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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Gmelin, L.: Das Kunsthandwerk im Münchener Glaspalast, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0071

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Das Krmsthandwcrk im Münchener Glaspalast.

88. Elektrischer Lüster von R. Riemerschmid. Vereinigte Merkstätten sür
Kunst im Handwerk, München. lf/12 der wirkt. Größe.) Muster geschützt.

Darstellung von Fortunas Rad in ausgeschnittenem
Flachrelief. Lin Beispiel graziöser, lustiger Kleinplastik
brachte I. Bradl in feiner kleinen Kostümstatuette,
die einen, Faschingsscherz ihre Entstehung verdankt;
aber den Gipfelpunkt anmuthiger, kecker Kleinplastik
erklimmt Fritz Christ mit seinem überaus lebendigen,
übermüthig und siegesgewiß daherschreitenden Figür-
chen, „die Bünde" (vgl. Heft s, S. 26).

Da die „Sezession" in ihrer kunstgewerblichen
Abtheilung eine besondere Gruppe für Edelmetall-
arbeiten einrichtete und man im Glaspalast hierauf
Rücksicht nehmen mußte, so kontmt gerade diese
Beite der Kleinkunst, die sonst einige Glanzpunkte der
Ausstellung aufwies, dieses Rial zu kurz. An grö-
ßeren Btücken sind nur zu nennen zwei große —
von UNS bereits im letzten Jahrgang B. 75 und s83
veröffentlichte — Tafelaufsätze von 5tei nicken und

Lohr, ein anderer ganz niedlicher
von Riax Btrobl (entworfen von
H. B. Bchinid) — etwas kleinlich,
aber mit zierlichen Einzelheiten aus-
gestattet —, und endlich von Aug.
Gsfterdinger, Hanau, ein hoher,
in Bilder getriebener Humpen mit
vier mächtigen Handgriffen aus
braunen Walroßzähnen, einem
prächtigen Bauhatz-Relief, das auch
ohne die Inschrift „Hatz und Gejaid
ist edel Freud" die Bestiminung des
Ganzen deutlich genug ausspricht.

Von den kleineren Edelmetall-
arbeiten haben wir Thallmayer's
Bchmuckfachen (im \2. Heft des
letzten Jahrgangs) schon vorweg
genommen; sie sind nicht die ein
zigen in ihrer Art. Bpeziell Karl
Rothmüller hat eine große Zahl
ganz eigenartiger Brochen, Arm-
bänder, Rkanchettenknöpfe, Nadeln,
Ringe u. s. w. gebracht, die zumeist
in höchst origineller Weise Edel-
steine, Halbedelsteine und Perlen
verwerthen. Neu ist dabei die Ver-
wendung der Schildkröte an R7an-
chettenknöpfen, Armband, Broche
und Kravattennadel, wobei das
Gehäuse in einem farbigen Steine
besteht; eine Anzahl dieser Schmuck-
sachen bringen wir in Abbildungen,
die allerdings von dem prickelnden
Reiz der Farben und des Glanzes
nur eine schwache Vorstellung zu
geben vermögen (Abbildungen s05
und f06). Auch Rothmüller's Schmuckkästchen und
Bchmuckschalen weisen alle die charakteristischen
Züge sorgfältigster Feinarbeit und frohen Farben-
spiels auf. Th. Heiden, anfangs nur durch die
große Gürtelschließe (Abb. ^02) vertreten, hat später
noch ein sehr eigenartiges Petschaft gebracht, dessen
Handgriff aus der bekannten Hildebrand'schen Bis-
marckmedaille besteht, unter welcher die sich windende
und verschlingende Hydra die Verbindung mit dem
eigentlichen Biegelstock herstellt (Abb. ^03).

Am meisten Neues zeigt das Gebiet der Kera-
mik, aber allerdings wieder mehr im Bereich der
primitiven als der vervollkommneten Techniken. Auf
der technisch niedersten Stufe stehen z. B. die Platten
von Nik. Dauber, Rkarburg a. d. Lahn, die nach
Thon- und Farbmaterial sich in nichts vom ge-
wöhnlichen Küchengeschirr unterscheiden, aber

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