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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Lehmann, Hans: Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0058

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Das Schweizerische Laildesmuseum iir Zürich.

(Das Schweizeriscße
wuseum in Jürieß. Aon Hanb
Leßmann.

ie Entstehungsgeschichte des Schwei-
zerischen Landesmuseums, dessen
Eröffnung am 25. Juni ver-
gangenen Wahres vom Schweizer-
volke festlich begangen wurde,
reicht wenigstens indirekt um volle
hundert Jahre zurück. Demi im ersten Freudentaumel
über das auf den Trüm-
mern der alten Eidgenossen-
schaft errichtete neue Staats-
wesen faßte am (5. Dezem-
ber das Dollziehungs-
direktorium der „einen und
unthcilbaren helvetischen
Republik" zu Luzern nach
Anhörung des Rapportes
seines UMinisters der Dünste
und Wissenschaften öcu
Beschluß, die Verwaltungs-
kammcrn sollten nicht nur
ausführlicheBeschrcibungcn
aller schoi: bekannten Uio-
mnnente eingeben, sondern
auch darüber wachen, daß
dieselben nicht weiter be-
schädigt würden. Dies ge-
schah in der Erwägung,
daß die Ehre der Nation
es erfordere und es den
Wissenschaften und der
Menschheit überhaupt zum
Nutzen gereiche, wenn solche Monumente fernerhin
uicht mehr zerstört oder doch dem Muthwillen und
der Unwissenheit des Volkes preisgegeben werden.
Noch weiter geht ein zweites Dekret vom J6. April (799-
welches die Sammlung von Dun st schätzen an
einem gemeinsamen Mittelpunkte in's Auge faßt,
da dies für den Fortgang der technischen Denntnisse
sowohl, als der schönen Dünste in bselvetien nützlich
sei. Die Gegenstände sollten den öffentlichen Gebäuden
und Dlöstern entnommen werden, wobei man es
weniger auf Alterthümer nach gegenwärtigen Be-
griffen abgesehen hatte, als aus Gemälde, Zeichnungen,
Dupferstiche, kostbare architektonische Modelle und
solche von künstlerischem Mechanismus, sowie über-
haupt auf alle tragbaren Dunstwerke. Dennzeichnend
ist, daß mit der Sammlung Dünstler (Artisten) be-

traut werden sollten. Aber selbst, wenn das neue
Staatswesen von längerer Dauer gewesen wäre und
seine Behörden mehr Einfluß besessen hätten, ist es
nicht wahrscheinlich, daß das projektirte National-
museum auch nur bis zur Feier seiner Geburtsstunde
gediehen wäre. Denn für solche Unternehmungen
war der Boden vor hundert Jahren in der Schweiz
noch nicht bereitet, ebensowenig wie für einen Mi-
nister der Dünste und Wissenschaften, der, als eine
Nachahmung fremder Institutionen, mit dem Unter-
gänge der helvetischen Republik begraben wurde, um
es zu bleiben. Dieser Mißerfolg soll die Achtung
vor jenen Männern nicht herabsetzen, welche, weiter-

3. Schweizerisches Laildesmuseum iu Zürich. Zimmer aus dem lsaus zum „Loch"
in Zürich vom Jahre <306 (Rckoustruktion).

blickend als der Gewalthaufe ihrer Zeitgenossen, nur
darum Schiffbruch litten, weil der Stumpfsinn der
Massen, der selbst das schlechte Alte den segensreichen
Neuerungen vorzog, als ungeahntes Riff das Fahr-
zeug zerschellen ließ.

Nach dem Untergange des ersten Einheitsstaates
ließen die politischen Dämpfe zur Schaffung eines
neuen, lebenskräftigen Staatswesens Bestrebungen
idealer Natur auf Jahrzehnte in den Hintergrund
treten. Wohl blieben einzelne Gelehrtenkreise der
Anregung zur Sammlung vaterländischer Alter-
thümer, welche durch das namentlich von den Ger-
manisten ausgehende Studium der deutschen Ver-
gangenheit einen neuen Impuls erhielt, nicht ganz
ferne. Allein die Regierungen erblickten in der Be-
thätigung auf diesem Gebiete nur Liebhabereien,

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