Gerte 2
Freitag, den 21. Avni 1SSS
RvM:
DNB Rom, 19. Juni.
Die sonst das allgemeine Interesse in erster
Linie beherrschende Frage tritt am Mittwoch
gegenüber der deutsch-englischen Flottenverstän-
digung stark in den Hintergrund. In einem
großen Leitartikel spricht sich der Direktor der
„Tribuna" zu dem Londoner Abkommen
aus. Wie das Blatt schreibt dürfte diese
deutsch-englische Vereinbarung nicht im Lichte
der sonst üblichen trügerischen Formel betrachtet
werden. Die vereinbarten 35 v. H. stellten für
ein kontinentales Land wie Deutschland, für das
nur die Ost- und Nordsee in Frage kommen,
einen sehr hohen Prozentsatz, verglichen mit der
englischen Flotte, dar- Politisch gesprochen sei
es eine Tatsache, daß unter dem Namen eines
englisch-deutschen Abkommens, das schriftlich
niedergelegt worden sei, was Simon und
Eden bei ihrem Berliner Besuch als Vorschlag
Deutschlands kennengelernt hätten. Die eng-
lische Politik habe es für zweckmäßig gehalten,
sich von der in Stresa beteuerten Solidarität
mit Frankreich und Italien loszulassen, obwohl
damals die Möglichkeit nicht ausgeschlossen wor-
den sei, eine gemeinsame Verständigungsgrund-
lage mit Deutschland zu schaffen. Angesichts die-
ser feststehenden politischen Tatsachen sei es aber
heute völlig überflüssig, sich mit irgendwelchen
juristischen Erwägungen zu befassen. „Gior-
nale d'Italia" stellt fest, mit Unterzeich-
nung des Abkommens habe England seinen
eigenen Frieden mit Deutschland
geschlossen. Für England sei sein großes Pro-
blem der Nachkriegszeit gelöst und die Flotten-
konkurrenz beseitigt. Berlin andererseits wolle
eine Grundlage guter Verständigung mit Lon-
don schaffen. Die beiden zwischen England und
Deutschland ausgetauschten Schriftstücke seien von
außergewöhnlicher Bedeutung und könnten ge-
radezu als der neue Friedensvertrag
zwischen England und Deutschland
betrachtet werden.
DNB Warschau, 20. Juni.
Das deutsch-englische Flottenabkommen wird
ausführlich und als die Sensation des Tages
behandelt. Sowohl im Regierungslager als auch
bei der Opposition sieht man in dem Zustande-
kommen der deutsch-englischen Verständigung
ein Ereignis von allergrößter politischer Bedeu-
tung. — Das Regierungsblatt „Gazeta
Polska" schreibt u- a., die Front von Stresa
sei zerbrochen. Jeder Beteiligte werde sich nur
nach seinen eigenen Belangen richten. Ueber die
Mißstimmung Frankreichs, Italiens, der Sow-
jetunion und vieler anderer Mitglieder des
europäischen Konzerts gehe England in einer für !
die britischen Belange wichtigen Frage ohne s
weiteres zur Tagesordnung über. — Expreß
Porann y." (Regierungslager) schreibt, für die
europäische Politik bedeute das deutsch-englische
Abkommen den Beginn einer neuen
Etappe. England habe die Folgerungen au;-
8er Tatsache gezogen daß keine Diskriminierung
sich auf die Dauer aufrechterhalten ließe. — Das
Militärblatt „Polska Zrojna" meint, das
deutsch-englische Abkommen sei ein großer, vor
ällem moralischer Erfolg Berlins. Das Abkom-
men sei zugleich der erste konkrete Schritt auf
deck Wege der unmittelbaren Annäherung zwi-
schen London und Berlin. — Die Blätter der
Opposition machen sich in großem Umfang die
Argumente der französischen Presse gegen das
deutsch-englische Flotten abkommen zueigen.
Der konservative „Lzas" hebt hervor, daß
die englische Politik zweifellos auf dem Wege
fortfahren werde, Kompromisse mit
Deutschland zu suchen. Während die fran-
zösische öffentliche Meinung außerordentlich un-
zufrieden sei über die Leichtigkeit, mit der Eng-
land über die Bestimmungen des Versailler Ver-
trages zur Tagesordnung übergegangen sei, sei
die öffentliche Meinung Großbritanniens ent-
schlossen, den Weg der Tatsachen zu gehen.
Für die weitere Entwicklung der Beziehungen
zwilschen Deutschland und den Westmästtsn sei
das eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung.
— „Kurjer Ezerwony" (Regierungs-
lager) hebt die Bedeutung des deutsch-englischen
Abkommens hervor, daß auf die weitere Gestal-
tung der europäischen Politik nichts ohne Ein-
fluß bleiben werde. Die gemeinsame englisch-
französisch-italienische Front, die schon durch die
abessinische Frage einen schweren Stoß erhalten
habe, sei durch den deutsch-englischen Flotten-
vertrag erneut erschüttert worden. — Die Blät-
ter der nationalistischen Opposition sind, wie
nicht anders zu erwarten, über den Abschluß des
deutsch - englischen Flottenabkommens außer-
ordentlich unzufrieden und bemühen sich, die
französischen Einwände gegen das Abkommen
auch ihrerseits stark zu unterstreichen.
