Das Schweizerische Laiidesmuseum in Zürich.
74;. Schweizerisches Laudesmuseum tu Zürich. Partie aus der Rathhausstube
von Mellingen, ^65.
denen eine höhere Bedeutung nicht zugemessen wurde.
So wunderten nicht nur Privatsammlungen kunst-
sinniger Männer nach deren Tode in's Ausland,
sondern man scheute sich sogar nicht, nach der Theilung
des Basler Kirchenschatzes (f836) und der Aufhebung
der Klöster in verschiedenen Kantonen zu Anfang
der vierziger Jahre die Verschacherung der Kunst-
werke von Staats wegen zu betreiben. Erst inr Bahre
J856 entstand auf Veranlassung des Germanisten
Prof. Rudolf Mackernagel in Basel die „Mittelalter-
liche Sammlung" als erstes Institut zur Aufnahme
kunstgewerblicher Gegenstände aus den letzten Jahr-
hunderten, während die schon im Jahre H83s ge-
gründete „Antiquarische Gesellschaft" in Zürich unter
der Leitung von Or. Ferdinand Keller, den Neigungen
des berühmten Prähistorikers entsprechend, ihre
Sammelthätigkeit beiilahe ausschließlich auf Fund-
objekte vorgeschichtlicher perkunft beschränkte. In-
zwischen blieben dem Ankäufe einheimischer Alter-
thümer durch die pändler Thüre und Thor geöffnet.
Mohl versuchten einsichtige, patriotische Männer in
öffentlichen Anklagen diesen: Treiben zu steuern, allein
ohne Erfolg, da man den Eigenthümern nicht ver-
bieten konnte, sich ihres Besitzes zu entschlagen, ui:d
die kantonalen Regierungen nicht geneigt waren, an
Stelle der pändler die Alterthümer aufzukaufen.
Ebenso blieb im Jahre f880 ein Versuch des
Züricher Professors Salomon Vögelin, die eidge-
nössischen Räthe für die Gründung eines schweizeri-
schen Nationalmuseums zu gewinnen, ohne Erfolg,
obgleich er dafür eine jährliche Subvention von nur
20000 Franken verlangte. Dabei war Bern, als
Bundesstadt, zun: Sitze der neuen Anstalt vorgesehen,
wofür es die nothwendigen Aus-
stcllungslokale zur Verfügung
stellen sollte. Trotzdem ver-
folgte Vögelin seinen plan un-
entwegt weiter. Den Grund
seines Mißerfolges suchte er
mit Recht in der fehlenden
Kenntniß unseres einheimischen
Schatzes an Alterthümcrn, selbst
in Kreisen der Gebildeten, als
eine Folge des Mangels größerer
öffentlicher Sammlungen, die
sich fast ausnahmslos in Privat-
besitz befanden. Eine der be-
deutendsten bot der Meffentlich-
keit schon das folgende Jahr,
leider aber unter sehr traurigen
Umständen. Sie wurde von den
Erben des Großraths Bürki von
Bern in Basel zum Zwecke der
Versteigerung ausgestellt und enthielt fast ausschließlich
vaterländische Alterthümer, worunter einzelne von
ganz hervorragender Bedeutung. Das Gefühl, diesen
Schatz in alle Minde zerstreut zu wissen, war um
so schmerzlicher, als Bürki viele der werthvollsten
Stücke nur auf das Versprechen hin erhalten hatte,
er werde auf sein Ableben die Sammlung testa-
mentarisch den: Staate Bern vermachen. Nach den:
unerwarteten Tode des Besitzers fand sich jedoch eine
solche Verfügung nicht vor. Menn, wie die Redensart
sagt, jedes Unglück auch ein Glück in: Schoße birgt,
so bestand letzteres diesinal darin, daß weiteren
Kreisen darüber die Augen geöffnet wurden, welchen
Geldwerth gute Alterthümer haben und wie schlimm
es ist, wenn nicht einmal dem Staate die noth-
wendigen Mittel zur Verfügung stehen, um Objekte
dem Lande zu retten, die für dessen Kulturgeschichte
von hervorragender Bedeutung sind. Patte schon
diese Auktion das Interesse weiterer Volkskreise für
nationale Alterthümer geweckt, so geschah dies noch
in weit größerem Maaße, als Prof. Vögelin mit
einer Anzahl Gesinnungsgenossen im Jahre s883
auf der ersten schweizerischen Landesausstellung in
Zürich als Gruppe „Alte Kunst" einen Reichthun:
von Erzeugnissen des einheimischen Kunstgewerbes
vorführte, der überall Erstaunen und Bewunderung
hervorrief. Die günstige Stimmung benutzend, suchte
Prof. Vögelin die eidgenössischen Räthe abermals
für feine Idee zu gewinnen und diesmal insoweit
mit Erfolg, als durch einen Gesetzerlaß von: Jahre
1886 ein jährlicher Kredit für Erhaltung und Er-
werbung schweizerischer Alterthümer ausgesetzt wurde.
