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Dienstag, de« 11. Zrmi 18SS
ser Gliederung waren es die mehr industriellen
und vom Konjunkturablaus abhängigen Berufs-
gruppen, die mit einer Abnahme um 117 500 zu
zu 55 v. H. zur Entlastung beigetragen haben,
während die Außenberufe einen Rückgang um
rund 96 000 brachten. Von den überwiegend
konjunkturabhängigen Berufsgruppen hoben sich
die Gruppen der Eisen- und Metallindustrie und
des Holz- und Schnitzstoffgewerbes mit hohen
Abgangszahlen heraus. Innerhalb der Außen-
berufe waren das Baugewerbe, die Baustoffin-
dustrie und das Verkehrsgewerbe die vornehm-
lichen Träger der Entlastung.
Sine Ansprache Mussolinis
DNB. Rom, 8. Juni.
Bei der Besichtigung der dritten mobilisierten
Division „Sabaudia" in Cagliari, die dort
zur Ausfahrt bereit liegt, hielt Mussolini am
Samstag folgende Ansprache:
„Schwarzhemden! Ihr habt einer stolzen Kund-
gebung beigewohnt und gezeigt, daß Ihr stark
und diszipliniert seid, würdig der heroischen und
kriegerischen sardinischen Rasse. Die Truppen von
„Sabaudia" tragen in ihrem Namen das beste
Losungswort.
Wir haben alte und neue Fragen zu regeln
und werden sie regeln. Möge man jenseits der
Innerhalb des Gesamtrückganges wurde die
Arbeitslosenversicherung um 59 000, die Krisen»
fürsorge um 44 000 Hauptunterstützungsempfän-
ger entlastet. In diesen beiden Unterstützungs-
einrichtungen der Reichsanstalt werden zur
Zeit 992 000 Hauptunterstützungsempfänger be-
treut. Daneben zahlt die Reichsanstalt für
246 000 Notstandsarbeiter die Grundförderung.
In der öffentlichen Fürsorge stehen noch 465 000
als Wohlfahrtserwerbslose anerkannte arbeits-
lose Volksgenossen, das sind 51000 weniger als
im Vormonat.
Grenzen sagen, was man wolle. Nur wir können
unsere Richter sein und die besten Garanten un-
serer Zukunft, nur ausschließlich wir und nicht
die anderen! Wir folgen in unseren Handlun-
gen nur denjenigen, die uns heute belehren
wollen. Als sie ihr Reich aufbauten und es ver-
teidigten, zeigten sie, daß sie auf die öffentliche
Weltmeinung keine Rücksicht nahmen.
Wenn die Regierung jetzt an die Schwarzhem-
den appelliert und das junge Italien zu den
Waffen ruft, so fühlt das italienische Volk, daß
es seine Pflicht tut und einer höchsten Notwen-
digkeit folgt. Das ganze italienische Volk steht
wie ein Mann da, wenn es gilt, die Macht
und den Ruhm des Vaterlandes zu verteidigen."
Eine Rede Baldwins
DNB. London, 8. Juni.
Auf einer großen Kundgebung der nationalen
Regierung im Himley-Park in der Nähe von
Birmingham, an der rund 15 000 Personen teil-
nahmen hielt am Pfingssamstag der neue Mi-
nisterpräsident Baldwin seine erste Rede im
neuen Amt. Er beschäftigte sich in der Haupt- !
fache mit den innenpolitischen Auf-?
gaben der neuen Regierung und zollte seinem?
Vorgänger Worte herzlichen Gedenkens. Tag- j
täglich habe er, Baldwin, mit MacDonald die >
Probleme des Landes erörtert. Hierin werde!
keine Aenderung eintreten. Die Zusammenarbeit I
werde auch in Zukunft fortgesetzt werden. Es
seien lediglich die Plätze gewechselt worden.
Baldwin verglich weiter die Regierungs-
methoden Englands mit denen der übrigen
Großmächte und erklärte, daß es unter allen
diesen Nationen nur ein großes demokratisches
" Land gebe, das sich der Stabilität erfreue, näm-
lich England. Er erwähnte Italien, Sowjetruß-
land und auch Deutschland, die „von Diktatoren
regiert" würden, er erwähnte Amerika, das von
Schwierigkeiten umgeben sei und alle Arten von
Experimenten versuche. Er wies auf Frankreich
hin, dessen unstabilen Regierungsverhältnisse
eine Quelle der Besorgnis nicht nur für Frank-
reich selbst, sondern auch für seine Freunde seien.
Die Stabilität Englands sei eine Notwendigkeit
für die Welt. Das Charakteristikum einer Dikta-
tur fei die Möglichkeit einer schnellen, aber auch
unerwarteten Aktion. So sei es dazu gekommen,
daß Deutschland so schnell zur Wiederaufrüstung
in der Luft habe schreiten können. Italien habe
Schwierigkeiten wegen Abessinien, was das
übrige Europa beunruhige. In Italien gebe es
keine öffentlichen Meinungsströmungen, sodaß
man plötzlich diesen Schwierigkeiten mit allen
seinen möglichen Gefahren gegenüberstehe.
Der Ministerpräsident wandte sich hierauf den
Wirtschaftsproblemen und der Arbeitslosigkeit
zu. Die Währungssschwieri gleiten
und die durch die Arbeitslosigkeit verursachten
Störungen hätten zur Einführung eines Kon-
tingentssystems geführt. Uebereilte Experimente
würden zum Nachteil des britischen Handels
ausschlagen. Er scheue sich nicht vor Experimen-
ten, aber sie dürften erst dann gemacht werden,
wenn ihre möglichen Auswirkungen von Grund
auf durchgeprüft worden seien. Mit dieser Fest-
stellung spielte Baldwin offenkundig auf die
von einem Unterausschuß des bisherigen Kabi-
netts seit vielen Wochen geprüften „New Deal-
Vorschläge" Lloyd Georges an.
