
DNB. Warschau, 6. Juni.
Die außerordentliche Tagung des polnischen
Parlaments, die vom Staatspräsidenten zur Er-
ledigung der neuen Wahlgesetze einberufen wor-
den ist, wurde am Donnerstag nachmittag durch
eine Sitzung des Sejm eröffnet. Der Sejm-
Marschall Switalski forderte die Kammer
auf, sich zu erheben und stillschweigend das An-
denken des Marschalls zu Ehren. Nach der ein-
drucksvollen Trauerkundgebung sprach der Mar-
schall namens des Sejm allen Parlamenten an-
derer Staaten seinen Dank aus, die ihr Mitge-
fühl mit der polnischen Trauer zum Ausdruck
gebracht haben. Nachdem der Sejmmarschall so-
dann mitgeteilt hatte, daß seitens des Regie-
rungsblocks Gesetzentwürfe für die Wahlord-
nung zum Senat und für die Präsidentenwahl
eingegangen seien und dann die Sozialistische
Partei einen Gesetzentwurf für die Wahlord-
nung von Sejm und Senat eingebracht hatte,
wurden diese Anträge ohne Aussprache an den
Verfassungsausschuß überwiesen. Die Sitzung
wurde hierauf geschlossen.
Der Verfassungsausschuß des Sejms wird
schon Freitagfrüh zusammentreten, um die Re-
ferate für die vorliegenden Gesetzentwürfe zu
verteilen.
Unmittelbar nach Schluß der Sejmsitzung fand
auch die erste Sitzung des Senats statt, die
gleichfalls lediglich einer Trauerkundgebung für
den Marschall Pilsudski gewidmet war. Senats-
marschall Raczkiewicz sprach den Dank des
Senats an die Senate bzw. Oberhäuser oder
Ersten Kammern des Auslandes aus, die in
ihren Sitzungen der polnischen Trauer gedacht
hatten.
Das nationaldemokratische Provinzblatt „Ga-
zeta Radomska" in Radom, das sich mit keiner
Zeile der polnischen Nationaltrauer um Pilsudski
anschloß, mußte jetzt ebenso wie die „Gazeta
Warszawska" in Warschau infolge des Boykotts
der Bevölkerung sein Erscheinen einstellen. Die
Druckereien in Radom lehnen es ab, die Zeitung
weiter zu drucken.
Erdbebenstöße in Oberitalien
DNB. Mailand, 6. Juni
In mehreren Städten, der Provinzen Romagna
und Venetien in Oberitalien wurden am Mitt-
woch gegen 13.00 Uhr mehrere Erdstöße wcchrge-
nommen. Besonders stark war die Erdbewegung
in Faenza, wo die Bevölkerung tn große Unruhe
versetzt wurde. Hier waren auch einige Sachschä-
den zu verzeichnen. Der Herd des Bebens befand
sich in etwa 30 km Entfernung von Faenza.
Erdbebenstöße von verschiedener Heftigkeit wur-
den auch in Bologna, Ferrara, Forli und Vevona
verspürt. Ein Teil der Bevölkerung verließ aus
Angst vor schweren Folgen des Bebens die Häu-
ser, doch kamen Personen, soweit sich bis jetzt
feststellen ließ, nicht zu Schaden. Auch Castelbo«
loqnese wurde von einem starken Stoß erschüttert.
Es war das stärkste Beben seit dem Jahre 1781.
In dieser Stadt wurden zahlreiche Dachziegel von
den Häusern geschleudert, eine Kirche und der
Wartesaal des Be^^diaungen.
Zwei Bergleute rv».nch oerungiuut
DNB Unna i. W., 6. Juni-
Wie die Bergbehörde mitteilt, ereignete sich
in der Nacht vom 4. zum 5 Juni auf der
Schachtanlage „Alter Hellweg" in Unna in
Westfalen ein schwerer Schießunfall, dem leider
zwei Hauer zum Opfer fielen. Der Hauer Karl
Böttcher aus Unna Königsborn wurde so-
fort getötet, während der Hauer Karl Hölken
aus Aplerbeck einige Stunden später den er-
littenen Verletzungen erlag. Der Unfall ereig-
nete sich beim Abteufen eines Gesenkes, bei dem
offenbar Sprengstoffreste angebohrt wurden.