Gens:
DNB Genf, 19. Juni
Das deutsch-englische Flottenabkommen wird
1« Genfer internationalen Kreisen als ein wich-
Bor Edens Besuch in Paris
Erste Sitzung des neuen englischen Kabinett- / Vermutungen englischer VMer
Resignation der Pariser presse
DNB. London, 20. Juni
Der Völkerbundsminister Eden ist entgegen
der ursprünglichen Annahme bereits am Don-
nerstag nachmittag nach Paris abgereist. Reuter
berichtet dazu, daß Eden nicht nur die franzö-
sische Gegnerschaft gegen das deutsch-englische
Flottenabkommen beseitigen solle, sondern dar-
über hinaus seine besondere Aufmerksamkeit der
Frage des geplanten Fünfmächte-Luft-Locarno-
Paktes zuckenden wolle.
*
Nach dem Abschluß des deutsch-englischen
Flottenabkommens richtet jetzt die englische
Presse ihre Aufmerksamkeit auf den bevorstehen-
den Besuch des Ministers für Völkerbundsange-
legenheiten, Eden, in Paris. Blättermeldun-
gen zufolge bildete die Reise Edens neben dem
deutsch-englischen Flottenabkommen einen der
Hauptpunkte, die auf der gestrigen ersten Sit-
zung des Kabinetts Baldwin erörtert wurden.
Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily
Telegraph" berichtet, daß sich die Bespre-
chungen Edens in Paris auf der breiten
Grundlage der im englisch-französischen Proto-
koll vom 3. Februar ins Auge gefaßten euro-
päischen Regelung bewegen würden.
Erste Aufgabe Edens werde es sein, die franzö-
sische Regierung davon zu überzeugen, daß Eng-
land bei der Erzielung der deutschen Flotten-
begrenzung den Grundsatz, daß die Probleme
der Rüstungsbegrenzung und der Sicherheit un-
trennbar seien, voll berücksichtigt habe- Er werde
Frankreich versichern, daß die Annahme des
deutschen Angebots durch England keine Aende-
rung in der Politik der in Stresa hergestellten
englisch - französisch - italienischen Einheitsfront
bedeute. Es seien bereits ermutigende Zeichen
vorhanden, daß Frankreich bei längerem Nach-
denken die Vorteile des deutsch-englischen Flot-
tenabkommens besser würdigen werde. Wenn
Eden in der Lage wäre, die französischen Zweifel
zu zerstreuen, würden sich die Besprechungen an-
schließend auf den geplanten westeuropäi-
schenLuftpakt erstrecken. England wünsche
die französische Zustimmung daß auch der Luft-
pakt unabhängig von den anderen im Londoner
Protokoll aufgezählten Angelegenheiten behan-
delt werden könne. Augenblicklich werde Eng-
land jedoch nicht mit zu starkem Nachdruck auf
diesem Punkte bestehen.
Der diplomatische Mitarbeiter der „Mor-
ning Post" hält es für sicher, daß Frankreich
eine Revision derbe st ehenden Flot-j
tenverträge zu seinen Gunsten fordern
werde. Das Ausmaß der von Frankreich ge-
wünschten Erhöhung werde bei den geplanten
englisch-französischen Flottenbesprechungen er-
örtert werden.
Der diplomatische Mitarbeiter der „Daily
Mail" glaubt, das Hauptgewicht der Pariser
Besprechungen in den Luftpaktverhand-
lungen zu sehen. Es sei geplant, den Luft-
pakt, der die unmittelbare gegenseitige Unter-
stützung seiner Teilnehmer vorstehe, zu einer
Reihe von zweiseitigen Abkommen zu
verstärken. Die englische Regierung hoffe, daß,
Eden die Luftpaktverhandlungen soweit fördern
werde, daß sobald wie nur möglich eine Kon-
ferenz der Locarno-Mächte abgehalten
werden könnte.
Vernon Bartlett meint in „News
Chronicle ", Eden werde voraussichtlich in
Paris zum Ausdruck bringen, daß England
sicherlich nichts dagegen einzuwenden hätte,
wenn Frankreich als die stärkste Militärmacht in
Westeuropa eine dem Flottenabkommen ähnliche
Vereinbarung mit Deutschland über die Be-
grenzung der Heere erzielen würde.
DNB. London, 20. Juni
Wie amtlich bskauntgegeben wird, wird sich i
Eden von Paris aus zu Besprechungen nach >
Italien begeben. Tie hierüber ausgegebene Ver-
lautbaruug lautet: „Tie britische Negierung hat !
dem Leiter der italienischen Regierung nahegs- ,
legt, daß es nützlich sein könnte, wenn Minister
Eden nach seinen kommenden Besprechungen mit !
Laval direkt nach Italien weiterfahren würde,
nm mit Mussolini dieselben Fragen zu be-
sprechen, nämlich die Flotten wage und die nach-
sten Schritte, die bezüglich eiues westlichen
Luftpaktes zu ergreifen sind. Nunmehr ist eine
Antwort Mussolinis ein-getrosfen, die diese An-
regung begrüßt."