Baldwin streifte auch kurz die Außenpoli-
tik. Jedermann kenne die Besorgnis Europas.
Während die Regierung noch mitten im Kampfe
für den Frieden sei, fühle sie die Zeit gekom-
men, dem Lande zu sagen, daß sie mit dem Ver-
teidigungszustand Englands solange nicht zufrie-
den sei, wie es kein Rüstungsbegrenzungsab-
kommen gebe. Das beziehe sich besonders auf die
Luftfahrt. Die Regierung glaube nicht, daß die
Verteidigung des Landes bereits in einem Zu-
stand sei, der es ihr — wie sie es gern möchte
gestatte, zugunsten jener kollektiven Sicher-
heit zu sprechen, die sich der Bevölkerung Eng-
lands allmählich selbst empfehle. Aus diesem
Grunde müsse England fortfahren, für die Si-
cherheit seines eigenen Volkes zu sorgen, wäh-
rend es sich gleichzeitig ernstlich um die
Mstungsbegrenzung und um die Abrüstung be-
mühe und in Genf dafür kämpfe, Europa ent-
weder schrittweise oder ganz in jene Form der
kollektiven Sicherheit zu bringen, die an sich
vielleicht die beste Friedensbürgschaft sei.
Die Rede Baldwins, die etwa vierzig Minu-
ten dauerte, wurde mit lebhaftem Beifall aus-
genommen.
*
In englischen politischen Kreisen wird die Zu-
sammensetzung des neuen Kabinetts als solide
bezeichnet. Das Gleichgewicht der Kräfte der
drei in der Regierung vertretenen Parteien ist
fast unverändert. In der neuen Regierung sind
15 Konservative, 3 Nationale Arbeiterparteiler
(MacDonald) und 4 Nationale Liberale
(Simon). Im alten Kabinett war das ent-
sprechende Verhältnis 14:3:3.
Ministerpräsident Baldwin, der im August
68 Jahre alt sein wird, gehört dem Unterhaus
seit 1908 an. Nach dem Krieg begab er sich in
seiner Eigenschaft als Schatzkanzler zur Fundie-
rung der britischen Kriegsschulden nach Ame-
rika. Er wurde 1923 zum ersten Mal Minister-
präsident und. war nach der ersten Labour-Regie-
rung erneut Chef des Kabinetts von 1924 bis
l929. In diesem Zeitraum wandte sich Eng-
land endgültig der Schutzzollpolitik zu.
Der neue Kriegsminister Lord Halifax ist
54 Jahre alt, war 1921 Unterstaatssekretär des
Kolonialministers und später Unterrichts- und
Landwirtschaftsminister. Seit 1932 hat er den
Posten des Unterrichtsministers inne-
Der neue Kolonialminister Malcolm Mac-
Donald, ein Sohn des bisherigen Minister-
präsidenten, ist 34 Jahre alt und war unter der
vergangenen Regierung Unterstaatssekretär im
Dominion-Ministerium.
Der Minister ohne Geschäftsbereich Lord
Eustace Percyhat eine Zeitlang im diploma-
tischen Dienst gestanden und war von 1924 bis
1929 Unterrichtsminister. Er ist der Verfasser
mehrerer Bücher über Politik und Diplomatie.
Percy wurde 1887 geboren.
Der neue Jndienminister Lord Zetland,
der seit dem Jahre 1922 dem Kronrat angehört,
wurde am 11. Juni 1876 geboren. Er gilt als
ein ausgezeichneter Kenner Asiens und hat in
früheren Jahren zahlreiche Reisen nach Persien,
Zentralasien, Japan, China und Burma ge-
macht. Im Jahre 1900 gehörte er dem Stab
des Vizekönigs von Indien an. Von 1917 bis
1922 war Zetland Gouverneur von Bengalen.
Er war Mitglied der indischen Round-Table-
Konferenz, sowie des Gemischten Parlaments-
ausschusses für die indische Frage.
Der als Nachfolger Sir John Simons zum
Außenminister ernannte Konservative Sir
Samuel Hoare wurde am 24. Februar 1880
geboern. Er hat seine Erziehung in Harrow
und Oxford genossen und wurde im Jahre 1905
Privatsekretär des damaligen Kolonialmini-
sters. Im Jahre 1920 wurde Hoare in den
Kronrat berufen. Von 1922 bis 1929 war Hoare
in verschiedenen Kabinetten Luftfahrtminister.
Von 1930 bis 1931 hatte er das Amt eines
Schatzmeisters der Konservativen Partei inne-
In der nationalen Regierung MacDonagd war
Hoare seit dem Jahre 1931 ununterbrochen
Staatssekretär für Indien. Bei der Durchkämp-
fung der Jndienvorlage, die vor wenigen Tagen
vom Unterhaus in dritter Lesung verabschiedet
wurde, hat Hoare seine Umsicht und seine
Fähigkeiten bei mehr als einer Gelegenheit be-
weisen können. U. a. war er Teilnehmer an
der indischen Nound-table-Konferenz. In außen-
politischer Hinsicht ist Hoare so gut wie gar nicht
hervorgetreten.
Zur Lage
Einigung mit Japan?
DNB Peiping, 8. Juni.
Die Verlegung der von den japanischen mili-
tärischen Stellen beanstandeten chinesischen Be-
hörden, Parteistellen und Truppenteile aus
Nordchina nach weiter im Süden liegenden Or-
ten wird in beschleunigtem Tempo fortgesetzt.
Trotzdem ist kein Zeichen von Panik vorhanden.
