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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 16.1902

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Kuchinka, Eduard: Ueber Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Kinematographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.37610#0237

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Ueber Fortschritte und Neuerungen in der Kinematographie. 223

D. R.-P. Nr. 15716, Kinematoskop für parallelepipedische
Bilderblöcke von Paul Francois Landais, Paris. („Photogr.
Wochenbl.“ 1901, S. 400.)
Professor Wallon besprach auf dem Congresse der ge-
lehrten Gesellschaften Frankreichs eine interessante Anwendung
des Kin ematographen für den Unterricht in der
Statistik. Auf einer Karte werden die Truppenkörper durch
Eisenstücke dargestellt, die man entsprechend den militärischen
Operationen mittels eines Magneten bewegt und dann diese
Bewegungen mittels Kinematographen aufnimmt. Statt einer
fortlaufenden Curve kann man eine punktirte erhalten, indem
man den Magneten nicht unausgesetzt, sondern absatzweise
bewegt. Auf diese Weise lassen sich historische Schlachten
reconstruiren, und man kann von Stunde zu Stunde die
Stellungen der Kampfeinheiten verfolgen, indem man die
kinematographischen Bilder mittels der Laterna magica auf
einen weissen Schirm projicirt. (,,Allgem. Photogr.-Ztg.“ 1900,
S. 307.)
Kinematographien wären, falls sie auf dauerhafterer
Unterlage als Celluloid hergestellt, auch berufen, als geschicht-
liche Urkunden für die Nachwelt von grosser Bedeutung, da
sie wahrheitsgetreuer wichtige Ereignisse darzustellen in der
Lage sind, als die besten einzelnen Momentaufnahmen und
Beschreibungen. Eine derartige Sammlung kinematographi-
scher Bilderrollen wäre wesentlich kostbarer, als jede andere
Sammlung von Bildern in anderer Gestalt, die in neuerer
Zeit, in Erkenntniss des späteren Wertes in vielen grösseren
Städten (z. B. British Museum in London u. s. w.) ins Leben
gerufen wurden. In einem längeren Artikel in ,, Brit. Journ.
of Phot.“ 190t, wie auch in der „Deutschen Phot.-Ztg.“ 1902,
S. 54, wird auf die Neuerung hingewiesen und der Antrag
gestellt, diesbezüglich einen internationalen Congress ein-
zuberufen.
Einer in der letzten Zeit publik gewordenen Neuerung
sei kurz Erwähnung gethan, es ist dies die gemeinsame,
gleichzeitige Benutzung des Phonographen und des Kine-
matographen. Mit Hilfe des letzteren Apparates werden
dem Zuschauer berühmte Persönlichkeiten, Schauspieler und
Sängerinnen in „lebenden Bildern“ (Kinematographien) vor-
geführt, während zur selben Zeit der Phonograph die be-
treffenden Dialoge, Melodien u. s. w. wiedergibt und in dem
Zuschauer die Illusion hervorgerufen wird, es wären lebende
Personen. Diese Neuerung, das sogen. „Phono-Cinema-Theater“,
ist französischen Ursprungs und wäre gleichfalls berufen, dem
im vorigen Abschnitte erwähnten Zwecke zu dienen.
 
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