I>ns Aunsthandwerk im Münchener Glcispalast.
in der Art der Verwerthung dieser
primitiven Ruttel, auch in den derb
gezeichneten Profilköpfen einen ge-
wissen künstlerischen Zug besitzen. Die
nächsten Verwandten dieser Technik
führen Frau Elise Schmidt-Pecht,
Aonstanz, und Max Länger, Karls-
ruhe, in's Feld. Frau Schmidt-Pecht
pflegt anscheinend jetzt fast ausschließ-
lich die Gravirtechnik; aber so ein-
fach diese auch ist, so mannigfaltiger
Wandlungen sind dennoch die deko
rativen Motive fähig. Länger be-
gnügt sich nicht mehr mit dem pastosen
Farbauftrag, sondern er sucht der
sehr dick aufgetragencn Schlicker-
Farbmasse durch flüchtige, skizzenhafte
Modellirung bedeutsamere Gestaltung
zu geben. Eine gänzlich neue Er-
scheinung sind Walter Magnussens
keramische Erzeugnisse: kleine, in fein
geschwungenen Linien emporstrebende
Väschen, mit einfachem Rand und
Fuß, aus gelbbrennendem Thon, auf
dein sich die fast nur in einem leicht
flüssigen Dunkelblau anmuthig ge-
zeichneten Dekorationen trefflich ab-
heben. Ai: einigen, im Ganzen gleich-
falls mit ziemlich primitiven Mitteln
hergestellten Gefäßen von A. Ab.
Finch, Borga (Finland) könnte man gZ.
versucht sein, Spuren von denr sonst
nachgewiesenen ethnographischen Zu-
sammenhang zwischen Finländern und Ungarn
zu finden; gewisse ungarische Bauerntöpfereien
werden offenbar auf ähnliche Weise dekorirt, indem
aus dem noch feuchten Thon die Ornamente vertieft
ausgehoben werden und dann das Ganze mit der
grünen Glasur überzogen wird, die dann natürlich
in den vertieften Stellen dicker, dunkler stehen bleibt.
Dieser Vermuthung wird aber schwerlich eine Be-
rechtigung zuerkannt werden, da Finch erst vor noch
nicht langer Zeit aus
Belgien nach Finland
berufen wurde, um
dort an einer Schule
zu wirken. — Aus
v. peider's Werkstatt,
Schongau am Lech,
stammen mehrere in-
teressante Stücke, deren
seltsanres, üppiges Far-
bengemengsel indessen
90. Mesfingleuchter von
Htemerfcfymib. Vereinigte Werk-
stätten f. Kunst i. Handwerk, München.
(Ve d. w. Gr.) Muster geschützt.
Tischlampe aus 2chmiedeisen und Messiug von R. Airs ch, München,
(hg der wirkl. Größe.) Muster geschützt.
nur zu oft die ganze Modellirung — z. B. von
Thieren — so sehr verschleiert, daß von ihr fast
Nichts mehr zu sehen ist. — Der nimmerrastende
Zs 0 lnay, Fünfkirchen, schwelgt in iinmer neuen
Variationen seiner Lüstersarben; seine neuesten Leist-
ungen in dieser Richtung sind Perlmutterfarben, die
in der Wirkung vollstäitdig dem beim Abschleifeit
der bekannten Muscheln zu Tage tretenden wolkigen
Gemisch von blau, grün, rosa, grau gleichkommen.
An Stein zeug ist die Ausstellung nicht reich;
aber sie birgt dafür neben den schoit von früher her
bekannten Arbeiten von A. Bigot, Paris, einige
Kleinodien, Anfänge, die zu den schönsten Hoffnungen
berechtigen uitd die für uns um so erfreulicher sind,
als sie einheimische Gewächse sind; I. I. Schar-
vogel hat es unternommen, das feinere Steinzeug
— das Gres-flamme •—, jenes harte, hochglänzende,
nur in höchster Temperatur gar brennende Steinzeug
herzustellen, dessen Farbenpalette zwar in Folge des
Scharffeuers nur eine eng begrenzte sein kann, aber
Kunst und Handwerk. 50. Iahrg. Heft 2.