Die Stimmung ich vielmehr ruhig in Erwar-
tung der Beschlüsse der in Tientsin tagenden ja-
panischen Militärkonferenz. Der Generalstabs-
ches der japanischen Garnison in Nordchina,
Sakai, und der Vertreter der Kwantung-
Armee, Eiga, trafen am Sonnabend in Pei-
ping ein, wo auch General Dihara erwartet
wird.
*
DNB Mudken, 8. Juni.
Wie verlautet, soll das Oberkommando der
Kwantungarmee infolge der veränderten poli-
tischen und militärischen Lage in der entmili-
tarisierten Zone , den japanischen Truppen den
Befehl' erteilt haben, den von ihnen am 23.
Mai unterbrochenen Vormarsch wieder aufzu-
nehmen. Alle Gebirgspässe an der Großen
Mauer sollen im Laufe der nächsten 24 Stun-
den von japanischen Truppen besetzt werden
*
DNB Tokio, 8. Juni.
Die japanischen Forderungen zur Regelung
der Lage in Norchina beziehen sich auf folgende
Punkte:
1. Unterdrückung der antijapanischen Be-
wegung in ganz China, besonders der koreani-
schen Gruppen und Auflösung der sog. Blauhem-
den;
2. Einrichtung eines Funk- und Flugverkehrs;
3. Aufhebung der zehnprozentigen Zoller-
höhung auf japanische Einfuhrwaren.
Generalkonsul Suma hat die Nankingregie-
rung zu sofortigen Verhandlungen über die
Punkte aufgefordert und dabei mitgeteilt, daß
diese Forderungen von der Regelung der Nord-
china-Frage zu trennen seien. Sie müssen gleich-
zeitig erfüllt werden.
*
Der englische Botschafter sprach am Sonn-
abend beim stellvertetenden Außenminister vor,
um sich über die Lage in Nordchina unterrichten
zu lassen. Wie bekannt wird, hat der stellver-
tretende Außenminister dem Botschafter erklärt,
daß Japan nicht die Besitzergreifung von Nord-
china beabsichtige.
DNB Washington, 8. Juni.
Das Vorgehen Japans in Nordchina wird in
maßgebenden amerikanischen Kreisen mit großer
Mißbilligung verfolgt. Es wird hier all-
gemein angenommen, daß die amerikanische Re-
gierung England und möglicherweise auch an-
dere Mächte konsultieren dürfte, falls eine Ver-
schärfung der Lage in Nordchina eintritt oder
falls China selbst an andere Mächte appelliert.
DNB Tokio, 10. Juni.
Nach den aus Peiping vorliegen Nachrichten
ist ein wesentliche Entspannung der Lage in
Nordchina eingetreten. Man glaubt, daß so-
wohl Nanking als auch Peiping die japanischen
Forderungen anerkennen und durchführen wer-
den. Die Nanking-Regierung soll bereits die
Entfernung aller Kuomintang-Parteiorgani-
sationen und den der Zentralregierung direkt
unterstehenden Truppenteilen den Befehl zum
in China
Rückzug aus dem umstrittenen Gebiet erteilt
haben. Zwischen dem Ministerpräsidenten
Okada und dem Vizekriegsminister Hashi-
moto haben Besprechungen stattgefunden und
der Generalstabschef Prinz Kann in hat dem
Kaiser Bericht erstattet. Auch herüber soll eine
Entspannung festgestellt worden sein. Der Ver-
treter der Nanking-Regierung, Huang F u,
wird nunmehr in Peiping mit besonderen Voll-
machten zur Fortführung der Verhandlungen er-
wartet. In Militärkreisen wird aber ausdrück-
lich die Alleinverantwortung Tschiangkai-
scheks festgestellt.
DNB Peiping, 10. Juni.
Auch hier wird bestätigt, daß eine japanisch-
chinesische Einigung durchaus möglich erscheint.
Kriegsminister Hoyingchin erklärte einem
Vertreter des „Osaka Mainichi", daß alle ja»
panischen Forderungen von einem aufrichtigen
Geiste der Verständigung erfüllt seien. Allem
Anschein nach hat man mit viel weitergehenden
Forderungen gerechnet. Einige Beunruhigung
scheint die Nachricht ausgelöst zu haben, daß
das japanische Militär nunmehr auch die Ab-
setzung bestimmter Beamten der Schantung-
Provinz verlange. Ueberraschungen können sich
auch aus der Haltung des Gouverneurs von
Tschachar ergeben, der anscheinend nicht ge-
willt ist, die Politik des Friedens um jeden
Preis mitzumachen.
DNB Schanghai, 10. Juni.
Die Nanking-Regierung hat eine Verfügung
erlassen, nach der jede hetzerische Herausfor-
derung in Wort oder Tat, die die Erhaltung
freundschaftlicher Beziehungen zu Chinas Nach-
barländern stören könnte, verboten ist. Eben-
falls verboten ist die Gründung von Organi-
sationen, die propagandistisch gegen andere Län-
der arbeiten wollen. Die Verfügung betont
ferner die vordringliche Wichtigkeit der Er-
höhung der inneren Verwaltungsleistungen,
die Hebung nationaler Stärke, die treue Inne-
haltung internationaler Verpflichtungen und
die Erhaltung des Weltfriedens.
DNB Brüssel, 10. Juni.
Auf der in Brüssel abgehaltenen 19. Inter-
nationalen Tagung der Völkerbundsgesell-
schaften glaubte der Präsident der Tagung, der
italienische Senator Giannini, mitteilen zu
können, daß Japan in Kürze seinen Platz im
Völkerbund wieder einnehmen werde.
DNB Schanghai, 11. Juni.
Der Kommandant des japanischen Wach-
detachements in Tangku forderte die sofortige
Zurückziehung zweier chinesischer Schwadronen
und eines Jnfanteriebataillons mit Ausnahme
einer Kompagnie,, die unter Befehl des neuen
Garnisonchefs von Tientsin, Tschangtschen,
stehend, die Truppen der zurückgezogenen 51.
