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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 77-149)

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Nr. 141 - Nr. 149 (20. Juni - 29. Juni)
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Seite 2

Samstag, den 22- Juni 1SSS

Sir.

Erweiterung-der Flotlen-Aussprache?

!


dieses deutsch-englische Flottenabkommen ist und
in welch hohem Maße es dem Frieden zu dienen
imstande ist, wenn nur die anderen Mächte das
Gleiche tun und den gleichen guten Willen
haben. Das deutsch-englische Flottenabkommen
ist ein eklatanter Beweis dafür, daß es jeder-
zeit möglich ist, zu Rüstungsabkommen zu ge-
langen, und daß Deutschland zu jedem Abkommen
mit einer anderen Macht bereit ist, die die
deutsche Gleichberechtigung anerkennt und sach-
lich und offen bestrebt ist, zu einer wirklichen
Verständigung zu gelangen.
Auf eine weitere wichtige Tatsache sei hinge-
wiesen: das deutsch-englische Flottenabkommen
zeigt klar und eindeutig, daß die deutsche Gleich-
berechtigung und der Grundsatz der deutschen
Wehrhoheit und allgemeine Wehrpflicht keines-
falls den Frieden stört, sondern im Gegenteil
imstande ist, einen maßgeblichen Beitrag zur Er-
haltung des Friedens zu leisten. Das Abkom-
men wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht
mit den Engländern als gleichberechtigter Staat
hätten verhandeln können. Die Gleichberechti-
gung, d. h. die Durchsetzung der deutschen Wehr-
hoheit gab die Voraussetzung für den Beginn
der Verhandlungen, deren Erfolg wiederum eine
faktische Rüstungsbeschränkung darstellt. Es ist
nur zu hoffen, daß auch die anderen Länder, die
an dem Abkommen noch kritisieren, den Sinn
und den Wert dieser ganzen Entwicklung und
dieser neuen außenpolitischen Methode endlich
begreifen. Dann geht es wieder aufwärts mit
Europa, und eine lange Friedenszeit ist uns und
unseren Nachkommen beschert-

Aussprache grundsätzlich keine Einwände. Sie
müsse sich aber notfalls ihre Rechte hinsichtlich
gewisser Einzelheiten vorbehalten.

Die deutsch-englischen technischen Flottenver-
handlungen wurden am Freitag- im Foreign
Office fortgesetzt.

Der Deutschlandsender überträgt am Samstag
von 18.00—18.45 Uhr die Rede des Reichsmini-
sters Rnst aus dem Stadion Oberweth bei Kob-
lenz. Reichsminister Rust spricht auf der Jugend-
kundgebung im Rahmen des GauparteitageA
Koblenz-Trier.

Keine französischen Marinesachverständigen nach
London?
DNB Paris, 21. Juni
Nach den ersten Besprechungen, die am Frei-
tag zwischen Eden und Laval stattgefunden ha-
ben, verlautet aus gutunterrichteter Quelle, daß
im Augenlick nicht die Absicht besteht,
französische Marinesachverständige nach London
zu entsenden, um mit der englischen Admirali-
tät Fühlung zu nehmen. Dagegen werden die
französischen technischen Sachverstän-
digen auf jeden Fall an der Flottenkonferenz
teilnehmen, die am Jahresende infolge des Er-
löschens des Washingtoner Flottenvertrages
stattfinden soll.

-i-
Die ordentliche Sondertagnng der Schweizeri-
schen Bundesversammlung ist am Freitag ge-
schlossen worden. Das Gesetz für Maßnahmen
zum Schutz der Sicherheit des Landes ist nun-
mehr auch vom Ständerat in der SchlußabstiM-
muns angenommen worden.

Englische Einladung zu Flottenbesprechungen an
Sowjetrußland
DNB Moskau, 21. Juni
Wie die Telegraphen-Agenrur der Sowjet-
union berichtet, besuchte der englische Botschaf-
ter Lord Chilston heute den Außenkommissar
Litwinow, den er im Namen der englischen
Regierung von dem Abschluß des Flotten-
abkommens mit Deutschland in Kennt-
nis setzte und die Erklärung abgab, daß Eng-
land außer mit Frankreich und Italien,
mit denen es bereits verhandele, auch mit,
Sowjetrußland in Verhandlungen über
eine Begrenzung der Seerüstungen einzutreten
wünsche. Chilston wies weiter darauf hin, daß
England nicht nur die quantitative, sondern
auch die cfualitative Abrüstung zum Ziel gesetzt
habe. Der Botschafter versrach, Sowjetrußland
über den Verlauf der Verhandlungen Englands
mit den anderen Mächten auf dem Laufenden zu
halten. Litwinow nahm die Erklärung zur
Kenntnis und versprach, dem Rat der Volks-
kommissare die Einladung Englands zu unter-
breiten.
Wie verlautet, hat die Sowjetregierung den
russischen Botschafter in Rom, Stein, den Bot-
schafter in London, Maisky, und den russischen
Botschafter in Paris, Potemkin, beauftragt, die
interessierten Regierungen über den Standpunkt
der Sowjetrugierung in der Flottenfrage wie
auch in der Frage des Luftpaktes zu unterrich-
ten.