Schon die ersten Ankäufe, welche die mit dieser Auf-
74;. Schweizerisches Laudesmuseum tu Zürich. Partie aus der Rathhausstube
von Mellingen, ^65.
denen eine höhere Bedeutung nicht zugemessen wurde.
So wunderten nicht nur Privatsammlungen kunst-
sinniger Männer nach deren Tode in's Ausland,
sondern man scheute sich sogar nicht, nach der Theilung
des Basler Kirchenschatzes (f836) und der Aufhebung
der Klöster in verschiedenen Kantonen zu Anfang
der vierziger Jahre die Verschacherung der Kunst-
werke von Staats wegen zu betreiben. Erst inr Bahre
J856 entstand auf Veranlassung des Germanisten
Prof. Rudolf Mackernagel in Basel die „Mittelalter-
liche Sammlung" als erstes Institut zur Aufnahme
kunstgewerblicher Gegenstände aus den letzten Jahr-
hunderten, während die schon im Jahre H83s ge-
gründete „Antiquarische Gesellschaft" in Zürich unter
der Leitung von Or. Ferdinand Keller, den Neigungen
des berühmten Prähistorikers entsprechend, ihre
Sammelthätigkeit beiilahe ausschließlich auf Fund-
objekte vorgeschichtlicher perkunft beschränkte. In-
zwischen blieben dem Ankäufe einheimischer Alter-
thümer durch die pändler Thüre und Thor geöffnet.
Mohl versuchten einsichtige, patriotische Männer in
öffentlichen Anklagen diesen: Treiben zu steuern, allein
ohne Erfolg, da man den Eigenthümern nicht ver-
bieten konnte, sich ihres Besitzes zu entschlagen, ui:d
die kantonalen Regierungen nicht geneigt waren, an
Stelle der pändler die Alterthümer aufzukaufen.
Ebenso blieb im Jahre f880 ein Versuch des
Züricher Professors Salomon Vögelin, die eidge-
nössischen Räthe für die Gründung eines schweizeri-
schen Nationalmuseums zu gewinnen, ohne Erfolg,
obgleich er dafür eine jährliche Subvention von nur
20000 Franken verlangte. Dabei war Bern, als
Bundesstadt, zun: Sitze der neuen Anstalt vorgesehen,
wofür es die nothwendigen Aus-
stcllungslokale zur Verfügung
stellen sollte. Trotzdem ver-
folgte Vögelin seinen plan un-
entwegt weiter. Den Grund
seines Mißerfolges suchte er
mit Recht in der fehlenden
Kenntniß unseres einheimischen
Schatzes an Alterthümcrn, selbst
in Kreisen der Gebildeten, als
eine Folge des Mangels größerer
öffentlicher Sammlungen, die
sich fast ausnahmslos in Privat-
besitz befanden. Eine der be-
deutendsten bot der Meffentlich-
keit schon das folgende Jahr,
leider aber unter sehr traurigen
Umständen. Sie wurde von den
Erben des Großraths Bürki von
Bern in Basel zum Zwecke der
Versteigerung ausgestellt und enthielt fast ausschließlich
vaterländische Alterthümer, worunter einzelne von
ganz hervorragender Bedeutung. Das Gefühl, diesen
Schatz in alle Minde zerstreut zu wissen, war um
so schmerzlicher, als Bürki viele der werthvollsten
Stücke nur auf das Versprechen hin erhalten hatte,
er werde auf sein Ableben die Sammlung testa-
mentarisch den: Staate Bern vermachen. Nach den:
unerwarteten Tode des Besitzers fand sich jedoch eine
solche Verfügung nicht vor. Menn, wie die Redensart
sagt, jedes Unglück auch ein Glück in: Schoße birgt,
so bestand letzteres diesinal darin, daß weiteren
Kreisen darüber die Augen geöffnet wurden, welchen
Geldwerth gute Alterthümer haben und wie schlimm
es ist, wenn nicht einmal dem Staate die noth-
wendigen Mittel zur Verfügung stehen, um Objekte
dem Lande zu retten, die für dessen Kulturgeschichte
von hervorragender Bedeutung sind. Patte schon
diese Auktion das Interesse weiterer Volkskreise für
nationale Alterthümer geweckt, so geschah dies noch
in weit größerem Maaße, als Prof. Vögelin mit
einer Anzahl Gesinnungsgenossen im Jahre s883
auf der ersten schweizerischen Landesausstellung in
Zürich als Gruppe „Alte Kunst" einen Reichthun:
von Erzeugnissen des einheimischen Kunstgewerbes
vorführte, der überall Erstaunen und Bewunderung
hervorrief. Die günstige Stimmung benutzend, suchte
Prof. Vögelin die eidgenössischen Räthe abermals
für feine Idee zu gewinnen und diesmal insoweit
mit Erfolg, als durch einen Gesetzerlaß von: Jahre
1886 ein jährlicher Kredit für Erhaltung und Er-
werbung schweizerischer Alterthümer ausgesetzt wurde.
Schon die ersten Ankäufe, welche die mit dieser Auf-