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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Hagen, L.: Nordische Bildwirkereien auf der Pariser Weltausstellung
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Die Sommerausstellung des bayerischen Kunstgewerbevereins in München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0400

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Die öommerausstellung des bayerischen Annstgewerbevereins in Bauern.



592 u. 593. Bücherschrank und Schreibtisch von Uieser und
Deeg, München. (Muster gesch.)

wenigstens, die Neigung überwuchert, allzu radikal
vorzugehen und gewissermaßen bei Adam wieder
anzufangen, was doch schlechterdings unmöglich ist.
(Ls kann Niemand eine Sprache von Grund auf neu
schaffen und die Verwirklichung eines Dichters in
Volapük ist bisher nur in den erkünstelt naiven
Leistungen versucht worden, die im Anschluß an den
moderneil Stil vom Dilettantismus der Neuzeit
namentlich in der Stickerei geboten werden. Man
legt gar zu leicht das Hauptgewicht auf den Begriff
„modern" und fragt zu wenig danach, ob dies
Moderne sich als ein organisch Gewordenes und daher
in sich selbst Begründetes darstellt. Dadurch verliert
das kunstgewerbliche Erzeugniß den Zusammenhang
mit dem Leben weiterer Kreise, besonders des gut
bürgerlichen Mittelstandes; es wird zu einem Spiel-
zeug der chöchstbegüterten. — Es scheint mir, daß
namentlich ein eingehendes Studium der schwedischen
Bildwirkereien zur Beseitigung dieses Schadens in
Deutschland beitragen könnte. Man würde sich
darauf besinnen, daß es einen Mittelweg zwischen
bloßenr Nachahmen des Alten und der Verehrung
des Neuen um seiner künstlerischen Extravaganz
willen geben kann. Und vielleicht würde man ver-
suchen, diesen N)eg in bewußt deutscher Art zu gehen.

L. Hagen.

(Die SommerausskeKung -es
öaxerifchen (ILunstgeweröevereme
in München.

tschwunden sind die frohen Hoff-
nungen, mit denen inan vor drei
fahren das erstmalige Auftreten
des Kunsthandwerks im Rahmen
der Glaspalast-Kunstausstellung be-
grüßen zu dürfen vermeinte. Klein,
aber vielversprechend war der Anfang, und als im
darauffolgenden Jahre der der Kleinkunst bereitete
Tummelplatz sich fast auf das Dreifache vergrößert
hatte, da schien ein für allemal der Bann gebrochen,
unter dein die „hohe Kunst" gestanden war, als sie
sich zu vornehm gedünkt hatte, unr der oft mit harter
Arbeit belasteten und darum etwas scheel angesehenen,
älteren Schwester die Gleichberechtigung in der „ge-
wählten" Gesellschaft zuzuerkennen.

Doch es kam anders. Schon im letzten Zahre
ergaben sich bei der Raumvertheilung Schwierig
keilen, indem die zuerst in Aussicht gestellte aber-
malige Erweiterung der Kleinkunsträume von der

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