Division ersetzen wollte. Als Begründung hier-
für wird von japanischer Seite erklärt, daß
die vorhandene Truppenstärke für die Erhal-
tung der Ordnung unnötig sei. Die chinesischen
Behörden gaben dem Verlangen nach.
*
DNB Tokio, 11. Juni.
Auf Veranlassung des japanischen Marine-
ministeriums sind zwei Minenboote aus Dairen
nach Tientsin ausgefahren. Außerdem werden
weitere japanische Kriegsschiffe nach Tschifu
und nach anderen chinesischen Häfen entsandt,
um dort den Schutz der japanischen Interessen
zu verstärken.
Früherer rumänischer Finanzminister von seinem
Bruder schwer verletzt
DNB. Bukarest, 10. Juni. Der frühere rumä-
nische Finanzminister und erste Vizepräsident der
Nationalen Bauernpartei, Michael Popovici,
wurde Sonntag vormittag in seiner Villa in
Kronstadt von seinem Bruder Stephan Popo-
vici während einer heftigen Auseinanderset-
zung augeschossen und schwer verletzt. Stephan
Popovici verbarrikadierte sich sodann in einer
Dachkammer, wo er in der Ueberzeugung, seinen
Bruder getötet zu Haden, Selbstmord ver-
übte. Michael Popovici wurde in eine Klinik
übergeführt, wo er nunmehr außer Gefahr liegt.
Die Entführung der kleinen Weyerhäuser
DNB. Washington, 10. Juni. Wie das Justiz-
amt mitteilt, ist in Saltlake City ein Ehepaar
verhaftet worden, das an der Entführung des
kleinen Weyerhäuser mitbeteiligt wac. Es
handelt sich um den 24 Jahre alten mehrfach
wegen Raubes vorbestraften Hermann Waley
und seine Frau. Frau Waley wurde bei der
Ausgabe einer Banknote, die aus dem Lösegeld
stammte, angehalten. Waley, der erst vor einiger
Zeit wegen Raubes zu 20 Jahren Zuchthaus
verurteilt worden war, war bedingungsweise
freigelassen worden. Beide haben ihre Beteili-
gung an der Entführung bereits eingestanden
und einen gewissen William Mahan der Mittä-
terschaft bezichtigt. Mahan, der in Montana ent-
deckt wurde, konnte unter Zurücklassung eines ge-
stohlenen Autos fliehen. In dem Auto wurden
15 000 Dollars, die aus dem Lösegeld stammen,
gefunden.
Autounglück in Oesterreich
DNB. Wien, 8. Juni. Nicht weit von der
Stelle, wo vor kurzem ein Auto mit Jungvater-
landmitgliedern verunglückte, ereignete sich am
Samstag ein anderes schweres Kraftwagenun-
glück. Ein Personenwagen aus Bruck au der
Mur in Steiermark stieß bei einem unbeschrank-
ten Bahnübergang mit dem Schnellzug Linz—
Graz zusammen. Alle Insassen des Autos, vier
Personen, waren auf der Stelle tot. Der Eisen-
bahnzug und seine Insassen haben keinen Scha-
den erlitten.
Wie nunmehr bekannt wird, sind die drei Toten
des Heimwebrautos durchwegs erwachsene Be¬
gleitpersonen, während von den Jungvaterlaud-
Knaben 12' verletzt wurden. Acht von ihnen wur-
den in das Werkspital nach Eisenerz gebracht. Tie
übrigen Jungen wird Minister Fey persönlich
nach Wien bringen.
Französischer Schienenautobus mit Güterzug
zusammengestoßen
DNB. Paris, 10. Juni. Ein Güterzug fuhr
bei St. Londes, unweit von Bordeaux, aus einen
Schienenautobus auf, der 115 km Stundenge-
schwindigkeit hatte. Bei dem Zusammenstoß
wurde der Schienenautobus schwer beschädigt,
die Lokomotive des auffahrenden Zuges fast gar
nicht. Vier Personen, sämtlich Bahnbeamte,
wurden verletzt. Ter Lokomotivführer des Gü-
terznges scheint ein Haltesignal übersehen zü
haben.
18 Todesopfer eines Bergsturms im Hochland
von Pamir
DNB. Moskau, 18. Juni. Bei den großen
Stürmen, die vor kurzem in Tadschekistan berich-
ten, ist eine Gruppe von Alpinisten beim Auf-
stieg auf einen Berg im Hochlande von Pamir
durch einen Sturm überrascht worden, der 18
Mann wahrscheinlich das Leben gekostet hat. Bis-
her konnten zehn der Verunglückten Äs Leichen
geborgen werden.
Französisches Militärflugzeug abgestürzt
DNB. Paris, 10. Juni. Auf dem Flugplatz
Orly stürzte am Pfingstsonntag ein Militärflug-
zeug, das KunWüge vorführte, ab. Der Pilot,
ein Feldwebel, kam ums Leben.
Wechsel in der Geschäftsführung des RDP.
DNB. Berlin, 8. Juni. Im gegenseitigen Ein-
vernehmen ist Professor Dr. Herrmann aus
seinem Amt als Hauptgeschäftsführer des Reichs-
verbandes der Deutschen Presse nach zweijähriger
ersprießlicher Tätigkeit ausgeschieden. Zu feinem
Nachfolger hat der Leiter des Reich Werbandes,
Gruppenführer Weiß, den Hauptschrifileiter her
„Mitteldeutschen Nationalzeitung" in Halle, WÄ-
hslm Jhde, ernannt. Als hauptamtlicher Ju-
stitiar wurde Amtsgerichtsrat Wgwretzko besteht.