Ein Wiener MmverVot
DNB Wien, 20. Juni. Am kommenden Sonn«
tag sollte in einer geschlossenen Veranstaltung
des Bundes der Reichsdeutschen in Wien der
Film „Echo der Heimat", der die politische Ent-
wicklung im Deutschen Reich von der Zeit des
verewigten Feldmarschalls von Hindenburg bis
zum heutigen Tage darstellt, vorgeführt wer-
den. Die Zensurbehörde hat nun am Dienstag
den größten Teil des Films verboten und nur
die Teile zur Vorführung zugelassen, die die
Aera des Reichspräsidenten von Hindenburg
beinhalten. Alle die Teile, die sich auf das
Dritte Reich und die Regierung des Führers
und Reichskanzlers Hitlers beziehen, wurden
zur Vorführung nicht zugelassen. Das Verbot
ist deshalb von besonderem Interesse, weil es
zum ersten Male einen Film betrifft, der nicht
für die Allgemeinheit bestimmt ist. Das Ver-
bot erfolgte mit Berufung auf die Erhaltung
der öffentlichen Ruhe und Ordnung.
Untersuchungen im österreichischen Jungendbund
DNB Wien, 19. Juni. Im österreichischen
Jugendbund, der als Nachfolger des altöster-
reichischen Reichsbundes, der Jugendwehren und
Knabenhorte etwa 30 000 Mitglieder zählt,
wurde, wie die Blätter melden, eine scharfe be-
hördliche Untersuchung wegen angeblicher
staatsfeindlicher Betätigung einzelner Mitglie-
der durchgeführt. Als Ergebnis dieser Unter-
suchung wurden bisher über 1000 Mitglieder
des Jugendbundes ausgeschlossen. Da die Aktion
noch nicht beendet ist, ist mit weiteren Aus-
schließungen zu rechnen. Alle Wimpel des
Jugendbundes, die bisher in schwarz-weitz-rot
gehalten waren, wurden eingezogen.
Ein Mädchenschänder
Magdeburg, 20. Juni. Vor dem Magdebur-
ger Schwurgericht fand das schändliche Verbre-
chen des Juden Hirschland, des Leiters ei-
ner Magdeburger Privathandelsschule, ihre ge-
rechte Sühne. Seit etwa zehn Jahren hatte sich
Hirschland an Schülerinnen vergangen. Bei
dem jetzigen Termin wurden sechs Fälle behan-
delt. Einen geradezu fürchterlichen Eindruck
machte auf das Gericht das Tagebuch des An-
geklagten über seine Ausschweifungen in den
letzten beiden Jahren. Man nimmt an, daß die
übrigen Tagebücher vernichtet worden sind.
Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das
Magdeburger Schwurgericht den Angeklagten
wegen Sittlichkeitsverbrechens an Schülerinnen
in fünf Fällen zu einer Gesamtstrafe von zehn
Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehr-
verlust. Außerdem wurde gegen den 39 Jahre
alten bisher noch unbestraften Angeklagten die
Anordnung derSicherungsverwahrung
ausgesprochen.
tiger Beitrag, wenn nicht zur Abrüstung, so doch
zur Rüstungsbegrenzung betrachtet. Be-
zeichnend für den starken französischen Einfluß
im Völkerbund ist es, daß schon die Tatsache
einer den französischen Wünschen nicht ganz ent-
sprechenden deutslch-englischen Einigung wie eine
Sensation gewirkt hat und baß dementspre-
chend die Hauptaufmerksamkeit auf die Rückwir-
kungen in anderen Ländern, insbesondere in
Frankreich, gelegt wird. Man sieht in der Hal-
tung Englands eine Durchbrechung der
Stresafront und ein unerwartet rasches
Beiseiteschieben der Genfer Enschließung vom
17. April.
Zusammenstöße in Syrien
DNB. Jerusalem, 18. Juni.
Bei den Feiern zur Erinnerung an den Ge-
burtstag Mohammeds kam es in verschiedenen
Städten Syriens zu Zusammenstößen mit oppo-
sitionellen Mohammedanern. Diese Zusammen-
stöße zeugen für die politischen Spannungen in
dem französischen Mandatsgebiet.
In der berühmten Odajade-Moschee in Da-
maskus hinderten die Demonstranten den
Kammerpräsidenten und den Ministerpräsiden-
ten am Betreten der Ehrenplätze. Dabei wurde
gerufen: „Es gibt kein Privileg und keine Be-
vorzugung im Gotteshaus für illegale Regierun-
gen. Nur ein vom Volk gewählter Staatspräsi-
dent darf hier sitzen." Als dann ein Teilnehmer
an der Kundgebung eine politische Ansprache
hielt und eine Volksbefragung gefordert wurde,
verließen die Minister die Moschee.
Meuterei in dem amerikanischen Zuchthaus-
Bergwerk in Lansing
DNB Newyork, 19. Juni. Eine Meuterei
von 400 in dem Kohlenbergwerk des Staats-
zuchthauses von Kansas in Lansing beschäftigten
Sträflinge, die am Dienstag morgen kurz nach
der Einfahrt ausbrach, nimmt immer ernstere
Formen an. Die Zuchthausbeamten, die die
Meuterei mit Tränengas erfolgreich zurücktrei-
ben konnten, haben beschlossen, die Gefangenen
auszuhungern. Auf ihre Hilsesignale sind
schwerbewaffnete Wächter eingefahren und
haben den Einfahrtsschacht unten auf der Eru-
bensohle gegen etwaige neue Angriffe der Meu-
terer verbarrikadiert. Die Meuterer haben da-
raufhin am Spätnachmittag den in dem 250
Meter tiefen Stollen gelegenen Mauleselstall
in Brand gesteckt, Die Wächter haben, als sie
das Feuer bemerkten, von den Barrikaden am
Förderkorb aus sofort von den Schußwaffen
Gebrauch gemacht. Es steht bisher noch nicht
fest, ob bei den Gefechten unter der Erde je-
mand verwundet oder getötet worden ist.