> Seeräuber greifen Munitionstransportschrff an
Schanghai, 5. Juni
Auf dem Westfluß in der Provinz Kwang-
tung überfielen fünf Seeräuberboote ein eng-
lisches Munitionstransportschiff. Ein in der
Nähe befindliches Kanonenboot „Cicala" feuerte
auf die Seeräuber und setzte zu ihrer Verfol-
gung einen Kutter aus. Die Seeräuber konnten
jedoch an Land fliehen, wo aber chinesisches
Militär sofort die weitere Verfolgung auf-
nahm. Mehrere der Piraten wurden gefangen
genommen.
Ministerpräsident General Göring ist mit
seiner Begleitung am Donnerstag um 18.30
Uhr auf dem Flugfelde von Semlin bei Bel-
grad eingetroffen.
Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat nach
Mitteilung der Deutschen Seewarte um 5.30 Uhr
MEZ. Cap Sao Thome Passiert und stand 270 km
nordöstlich Rio de Janeiros.
In einer amtlichen Mitteilung werden Mel-
dungen, daß bei der Erdbebenkatastrophe in
Quetta insgesamt 56000 Personen ums Le-
ben gekommen seien, als unzutreffend bezeichnet.
Eine Schätzung der Todesopfer ist einstweilen
unmöglich
Der Schweizer Nationalrat, der am
Donnerstag den Staatshaushalt verabschiedete,
lehnte auf Grund eines sozialdemokratischen An-
trages mit 82 gegen 57 Stimmen den Bundes-
beitrag für die Berliner Olympiade
1 9 3 6 in Höhe von 36 000 Franken ab. Bun-
despräsident Minger bemühte sich wiederholt,
die Ablehnung zu verhindern.
Der frühere französische Justizminister Sena-
tor Ren4 Renault, gegen den im Zusam-
menhang mit dem Stavisky-Skandal Anklage
wegen Bestechlichkeit erhoben worden war, ist
am Donnerstag vom Schwurgericht des Seine-
Departements freigesprochen worden.
Freitag, den 7. Ami 1SS8
Nr. 1L1
fung die heutige Wissenschaft nicht hätte zeitigen
können, so wäre auch niemals ein ideenloser
Empiriker wahrhafter Entdecker dieser Welt ge-
worden-
Aus allen diesen Gründen wird unsere Zeit
deshalb das technische Denken mit einreihen in
den großen Forschungskampf des europäischen
Menschentums und nicht in ihr grundsätzlich
eine ganz andere Sphäre des Lebens erblicken
wie Kunst und Philosophie, sondern sie als das
Aeußere des gleichen Forschungswil-
lens deuten wie die übrigen Erscheinungen
auch. Wenn sich nun die Technik und Kultur in
einem offenen Gegensatz befinden, so ist das
nicht ein Zeichen eines grundsätzlich richtigen
und natürlichen Zustandes, sondern es ist bloß
das Zeichen einer Erkrankung dieser
menschlichen Epoche. Deshalb ist auch nicht die
Technik schuld an der kulturellen Verwahrlo-
sung des letzten Jahrhunderts, sondern diese
Technik errang ihre Riesenerfolge in einer
Zeit, da die Menschen Europas innerlich un-
eins, weltanschaulich zerfallen, mit einem Wort
entartet waren. Wenn man nach dieser Er-
kennkkis die uns gestellten Probleme in rich-
tiger Perspektive erblickt, so wird man die
Krankheiten nicht an den äußeren Ergebnissen
sondern an den inneren Symptomen ablesen
müssen. Die Kritik an der Technik und ihren
Erscheinungen führt deshalb unmittelbar zur
Kritik der Kunst und der Weltanschauung des
19. Jahrhunderts und auch unserer Zeit über-
haupt.