Dienstag, de« 11. Zrmi 18SS
ser Gliederung waren es die mehr industriellen
und vom Konjunkturablaus abhängigen Berufs-
gruppen, die mit einer Abnahme um 117 500 zu
zu 55 v. H. zur Entlastung beigetragen haben,
während die Außenberufe einen Rückgang um
rund 96 000 brachten. Von den überwiegend
konjunkturabhängigen Berufsgruppen hoben sich
die Gruppen der Eisen- und Metallindustrie und
des Holz- und Schnitzstoffgewerbes mit hohen
Abgangszahlen heraus. Innerhalb der Außen-
berufe waren das Baugewerbe, die Baustoffin-
dustrie und das Verkehrsgewerbe die vornehm-
lichen Träger der Entlastung.
Sine Ansprache Mussolinis
DNB. Rom, 8. Juni.
Bei der Besichtigung der dritten mobilisierten
Division „Sabaudia" in Cagliari, die dort
zur Ausfahrt bereit liegt, hielt Mussolini am
Samstag folgende Ansprache:
„Schwarzhemden! Ihr habt einer stolzen Kund-
gebung beigewohnt und gezeigt, daß Ihr stark
und diszipliniert seid, würdig der heroischen und
kriegerischen sardinischen Rasse. Die Truppen von
„Sabaudia" tragen in ihrem Namen das beste
Losungswort.
Wir haben alte und neue Fragen zu regeln
und werden sie regeln. Möge man jenseits der
Innerhalb des Gesamtrückganges wurde die
Arbeitslosenversicherung um 59 000, die Krisen»
fürsorge um 44 000 Hauptunterstützungsempfän-
ger entlastet. In diesen beiden Unterstützungs-
einrichtungen der Reichsanstalt werden zur
Zeit 992 000 Hauptunterstützungsempfänger be-
treut. Daneben zahlt die Reichsanstalt für
246 000 Notstandsarbeiter die Grundförderung.
In der öffentlichen Fürsorge stehen noch 465 000
als Wohlfahrtserwerbslose anerkannte arbeits-
lose Volksgenossen, das sind 51000 weniger als
im Vormonat.
Grenzen sagen, was man wolle. Nur wir können
unsere Richter sein und die besten Garanten un-
serer Zukunft, nur ausschließlich wir und nicht
die anderen! Wir folgen in unseren Handlun-
gen nur denjenigen, die uns heute belehren
wollen. Als sie ihr Reich aufbauten und es ver-
teidigten, zeigten sie, daß sie auf die öffentliche
Weltmeinung keine Rücksicht nahmen.
Wenn die Regierung jetzt an die Schwarzhem-
den appelliert und das junge Italien zu den
Waffen ruft, so fühlt das italienische Volk, daß
es seine Pflicht tut und einer höchsten Notwen-
digkeit folgt. Das ganze italienische Volk steht
wie ein Mann da, wenn es gilt, die Macht
und den Ruhm des Vaterlandes zu verteidigen."
Eine Rede Baldwins
DNB. London, 8. Juni.
Auf einer großen Kundgebung der nationalen
Regierung im Himley-Park in der Nähe von
Birmingham, an der rund 15 000 Personen teil-
nahmen hielt am Pfingssamstag der neue Mi-
nisterpräsident Baldwin seine erste Rede im
neuen Amt. Er beschäftigte sich in der Haupt- !
fache mit den innenpolitischen Auf-?
gaben der neuen Regierung und zollte seinem?
Vorgänger Worte herzlichen Gedenkens. Tag- j
täglich habe er, Baldwin, mit MacDonald die >
Probleme des Landes erörtert. Hierin werde!
keine Aenderung eintreten. Die Zusammenarbeit I
werde auch in Zukunft fortgesetzt werden. Es
seien lediglich die Plätze gewechselt worden.
Baldwin verglich weiter die Regierungs-
methoden Englands mit denen der übrigen
Großmächte und erklärte, daß es unter allen
diesen Nationen nur ein großes demokratisches
" Land gebe, das sich der Stabilität erfreue, näm-
lich England. Er erwähnte Italien, Sowjetruß-
land und auch Deutschland, die „von Diktatoren
regiert" würden, er erwähnte Amerika, das von
Schwierigkeiten umgeben sei und alle Arten von
Experimenten versuche. Er wies auf Frankreich
hin, dessen unstabilen Regierungsverhältnisse
eine Quelle der Besorgnis nicht nur für Frank-
reich selbst, sondern auch für seine Freunde seien.
Die Stabilität Englands sei eine Notwendigkeit
für die Welt. Das Charakteristikum einer Dikta-
tur fei die Möglichkeit einer schnellen, aber auch
unerwarteten Aktion. So sei es dazu gekommen,
daß Deutschland so schnell zur Wiederaufrüstung
in der Luft habe schreiten können. Italien habe
Schwierigkeiten wegen Abessinien, was das
übrige Europa beunruhige. In Italien gebe es
keine öffentlichen Meinungsströmungen, sodaß
man plötzlich diesen Schwierigkeiten mit allen
seinen möglichen Gefahren gegenüberstehe.
Der Ministerpräsident wandte sich hierauf den
Wirtschaftsproblemen und der Arbeitslosigkeit
zu. Die Währungssschwieri gleiten
und die durch die Arbeitslosigkeit verursachten
Störungen hätten zur Einführung eines Kon-
tingentssystems geführt. Uebereilte Experimente
würden zum Nachteil des britischen Handels
ausschlagen. Er scheue sich nicht vor Experimen-
ten, aber sie dürften erst dann gemacht werden,
wenn ihre möglichen Auswirkungen von Grund
auf durchgeprüft worden seien. Mit dieser Fest-
stellung spielte Baldwin offenkundig auf die
von einem Unterausschuß des bisherigen Kabi-
netts seit vielen Wochen geprüften „New Deal-
Vorschläge" Lloyd Georges an.
