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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Gmelin, L.: Der Kleinkunst junge Mannschaft, [1]: Bernhard Wenig
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0047

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Bernhard Wenig.

gleich zugänglichen Wettbewerbe — gegen 20 im
Laufe eines Schuljahres — gaben ihm reichliche
Veranlassung, sich auch auf anderen Gebieten des
Kunstgewerbes umzusehen, und so sein Arbeitsfeld zu
erweitern; die hiebei errungenen, stets an Zahl und Be-
deutung zunehmenden Belobungen bewiesen schon da-
mals, daß bei Wenig mit dem zeichnerischen Können
eine reiche Phantasie gepaart ist, die sich aber nicht
in willkürlichen Launen ergeht, sondern sich stets der
durch Zweck, Material und Bearbeitungsweise ge-
stellten Bedingungen bewußt bleibt.

Nach einjähriger Thätigkeit im väterlichen
Geschäft studirte Wenig an der Münchener Kunst-
akademie erst fünf Semester lang unter Rudolf Seitz,
und später —■ nach halbjähriger Pause — im Winter
^895/96 unter Franz Stuck. Damit hatte das fchul-
inäßige Lernen fein Ende erreicht; in den darauf-
folgenden Zähren, in denen Entwürfe von ihn: ab
und zu in verschiedenen Zeitschriften — zuerst in der
des bayer. Kunstgewerbevereines — auftauchten, er-
weiterte er seinen Gesichtskreis durch Reisen in Deutsch-
land, Belgien, Österreich, Italien und in der Schweiz.

Wenig's künstlerische Veranlagung weist ihn in
gleicher Weise auf's Malen, auf's Zeichuen und auf's
Entwerfen kunstgewerblicher Gegenstände hin. Das
Malen bethätigte er nicht nur an kleineren Staffelei-
bildern, sondern insbesondere an Wand- und Decken-
malereien in verschiedenen Villen Berchtesgadens, so-
wie an Plakaten; wir mußten leider auf Vorführung
dießbezüglicher Arbeiten aus technischen Gründen
verzichten.

Bezeichnend für die Eigenart Wenig's sind feine
rein zeichnerischen Arbeiten; sie bieten für uns auch
den Vortheil, daß sie in der Reproduktion die künst-
lerische Handschrift viel unverfälschter wiedergeben
als dies bei einfarbiger Wiedergabe buntfarbiger
Vorbilder möglich ist. Die Anzahl der Blätter, die
Wenig im Lauf der Jahre an Buchschmuck, Exlibris,
Umschlagzeichnungen und Aehnlichem gefertigt, be-
läuft sich aus etliche pundert. Augenblicklich arbeitet
Wenig im Auftrag von Fischer und Frank (Berlin)
an der typographischen Ausstattung eines Werkes
„Jungbrunnen". Wie dis wenigen Proben, die wir
dieses Mal vor Augen führen, so weisen auch alle
übrigen Arbeiten von ihm denselben gesunden, mar-
kigen Strich auf, dem man genau ansieht, daß er
kein Ergebniß launenhafter Nachlässigkeit ist, sondern
das einer von klarem, festen Willen geleiteten pand
— ein Vorzug, mit dem er selbst vielbewunderten
und belobten Zeichnern den Rang abläuft. Ein
Landschaftsbild kann mit ebenso kräftigen vollsaftigen
Strichen nicht leicht nmlerischer gezeichnet werden,
wie das in der Kopfleiste auf S. 30, und von seinen
Exlibris kann manches — vielleicht nicht an Ge-
dankentiefe, wohl aber an zeichnerisch sicherer Pal-
lung — neben die Sattler'schen gestellt werden.

Als Zeichner, wie als Entwerfer kunstgewerb-
licher Gegenstände ist Wenig den Lesern unserer Zeit-
schrift schon bekannt; den früheren Entwürfen zu
Geräthen, Gefäßen, Möbeln u. s. w. gesellen sich
nun einige weitere, sowie ausgeführte Arbeiten, bei,
die alle den unbestreitbaren Beweis liefern, daß ihr

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