Flugverbindung Berlin — Santiago de Chile
DNB. Santiago de Chile, 20. Juni.
Staatspräsident Alessandri unterzeichnete die
Einflugerlaubnis für das Condor-Syndikat unter
der Bedingung, daß die Inbetriebnahme des
Flugdienstes innerhalb von sechs Monaten er-
folgt. Die unmittelbare deutsche Flugverbin-
dung Santiago—Berlin und umgekehrt ist damit
sichergestellt. Der Flugverkehr wird spätestens
im Oktober ausgenommen.
Die Postflugzeuge der Deutschen Lufthansa
starten jeden Mittwoch in Stuttgart. Die Post
erreicht am Samstag Natal. Dort übernimmt
das mit der Lufthansa in engen Beziehungen
stehende Condor-Syndikat, das ausschließlich mit
deutschen Flugzeugen fliegt, die Weiterbeförde-
rung über Rio de Janeiro, Montevideo, Buenos-
Aires, Mendoza über die Anden hinweg nach
Santiago. Die Flugzeuge treffen am Sonntag
in Buenos-Aires und am Montag in Santiago
de Chile ein.

Kommunistische Sprengstoffverbrecher vor dem
Volksgerichtshof
DNB. Berlin. 21. Juni
Ter Erste Senat des Volksgerichtshofes trat
am Freitag in eine zweitägige Verhandlung
gegen sechs Kommunisten aus Goslar und Oker
im Harz, sowie aus Hannover ein, denen Vorbe-
reitung zum Hochverrat bis in das Frühjahr 1933
hinein, teilweise auch Sprengstofjverbrechen und
Fortführung des verbotenen Rotfrontkämpfer-
bundes vorgeworfen wird.
Die Angeklagten haben sich Waffen beschafft,
um für den Fall des von ihnen in nächster Zeit
erwarteten gewaltsamen Umsturzes gerüstet zu
sein. Auf Veranlassung des 18 mal, zum Teil er-
heblich vorbestraften 47jährigen Wilhelm Lehner
und seines zehn Jahre jüngeren Bruder Albert
wurden auch Versuche mit Bomben angestellt, die
zur Erhöhung der Sprengwirkung mit Eisenstük-
ken gefüllt waren. Ter gleichfalls mehrfach vor-
bestrafte 26jährige Walter Eichhorn hat versucht,
die Reichswehr in Goslar zu zersetzen. Tie rest-
lichen drei Angeklagten, der 28jährige Siegfried
Hille, der 39jährige Hugo Rübesamen und der
45jährige Franz Staziwa waren Mitglieder der
sogenannten Scheringer-Staffel, einer getarnten
Nachfolgeorganisation des verbotenen Rotsront-
kämpferbundes. Mehrere der Angeklagten waren
übrigens auch an einem Ueberfall beteiligt, bei
dem am 15. Februar 1933 der SS-Mann. Otto
Könnecke in Oker blutig geschlagen und seiner
Schußwaffe beraubt wurde.

Bedienung des Wagens und des Senders sei em
Stab von 30 Menschen erforderlich. Der fahr-
bare Sender, der die Wirkung von Fernseh'en-
dcrn auf hohen Bergen erproben soll, w:rde in
dwsen Tagen zum Brocken fahren und dorr für
grundlegende Fernsehversuche benutzt weroen, da
die Ausbreitung der Ultrakurzwellen Ähnlich-
keit mit der Ausbreitung der Lichtquellen habe,
deshalb, je höher die Sendeantenne angebracht
sei, um so größer sei die Reichweite des Senders.
Aufgrund der Ergebnisse dieser Versuche könnten
dann die Entschlüsse über die Versorgung in ganz
Deutschland mit Fernsehrundfunk gefaßt werden.
Der Zusammenarbeit der Reichspost mit eini-
gen Kabelfirmen sei es auch gelungen, ein Fern-
sehkabel zu entwickeln, dar ermögliche, das Fern-
sehen über beliebige Entfernungen zu übertra-
gen. Das erste Versuchskabel in Berlin habe die
Erwartungen bestätigt, so daß die Schaffung
eines Fernsehkabelnetzes nur noch eine Frage der
Zeit und des Geldes sei. Mit Hilfe dieses Netzes
werde es auch möglich sein, den Fernseher mit
dem Fernsprecher zu vereinigen. Eine solche Ver-
suchseinrichtung mit Verbindung des Fernspre-
chers mit dem Fernseher werde in einem Raum
der Musikhnlle in Hamburg gezeigt. Der Red-
ner schloß mit der Feststellung, daß Deutschland
heute in Fragen der Fernsehtechnik für die Welt
maßgebend sei.

