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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Lehmann, Hans: Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0064

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Dcis Schweizerische Landes„iiiseum in Zürich.

7A. Schweizerisches Landesmuseuin in Zürich. Schlafzimmerchen aus dem Schlößchen wiggen bei Rorschach (^582).

aus dem gleichen Zeitalter ergänzt werden. An eine
Ausstattung dieses Raumes mit zeitgenössischem Mo-
biliar konnte natürlich nicht gedacht werden, und er
fand darum in zweiter Linie Verwendung als Aus-
stellungslokal für die hervorragendsten heraldischen
Alterthümer, bestehend in der berühmten „Zürcher
Mappenrolle" (Ans. d. ^.Jahrhunderts), dem Kampf-
Schilde des Ritters Arnold von Brienz (U80—\225),
Einer reichen Sammlung von Minne- und Braut-
jchmuckkästchen aus dem so.—sä.Jahrhundert u. s. w.
Aach Verlassen dieses Raumes betreten wir eine
kleine Halle. Zu unseren Füßen liegt rechts die gothische
Rapelle, links öffnet ein eichenes j)artal den Zutritt
u> die ehemalige Rathsstube von Mellingen, einen
ehrwürdigen Raum aus dem Jahre s^67 (Abb. 7^).
Mir steigen zunächst die eine der Steintreppen zur
Rapelle hinunter (Abb. 76). Schon ihr Boden-
belag erweckt unsere Aufmerksamkeit. Er besteht
aus ornamentierten Thonplättchen mit braun-
schwarzer Glasur und ist die Kopie desjenigen
in der Kirche von Königsfelden aus dem fH. Jahr-
hundert. Diese ornamentirten Backstein- und
Thonplättchen-Böden sind für die schweizerischen

Interieurs so charakteristisch, daß ihrer Reisende
schon im s6.Jahrhundert mit Bewunderung gedenken
und zwar nicht nur wegen des hübschen Farbenspiels,
das viele boten, sondern namentlich auch wegen der
| Reinlichkeit, welche sie in lobenswerthem Gegensätze
zu den rohen Holzdielen auszeichnete. Da dieser
Bodenbelag trotzdem in unserem Jahrhundert bei-
nahe vollständig außer Gebrauch kam, war es um so
mehr geboten, ihn durch passende Verwendung im
Landesmuseum in Originalen und Kopien wieder in
Erinnerung zu bringen.

Die zwei gothische» und der Früh-Renaissance-
Altar, welche das Hauptinventar der Kapelle bilden,
sind keineswegs hervorragende Arbeiten, weder der
Holzschnitzerei, noch der Malerei und können keinen
Vergleich aushalten mit Kunstwerken, wie sie noch
manches Kirchlein Deutschlands und Oesterreichs
birgt. Alle entbehren der Krönungen. Allein bei
der Seltenheit gothischer Altäre in unserem Lande
mußte man froh sein, wenigstens mit schlichten
Proben dieses Kultusgegenstandes, an dem das mittel-
alterliche Kunsthandwerk sein bestes Können zum
Ausdrucke brachte, die Lücken zu füllen. Um so

Uuttst und hnndmerk. so. Ial,rg. Heft 2.

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