Fritz Zchnmacher's „Im Kampfe um die Anuft" und „Studien".
;ss. Mausoleum, Ideale,itwurf (ttohlenzeichnung) von Fritz Schumacher, Leipzig.
irgend ein mitleidiger und redegewandter Künstler sich
ihrer annimmt und sie dem Geiste des Kunstwerkes
näherbringt. Was das Wort zur Verbreitung des
Verständnisses einer ganzen Kunstrichtung zn leisten
vermag, davon kann beispielsweise die moderne
deutsche Musik erzählen; wer weiß, wie eng die von
ihr durchdrungenen Kreise heute noch wären ohne
die philosophischen, propagandistischen, aufklärenden,
poleinischen Schriften Richard Wagner's und Franz
Lifzt's. Auch in der bildenden KunstJ speziell im
Bereich der technischen Künste — Architektur und
Kunsthandwerk — sind schon aus denr dritten Viertel
dieses Jahrhunderts hervorragende Künstler bekannt,
welche — es mögen nur Gottfried Semper und
Viollet-Le-Duc genannt sein — durch ihre Schriften
die Kunst vielleicht mehr gefördert haben als durch
ihre Bauwerke. Was vollends die moderne dekorative
Kunst betrifft, so ist John Ruskin ein Beispiel dafür,
wie sogar ein Kunstschriftsteller Schule machen kann;
die von ihm verfochtenen Ideen haben zeitgenössische
Künstler wie William Morris, Burne Jones, Walter
Grane u. A. zur Verfolgung der von ihm empfohlenen
Wege begeistert —- mit wie großem Erfolg, davon
zeugen laut die Triuinphe, welche die moderne
dekorative Kunst Englands auf dem Kontinente feit
kaum einem Jahrzehnt feiert. Es sind annähernd
zwei Jahres her, daß in diesen Blättern die Be-
strebungen John Ruskin's eingehender besprochen
wurden; der Verfasser jenes Aufsatzes — Architekt
Fritz Schumacher in Leipzig — zeigt sich darin
gewissermaaßen selbst als ein Schüler Ruskin's —■
und seine im Laufe dieses Jahres veranstalteten
jIublikationen bestätigen dieß vollauf.
Schumacher gehört zu jenen Künstlern, die sich
mit der Lösung der ihnen übertragenen Aufgaben
nicht begnügen, denen vielmehr ihr Schaffensdrang
immer neue, eigenartige Aufgaben stellt — die sich
mit ihren Kräften gerade dahin wenden, wo kchlfe
an: meisten Noth thut, — und die je nach Laune
und Veranlassung auch zur Feder greifen, um in
geharnischter Rede gegen veraltetes Herkommen zu
Felde zu ziehen und mit Überzeugendei: Worten die
Nothwendigkeit selbständigen Schaffens zu predigen.
So sind die unter den: Titel „Im Kampfe um die
Kunst" zusammengefaßten Aufsätze -— wie das Vor-
wort dazu sagt — „nicht entstanden aus dein Wahne,
') Sahrg. ;897/98, S. \25 ff.
88
;ss. Mausoleum, Ideale,itwurf (ttohlenzeichnung) von Fritz Schumacher, Leipzig.
irgend ein mitleidiger und redegewandter Künstler sich
ihrer annimmt und sie dem Geiste des Kunstwerkes
näherbringt. Was das Wort zur Verbreitung des
Verständnisses einer ganzen Kunstrichtung zn leisten
vermag, davon kann beispielsweise die moderne
deutsche Musik erzählen; wer weiß, wie eng die von
ihr durchdrungenen Kreise heute noch wären ohne
die philosophischen, propagandistischen, aufklärenden,
poleinischen Schriften Richard Wagner's und Franz
Lifzt's. Auch in der bildenden KunstJ speziell im
Bereich der technischen Künste — Architektur und
Kunsthandwerk — sind schon aus denr dritten Viertel
dieses Jahrhunderts hervorragende Künstler bekannt,
welche — es mögen nur Gottfried Semper und
Viollet-Le-Duc genannt sein — durch ihre Schriften
die Kunst vielleicht mehr gefördert haben als durch
ihre Bauwerke. Was vollends die moderne dekorative
Kunst betrifft, so ist John Ruskin ein Beispiel dafür,
wie sogar ein Kunstschriftsteller Schule machen kann;
die von ihm verfochtenen Ideen haben zeitgenössische
Künstler wie William Morris, Burne Jones, Walter
Grane u. A. zur Verfolgung der von ihm empfohlenen
Wege begeistert —- mit wie großem Erfolg, davon
zeugen laut die Triuinphe, welche die moderne
dekorative Kunst Englands auf dem Kontinente feit
kaum einem Jahrzehnt feiert. Es sind annähernd
zwei Jahres her, daß in diesen Blättern die Be-
strebungen John Ruskin's eingehender besprochen
wurden; der Verfasser jenes Aufsatzes — Architekt
Fritz Schumacher in Leipzig — zeigt sich darin
gewissermaaßen selbst als ein Schüler Ruskin's —■
und seine im Laufe dieses Jahres veranstalteten
jIublikationen bestätigen dieß vollauf.
Schumacher gehört zu jenen Künstlern, die sich
mit der Lösung der ihnen übertragenen Aufgaben
nicht begnügen, denen vielmehr ihr Schaffensdrang
immer neue, eigenartige Aufgaben stellt — die sich
mit ihren Kräften gerade dahin wenden, wo kchlfe
an: meisten Noth thut, — und die je nach Laune
und Veranlassung auch zur Feder greifen, um in
geharnischter Rede gegen veraltetes Herkommen zu
Felde zu ziehen und mit Überzeugendei: Worten die
Nothwendigkeit selbständigen Schaffens zu predigen.
So sind die unter den: Titel „Im Kampfe um die
Kunst" zusammengefaßten Aufsätze -— wie das Vor-
wort dazu sagt — „nicht entstanden aus dein Wahne,
') Sahrg. ;897/98, S. \25 ff.
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