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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Gmelin, L.: Der Kleinkunst junge Mannschaft, [1]: Bernhard Wenig
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0045

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Bernhard Wenig.

HO. Zierleiste von B. Wenig, Berchtesgaden.

(Der (K kemkunsk) rmge Mann sch asi.
1. Kernßard "wenig.

nter den Vorwürfen, nrit denen die Ver-
treter der extrem modernen Richtung gleich
bei der pand sind, wenn es gilt, den
Kunstgewerbeschulen, wie sie bisher meist
waren, Lins anzuhängen, ist einer der
beliebtesten, aber auch verbrauchtesten der, sie zwängen
ihre Schüler in den engen Bannkreis einer alten,
halbverdorrten Formenwelt, sie verschlössen ihnen die
einzig richtige Quelle, das Naturstudium, oder ließen
sie wenigstens kaum daran nippen und würden da-
durch direkt zum Hemmniß statt zur Förderung einer
gesuitden Entwicklung des Kunsthandwerkes. Ist
schon der Vorwurf gewaltsamer Zurückhaltung
größtentheils unzutreffend, so ist die daraus gezogene
Folgerung erst recht ein Trugschluß.

Die Kunstgewerbeschule hat vor allem die Auf-
gabe, künstlerisches Verstehen, technisches Können zu
entwickeln, zu steigern; daß dies nur an der pand
von vorhandenem Material geschehen kann — wozu
selbstverständlich auch (aber nicht ausschließlich) Gebilde
der Natur gehören — weiß Jeder, der einmal einem
Anfänger die Gründe auseinanderzusetzen versucht hat,
warum dies oder jenes Ding gerade so und nicht
anders gemacht werden konnte, warum hier eine
Verzierung im Maaßstab klein, dort groß gehalten
werden durste, warum in dein einem Fall dicke,
rundliche, in den: andern schlanke, scharfe Formen an:
Platze waren u. s. w. Die „Stilfrage" spielt — soweit
man bei diesem Wort an die historischen Stilweisen
denkt — in der Regel nicht jene hochbedeutsame Rolle,
wie sie in den Köpfen derer spuckt, die überhaupt
nicht oder nur mit halbem Verständnis in die ver-
pönten Schulen hineingeschaut haben; Vorwürfe dieser
Art wären gerechtfertigt, wenn die Schüler auf ein
bestimmtes Dogma eingeschworen würden, wenn

man sie mit einer chinesischen Mauer umschlösse und
jeden Versuch, darüber hinauszuschauen, als Ketzerei
brandmarkte. Daß vor allem die Vorwürfe, die Kunst-
gewerbeschulen verschlössen den ihnen Anvertrauten
durch die Art des Unterrichts die Weiterentwicklung
im modernen Sinne, unhaltbar sind, geht hinreichend
deutlich aus der Thatsache hervor, daß es genug
junge Künstler gibt, die trotz dem Aufenthalt auf
einer der Kunstgewerbeschulen, wo sie den Grund zu
ihrem künstlerischen Können gelegt haben, ganz
modern zu arbeiten verstehen. In die Reihe solcher

HP Formular für einen Antheilschein von B. Wenig,
Berchtesgaden.

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