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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Vom Büchermarkt
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Pom Büchermarkt.

((7. Gestickte Deckchen. Nach Entwürfen von Fr. Adler,
München, gefertigt von Emilie Isselhard, Thekla Steiner
»nd Anna Sanier in Laupheim. (hg der wirkl. Größe.)

hoffen wir gelegentlich darthun zu können, daß
B. Riehl's Hypothesen über die Reste vom alten
ottonischen Ban durchaus nicht aufgegeben werden
müssen und das gilt namentlich von der Gstpartie
des Domes. Eingehend auf die Skulpturen, behandelt
Weese die ältere Gruppe mit den Apostel- und
Prophetenreliefs der Thorschranken und die Stellung
und Beziehungen des „Meisters vom Georgenchor"
zur sächsischen und süddeutschen Kunst, aus welch'

letzteren Kapiteln nur ein negatives Resultat ent-
springt. Dagegen ergibt sich ein enger Jusammen-
hang dieser Reliefs mit dein Bilderkreis und der
Technik der französischen Plastik. (Vergl. RIoissae,
Toulouse, Vezolay.) Pier interessirt uns Weese's
wohl abwägende eingehende Forinen-Tharakteristik,
die zweifellos bei Vögge in die Schule ging, freilich
aber noch nicht auf der pöhe dieses fein beobachtenden
Verfassers „der Anfänge des monumentalen Stils
im Mittelalter" steht. Wichtiger und noch glücklicher
durchgeführt erscheint der zweite Abschnitt des Buches,
der die jüngere Gruppe behandelt und die Statuen
des Südostportals, die sog. Sibylle, die Maria, den
Engel, zwei Grabsteine und den Reiter umfaßt. Bei
der Betrachtung dieser Werke wandelte Weese auf
Dehio's Bahnen jIahrb. d. preuß. Kunstsamml.
XI, XII, XIII), der zuerst an der pand zweier der
Figuren den Zusammenhang mit der Champagne
nachgewiesen hat. Weese bringt noch eine Anzahl
Belege für andere Figuren und glaubwürdige, wohl
begründete Pypothesen für den französischen Geist und
die Formensprache dieser klassischsten Werke deutscher
Plastik der frühen Gothik. Die Rheimser Fialen-
Statuen geben uns die Antwort auf die Frage, was
den Vamberger Skulpturen als Vorbild diente. Ohne
näher auf den Gehalt des Buches einzugehen, kann
und muß inan gestehen, daß das Thema in der
gründlichsten Weise behandelt wurde.

Die Beweisführung, durch 33 gute Abbildungen
unterstützt, ist überzeugend und exakt. Dieser Beitrag
zur Geschichte der deutschen Plastik des XIII. Iahrh.
ist das Werthvollste, was je über die Bamberger
Donffkulpturen geschrieben wurde.

«hne und Welt, Zeitschrift für Theaterwesen,
Litteratur und Kunst. Perausgeber und Ver-
leger Otto Elsner, Berlin. — Preis pro Pest 30 Pf.;
monatlich 2 pefte.

Die vorliegende, seit Oktober 1898 erscheinende
Zeitschrift, deren sachlicher Inhalt unserer Zeitschrift
ferne liegt, interessirt uns dennoch in gewissen: Grade,
da sie bestrebt ist, den neueren Forderungen der Buch-
kunst gerecht zu werden. Machen da auch manch-
mal die Bilder nach „Schlußscenen" verschiedener
Stücke mit dem posirenden Personal vor den aus-
geschnittenen Versatzstücken und dein gemalten pinter-
grunde einen bedenklichen Strich durch diese Absicht,
so muß man derartige — wie auch einige andere
Verstöße ■— dem Zwecke der Zeitschrift und ihrem
Lesepublikum zu gute halten; aber die Mahnung darf
wohl ausgesprochen werden, daß auch in diesen Dingen
auf Verbesserung hingearbeitet werde. Das Publikum
läßt sich recht wohl in dieser Richtung erziehen. O. R.

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