Baldwin streifte auch kurz die Außenpoli-
tik. Jedermann kenne die Besorgnis Europas.
Während die Regierung noch mitten im Kampfe
für den Frieden sei, fühle sie die Zeit gekom-
men, dem Lande zu sagen, daß sie mit dem Ver-
teidigungszustand Englands solange nicht zufrie-
den sei, wie es kein Rüstungsbegrenzungsab-
kommen gebe. Das beziehe sich besonders auf die
Luftfahrt. Die Regierung glaube nicht, daß die
Verteidigung des Landes bereits in einem Zu-
stand sei, der es ihr — wie sie es gern möchte
gestatte, zugunsten jener kollektiven Sicher-
heit zu sprechen, die sich der Bevölkerung Eng-
lands allmählich selbst empfehle. Aus diesem
Grunde müsse England fortfahren, für die Si-
cherheit seines eigenen Volkes zu sorgen, wäh-
rend es sich gleichzeitig ernstlich um die
Mstungsbegrenzung und um die Abrüstung be-
mühe und in Genf dafür kämpfe, Europa ent-
weder schrittweise oder ganz in jene Form der
kollektiven Sicherheit zu bringen, die an sich
vielleicht die beste Friedensbürgschaft sei.
Die Rede Baldwins, die etwa vierzig Minu-
ten dauerte, wurde mit lebhaftem Beifall aus-
genommen.
*
In englischen politischen Kreisen wird die Zu-
sammensetzung des neuen Kabinetts als solide
bezeichnet. Das Gleichgewicht der Kräfte der
drei in der Regierung vertretenen Parteien ist
fast unverändert. In der neuen Regierung sind
15 Konservative, 3 Nationale Arbeiterparteiler
(MacDonald) und 4 Nationale Liberale
(Simon). Im alten Kabinett war das ent-
sprechende Verhältnis 14:3:3.
Ministerpräsident Baldwin, der im August
68 Jahre alt sein wird, gehört dem Unterhaus
seit 1908 an. Nach dem Krieg begab er sich in
seiner Eigenschaft als Schatzkanzler zur Fundie-
rung der britischen Kriegsschulden nach Ame-
rika. Er wurde 1923 zum ersten Mal Minister-
präsident und. war nach der ersten Labour-Regie-
rung erneut Chef des Kabinetts von 1924 bis
l929. In diesem Zeitraum wandte sich Eng-
land endgültig der Schutzzollpolitik zu.
Der neue Kriegsminister Lord Halifax ist
54 Jahre alt, war 1921 Unterstaatssekretär des
Kolonialministers und später Unterrichts- und
Landwirtschaftsminister. Seit 1932 hat er den
Posten des Unterrichtsministers inne-
Der neue Kolonialminister Malcolm Mac-
Donald, ein Sohn des bisherigen Minister-
präsidenten, ist 34 Jahre alt und war unter der
vergangenen Regierung Unterstaatssekretär im
Dominion-Ministerium.
Der Minister ohne Geschäftsbereich Lord
Eustace Percyhat eine Zeitlang im diploma-
tischen Dienst gestanden und war von 1924 bis
1929 Unterrichtsminister. Er ist der Verfasser
mehrerer Bücher über Politik und Diplomatie.
Percy wurde 1887 geboren.
Der neue Jndienminister Lord Zetland,
der seit dem Jahre 1922 dem Kronrat angehört,
wurde am 11. Juni 1876 geboren. Er gilt als
ein ausgezeichneter Kenner Asiens und hat in
früheren Jahren zahlreiche Reisen nach Persien,
Zentralasien, Japan, China und Burma ge-
macht. Im Jahre 1900 gehörte er dem Stab
des Vizekönigs von Indien an. Von 1917 bis
1922 war Zetland Gouverneur von Bengalen.
Er war Mitglied der indischen Round-Table-
Konferenz, sowie des Gemischten Parlaments-
ausschusses für die indische Frage.
Der als Nachfolger Sir John Simons zum
Außenminister ernannte Konservative Sir
Samuel Hoare wurde am 24. Februar 1880
geboern. Er hat seine Erziehung in Harrow
und Oxford genossen und wurde im Jahre 1905
Privatsekretär des damaligen Kolonialmini-
sters. Im Jahre 1920 wurde Hoare in den
Kronrat berufen. Von 1922 bis 1929 war Hoare
in verschiedenen Kabinetten Luftfahrtminister.
Von 1930 bis 1931 hatte er das Amt eines
Schatzmeisters der Konservativen Partei inne-
In der nationalen Regierung MacDonagd war
Hoare seit dem Jahre 1931 ununterbrochen
Staatssekretär für Indien. Bei der Durchkämp-
fung der Jndienvorlage, die vor wenigen Tagen
vom Unterhaus in dritter Lesung verabschiedet
wurde, hat Hoare seine Umsicht und seine
Fähigkeiten bei mehr als einer Gelegenheit be-
weisen können. U. a. war er Teilnehmer an
der indischen Nound-table-Konferenz. In außen-
politischer Hinsicht ist Hoare so gut wie gar nicht
hervorgetreten.
Zur Lage
Einigung mit Japan?
DNB Peiping, 8. Juni.
Die Verlegung der von den japanischen mili-
tärischen Stellen beanstandeten chinesischen Be-
hörden, Parteistellen und Truppenteile aus
Nordchina nach weiter im Süden liegenden Or-
ten wird in beschleunigtem Tempo fortgesetzt.
Trotzdem ist kein Zeichen von Panik vorhanden.
