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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Lehmann, Hans: Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0063

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Das Schweizerische Sandesmuseum in Zürich.

78. Schweizerisches Landesmuseum in Zürich.
Thüre des Pestalozzi-Zimmers aus Lhiavenna, :585.

dis Funde aus Gräbern der Alamannen, Burgunder
und Langobarden bis zu der seltenen Hinterlassen-
schaft aus der Zeit der merovingischen und fränkischen
Könige. Die neue und für das Schweizerische Landes-
mufeum charakteristische Anlage aber beginnt erst
init den Ausstellungsräumen für die Antiquitäten
des Mittelalters. Hier verstand es nun Architekt Gull
in außerordentlich geschickter Weise, durch die Anlage
zweier Reihen von Gelassen, deren Hintere erhöhte
sich mit Bogenstellungen, theils als Rekonstruktionen
alter Bautheile, theils als wirklich alte Bauglieder,
gegen die vordere, tiefere öffnet, Durchblicke und
Beleuchtungseffekte zu schaffen, die unter der Wirkung
eines durch die zahlreichen Glasgemälde gedämpften
Lichtes sofort den Besucher in die Stimmung zu ver-

setzen vermögen, welche man beim Betreten mittel-
alterlicher Baudenkmäler unwillkürlich empfindet.
Um so schwieriger gestalten sich aber dadurch die
Aufgaben, welche der Mnseumsinstallation erwuchsen.
Denn diese Stimmung durfte durch die Verwendung
der Räume zu Ausstellungszwecken nicht verloren
gehen. Die äußerste Beschränkung in der Zahl der
Vitrinen und die stilistische Anpassung derselben an
die Zeit, welcher die Ausstellungsräume angehören,
ließen dieses Ziel wenigstens theilweise erreichen.
Doch mußte die Kopie alter Möbel als Unterlage
zu Ausstellungsschränken in durchaus unaufdring-
licher Weise geschehen, das heißt ohne das Auge
durch unpassende Formen zu verletzten oder
durch diese Nachbildungen den Blick von den
eigentlichen Sammlungsobjekten abzulenken. Wo
darum die Räume nicht einen ausgesprochenen histo-
rischen Charakter trugen, begnügte man sich mit
einem möglichst schlichten, praktischen Vitrinenmodell,
welches für das ganze Museum eingeführt wurde.

Der erste Raum enthält eine Sammlung von
Ofenkacheln aus dem bis zum Anfänge des
f6. Jahrhunderts, nebst anderen Erzeugnissen mittel-
alterlicher Keramik. Die Wände zieren Altarfragmente,
gothische Schnitzereien, sowie Fresken und Malereien
auf Leinwand aus dem uud dem Anfänge des
f 6. Jahrhunderts. Diesem Raume vorgelagert, führt
ein Korridor hinauf zur oberen Reihe der Gemächer
und in seiner Verlängerung mit einer Wendeltreppe
nach dem ersten Stockwerke. Die Kunstwerke, welche
sich hier den: Besucher darbieten, versetzen ihn in
eine neue Welt. Denn von diesen wunderbaren Er
Zeugnissen der Backsteinbrennerei aus dem so. und
dein Anfänge des sH. Jahrhunderts hatten gewiß
nur Wenige bis jetzt eine eingehendere Kenntniß.
Es ist das Verdienst des Schweizerischen Landes-
museums, diesen Kunstzweig in vortrefflichen Re-
produktionen einzelner Bauglieder und derZusammen-
stellung einer höchst inhaltreichen Sammlung von
Originalen dem Studium zugänglich gemacht zu
haben. Gemalte und geschnitzte Decken des J5. und
f 6. Jahrhunderts, aus dem ehemaligen Kloster Kappel
am Albis stammend, bilden im Vereine mit den
ältesten Glasgemälden des Museums dazu eine
paffende Umgebung. Durch eine Rundbogenthüre be-
treten wir das erste Zimmer. Es ist die Kopie eines
Saales aus dem Haufe „zum Loch" in Zürich mit
heraldischen Malereien, die vermuthlich im Jahre s306
auf einen Besuch König Albrechts in der Stadt von
einem gewandten Künstler an den Deckenbalken aus-
geführt wurden (Abb. 73). Der Wandschmuck, von
dem sich leider nur höchst unzulängliche Spuren er-
halten hatten, mußte durch Kopien von Schildereien
 
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