Großfeuer in Gdeffa
Bisher 400 Häuser abgebrannt.
DNB Athen, 21. Juni.
In der Stadt Edessa in Mazedonien
ist einEroßfeuer ausgebrochen, das sich in-
folge des starken Windes und des Mangels an
Feuerwehrleuten immer weiter ausdehnt. Bis-
her sind an 400 Häuser mit 120 Läden im
Innern der Stadt abgebrannt. Die Einwohner-
schaft flieht nach außerhalb. Auch die National-
bank, die Staatsanwaltschaft und das Gericht,
sowie die Volksschule sind bereits ein Raub der
Flammen geworden. Das Telegrafenamt ist von
Flammen eingeschlossen.

Hinrichtung eines Raubmörders
Frankfurt a. M., 21. Ium
Die Justizpressestelle Frankfurt a. M. teilt mit:
Ter vom Schwurgericht in Wiesbaden am 12.
Februar 1935 wegen Raubmordes zum Tode und
zu dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehren-
rechte verurteilte Heinrich Rost ist heute morgen
im Hof des Zentralqefängnisses in Freiendiez
hinqerichtet worden. Rost hatte am 31. Dezember
1984 im Biebricher Schloßpark, nachdem er stun-
denlang am hellichten Tag in einem öffentlichen
Park auf ein geeignetes Opfer gelauert hatte,
eine zufällig des Weges kommende Frau mit
einem Beil getötet, sie ihrer Barschaft beraubt
und sich davon einen vergnügten Sylvesterabend
gemacht. Ter Führer und Reichskanzler hat von
seinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch ge-
macht, weil der Verurteilte sich durch seine Vor-
strafen und feine Tat als ein überaus gemeinge-
fährlicher Verbrecher erwiesen hat, von dem die
Volksgemeinschaft auf immer befreit werden
muß.
Folgenschweres Verkehrsunglück in Köln-
Lindenthal
Zwei Tote
Köln, 21. Juni
In Köln-Lindenthal ereignete sich am
Freitag vormittag ein folgenschweres Verkehrs-
unglück, das zwei Tote und einen Schwerverletz-
ten forderte. Ein in schneller Fahrt befindlicher
Lastwagen, der an einer Straßenecke zu scharf
abbremste, kam ins Schleudern, geriet auf den
Bürgersteig und schlug gegen ein Eckhaus. Dabei
wurden eine 55jähriqe Ordensschwester
und eine 32jährige Hausangestellte von
dem umstürzenden schweren Wagen erfaßt. Di«
Schwester starb wenige Minuten nach dem Un-
fall. Tie Hausangestellte hatte schwere Beinver-
letzungen erlitten und wurde sofort dem Kranken-
haus zugeführt, wo sie nach etwa zwei Stunden
ebenfalls starb. Auch der Beifahrer des Lastwa-
gens wurde schwer verletzt.