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in der Art der Verwerthung dieser
primitiven Ruttel, auch in den derb
gezeichneten Profilköpfen einen ge-
wissen künstlerischen Zug besitzen. Die
nächsten Verwandten dieser Technik
führen Frau Elise Schmidt-Pecht,
Aonstanz, und Max Länger, Karls-
ruhe, in's Feld. Frau Schmidt-Pecht
pflegt anscheinend jetzt fast ausschließ-
lich die Gravirtechnik; aber so ein-
fach diese auch ist, so mannigfaltiger
Wandlungen sind dennoch die deko
rativen Motive fähig. Länger be-
gnügt sich nicht mehr mit dem pastosen
Farbauftrag, sondern er sucht der
sehr dick aufgetragencn Schlicker-
Farbmasse durch flüchtige, skizzenhafte
Modellirung bedeutsamere Gestaltung
zu geben. Eine gänzlich neue Er-
scheinung sind Walter Magnussens
keramische Erzeugnisse: kleine, in fein
geschwungenen Linien emporstrebende
Väschen, mit einfachem Rand und
Fuß, aus gelbbrennendem Thon, auf
dein sich die fast nur in einem leicht
flüssigen Dunkelblau anmuthig ge-
zeichneten Dekorationen trefflich ab-
heben. Ai: einigen, im Ganzen gleich-
falls mit ziemlich primitiven Mitteln
hergestellten Gefäßen von A. Ab.
Finch, Borga (Finland) könnte man gZ.
versucht sein, Spuren von denr sonst
nachgewiesenen ethnographischen Zu-
sammenhang zwischen Finländern und Ungarn
zu finden; gewisse ungarische Bauerntöpfereien
werden offenbar auf ähnliche Weise dekorirt, indem
aus dem noch feuchten Thon die Ornamente vertieft
ausgehoben werden und dann das Ganze mit der
grünen Glasur überzogen wird, die dann natürlich
in den vertieften Stellen dicker, dunkler stehen bleibt.
Dieser Vermuthung wird aber schwerlich eine Be-
rechtigung zuerkannt werden, da Finch erst vor noch
nicht langer Zeit aus
Belgien nach Finland
berufen wurde, um
dort an einer Schule
zu wirken. — Aus
v. peider's Werkstatt,
Schongau am Lech,
stammen mehrere in-
teressante Stücke, deren
seltsanres, üppiges Far-
bengemengsel indessen
90. Mesfingleuchter von
Htemerfcfymib. Vereinigte Werk-
stätten f. Kunst i. Handwerk, München.
(Ve d. w. Gr.) Muster geschützt.
Tischlampe aus 2chmiedeisen und Messiug von R. Airs ch, München,
(hg der wirkl. Größe.) Muster geschützt.
nur zu oft die ganze Modellirung — z. B. von
Thieren — so sehr verschleiert, daß von ihr fast
Nichts mehr zu sehen ist. — Der nimmerrastende
Zs 0 lnay, Fünfkirchen, schwelgt in iinmer neuen
Variationen seiner Lüstersarben; seine neuesten Leist-
ungen in dieser Richtung sind Perlmutterfarben, die
in der Wirkung vollstäitdig dem beim Abschleifeit
der bekannten Muscheln zu Tage tretenden wolkigen
Gemisch von blau, grün, rosa, grau gleichkommen.
An Stein zeug ist die Ausstellung nicht reich;
aber sie birgt dafür neben den schoit von früher her
bekannten Arbeiten von A. Bigot, Paris, einige
Kleinodien, Anfänge, die zu den schönsten Hoffnungen
berechtigen uitd die für uns um so erfreulicher sind,
als sie einheimische Gewächse sind; I. I. Schar-
vogel hat es unternommen, das feinere Steinzeug
— das Gres-flamme •—, jenes harte, hochglänzende,
nur in höchster Temperatur gar brennende Steinzeug
herzustellen, dessen Farbenpalette zwar in Folge des
Scharffeuers nur eine eng begrenzte sein kann, aber
Kunst und Handwerk. 50. Iahrg. Heft 2.
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