Die Völker Europas wurden immer mehr
überlastet von neuen Traditionsgeschichten. Das
18. und 19. Jahrhundert brachte die demokra-
.tische Ideenwelt, die im Laufe eines Jahrhun-
derts erneut Denkform und Weltanschauungs-
system wurde, bis schließlich die marxistische
Bewegung ein anderes, materialistisches Bild
des Lebens aufriß und in der ganzen Welt sich
nach Jüngern umsah. Die naturgegebenen In-
stinkte wurden verschüttet und erst inmitten
dieses Auseinanderfallens merkten einige große
Geister, daß der Boden unter der ganzen euro-
päischen Kultur erschüttert war. In diese
Zeit, da Humaiismus, alle Formen lockernder
Liberalismus, alterndes konservatives Denken
miteinander kämpften, zog als lebensstarker
Strom die Technik wie eine Sturzwelle als end-
liches Ergebnis des jahrhundertelangen For-
schungskampfes über Europa hinweg. Und weil
diese Technik keine sichere künstlerische Haltung
Äehr vorfand, mußte sie sich in den Mitteln
ihrer Darstellung vergreifen.
Wir alle haben es dann erlebt, wie die deut-
sche Landschaft vielfach zerstört wurde, wie aus
Vorbildern deutscher Städtebaukunst früherer
Jahrhunderte öde Steinhaufen wurden. Aber
nebenher geht doch ein tektonischer Zwang, der
allen Vergewaltigungen der Materie ein Ziel
setzte: Ein junges Geschlecht von Baukünstlern
und Ingenieuren zugleich dringt über das rein
Mathematische hinaus und findet auch hier nach
dem Forschen innerer Notwendigkeiten nach und
nach die Form für den neuen Gehalt.
Und während früher die Technik nicht selten
die deutsche Landschaft zerstörte, entsteht aus
dem Willen des Führers heraus heute eine nie
dagewesene, durchaus unserer Zeit gehörige mit
allen technischen Mitteln des 20. Jahrhunderts
ausgestattene R e i ch s a u tob a h n, die aber
nicht in öder Form die deutsche Landschaft miß-
braucht, sondern aus einer neuen Natur und
Technik verbindenden weltanschaulichen Haltung
heraus die Schönheit Deutschlands auch allen
denen noch neu erschließen wird, die bisher in
den Großstädten nicht immer ihrer teilhaftig
werden konnten. Alle diese Kräfte, die heute in
Deutschland lebendig sind, deuten bewußt oder
unbewußt auf das, was ich am Anfang darzu-
stellen mich bemühte, daß nämlich Kultur und
Zivilisation, die Technik mit einbegriffen, nicht
aüseinanderzustreben brauchen, daß sie viel-
mehr immer mehr da zusammengehen können,
wo ein einheitlicher Charakter, eine einheitliche
weltanschauliche Haltung vorhanden ist, die das
Ich, das Volkstum, den Staat und die Land-
schaft der Heimat umschließt.
So hoffen wir, daß diese Schau des national-
sozialistischen Denkens die lange Zeit abirrende
Technik wieder zum blutvollen Leben des Vol-
kes zurückführt und daß die Führer dieser Tech-
nik ihre große Verantwortung vor deutscher
Vergangenheit, deutscher Städtebaukunst und
deutscher Landschaft bis in ihre innerste Faser
in sich aufnehmen. Diese eine Verpflichtung um-
schließt aber auch nach der wirtschaftlichen Seite
neue Pflichten. Denn wenn wir die Technik in
dieser Weise begreifen, dann verstehen wir
auch, daß die Größe dieser Technik es nicht ver-
trägt, etwa nur Mittel zum Zweck rein persön-
licher Gewinnsüchte darzustellen. Alle übrigen
Gebiete des deutschen Lebens aber müssen sich
diser Macht der technischen Entwicklung zum
Teil bedienen, zum Teil sich einstigen, um die
Totalität dieses deutschen Lebens in der Ver-
teidigung nach außen, in der Gestaltung des
sozialen Lebens nach innen, in der Durchsetzung
Laval erneut beauftragt
Paris, 7. Juni.
