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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0191

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Chronik des Bayer. Kunstgewcrbcvereius.

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-ALkgemeine (Vereinsnachrichken.

Jn VcZiig auf die Deutsche lutnftausftdlung in 8t. Peters-
burg versendet die Vorstandschaft ein Zirkular, wonach die
Kunstgewerbevereine in Dresden und Berlin ihre Anmeldung
zurückgezogen haben und daher die deutsche Botschaft in Peters-
burg auch die alleinige Theilnahme des Münchener Kunstge-
werbes als nicht wünscheuswerth bezeichnet hat (l!!).

Zur llebrlingspreisbemcrbuug, für welche die Werkzeich-
nungen Mitte Febr. geprüft werden, sind \ ; Lehrlinge (5 Schreiner,
3 Glasmaler, ; Drechsler, [ Schlosser, ; Eiseleur) angemeldet.

Mochenversammkungen.

Sechster Abend: Den ;2. Dezember. Vortrag von Pros.
M. Meurer über: „Die Entstehung der Blattreihungen aus

ägyptischem Pflanzenschmuck". Der Vortragende, der den Vereins-
Mitgliedern schon lauge durch seine eigenartigen Bestrebungen
auf dem Gebiete des Pflanzenstudiums bekannt ist, zeigte sich
an diesem Abend auch als ein glücklicher Forscher im Bereiche
der Geschichte des Grnamentes; der Nachweis, daß die durch
die ganze antike Kunst hindurchgeheuden und bis auf den
heutigen Tag in Gebrauch gebliebenen Blattreihungeu —
Kymatien, Eierstab, Blattstäbe — in ihrer Entstehung auf der
Ausschmückung mittels aneinander gebundener wirklicher Blätter
beruhen, konnte nicht verblüffender geführt werden, als dies
von Meurer an der kfand von etwa hundert durch das
Skioptikon allen Zuhörern vor Augen geführten Bildern geschah.
Meurer leitete den Vortrag mit allgemeinen Betrachtungen
über den Schmuck des menschlichen Körpers ein — wies nach,
wie man erst wirkliche Naturgebilde, daun nachgeahmte dazu
verwendete —, zeigte, wie man schon
bei den ältesten ägyptischen Darstel-
lungen pflanzlichen Schmuck in reichem
Maaße (an Personen wie an Ge-
räthen, Gpferaltären, Säulen u. s. w.)
gebrauchte — wie man erst Kränze,
später Bouquets benützte, wobei man
schon früh zu Ersatzmitteln der rasch
welkenden Naturblätter griff u. s. w.
von ganz besonderem Interesse waren
die Abbildungen nach wirklichen Blatt-
kränzen, die man auf den Körpern von
Mumien gefunden hat und die sich
botanisch noch genau bestimmen ließen;
sie gleichen in der That den üblichen
„Blattstäben" — fast den ersten Be-
kanntschaften des ABE-Schützen der
Architektur — wie ein Ei dem andern.
Daß dann diese erst als menschlicher,
dann als baulicher Schmuck verwendeten
Reihungen von Blättern auf dem Wege
des Handels durch die Phönizier den
Ländern des Mittelmeerbeckens zuge-
tragen wurden, liegt auf der Hand.
Die genauen botanischen Untersuchungen,
welche der bekannte Afrikaforscher Ga.
Schweinfurth durchgeführt hat, ergaben
u. A. auch die Verwendung des Kelch-
blattes der Lotosblume, welches außeu
einen breiten weißen Rand besitzt und
so das Vorbild der mit einem Rand
eingefaßten „Eier" des sogenannten
„Eierstabs" geworden ist. Man darf
nach diesen Nachweisen gespannt sein
auf die von Meurer über diesen Gegen-
stand in Aussicht gestellte Publikation;
wir wünschen derselben die gleiche bei-
fällige Aufnahme und die gleiche Ueber-
zeugnngskraft, wie sie die Zuhörer am
letzten Versammlungsabend des Jahres
Z899 an sich empfunden haben!

299 u. 300. Butterdose, Honigschale, Kakesdose und Theeservioe aus Glas, bezw.
Majolika und blaubemaltem Porzellan mit Metallfassung („Gsiris", Legierung aus
Zinn und Silber) von lvalter Scherf & Co., Nürnberg. ('/4 der wirft. Größe.)

Muster geschützt.

verantw. Red.: PNof. £. GmeIin. — herausgegeben vom Bayer. Uunstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R. Vldenbourg, München.
 
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