Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

DOI Artikel:
Elkan, Walter: Die Habichte des Chokichi Suzuki in Tokio
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Habichte des Lhokichi Suzuki in Tokio.

(25. Habicht (gefärbtes Silber) von Lhokichi Suzuki, Tokio.

Aein Wunder deshalb, wenn wir hören, daß
einer dieser Habichte zehnmal modellirt und zehnmal
wieder gegossen wurde, um endlich einen tadel-
losen, blasenfreien Guß zu erhalten.

Der japanische Guß in verlorener Form unter-
scheidet sich wesentlich von dem unserigen. Der ja-
panische Aünstler nimmt nicht Vorsichts halber zuvor
einen Gypsabguß von seinem Alodell und rettet
somit dieses inr Falle eines Fehlgusses, sondern direkt
über sein Mriginal-Wachsmodell wird die Form ge-
baut und das Wachs später im Glühofen ausge-
schmolzen.

Der bei uns übliche Guß in verlorener Form
verdient aber eigentlich nur den Namen Wachsaus-
schnielzung, da bei einem unvorhergesehenen Fehlguß
nach dem noch vorhandenen Driginale ein neues
Wachsmodell geforntt und der Prozeß des Gusses
wiederholt werden kaim.

Derartiger Guß zeigt natürlich alle Vorzüge
des auch beim Gießen mit verlorener Form be-
stehenden Verfahrens; auch er zeigt alle Feinheiten des

Wtodells, insbesondere wenn es jedesmal vom Aünstler
retouchirt wird -— nur hat er nicht den Anspruch
auf das vielsagende „in verlorener Form", da dies
gleichbedeutend ist mit dem schätzbaren Begriff, ein
Unicum zu besitzen?)

Wer nun noch die dürftigen Wittel kennt, mit
denen der japanische Aünstler arbeitet, wer die elenden
engen Hütten gesehen hat, in denen solche Wunder-
werke entstehen, muß bei Betrachtung dieser Arbeit
sie doppelt schätzen.

And unter diesem Eindruck sieht man mit
Spannung der Ausstellung Japans in Paris im
nächsten Jahre entgegen. Vom Staate thatkräftig
und reichlich unterstützt, arbeitet man seit Jahren
emsig dort für diese Ausstellung, so daß zu erwarten
steht, daß Japan auch im kommenden Jahre uns
durch Neues und Schönes überraschen wird.

Walter Elkan.

*) Weitere technische Erläuterungen finden sich am Schluß
dieses Heftes.

(26. von p. Bürck, Darmstadt.
 
Annotationen