Nachdem Piötri, Bouisson und Dal-
bos die Uebernahme der Kabinettsbildung ab-
gelehnt hatten, wurde Laval erneut beauf-
tragt. Er hat noch im Laufe der Nacht einen
Teil des Kabinetts zusammengestellt, in dem er
selbst das Außenministerium übernimmt.
*
Um 17.25 Uhr wurde bekannt, daß Piötri
auf den Auftrag der Kabinettsbildung ver-
zichtet hat. Zu Beginn des Nachmittags wur-
den die Aussichten der Piotrischen Bemühungen
noch optimistisch beurteilt. Es schien, als ob es
Pietri gelänge, durch Nachgeben in der Formu-
lierung der Vollmachten die Unterstützung der
Nadikalsozialisten zu erhalten. Piütri soll sich
bei den Besprechungen bereiterklärt haben, sich
mit beschränkten Vollmachten zu begnügen und
von Fall zu Fall vom Parlament getrennte
Vollmachten zur Verteidigung des Francs, zur
I Bekämpfung der Spekulation und zur Herstel-
lung des Haushaltsgleichgewichts zu beantragen.
Er hätte die Parlamentstagung entsprechend an-
dauern lassen. Verordnungen der Regierung
Hütten vor ihrer Verkündigung im „Journal
officiel" möglicherweise von den Finanzausschüs-
sen von Kammer und Senat parlamentarisch
überwacht werden sollen. Piötri hat gegen 5 Uhr
dem Präsidenten der Republik einen Besuch ab-
gestattet und ihn von der Ergebnislosigkeit
seiner Bemühungen in Kenntnis gesetzt.
Nachdem Piötri den Auftrag der Kabinetts-
bildung zurückgegeben hatte, hat Präsident
Lebrun Fernand Bouisson ins Elisoe ge-
rufen und ihm erneut den Auftrag der Kabi-
nettsbildung angeboten. Bouisson hat wenige
Minuten später die Beauftragung abgelehnt und
garnicht erst mit politischen Besprechungen be-
gonnen.
Nachdem auch der Vorsitzende der radikal-
sozialistischen Kammergruppe Delbos es ab-
gelehnt hatte, die Kabinettsbildung zu über-
> nehmen, wurde Pierre Laval ins Elysöe be-
rufen. Pierre Laval hat beim Verlassen des
Elysöes erklärt: Der Präsident der Republik
hat mir erneut die Regierungsbildung ange-
boten- Angesichts der ernsten Lage habe ich
nicht geglaubt, mich diesem Auftrage entziehen
zu können. Ich werde also die Regierung bil-
den. — Laval soll entschlossen sein, die Kammer
vor die Verantwortung zu stellen. Man glaubt,
daß er diesmal Erfolg haben könnte, zumal sich
in der Öffentlichkeit bereits lebhafte Beunruhi-
gung bemerktbar macht. Am heutigen Don-
nerstag sollen Sparkasseneinlagen in größerem
Umfange abgehoben worden sein.
DNB Paris, 7. Juni.
Pierre Laval hatte um 0.30 Uhr die Bil-
dung seines Kabinetts noch nicht beendet. Man
kündigt an, daß die amtliche Liste nicht vor
1 Uhr früh zu erwarten sei. In parlamentari-
schen Kreisen ist eine erste vorläufige unvoll-
ständige Liste in Umlauf, die jedoch noch ge-
ändert werden kann- Danach übernimmt der
Ministerpräsident Laval auch das Außenmini-
sterium. Als Staatsminister sind vorgeschlagen
Marschall Potain, Caillaux, Her-
ri ot und Marin. Die Aemter dürften fol-
gendermaßen verteilt werden: Justiz: Pernot,
Inneres: Marcombes, Finanzen: Piötri, Krieg:
General Maurin, Kriegsmarine: Flandin, Luft-
fahrt: General Denain, Handel: Laurent-Eynac,
Öffentliche Arbeiten: Paganon, Kolonien: Rol-
lin, Post: Mandel, Arbeitsministerium: Fos-
sard, Unterricht, Landwirtschaft, Gesundheits-
pflege, Handelsmarine und Pensionen sind noch
offen. Als Staatssekretär beim Ministerpräsi-
dium wird Cathala genannt.