DNB Newyork, 19. Juni. Die meuternden
Sträflinge haben sich am Mittwoch vormittag
ergeben, nachdem die Ventilation der Stollen-
gänge so umgestellt wurde, daß die Rauchschwa-
den bis in die letzten Gänge hineingepreßt
wurden. Die mit Gasmasken und Maschinen-
gewehren ausgerüsteten Beamten nahmen die
Zuchthäusler dann einzeln in Empfang.
Die Paraguayanische Kammer nahm am Diens-
tag das am 12. Juni in Buenos Aires abge-
schlossenen Waffenstillstandsabkommen an.
Neu-« i
Die Bank von Frankreich hat ihren
Diskontsatz von 6 v. H. auf 5 v. H. herabgesetzt.
Ter Zinssatz für die Beleihung von Wertpapieren
ist von 6^ auf 6 und der Zinssatz für Monats-
geld von 8 auf 5 v. H. ermäßigt worden.
*
Vor einer Textilfabrik in Union (Südkaro-
lina) kam es am Mittwoch zu blutigen Strerk-
unruheu; bei den Zusammenstößen zwischen den
etwa 1000 Streikenden und Polizeibeamten wur-
den zwei Arbeit« erschossen.
*
Der Bruder des russischen Außenkommis-
sars Litwinow, der vor mehreren Jahren
von der sowjetrussischen Handelsvertretung in
Paris der Fälschung sowjetrussischer Wechsel an-
geklagt war, ist jetzt aus der Sowjetunion ausge-
bürgert worden: er hat der wiederholten Auffor-
derung der Sowjetunion, sich in Sockjetrußland
zu stellen, nicht Folge geleistet.
*
Die Eröffnung der Reichsbahnausstel-
lung in Nürnberg findet am 14. Juli statt; für
die Jubelfeier der deutschen Eisenbahnen in
Nürnberg ist der 13. Oktober in Aussicht ge-
nommen.
Wie die Moskauer TASS, berichtet, besuchte
der sockjetrussische Botschafter in Paris, Potem-
kin, am Mittwoch den französischen Minister-
präsidenten Laval, mit dem er eine längere
Unterredung über das Londoner Flottenabkom-
men und den für Ende Juli in Aussicht genom-
menen Besuch Litwinows in Paris hatte.
*
Reichsminister Dr. Goebbels empfing am
Donnerstag mittag im Beisein des Reichsarbeits-
führers Hier! die Vertreter der preisgekrönten
Abteilungen des Arbeitsdienste die sich a»
Opfer der Berge
DNB Wien, 19. Juni. Bei Bad Ausee im
Salzkammergut ereignete sich ein Bergunglück.
Zwei Wienerinnen verloren bei der Ueber-
querung eines verharschten Lawinenfeldes ober-
halb des Lahngangsees im Toten Gebirge den
Halt, rutschen ab und stürzten in den See. Der
10jährige Sohn der einen Wienerin und die
neunjährige Tochter der zweiten Frau, sowie
ein zufällig in der Nähe befindlicher Bauer,
sprangen, als sie das Unglück sahen, sofort ins
eiskalte Wasser, um die mit den Wellen
Ringenden zu retten. Die beiden Frauen wur-
den aber von einer unterirdischen Strömung
erfaßt und ertranken. Die Kinder und der
Bauer konnten selbst nur mit Mühe das User
wieder erreichen.
n Kürze
einem von der Reichsschrifttumsstelle veranstal-
teten Wettbewerb unter dem Kennwort „Die
Lagerbücherei" beteiligt hatten; der Minister
hielt eine längere Rede über die Bedeutung der
Bücherei für die Lager und verteilte die Preise.
*
Das Vorgehen der litauischen Behörden bei der
von ihnen durchgeführten Überprüfung der In-
landpässe, die durch die memelländischen Behörde«
ausgestellt worden waren, bedeutet eine neue
Verletzung des Memel st atutS.
*
Ministerpräsident Baldwin äußerte sich zu
dem deutsch-englischen Flottenabkommen auf eine
entsprechende Anfrage im Unterhaus dahin, daß
dieses Abkommen einen festen Ausgangspunkt
für weitere Besprechungen mit anderen Mächten
mit dem Ziele des Abschlusses eines allgemeinen
Flottenvertrages darstelle.
*
Die abessinische Redierung hat den
Mitgliedern des Völkerbundsrates den Vorschlag
unterbreitet zur Untersuchung der Zwischenfälle
neutrale Beobachter nach Abessinien zu entsenden.
i-
Die südslawische Regierung ist zu-
rückgetreten und zwar infolge Meinungsverschie-
denheiten, die sich bei personellen Veränderungen
innerhalb des Kabinetts ergeben hatten; als
Nachfolger Jeftitschs wird der bisherige Finanz-
minister Stojadinowitsch genannt.
Vor dem höchsten Berufungsgericht des Staa-
tes Neck Jersey begann am Donnerstag die Be-
rufungsverhandlung gegen den wegen Ermordung
des Liudbergh-Kindes zum Tode verurteilten
Bvnno Hauptmann.