DNB Hamburg, 21. Juni.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker trat
am Freitag vormittag im großen Saale der
Musikhalle zu seiner 37. Mitgliederversammlung
zusammen, an der auch Vertreter der Reichs-
und Landesregierungen, der Behörden, der Par-
tei, der Wehrmacht, der Wissenschaft und des Ge-
werbes teilnahmen- Staatssekretär Dr. ing e. h.
Ohnesorge eröffnete die Versammlung. Er
sprach über „Totalität des National-
sozialismus auchin der Technik". Er
wies auf das Werk Adolf Hitlers hin.
Adolf Hitler sei der Vollbringer alles dessen,
was er sich als Ziel gesetzt habe, der größte
Deutsche seit den Tagen des großen Friedrich.
Aber noch viel, viel mehr: Adolf Hitler sei auch
der Mahner Europas, dessen Stimme gehört und
respektiert werde, der Schirmer europäischer
Kultuer, der einigende Wille für einen dauerhaf-
ten Frieden unter den europäischen KuUur-
nationen!
Nie könne und dürfe neben den Totalität des
Nationalsozialismus, neben seiner ausschließ-
lichen Geltung auf allen Tätigkeitsgebiete der
Nation sich noch ein Sonderinteresse oder Son-
dermoral einzelner Gruppen oder Grüppchen hal-
ten! Daraus folge umgekehrt die absolute Not-
wendigkeit der Gemeinschaft aller, der Volks-
gemeinschaft. Für diese zu arbeiten und sie zu
vollenden, sei jedes Deutschen heilige Pflicht'
Dr. ing Todt übermittelte als Beauftragter
für die Technik und deren Organisationen die
Grüße des Reichsarbeitsministers.
Anschließend hielt Oberpostrat Banneitz
den Festvortrag über die Entwicklung des
Fernsehens. Nach einem Hinwegs darauf,
daß heute schon mehrere Firmen gut arbe tende
Fernsehempfänger herstellten, die jedoch noch lehr
teuer seien, und deshalb die Reichspost mehrere
Fernsehstellen zur kostenlosen Vorführung des
Fernsehempfanges eingerichtet habe, te:lte er
mit, daß in Hamburg zum erstenmale eine voll-
ständige fühlbare FernsehsendeanlagS vorge-
führt werde. Alles, was zu dieser Anlage ge-
höre, sei in 14 schweren Lastkraftwagen einge-
baut, zu denen sich noch 6 weitere Wagen für
Zubehör und die Personenbeförderung gesellten-
Die Fahrtiefe dieses stattlichen Zuges von 20
Wagen betrage rund einen Kilometer. Für die

Baldwin zur Frage einer Aussprache über das
Flottenabkommen im Unterhaus
DNB London, 21. Juni
Im Anschluß an die Erklärung des ersten
Lords der Admiralität über das Flottenabkom-
men fand im Unterhaus eine kurze Ausspra-
ch e statt, in deren Verlauf ein Abgeordneter
fragte, ob die Regierung die Einberufung einer
Konferenz der Unterzeichner des Was-
hingtoner und Londoner Flottenab-
kommens beabsichtige, und ob das Abkom-
men mit Deutschland nach Meinung der Regie-
rung eine Uebertretung des Versailler Vertra-
ges darstelle.
Hinsichtlich des ersten Teiles der Frage wies
der erste Lord der Admiralität auf die bereits
erfolgte Fühlungnahme Englands mit den an-
deren Flottenmächten hin. Es lasse sich noch
nicht sagen, wann eine Vollkonferenz stattfinden
könne. Die zweite Frage schneide eine juristische
Angelegenheit an, und er glaube nicht, daß sie
an das richtige Ministerium gerichtet worden
sei.
Auf die Frage eines Abgeordneten, ob das
Unterhaus eine baldige Gelegenheit zu einer
Aussprache über das deutsch-englische Abkommen
und über die sich hieraus ergebenden Folge-
rungen erhalten werde, erwiderte der Mini-
sterpräsident Baldwin: „In allen bisher mit
anderen Ländern geführten Unterhaltungen,
die, wie der Fragesteller weiß, seit einiger Zeit
im Gange sind, ist der wesentliche Inhalt
dieser Unterhaltungen sehr vertraulicher
Natur. Wie jedermann bekannt, ist es höchst
schwierig, zu einem internationalen Abkommen
zu gelangen, selbst wenn die Vertraulichkeit ge-
wahrt bleibt. Wenn alle Einzelheiten irgend-
welcher Besprechungen zwischen zwei Mächten
öffentlicht erörtert würden, wäre die Erzielung
jeden internationalen Abkommens ganz hoff-
nungslos."
Der Führer der arbeiterparteilichen Opposi-
tion Lansbury widersprach dieser Feststellung
des Ministerpräsidenten und erklärte, daß es sich
um Fragen von öffentlicher und internationaler
Bedeutung handele. Die Arbeiterpartei wolle
der Regierung keinerlei Schwierigkeiten bei der
Fortführung weiterer Verhandlungen verur-
sachen. Aber sie lege auf eine Aussprache wert.
Baldwin bat Lansbury hierauf, die Angele-
genheit mit den Einpeitschern des Unterhauses
zu besprechen. Die Regierung erhebe gegen eine