Um 1.30 Uhr wurde bekannt, daß die amtliche
Ministerliste nicht vor 2 Uhr früh zu erwar-
ten ist- Die vorläufige Ministerliste hat bereits
wesentliche Aenderungen erfahren. So werden
als Staatsminister jetzt Marschall Potain,
Herriot und Flandin genannt, nicht mehr
Caillaux und Marin, - als Justizminister
Berard, als Finanzminister Abel Gar,
dey. Pidtri bleibt Kriegsminister.
BalSwms KabmsttsWe
Die voraussichtliche Zusammensetzung des neuen englischen Kabinetts
DNB. London, 6. Juni.
Die Kabinettsliste, die Baldwin am morgigen
Freitag nach dem Rücktritt MacDonalds dem
König unterbreiten wird, hat nach Informatio-
nen der „Evening News" folgendes Aussehen:
Ministerpräsident: Baldwin
Lordpräsident des Geheimen Rates:
Ramsay MacDonald
Schatzkanzler: Neville Chamberlain
(unverändert)
Lordkanzler: Lord Hai Isham
Innenminister und Stellvertreter des Mini-
sterpräsidenten im Unterhaus: Sir Jehn
Simon
Außenminister: Sir Samuel Hoare
Dominienminister: Thomas (unverändert)
Kolonialminister: Malcolm MacDonald
Erster Lord der Admiralität: Sir Bolton
Eyres Monsell (unv.)
Luftfahrtminister: Sir Philipp Cunliffe-
Lister, der zum Rang eines Peer erhoben
wird
Unterrichtsminister: Oliver Stanley
Arbeitsminister: Ernest Brown
Landwirtschaftsminister: Walter Elliot
(unverändert)
Gesundheitsminister: Sir Hilton Poung
(unverändert)
Wirtschaftsminister: Walter Runciman
(unverändert)
Postminister: Sir Kingsley Wood (unv.)
Minister für Schottland: Sir Godfrey Col-
lins (unverändert)
Staatskommissar für öffentliche Arbeiten:
Sir Ormsby Core (unverändert)
Vsrkehrsminister: Höre Veli sha (unv.)
Lordsiegelbewahrer: Anthony Eden (unv.).
Zum Staatssekretär für Indien wird voraus-
sichtlich Lord Linlithgow ernannt werden.
Als Anwärter für den Poften des Kriegsmini-
sters wird der jetzige Finanzsekretär des Schatz-
amtes Duff Looper genannt. Aus dem Kabi-
nett MacDonald scheiden also aus: Der Unter-
richtsminister Lord Halifax, der Lordkanzler
Lord Sankey, der Innenminister Sir John
Eilmour und der Luftfahrtminister Lord
Londonderry. Nach den bisherigen Dis-
positionen dürfte die amtliche Ministerliste nicht
vor morgen Abend bekannt werden.
Die Jndrenvorlage vor dem Oberhaus
DNB. London, 6. Juni.
Die am Mittwoch vom Unterhaus verabschie-
dete Jndienvorlage wurde am Donnerstag vom
Oberhaus durch Lord Halifax zur ersten Lesung
eingebracht. Die zweite Lesung wird vom 18. bis
20. Juni und die 3. Lesung am 25. Juli statt-
finden. Es besteht kein Zweifel, daß auch das
Oberhaus das anfänglich viel umstrittene Gesetz
annehmen wird.
der den Deutschen angemessenen Lebensnotwen-
digkeiten zu sichern.
Als höchster Wert steht für die nationalsozia-
listische Bewegung und für das neue Reich die
Sicherung des gesunden Blutes in der festen
Ueberzeugung, daß dieses gesunde Blut auch
stets verbunden ist mit einem ehrbewußten
Charakter und mit einem unbändigen For-
schungswillen, mit einem Willen zur äußeren
Freiheit und zum inneren Stolzesbewußtsein.
Die Festansprachen wurden abgeschlossen mit
dem Vortrag der Air-D-dur-Suite von Johann
Sebastian Bach.