Freitag, den 21. Avni 1SSS
RvM:
DNB Rom, 19. Juni.
Die sonst das allgemeine Interesse in erster
Linie beherrschende Frage tritt am Mittwoch
gegenüber der deutsch-englischen Flottenverstän-
digung stark in den Hintergrund. In einem
großen Leitartikel spricht sich der Direktor der
„Tribuna" zu dem Londoner Abkommen
aus. Wie das Blatt schreibt dürfte diese
deutsch-englische Vereinbarung nicht im Lichte
der sonst üblichen trügerischen Formel betrachtet
werden. Die vereinbarten 35 v. H. stellten für
ein kontinentales Land wie Deutschland, für das
nur die Ost- und Nordsee in Frage kommen,
einen sehr hohen Prozentsatz, verglichen mit der
englischen Flotte, dar- Politisch gesprochen sei
es eine Tatsache, daß unter dem Namen eines
englisch-deutschen Abkommens, das schriftlich
niedergelegt worden sei, was Simon und
Eden bei ihrem Berliner Besuch als Vorschlag
Deutschlands kennengelernt hätten. Die eng-
lische Politik habe es für zweckmäßig gehalten,
sich von der in Stresa beteuerten Solidarität
mit Frankreich und Italien loszulassen, obwohl
damals die Möglichkeit nicht ausgeschlossen wor-
den sei, eine gemeinsame Verständigungsgrund-
lage mit Deutschland zu schaffen. Angesichts die-
ser feststehenden politischen Tatsachen sei es aber
heute völlig überflüssig, sich mit irgendwelchen
juristischen Erwägungen zu befassen. „Gior-
nale d'Italia" stellt fest, mit Unterzeich-
nung des Abkommens habe England seinen
eigenen Frieden mit Deutschland
geschlossen. Für England sei sein großes Pro-
blem der Nachkriegszeit gelöst und die Flotten-
konkurrenz beseitigt. Berlin andererseits wolle
eine Grundlage guter Verständigung mit Lon-
don schaffen. Die beiden zwischen England und
Deutschland ausgetauschten Schriftstücke seien von
außergewöhnlicher Bedeutung und könnten ge-
radezu als der neue Friedensvertrag
zwischen England und Deutschland
betrachtet werden.
DNB Warschau, 20. Juni.
Das deutsch-englische Flottenabkommen wird
ausführlich und als die Sensation des Tages
behandelt. Sowohl im Regierungslager als auch
bei der Opposition sieht man in dem Zustande-
kommen der deutsch-englischen Verständigung
ein Ereignis von allergrößter politischer Bedeu-
tung. — Das Regierungsblatt „Gazeta
Polska" schreibt u- a., die Front von Stresa
sei zerbrochen. Jeder Beteiligte werde sich nur
nach seinen eigenen Belangen richten. Ueber die
Mißstimmung Frankreichs, Italiens, der Sow-
jetunion und vieler anderer Mitglieder des
europäischen Konzerts gehe England in einer für !
die britischen Belange wichtigen Frage ohne s
weiteres zur Tagesordnung über. — Expreß
Porann y." (Regierungslager) schreibt, für die
europäische Politik bedeute das deutsch-englische
Abkommen den Beginn einer neuen
Etappe. England habe die Folgerungen au;-
8er Tatsache gezogen daß keine Diskriminierung
sich auf die Dauer aufrechterhalten ließe. — Das
Militärblatt „Polska Zrojna" meint, das
deutsch-englische Abkommen sei ein großer, vor
ällem moralischer Erfolg Berlins. Das Abkom-
men sei zugleich der erste konkrete Schritt auf
deck Wege der unmittelbaren Annäherung zwi-
schen London und Berlin. — Die Blätter der
Opposition machen sich in großem Umfang die
Argumente der französischen Presse gegen das
deutsch-englische Flotten abkommen zueigen.
Der konservative „Lzas" hebt hervor, daß
die englische Politik zweifellos auf dem Wege
fortfahren werde, Kompromisse mit
Deutschland zu suchen. Während die fran-
zösische öffentliche Meinung außerordentlich un-
zufrieden sei über die Leichtigkeit, mit der Eng-
land über die Bestimmungen des Versailler Ver-
trages zur Tagesordnung übergegangen sei, sei
die öffentliche Meinung Großbritanniens ent-
schlossen, den Weg der Tatsachen zu gehen.
Für die weitere Entwicklung der Beziehungen
zwilschen Deutschland und den Westmästtsn sei
das eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung.
— „Kurjer Ezerwony" (Regierungs-
lager) hebt die Bedeutung des deutsch-englischen
Abkommens hervor, daß auf die weitere Gestal-
tung der europäischen Politik nichts ohne Ein-
fluß bleiben werde. Die gemeinsame englisch-
französisch-italienische Front, die schon durch die
abessinische Frage einen schweren Stoß erhalten
habe, sei durch den deutsch-englischen Flotten-
vertrag erneut erschüttert worden. — Die Blät-
ter der nationalistischen Opposition sind, wie
nicht anders zu erwarten, über den Abschluß des
deutsch - englischen Flottenabkommens außer-
ordentlich unzufrieden und bemühen sich, die
französischen Einwände gegen das Abkommen
auch ihrerseits stark zu unterstreichen.