Die Stimmung ich vielmehr ruhig in Erwar-
tung der Beschlüsse der in Tientsin tagenden ja-
panischen Militärkonferenz. Der Generalstabs-
ches der japanischen Garnison in Nordchina,
Sakai, und der Vertreter der Kwantung-
Armee, Eiga, trafen am Sonnabend in Pei-
ping ein, wo auch General Dihara erwartet
wird.
*
DNB Mudken, 8. Juni.
Wie verlautet, soll das Oberkommando der
Kwantungarmee infolge der veränderten poli-
tischen und militärischen Lage in der entmili-
tarisierten Zone , den japanischen Truppen den
Befehl' erteilt haben, den von ihnen am 23.
Mai unterbrochenen Vormarsch wieder aufzu-
nehmen. Alle Gebirgspässe an der Großen
Mauer sollen im Laufe der nächsten 24 Stun-
den von japanischen Truppen besetzt werden
*
DNB Tokio, 8. Juni.
Die japanischen Forderungen zur Regelung
der Lage in Norchina beziehen sich auf folgende
Punkte:
1. Unterdrückung der antijapanischen Be-
wegung in ganz China, besonders der koreani-
schen Gruppen und Auflösung der sog. Blauhem-
den;
2. Einrichtung eines Funk- und Flugverkehrs;
3. Aufhebung der zehnprozentigen Zoller-
höhung auf japanische Einfuhrwaren.
Generalkonsul Suma hat die Nankingregie-
rung zu sofortigen Verhandlungen über die
Punkte aufgefordert und dabei mitgeteilt, daß
diese Forderungen von der Regelung der Nord-
china-Frage zu trennen seien. Sie müssen gleich-
zeitig erfüllt werden.
*
Der englische Botschafter sprach am Sonn-
abend beim stellvertetenden Außenminister vor,
um sich über die Lage in Nordchina unterrichten
zu lassen. Wie bekannt wird, hat der stellver-
tretende Außenminister dem Botschafter erklärt,
daß Japan nicht die Besitzergreifung von Nord-
china beabsichtige.
DNB Washington, 8. Juni.
Das Vorgehen Japans in Nordchina wird in
maßgebenden amerikanischen Kreisen mit großer
Mißbilligung verfolgt. Es wird hier all-
gemein angenommen, daß die amerikanische Re-
gierung England und möglicherweise auch an-
dere Mächte konsultieren dürfte, falls eine Ver-
schärfung der Lage in Nordchina eintritt oder
falls China selbst an andere Mächte appelliert.
DNB Tokio, 10. Juni.
Nach den aus Peiping vorliegen Nachrichten
ist ein wesentliche Entspannung der Lage in
Nordchina eingetreten. Man glaubt, daß so-
wohl Nanking als auch Peiping die japanischen
Forderungen anerkennen und durchführen wer-
den. Die Nanking-Regierung soll bereits die
Entfernung aller Kuomintang-Parteiorgani-
sationen und den der Zentralregierung direkt
unterstehenden Truppenteilen den Befehl zum
in China
Rückzug aus dem umstrittenen Gebiet erteilt
haben. Zwischen dem Ministerpräsidenten
Okada und dem Vizekriegsminister Hashi-
moto haben Besprechungen stattgefunden und
der Generalstabschef Prinz Kann in hat dem
Kaiser Bericht erstattet. Auch herüber soll eine
Entspannung festgestellt worden sein. Der Ver-
treter der Nanking-Regierung, Huang F u,
wird nunmehr in Peiping mit besonderen Voll-
machten zur Fortführung der Verhandlungen er-
wartet. In Militärkreisen wird aber ausdrück-
lich die Alleinverantwortung Tschiangkai-
scheks festgestellt.
DNB Peiping, 10. Juni.
Auch hier wird bestätigt, daß eine japanisch-
chinesische Einigung durchaus möglich erscheint.
Kriegsminister Hoyingchin erklärte einem
Vertreter des „Osaka Mainichi", daß alle ja»
panischen Forderungen von einem aufrichtigen
Geiste der Verständigung erfüllt seien. Allem
Anschein nach hat man mit viel weitergehenden
Forderungen gerechnet. Einige Beunruhigung
scheint die Nachricht ausgelöst zu haben, daß
das japanische Militär nunmehr auch die Ab-
setzung bestimmter Beamten der Schantung-
Provinz verlange. Ueberraschungen können sich
auch aus der Haltung des Gouverneurs von
Tschachar ergeben, der anscheinend nicht ge-
willt ist, die Politik des Friedens um jeden
Preis mitzumachen.
DNB Schanghai, 10. Juni.
Die Nanking-Regierung hat eine Verfügung
erlassen, nach der jede hetzerische Herausfor-
derung in Wort oder Tat, die die Erhaltung
freundschaftlicher Beziehungen zu Chinas Nach-
barländern stören könnte, verboten ist. Eben-
falls verboten ist die Gründung von Organi-
sationen, die propagandistisch gegen andere Län-
der arbeiten wollen. Die Verfügung betont
ferner die vordringliche Wichtigkeit der Er-
höhung der inneren Verwaltungsleistungen,
die Hebung nationaler Stärke, die treue Inne-
haltung internationaler Verpflichtungen und
die Erhaltung des Weltfriedens.
DNB Brüssel, 10. Juni.
Auf der in Brüssel abgehaltenen 19. Inter-
nationalen Tagung der Völkerbundsgesell-
schaften glaubte der Präsident der Tagung, der
italienische Senator Giannini, mitteilen zu
können, daß Japan in Kürze seinen Platz im
Völkerbund wieder einnehmen werde.
DNB Schanghai, 11. Juni.
Der Kommandant des japanischen Wach-
detachements in Tangku forderte die sofortige
Zurückziehung zweier chinesischer Schwadronen
und eines Jnfanteriebataillons mit Ausnahme
einer Kompagnie,, die unter Befehl des neuen
Garnisonchefs von Tientsin, Tschangtschen,
stehend, die Truppen der zurückgezogenen 51.