Mit dem Schlußwort des Vorsitzenden des
VDJ ,Dr. ing. Schult, sowie dem Gesang des
Deutschland- und des Horst-Wessel-Liedes klang
die Feier aus.
Auf Einladung der sowjetrussischen Regie-
rung reiste am Donnerstag Außenminister
Venesch in Begleitung von Legationsrat Dr.
Kucera und Dr. Hlavacek nach Moskau ab.
Telegrammwechsel zwischen dem Generalinspektor
Dr. Todt und dem Führer
DNB. Breslau, 6. Juni.
Anläßlich des ersten Tages der deutschen
Technik übersandte der Beauftragte für Technik
und deren Organisationen im Stabe des Stell-
vertreters des Führers, Eeneralinspektor Dr.
ing. Todt, an den Führer und Reichskanzler
folgendes Telegramm:
Meinem Führer melde ich die mehrtägige Ar-
beitstagung der deutschen Technik anläßlich der
25-Jahrfeier der Technischen Hochschule in Bres-
lau. In ernster Pflichterfüllung sind die deut-
schen Ingenieure bereit, die grossen, der Technik
gestellten Aufgaben selbstlos und sachlich zu
lösen. Wir geloben treue Gefolgschaft. Heil,
mein Führer!
Der Führer hat darauf geantwortet:
Für das mir anläßlich der Arbeitstagung der
deutschen Technik von Ihnen namens der deut-
schen Ingenieure ausgesprochene Gelöbnis treuer
Mitarbeit sage ich Ihnen meinen herzlichen
Dank. Ich erwidere Ihre Grütze mit den besten
Wünschen für Ihre Tagung und Ihre weitere
Arbeit. ' Adolf Hitler.
, Eine Sitzung des Sejm
Die neuen Wahlgesetze vor dem neuen Parla-
ment
DNB. Warschau, 6. Juni.
Die außerordentliche Tagung des polnischen
Parlaments, die vom Staatspräsidenten zur Er-
ledigung der neuen Wahlgesetze einberufen wor-
den ist, wurde am Donnerstag nachmittag durch
eine Sitzung des Sejm eröffnet. Der Sejm-
Marschall Switalski forderte die Kammer
auf, sich zu erheben und stillschweigend das An-
denken des Marschalls zu Ehren. Nach der ein-
drucksvollen Trauerkundgebung sprach der Mar-
schall namens des Sejm allen Parlamenten an-
derer Staaten seinen Dank aus, die ihr Mitge-
fühl mit der polnischen Trauer zum Ausdruck
gebracht haben. Nachdem der Sejmmarschall so-
dann mitgeteilt hatte, daß seitens des Regie-
rungsblocks Gesetzentwürfe für die Wahlord-
nung zum Senat und für die Präsidentenwahl
eingegangen seien und dann die Sozialistische
Partei einen Gesetzentwurf für die Wahlord-
nung von Sejm und Senat eingebracht hatte,
wurden diese Anträge ohne Aussprache an den
Verfassungsausschuß überwiesen. Die Sitzung
wurde hierauf geschlossen.
Der Verfassungsausschuß des Sejms wird
schon Freitagfrüh zusammentreten, um die Re-
ferate für die vorliegenden Gesetzentwürfe zu
verteilen.
Unmittelbar nach Schluß der Sejmsitzung fand
auch die erste Sitzung des Senats statt, die
gleichfalls lediglich einer Trauerkundgebung für
den Marschall Pilsudski gewidmet war. Senats-
marschall Raczkiewicz sprach den Dank des
Senats an die Senate bzw. Oberhäuser oder
Ersten Kammern des Auslandes aus, die in
ihren Sitzungen der polnischen Trauer gedacht
hatten.
Das nationaldemokratische Provinzblatt „Ga-
zeta Radomska" in Radom, das sich mit keiner
Zeile der polnischen Nationaltrauer um Pilsudski
anschloß, mußte jetzt ebenso wie die „Gazeta
Warszawska" in Warschau infolge des Boykotts
der Bevölkerung sein Erscheinen einstellen. Die
Druckereien in Radom lehnen es ab, die Zeitung
weiter zu drucken.