Gens:
DNB Genf, 19. Juni
Das deutsch-englische Flottenabkommen wird
1« Genfer internationalen Kreisen als ein wich-
Bor Edens Besuch in Paris
Erste Sitzung des neuen englischen Kabinett- / Vermutungen englischer VMer
Resignation der Pariser presse
DNB. London, 20. Juni
Der Völkerbundsminister Eden ist entgegen
der ursprünglichen Annahme bereits am Don-
nerstag nachmittag nach Paris abgereist. Reuter
berichtet dazu, daß Eden nicht nur die franzö-
sische Gegnerschaft gegen das deutsch-englische
Flottenabkommen beseitigen solle, sondern dar-
über hinaus seine besondere Aufmerksamkeit der
Frage des geplanten Fünfmächte-Luft-Locarno-
Paktes zuckenden wolle.
*
Nach dem Abschluß des deutsch-englischen
Flottenabkommens richtet jetzt die englische
Presse ihre Aufmerksamkeit auf den bevorstehen-
den Besuch des Ministers für Völkerbundsange-
legenheiten, Eden, in Paris. Blättermeldun-
gen zufolge bildete die Reise Edens neben dem
deutsch-englischen Flottenabkommen einen der
Hauptpunkte, die auf der gestrigen ersten Sit-
zung des Kabinetts Baldwin erörtert wurden.
Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily
Telegraph" berichtet, daß sich die Bespre-
chungen Edens in Paris auf der breiten
Grundlage der im englisch-französischen Proto-
koll vom 3. Februar ins Auge gefaßten euro-
päischen Regelung bewegen würden.
Erste Aufgabe Edens werde es sein, die franzö-
sische Regierung davon zu überzeugen, daß Eng-
land bei der Erzielung der deutschen Flotten-
begrenzung den Grundsatz, daß die Probleme
der Rüstungsbegrenzung und der Sicherheit un-
trennbar seien, voll berücksichtigt habe- Er werde
Frankreich versichern, daß die Annahme des
deutschen Angebots durch England keine Aende-
rung in der Politik der in Stresa hergestellten
englisch - französisch - italienischen Einheitsfront
bedeute. Es seien bereits ermutigende Zeichen
vorhanden, daß Frankreich bei längerem Nach-
denken die Vorteile des deutsch-englischen Flot-
tenabkommens besser würdigen werde. Wenn
Eden in der Lage wäre, die französischen Zweifel
zu zerstreuen, würden sich die Besprechungen an-
schließend auf den geplanten westeuropäi-
schenLuftpakt erstrecken. England wünsche
die französische Zustimmung daß auch der Luft-
pakt unabhängig von den anderen im Londoner
Protokoll aufgezählten Angelegenheiten behan-
delt werden könne. Augenblicklich werde Eng-
land jedoch nicht mit zu starkem Nachdruck auf
diesem Punkte bestehen.
Der diplomatische Mitarbeiter der „Mor-
ning Post" hält es für sicher, daß Frankreich
eine Revision derbe st ehenden Flot-j
tenverträge zu seinen Gunsten fordern
werde. Das Ausmaß der von Frankreich ge-
wünschten Erhöhung werde bei den geplanten
englisch-französischen Flottenbesprechungen er-
örtert werden.
Der diplomatische Mitarbeiter der „Daily
Mail" glaubt, das Hauptgewicht der Pariser
Besprechungen in den Luftpaktverhand-
lungen zu sehen. Es sei geplant, den Luft-
pakt, der die unmittelbare gegenseitige Unter-
stützung seiner Teilnehmer vorstehe, zu einer
Reihe von zweiseitigen Abkommen zu
verstärken. Die englische Regierung hoffe, daß,
Eden die Luftpaktverhandlungen soweit fördern
werde, daß sobald wie nur möglich eine Kon-
ferenz der Locarno-Mächte abgehalten
werden könnte.
Vernon Bartlett meint in „News
Chronicle ", Eden werde voraussichtlich in
Paris zum Ausdruck bringen, daß England
sicherlich nichts dagegen einzuwenden hätte,
wenn Frankreich als die stärkste Militärmacht in
Westeuropa eine dem Flottenabkommen ähnliche
Vereinbarung mit Deutschland über die Be-
grenzung der Heere erzielen würde.
DNB. London, 20. Juni
Wie amtlich bskauntgegeben wird, wird sich i
Eden von Paris aus zu Besprechungen nach >
Italien begeben. Tie hierüber ausgegebene Ver-
lautbaruug lautet: „Tie britische Negierung hat !
dem Leiter der italienischen Regierung nahegs- ,
legt, daß es nützlich sein könnte, wenn Minister
Eden nach seinen kommenden Besprechungen mit !
Laval direkt nach Italien weiterfahren würde,
nm mit Mussolini dieselben Fragen zu be-
sprechen, nämlich die Flotten wage und die nach-
sten Schritte, die bezüglich eiues westlichen
Luftpaktes zu ergreifen sind. Nunmehr ist eine
Antwort Mussolinis ein-getrosfen, die diese An-
regung begrüßt."
