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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Schmidt, Max: Kunstgeschichtliche Lichtbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0035

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Kunstgeschichtlicho SücMbilbcr.

s

23. Federschale mts Bronze von Fron Burger-Hart mann, München, vereinigte Werkstätten für Kunst

im Handwerk. (*/2 der wirk!. Größe.)

und der Menschen zu den Kunstwerken Wandel
geschaffen, und was nicht unmittelbar betrachtet
werden kann, das stellt sich uns durch die Photo-
graphie wenigstens in getreuer Nachahmung vor
Augen. Lin ungeheures Bedürfniß hat sich aller
Volkskreise bemächtigt, Kunstwerke zu betrachten und
ein Aunsturtheil sich dadurch zu bilden. Die Theorie
haftet ilicht mehr nur am Inhalt und am Prinzip
der Dinge, sondern in erster Linie an der Form, an
der Mache, an der äußeren Erscheinung. Das Tech-
nische gilt als das Wesentliche, und man verlangt
vom Publikum, daß es den gleichen Standpunkt sich
erringt. Wer auch nur auf ein bescheidenes Maaß
von allgemeiner Bildung Anspruch machen will, muß
Aenntniß der wichtigsten Schöpfungen aus den:
Gebiete alter und neuer Aunst Nachweisen. Der
Aunstunterricht in Lehranstalten aller Art, öffentliche
Vorträge über Aunst und Aunstgeschichte finden
immer weitere Verbreitung, und da bei diesen: Unter-
richt Anschauung weit mehr begehrt wird als theore-
tische Belehrung, mußten die Mittel, solche Anschauung
zu geben, außerordentlich vermehrt und verbessert
werden.

Aeine Frage — der Lichtbilderapparat ist
das wichtigste und erfolgreichste unter diesen ichilfs-
mitteln geworden. Architektur und Plastik stellt uns
das Skioptikon in einer, bis zu einein gewissen Grade
die Griginalanschauung wirklich ersetzenden, Weise
vor Augen. Und wenn auch bei den Gemälden die
Farbe fehlt, so erscheinen sie doch wenigstens in
absolut getreuer Zeichnung und Abtönung. Wer
einmal mit dem Lichtbilderapparat kunstgeschichtliche
Vorträge illustrirt hat, wird alle anderen Formen
der Anschauung als inangelhast empfinden. Dem
Einzelnen genügt die Betrachtung der Photographie,
wo inehrern gleichzeitig Aufklärung uiid Belehrung

gegeben werden soll, kann nur das Lichtbild befriedigen.
Freilich stellt es an den Lehrenden manche neue An
forderung; unabhängig von seinem Ulanuskript »ruß
er unmittelbar vor dem Bilde über dasselbe sprechen,
uiid er wird so zu seinem beeile förmlich darauf hin
gedrängt, das rein Aünstlerische und Formale zum
Gegenstand der Erläuterung zu machen. Eben darin
liegt eiii nicht genug gewürdigter Vortheil für Lehrer
und Lernende, die beide von der Theorie zur Praxis,
von derAesthetikzurErziehung des Auges geleitet werden.

Im Lichtbilderapparat dürfen wir alfo einen
wirksamen Faktor zur Aunstbildung des Volkes, zur
Erziehung einer künstlerisch fühlenden und verstehenden
Nation erblicken.

So hat das Skioptikon bereits bei der Mehrzahl
unserer Universitäten, Hochschulen und kunstgewerb-
lichen Lehranstalten im Aunstunterricht seine Stellung
errungen. Vereine und Schulen streben überall dar-
nach, einen solchen Apparat zu erwerben, und gerade
für die kleineren Städte, die fern von: großen Aunst-
leben stehen, muß man es als unabweisbare For-
derung betrachten, daß sie wenigstens durch Vor
führung von Lichtbildern ihrer Bürgerschaft deir
Mangel an lebendiger Anschauung ersetzen. Ein
ksinderniß für die Beschaffung solcher Apparate lag
immer rricht so sehr im Anschaffungspreis des
Skioptikon selbst, als in den durch Erwerbung der
theueren Lichtbilder (Diapositive) bedingten fortlaufen-
den Aosten. Es ist daher erfreulich, daß sich ein mit
den nöthigen technischen und wissenschaftlichen Vor
kenntnissen ausgerüsteter, akademisch gebildeter Mann
gefunden hat, der die Herstellung solcher Lichtbilder
ausschließlich für den Unterricht in Aunst und Aunst-
gewerbe in großem Maaßstabe unternimrrrt und in
der Lage ist, sie zu einem bisher nicht üblichen
geringen Preise abzugeben (83 pfg. das Stück).

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