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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0218

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

Monit l>es VllMiUm Rünflgeivkrvevkkems.

Mochenversammkungen.

Siebenter Abend: Den 2. Januar 1900. Vortrag von
Or. bsans Schmidkunz, Berlin, über ein Lokal-Museum
fürGberbayern. In der Einleitung ging Redner davon
aus, daß bereits in verschiedenen Städtchen Gberbayerns —
Weilheim, Tölz, Erding, Traunstein kleinere örtliche Sammlungen
vorhanden seien, die theilweise recht wohl den Grundstock zu
einem Lokalmuseum bilden könnten; der Kern Ves Vortrags
bestand dann in dem in unser Nummer -( (S. (23 sf.) abgedruckten
Aussatz, auf den wir unsere Leser hiermit verweisen. In der
an den Vortrag angeknüxften Besprechung macht Prof. Friedr.
v. Thiersch auf die Bestrebungen der deutschen Architekten-
vereine aufmerksam, welche dahin gehen, die verschiedenen
Typen des deutschen Bauernhauses zu sammeln und der Gffent-
lichkeit zugänglich zu machen; Archit. Zell, dessen verdienst-
volle Arbeit über Bauernmöbel dem Vortrag als Illustration
gedient hatte, sprach den Wunsch aus, daß es gelingen möge,
durch Unterstützung des Staates den Inhalt des Bauernhauses j
noch genauer kennen zu lernen, als es ihm selbst möglich war. !

Achter Abend: Den 9. Januar (900. Vortrag von
Prof. Friedr. v. Thiersch über die Benediktinerabtei |
Ettal. Das in herrlichem Thal, an der einstigen lhandels- j

33(—3^. Möbelbeschläge aus Messing von Bildh. I. Lasser;
ausgesührt von ks. Sch mid & Lo., München, (Halbe wirk!.
Größe.) Muster geschützt.

straße von Augsburg nach Italien gelegene Kloster mit seiner
prächtigen Kirche wurde von Ludwig dem Bayern i. I. (332
gegründet, als er von dem Krönungszuge aus Rom heimkehrte.
Die Kirche selbst, die jetzt infolge späterer Umgestaltungen als
Barockkirche erscheint, ist gleichwohl in ihrer Anlage auf die
Gründungszeit des Klosters zurückzuführen; sie gehört zu den
— namentlich im Norden — seltenen mittelalterlichen Lentral-
bauten, und zwar bildet sie im Grundriß ein regelmäßiges
Zwölfeck. Um den Mittelraum herum, dessen Lichtweite 23,3 m
beträgt, schmiegt sich eine Kette von kleineren Räumen und
dem Eingang gegenüber der Chor. Bereits (( Jahre nach der
Grundsteinlegung wurde die Kirche in Benutzung genommen,
aber erst (370 eigentlich geweiht. Daß die Kirche schon von
Anfang an gewölbt war, ist wenig wahrscheinlich; sicher ist,
daß sie um's Jahr (<(80 (wahrscheinlich unter gleichzeitiger
Aenderung der Fenster) ein Fächergewölbe mit Mittelxfeiler
erhielt, das bis zum Anfang des (8. Jahrhunderts bestanden
haben soll. Im (S. Jahrhundert fanden Umbauten und Er-
neuerungen statt; außerdem wurde das Kloster (352 durch die
Söldner des Kurfürsten von Sachsen, (632 durch die Schweden,
zu Beginn des (8. Jahrhunderts durch die Mesterreicher gebrand-
schatzt. Dem Abt Placidius Seitz verdankt das Kloster seine
heutige, aus dem Anfang des (8. Jahrhunderts stammende
Gestalt; im Jahr (?(0 wurde der Grundstein zu der neuen,
leider unvollendet gebliebenen Fagade gelegt, welche nach den
Plänen des lhofarchitekten Zuccali — des Erbauers des Schleiß-
heimer Schlosses — gebaut werden sollte. Nachdem (739 die
Klosterbauten bezogen worden waren, brachte (744 ein großer
Brand dem Kloster, der Kirche und dem Kirchenschatz großen
Schaden; in Folge davon blieb die Kirchenfasade unvollendet.

Kunst und Handwerk. 50. Iahrg. Heft 6.

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