Ein Wiener MmverVot
DNB Wien, 20. Juni. Am kommenden Sonn«
tag sollte in einer geschlossenen Veranstaltung
des Bundes der Reichsdeutschen in Wien der
Film „Echo der Heimat", der die politische Ent-
wicklung im Deutschen Reich von der Zeit des
verewigten Feldmarschalls von Hindenburg bis
zum heutigen Tage darstellt, vorgeführt wer-
den. Die Zensurbehörde hat nun am Dienstag
den größten Teil des Films verboten und nur
die Teile zur Vorführung zugelassen, die die
Aera des Reichspräsidenten von Hindenburg
beinhalten. Alle die Teile, die sich auf das
Dritte Reich und die Regierung des Führers
und Reichskanzlers Hitlers beziehen, wurden
zur Vorführung nicht zugelassen. Das Verbot
ist deshalb von besonderem Interesse, weil es
zum ersten Male einen Film betrifft, der nicht
für die Allgemeinheit bestimmt ist. Das Ver-
bot erfolgte mit Berufung auf die Erhaltung
der öffentlichen Ruhe und Ordnung.
Untersuchungen im österreichischen Jungendbund
DNB Wien, 19. Juni. Im österreichischen
Jugendbund, der als Nachfolger des altöster-
reichischen Reichsbundes, der Jugendwehren und
Knabenhorte etwa 30 000 Mitglieder zählt,
wurde, wie die Blätter melden, eine scharfe be-
hördliche Untersuchung wegen angeblicher
staatsfeindlicher Betätigung einzelner Mitglie-
der durchgeführt. Als Ergebnis dieser Unter-
suchung wurden bisher über 1000 Mitglieder
des Jugendbundes ausgeschlossen. Da die Aktion
noch nicht beendet ist, ist mit weiteren Aus-
schließungen zu rechnen. Alle Wimpel des
Jugendbundes, die bisher in schwarz-weitz-rot
gehalten waren, wurden eingezogen.
Ein Mädchenschänder
Magdeburg, 20. Juni. Vor dem Magdebur-
ger Schwurgericht fand das schändliche Verbre-
chen des Juden Hirschland, des Leiters ei-
ner Magdeburger Privathandelsschule, ihre ge-
rechte Sühne. Seit etwa zehn Jahren hatte sich
Hirschland an Schülerinnen vergangen. Bei
dem jetzigen Termin wurden sechs Fälle behan-
delt. Einen geradezu fürchterlichen Eindruck
machte auf das Gericht das Tagebuch des An-
geklagten über seine Ausschweifungen in den
letzten beiden Jahren. Man nimmt an, daß die
übrigen Tagebücher vernichtet worden sind.
Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte das
Magdeburger Schwurgericht den Angeklagten
wegen Sittlichkeitsverbrechens an Schülerinnen
in fünf Fällen zu einer Gesamtstrafe von zehn
Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehr-
verlust. Außerdem wurde gegen den 39 Jahre
alten bisher noch unbestraften Angeklagten die
Anordnung derSicherungsverwahrung
ausgesprochen.
tiger Beitrag, wenn nicht zur Abrüstung, so doch
zur Rüstungsbegrenzung betrachtet. Be-
zeichnend für den starken französischen Einfluß
im Völkerbund ist es, daß schon die Tatsache
einer den französischen Wünschen nicht ganz ent-
sprechenden deutslch-englischen Einigung wie eine
Sensation gewirkt hat und baß dementspre-
chend die Hauptaufmerksamkeit auf die Rückwir-
kungen in anderen Ländern, insbesondere in
Frankreich, gelegt wird. Man sieht in der Hal-
tung Englands eine Durchbrechung der
Stresafront und ein unerwartet rasches
Beiseiteschieben der Genfer Enschließung vom
17. April.
Zusammenstöße in Syrien
DNB. Jerusalem, 18. Juni.
Bei den Feiern zur Erinnerung an den Ge-
burtstag Mohammeds kam es in verschiedenen
Städten Syriens zu Zusammenstößen mit oppo-
sitionellen Mohammedanern. Diese Zusammen-
stöße zeugen für die politischen Spannungen in
dem französischen Mandatsgebiet.
In der berühmten Odajade-Moschee in Da-
maskus hinderten die Demonstranten den
Kammerpräsidenten und den Ministerpräsiden-
ten am Betreten der Ehrenplätze. Dabei wurde
gerufen: „Es gibt kein Privileg und keine Be-
vorzugung im Gotteshaus für illegale Regierun-
gen. Nur ein vom Volk gewählter Staatspräsi-
dent darf hier sitzen." Als dann ein Teilnehmer
an der Kundgebung eine politische Ansprache
hielt und eine Volksbefragung gefordert wurde,
verließen die Minister die Moschee.
Meuterei in dem amerikanischen Zuchthaus-
Bergwerk in Lansing
DNB Newyork, 19. Juni. Eine Meuterei
von 400 in dem Kohlenbergwerk des Staats-
zuchthauses von Kansas in Lansing beschäftigten
Sträflinge, die am Dienstag morgen kurz nach
der Einfahrt ausbrach, nimmt immer ernstere
Formen an. Die Zuchthausbeamten, die die
Meuterei mit Tränengas erfolgreich zurücktrei-
ben konnten, haben beschlossen, die Gefangenen
auszuhungern. Auf ihre Hilsesignale sind
schwerbewaffnete Wächter eingefahren und
haben den Einfahrtsschacht unten auf der Eru-
bensohle gegen etwaige neue Angriffe der Meu-
terer verbarrikadiert. Die Meuterer haben da-
raufhin am Spätnachmittag den in dem 250
Meter tiefen Stollen gelegenen Mauleselstall
in Brand gesteckt, Die Wächter haben, als sie
das Feuer bemerkten, von den Barrikaden am
Förderkorb aus sofort von den Schußwaffen
Gebrauch gemacht. Es steht bisher noch nicht
fest, ob bei den Gefechten unter der Erde je-
mand verwundet oder getötet worden ist.
