Der Apsidenschmuck der neuen St. Annakirche in München.
9. Ejaus Lmanuel Seidl; Aufgang zum Bureau.
Vaters und ähnlicher Stellen sich besonders trefflich
erwies. Wan würde in einen großen Fehler ver-
fallen und auch der Würdigung des Werkes nicht
genügend gerecht werden, gedächte man nicht auch
bei der Betrachtung desselben seines Verhältnisses
zu der Gesammtarchitektur. was den Stil anlangt,
haben wir die glückliche Wahl desselben und die
daraus erwachsenden Vortheile schon gestreift; nur
der Wirkung im Raume sei noch gedacht. Ist
einerseits die ganze Dekoration trefflich zum wichtigsten
Punkte des (Lhores, zu Seidl's vornehmem Hoch-
altar, zusammengestimmt und wird durch die wosaik-
imitation an den Triforien die Architektur auf's
Beste in die Walerei übergeführt, so beherrscht
andererseits, dank der klaren Komposition und der
ruhigen statuarischen Gestaltung der einzelnen Figuren,
namentlich des majestätischen Gott Vaters und der
würdevollen Patronin der Airche, der bildliche Theil
des Apsidenschmuckes fast das ganze Gotteshaus,
wer die gewaltige Größe dieses hervorragendsten
Werkes neuerer christlicher Aunst ganz empfinden
will, der betrete einmal die Airche durch das West
portal, wenn die Abendsonne das Bild mit ihren
Strahlen übergießt, dann wird in beredtes Schweigen
alles Lob verstummen, Wan wird jeden Gedanken
an das große künstlerische Aönnen, das das Werk
geschaffen hat, vergessen, wie aus himmlischen
Sphären scheinen uns die erhabenen, von allem
Irdischen losgelösten Gestalten entgegenzutreten, „das
herrlichste, das höchste bewegt sich", um Schiller's
Worte zu gebrauchen, „vor den entzückten Sinnen",
wenn so die Aunst die heiligsten und tiesstreligiösen
Gedanken mit unbezwinglicher Gewalt zum Ausdruck
und den Gläubigen faßbar näher bringt, dann kann
und muß inan von einer wahrhaft religiösen, gott-
beseelten und gottbegnadeten Aunst sprechen, wer
will bei unserem Werk die Grenzen zwischen Reli-
giösem und Aünstlerischem ausklügeln? Festgefügt
als ein Ganzes, nicht minder religiös empfunden,
wie künstlerisch durchdacht und vollendet, erscheint
das Werk als ein würdiger Schmuck des Gotteshauses,
als eine der hervorragendsten Leistungen weister
Rud. Seitz' und als die monumentalste Schöpfung
auf dem Gebiete der kirchlichen Walerei der Neuzeit.
9. Ejaus Lmanuel Seidl; Aufgang zum Bureau.
Vaters und ähnlicher Stellen sich besonders trefflich
erwies. Wan würde in einen großen Fehler ver-
fallen und auch der Würdigung des Werkes nicht
genügend gerecht werden, gedächte man nicht auch
bei der Betrachtung desselben seines Verhältnisses
zu der Gesammtarchitektur. was den Stil anlangt,
haben wir die glückliche Wahl desselben und die
daraus erwachsenden Vortheile schon gestreift; nur
der Wirkung im Raume sei noch gedacht. Ist
einerseits die ganze Dekoration trefflich zum wichtigsten
Punkte des (Lhores, zu Seidl's vornehmem Hoch-
altar, zusammengestimmt und wird durch die wosaik-
imitation an den Triforien die Architektur auf's
Beste in die Walerei übergeführt, so beherrscht
andererseits, dank der klaren Komposition und der
ruhigen statuarischen Gestaltung der einzelnen Figuren,
namentlich des majestätischen Gott Vaters und der
würdevollen Patronin der Airche, der bildliche Theil
des Apsidenschmuckes fast das ganze Gotteshaus,
wer die gewaltige Größe dieses hervorragendsten
Werkes neuerer christlicher Aunst ganz empfinden
will, der betrete einmal die Airche durch das West
portal, wenn die Abendsonne das Bild mit ihren
Strahlen übergießt, dann wird in beredtes Schweigen
alles Lob verstummen, Wan wird jeden Gedanken
an das große künstlerische Aönnen, das das Werk
geschaffen hat, vergessen, wie aus himmlischen
Sphären scheinen uns die erhabenen, von allem
Irdischen losgelösten Gestalten entgegenzutreten, „das
herrlichste, das höchste bewegt sich", um Schiller's
Worte zu gebrauchen, „vor den entzückten Sinnen",
wenn so die Aunst die heiligsten und tiesstreligiösen
Gedanken mit unbezwinglicher Gewalt zum Ausdruck
und den Gläubigen faßbar näher bringt, dann kann
und muß inan von einer wahrhaft religiösen, gott-
beseelten und gottbegnadeten Aunst sprechen, wer
will bei unserem Werk die Grenzen zwischen Reli-
giösem und Aünstlerischem ausklügeln? Festgefügt
als ein Ganzes, nicht minder religiös empfunden,
wie künstlerisch durchdacht und vollendet, erscheint
das Werk als ein würdiger Schmuck des Gotteshauses,
als eine der hervorragendsten Leistungen weister
Rud. Seitz' und als die monumentalste Schöpfung
auf dem Gebiete der kirchlichen Walerei der Neuzeit.