Division ersetzen wollte. Als Begründung hier-
für wird von japanischer Seite erklärt, daß
die vorhandene Truppenstärke für die Erhal-
tung der Ordnung unnötig sei. Die chinesischen
Behörden gaben dem Verlangen nach.
*
DNB Tokio, 11. Juni.
Auf Veranlassung des japanischen Marine-
ministeriums sind zwei Minenboote aus Dairen
nach Tientsin ausgefahren. Außerdem werden
weitere japanische Kriegsschiffe nach Tschifu
und nach anderen chinesischen Häfen entsandt,
um dort den Schutz der japanischen Interessen
zu verstärken.
Früherer rumänischer Finanzminister von seinem
Bruder schwer verletzt
DNB. Bukarest, 10. Juni. Der frühere rumä-
nische Finanzminister und erste Vizepräsident der
Nationalen Bauernpartei, Michael Popovici,
wurde Sonntag vormittag in seiner Villa in
Kronstadt von seinem Bruder Stephan Popo-
vici während einer heftigen Auseinanderset-
zung augeschossen und schwer verletzt. Stephan
Popovici verbarrikadierte sich sodann in einer
Dachkammer, wo er in der Ueberzeugung, seinen
Bruder getötet zu Haden, Selbstmord ver-
übte. Michael Popovici wurde in eine Klinik
übergeführt, wo er nunmehr außer Gefahr liegt.
Die Entführung der kleinen Weyerhäuser
DNB. Washington, 10. Juni. Wie das Justiz-
amt mitteilt, ist in Saltlake City ein Ehepaar
verhaftet worden, das an der Entführung des
kleinen Weyerhäuser mitbeteiligt wac. Es
handelt sich um den 24 Jahre alten mehrfach
wegen Raubes vorbestraften Hermann Waley
und seine Frau. Frau Waley wurde bei der
Ausgabe einer Banknote, die aus dem Lösegeld
stammte, angehalten. Waley, der erst vor einiger
Zeit wegen Raubes zu 20 Jahren Zuchthaus
verurteilt worden war, war bedingungsweise
freigelassen worden. Beide haben ihre Beteili-
gung an der Entführung bereits eingestanden
und einen gewissen William Mahan der Mittä-
terschaft bezichtigt. Mahan, der in Montana ent-
deckt wurde, konnte unter Zurücklassung eines ge-
stohlenen Autos fliehen. In dem Auto wurden
15 000 Dollars, die aus dem Lösegeld stammen,
gefunden.
Autounglück in Oesterreich
DNB. Wien, 8. Juni. Nicht weit von der
Stelle, wo vor kurzem ein Auto mit Jungvater-
landmitgliedern verunglückte, ereignete sich am
Samstag ein anderes schweres Kraftwagenun-
glück. Ein Personenwagen aus Bruck au der
Mur in Steiermark stieß bei einem unbeschrank-
ten Bahnübergang mit dem Schnellzug Linz—
Graz zusammen. Alle Insassen des Autos, vier
Personen, waren auf der Stelle tot. Der Eisen-
bahnzug und seine Insassen haben keinen Scha-
den erlitten.
Wie nunmehr bekannt wird, sind die drei Toten
des Heimwebrautos durchwegs erwachsene Be¬
gleitpersonen, während von den Jungvaterlaud-
Knaben 12' verletzt wurden. Acht von ihnen wur-
den in das Werkspital nach Eisenerz gebracht. Tie
übrigen Jungen wird Minister Fey persönlich
nach Wien bringen.
Französischer Schienenautobus mit Güterzug
zusammengestoßen
DNB. Paris, 10. Juni. Ein Güterzug fuhr
bei St. Londes, unweit von Bordeaux, aus einen
Schienenautobus auf, der 115 km Stundenge-
schwindigkeit hatte. Bei dem Zusammenstoß
wurde der Schienenautobus schwer beschädigt,
die Lokomotive des auffahrenden Zuges fast gar
nicht. Vier Personen, sämtlich Bahnbeamte,
wurden verletzt. Ter Lokomotivführer des Gü-
terznges scheint ein Haltesignal übersehen zü
haben.
18 Todesopfer eines Bergsturms im Hochland
von Pamir
DNB. Moskau, 18. Juni. Bei den großen
Stürmen, die vor kurzem in Tadschekistan berich-
ten, ist eine Gruppe von Alpinisten beim Auf-
stieg auf einen Berg im Hochlande von Pamir
durch einen Sturm überrascht worden, der 18
Mann wahrscheinlich das Leben gekostet hat. Bis-
her konnten zehn der Verunglückten Äs Leichen
geborgen werden.
Französisches Militärflugzeug abgestürzt
DNB. Paris, 10. Juni. Auf dem Flugplatz
Orly stürzte am Pfingstsonntag ein Militärflug-
zeug, das KunWüge vorführte, ab. Der Pilot,
ein Feldwebel, kam ums Leben.
Wechsel in der Geschäftsführung des RDP.
DNB. Berlin, 8. Juni. Im gegenseitigen Ein-
vernehmen ist Professor Dr. Herrmann aus
seinem Amt als Hauptgeschäftsführer des Reichs-
verbandes der Deutschen Presse nach zweijähriger
ersprießlicher Tätigkeit ausgeschieden. Zu feinem
Nachfolger hat der Leiter des Reich Werbandes,
Gruppenführer Weiß, den Hauptschrifileiter her
„Mitteldeutschen Nationalzeitung" in Halle, WÄ-
hslm Jhde, ernannt. Als hauptamtlicher Ju-
stitiar wurde Amtsgerichtsrat Wgwretzko besteht.