DNB Newyork, 19. Juni. Die meuternden
Sträflinge haben sich am Mittwoch vormittag
ergeben, nachdem die Ventilation der Stollen-
gänge so umgestellt wurde, daß die Rauchschwa-
den bis in die letzten Gänge hineingepreßt
wurden. Die mit Gasmasken und Maschinen-
gewehren ausgerüsteten Beamten nahmen die
Zuchthäusler dann einzeln in Empfang.
Die Paraguayanische Kammer nahm am Diens-
tag das am 12. Juni in Buenos Aires abge-
schlossenen Waffenstillstandsabkommen an.
Neu-« i
Die Bank von Frankreich hat ihren
Diskontsatz von 6 v. H. auf 5 v. H. herabgesetzt.
Ter Zinssatz für die Beleihung von Wertpapieren
ist von 6^ auf 6 und der Zinssatz für Monats-
geld von 8 auf 5 v. H. ermäßigt worden.
*
Vor einer Textilfabrik in Union (Südkaro-
lina) kam es am Mittwoch zu blutigen Strerk-
unruheu; bei den Zusammenstößen zwischen den
etwa 1000 Streikenden und Polizeibeamten wur-
den zwei Arbeit« erschossen.
*
Der Bruder des russischen Außenkommis-
sars Litwinow, der vor mehreren Jahren
von der sowjetrussischen Handelsvertretung in
Paris der Fälschung sowjetrussischer Wechsel an-
geklagt war, ist jetzt aus der Sowjetunion ausge-
bürgert worden: er hat der wiederholten Auffor-
derung der Sowjetunion, sich in Sockjetrußland
zu stellen, nicht Folge geleistet.
*
Die Eröffnung der Reichsbahnausstel-
lung in Nürnberg findet am 14. Juli statt; für
die Jubelfeier der deutschen Eisenbahnen in
Nürnberg ist der 13. Oktober in Aussicht ge-
nommen.
Wie die Moskauer TASS, berichtet, besuchte
der sockjetrussische Botschafter in Paris, Potem-
kin, am Mittwoch den französischen Minister-
präsidenten Laval, mit dem er eine längere
Unterredung über das Londoner Flottenabkom-
men und den für Ende Juli in Aussicht genom-
menen Besuch Litwinows in Paris hatte.
*
Reichsminister Dr. Goebbels empfing am
Donnerstag mittag im Beisein des Reichsarbeits-
führers Hier! die Vertreter der preisgekrönten
Abteilungen des Arbeitsdienste die sich a»
Opfer der Berge
DNB Wien, 19. Juni. Bei Bad Ausee im
Salzkammergut ereignete sich ein Bergunglück.
Zwei Wienerinnen verloren bei der Ueber-
querung eines verharschten Lawinenfeldes ober-
halb des Lahngangsees im Toten Gebirge den
Halt, rutschen ab und stürzten in den See. Der
10jährige Sohn der einen Wienerin und die
neunjährige Tochter der zweiten Frau, sowie
ein zufällig in der Nähe befindlicher Bauer,
sprangen, als sie das Unglück sahen, sofort ins
eiskalte Wasser, um die mit den Wellen
Ringenden zu retten. Die beiden Frauen wur-
den aber von einer unterirdischen Strömung
erfaßt und ertranken. Die Kinder und der
Bauer konnten selbst nur mit Mühe das User
wieder erreichen.
n Kürze
einem von der Reichsschrifttumsstelle veranstal-
teten Wettbewerb unter dem Kennwort „Die
Lagerbücherei" beteiligt hatten; der Minister
hielt eine längere Rede über die Bedeutung der
Bücherei für die Lager und verteilte die Preise.
*
Das Vorgehen der litauischen Behörden bei der
von ihnen durchgeführten Überprüfung der In-
landpässe, die durch die memelländischen Behörde«
ausgestellt worden waren, bedeutet eine neue
Verletzung des Memel st atutS.
*
Ministerpräsident Baldwin äußerte sich zu
dem deutsch-englischen Flottenabkommen auf eine
entsprechende Anfrage im Unterhaus dahin, daß
dieses Abkommen einen festen Ausgangspunkt
für weitere Besprechungen mit anderen Mächten
mit dem Ziele des Abschlusses eines allgemeinen
Flottenvertrages darstelle.
*
Die abessinische Redierung hat den
Mitgliedern des Völkerbundsrates den Vorschlag
unterbreitet zur Untersuchung der Zwischenfälle
neutrale Beobachter nach Abessinien zu entsenden.
i-
Die südslawische Regierung ist zu-
rückgetreten und zwar infolge Meinungsverschie-
denheiten, die sich bei personellen Veränderungen
innerhalb des Kabinetts ergeben hatten; als
Nachfolger Jeftitschs wird der bisherige Finanz-
minister Stojadinowitsch genannt.
Vor dem höchsten Berufungsgericht des Staa-
tes Neck Jersey begann am Donnerstag die Be-
rufungsverhandlung gegen den wegen Ermordung
des Liudbergh-Kindes zum Tode verurteilten
Bvnno Hauptmann.