Erdbebenstöße in Oberitalien
DNB. Mailand, 6. Juni
In mehreren Städten, der Provinzen Romagna
und Venetien in Oberitalien wurden am Mitt-
woch gegen 13.00 Uhr mehrere Erdstöße wcchrge-
nommen. Besonders stark war die Erdbewegung
in Faenza, wo die Bevölkerung tn große Unruhe
versetzt wurde. Hier waren auch einige Sachschä-
den zu verzeichnen. Der Herd des Bebens befand
sich in etwa 30 km Entfernung von Faenza.
Erdbebenstöße von verschiedener Heftigkeit wur-
den auch in Bologna, Ferrara, Forli und Vevona
verspürt. Ein Teil der Bevölkerung verließ aus
Angst vor schweren Folgen des Bebens die Häu-
ser, doch kamen Personen, soweit sich bis jetzt
feststellen ließ, nicht zu Schaden. Auch Castelbo«
loqnese wurde von einem starken Stoß erschüttert.
Es war das stärkste Beben seit dem Jahre 1781.
In dieser Stadt wurden zahlreiche Dachziegel von
den Häusern geschleudert, eine Kirche und der
Wartesaal des Be^^diaungen.
Zwei Bergleute rv».nch oerungiuut
DNB Unna i. W., 6. Juni-
Wie die Bergbehörde mitteilt, ereignete sich
in der Nacht vom 4. zum 5 Juni auf der
Schachtanlage „Alter Hellweg" in Unna in
Westfalen ein schwerer Schießunfall, dem leider
zwei Hauer zum Opfer fielen. Der Hauer Karl
Böttcher aus Unna Königsborn wurde so-
fort getötet, während der Hauer Karl Hölken
aus Aplerbeck einige Stunden später den er-
littenen Verletzungen erlag. Der Unfall ereig-
nete sich beim Abteufen eines Gesenkes, bei dem
offenbar Sprengstoffreste angebohrt wurden.
> Seeräuber greifen Munitionstransportschrff an
Schanghai, 5. Juni
Auf dem Westfluß in der Provinz Kwang-
tung überfielen fünf Seeräuberboote ein eng-
lisches Munitionstransportschiff. Ein in der
Nähe befindliches Kanonenboot „Cicala" feuerte
auf die Seeräuber und setzte zu ihrer Verfol-
gung einen Kutter aus. Die Seeräuber konnten
jedoch an Land fliehen, wo aber chinesisches
Militär sofort die weitere Verfolgung auf-
nahm. Mehrere der Piraten wurden gefangen
genommen.
Ministerpräsident General Göring ist mit
seiner Begleitung am Donnerstag um 18.30
Uhr auf dem Flugfelde von Semlin bei Bel-
grad eingetroffen.
Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat nach
Mitteilung der Deutschen Seewarte um 5.30 Uhr
MEZ. Cap Sao Thome Passiert und stand 270 km
nordöstlich Rio de Janeiros.
In einer amtlichen Mitteilung werden Mel-
dungen, daß bei der Erdbebenkatastrophe in
Quetta insgesamt 56000 Personen ums Le-
ben gekommen seien, als unzutreffend bezeichnet.
Eine Schätzung der Todesopfer ist einstweilen
unmöglich
Der Schweizer Nationalrat, der am
Donnerstag den Staatshaushalt verabschiedete,
lehnte auf Grund eines sozialdemokratischen An-
trages mit 82 gegen 57 Stimmen den Bundes-
beitrag für die Berliner Olympiade
1 9 3 6 in Höhe von 36 000 Franken ab. Bun-
despräsident Minger bemühte sich wiederholt,
die Ablehnung zu verhindern.
Der frühere französische Justizminister Sena-
tor Ren4 Renault, gegen den im Zusam-
menhang mit dem Stavisky-Skandal Anklage
wegen Bestechlichkeit erhoben worden war, ist
am Donnerstag vom Schwurgericht des Seine-
Departements freigesprochen worden.