Eden m Maris
lm Spiegel der englischen Presse
DNB London, 21. Juni.
Die Besuchsreise Edens in Paris und Italien
wird von der Morgenpresse eingehend erörtert.
Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily
Telegraph" meldet, daß Eden voraussichtlich j
am Montag mit Mussolini zusammentref-
fen werde. Der Zusammenkunftsort liege jedoch
noch nicht fest. Das Zusammentreffen mit Mus-
solini könne, so fügt das Blatt hinzu, von gro-
ßer Bedeutung sein, zumal Eden nach seinen Be-
sprechungen in Paris besser beurteilt werde,
welche weiteren Schritte jetzt in Richtung einer
allgemeinen Rüstungsbegrenzung zu Lande und
zu Wasser gemacht werden könnten. Eden werde
sich mit dem italienischen Regierungschef eben-
falls über die Sicherheitsfrage im
Donau-Becken und über die Frage der
Unabhängigkeit Oesterreichs unter-
halten, sowie insbesondere über die italienisch-
abessinische Streitfrage. Das Blatt sieht die
europäische Lage für Len Fall als wesentlich bes-
ser an, daß England den Italienern helfen
könnte, Genugtuung für die legitimen Bestre-
bungen in Abessinien zu erhalten.
Der diplomatische Mitarbeiter der ^Mor-
ri ing Post" glaubt, daß es Eden in Paris
gelangen werde, das deutsch-englischeAb-
kommen zu „rechtfertigen". Das Blatt
meint, daß die englische Regierung nicht beab-
sichtige, sich irgendwelchen Aenderungen des
französischen Flottenbauprogramms zu wider-
setzen.
Die englisch-französischen Besprechungen
DNB Paris, 21. Juni
Die englisch-französischen Besprechungen, die
um 11.30 am Quai d' Orsay begannen, dauerten
bis um 13.15 Uhr und werden nach dem Früh-
stück fortgesetzt. An den Besprechungen nahmen
teil: Minister Eden, der englische Botschafter,
der Botschaftsrat und ein Vertreter des Foreign
Office, sowie auf französischer Seite Minister,
Präsident und Außenminister Laval, der Ge-
neralsekretär des Quai d' Orsays, Leger, und
der Gesandte Massigli. Zu dem Frühstück er-
schienen ferner Kriegsmarineminister Piötri und
die Vorsitzenden der Auswärtigen Ausschüsse von
Kammer und Senat, Börenger und Bastid.
Wie verlautet, ist bei den Besprechungen am
Vormittag nur die Frages des deutsch-engli-
schen Flottenabkommens angeschnitten worden.
Eden und Laval legten den Standpunkt ihrer
Regierungen dar, der im wesentlichen bekannt
ist. Am Nachmittag dürfte eine Reihe anderer
Fragen zur Sprache kommen. Es steht noch nicht
fest, ob die englisch-französischen Verhandlungen
am Samstag, fortgesetzt werden, da Eden am
Samstag noch Rom abreist, um am Montag
mit Mussolini zusammenzutrefsen.
*
Nach Beendigung der französisch-englischen
Unterredung gab Ministerpräsident Laval den
Pressevertretern gegenüber folgende Erklärung
ab:
„Wir haben uns in voller Offenheit über das
kürzlich zwischen England und Deutsch-
land abgeschlossene Flottenabkommen ausge-
sprochen. Eden hat mir die Gründe dargelegt,
die seine Regierung zu diesem Beschluß veran-
laßt haben. Ich habe nicht verfehlt, die Vor-
behalte, die meine Regierung zu formulieren
veranlaßt war, zu wiederholen. Meine persön-
lichen Beziehungen zu Eden genügen, um den
freundschaftlichen Charakter unserer Unterredung
zu bestätigen. Wir haben im übrigen die Ge-
samtheit der Fragen geprüft, die die gegenwär-
tige europäische Lage für unsere beiden Regie-
rungen mit sich bringt und die Notwendigkeit
einer engen Zusammenarbeit zwischen unseren
beiden Ländern anerkannt. Wir werden unsere
Unterredung morgen fortsetzen.

Ein Fernsehzug aus 20 Wagen
Mitgliederversammlung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker

Die ersten Fernsehübertragungen in Hamburg
Hamburg, 21. Juni.
Im Rahmen der in Hamburg gegenwärtig
stattfindenden Tagung des Verbandes deutscher
Elektrotechniker e. V. fand am Freitag eine
Fernsehübertragung statt, die von dem auf dem
Heiligen-Geistfeld in Hamburg stehenden Fern-
sehsenderzug der Deutschen Reichspost vorgenom-
men wurde. In der Musikhalle und an zwei
anderen Stellen der Stadt waren Fernseh-
empfangsstellen eingerichtet, so daß Gelegenheit
geboten war, diese ersten Fernsehversuche in
Hamburg auch einer größeren Oeffentlichkeit zu-
gänglich zu machen.
Ferner fanden an Bord des Hapag-Motor-
schiffes „Caribia" auf der Fahrt und im Ham-
burger Hafen die ersten Fernsehübertragungen
an Bord eines Schiffes statt, die die Erwartun-
gen vollauf rechtfertigten-
 
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