Der Individualismus im Mohnraume.
Neben der Raumbildung, der Beleuchtung und
der Farbe stehen bei der individuellen Gestaltung
eines Raumes erst in zweiter £inic die Ornamente
und die einzelnen Möbelformen, die von der großen
Masse als die einzig maßgebende Erscheinung zur
Beurtheilung des Stylcharakters und der individuellen
Eigenart beachtet zu werden pflegen. Gerade auf
diesem Gebiete haben wir schon manches Erfreuliche
geleistet, und das verführt dazu, daß viele glauben,
mit einigen modern genannten Requisiten im Zimmer
und einigen modernen Ornamenten ans alten Formen
schon viel gethan zu haben. Das hieße das Ziel zu
niedrig stecken; nur wenn ein einheitlicher Geist den
Raum bildet und ihn mit seinen Erfordernissen aus-
gestaltet, können wir von Etwas sprechen, das wie
in früheren Epochen der individuelle Ausdruck eines
Menschen aus einer ganz bestimmten
Zeit zu werden vermag.
[Hüt Bezug hierauf bespricht der
Verfasser nun speziell van de Velde's
Thätigkeit, nicht ohne vor der äußer-
lichen Nachahmung dieser Künstler-
individualität zu warnen, und schließt
dann seinen Aufsatz mit der Mahnung fl
Nein, nur wenn ein jeder Schaf-
fende bei uns still für sich selber ver-
sucht, das zum Ausdruck zu bringen,
was er an Individuum besitzt, und
nur wenn er die individuellen Neig-
ungen des eigenen Volkes beobachtet,
können wir naturgemäß von einem
Sieg des Individualismus in der Kunst
unserer Zeit sprechen. Diesem Ziele
müssen wir zustreben; auf allen Ge-
bieten des Geistes, in Philosophie und
Naturwissenschaft, in Malerei, in
(76—(78. Platten und Blumentöpfe in Anpfer und Messing von Lteinicken & Lohr,
München. (1/6 der wirkl. Größe.) Muster geschützt.
Dichtung und Musik, steht
unsere Zeit unter deni
Zeichen des Verständnisses
für die feineren, intimeren
Regungen des menschlichen
Wesens, — diese feineren,
intimeren Regungen sollten
sich auch daspiegeln, woman
ihr Fehlen am meisten fühlen
müßte: in der Ausbildung
der nächsten täglichen Um-
gebung eines Menschen,
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Neben der Raumbildung, der Beleuchtung und
der Farbe stehen bei der individuellen Gestaltung
eines Raumes erst in zweiter £inic die Ornamente
und die einzelnen Möbelformen, die von der großen
Masse als die einzig maßgebende Erscheinung zur
Beurtheilung des Stylcharakters und der individuellen
Eigenart beachtet zu werden pflegen. Gerade auf
diesem Gebiete haben wir schon manches Erfreuliche
geleistet, und das verführt dazu, daß viele glauben,
mit einigen modern genannten Requisiten im Zimmer
und einigen modernen Ornamenten ans alten Formen
schon viel gethan zu haben. Das hieße das Ziel zu
niedrig stecken; nur wenn ein einheitlicher Geist den
Raum bildet und ihn mit seinen Erfordernissen aus-
gestaltet, können wir von Etwas sprechen, das wie
in früheren Epochen der individuelle Ausdruck eines
Menschen aus einer ganz bestimmten
Zeit zu werden vermag.
[Hüt Bezug hierauf bespricht der
Verfasser nun speziell van de Velde's
Thätigkeit, nicht ohne vor der äußer-
lichen Nachahmung dieser Künstler-
individualität zu warnen, und schließt
dann seinen Aufsatz mit der Mahnung fl
Nein, nur wenn ein jeder Schaf-
fende bei uns still für sich selber ver-
sucht, das zum Ausdruck zu bringen,
was er an Individuum besitzt, und
nur wenn er die individuellen Neig-
ungen des eigenen Volkes beobachtet,
können wir naturgemäß von einem
Sieg des Individualismus in der Kunst
unserer Zeit sprechen. Diesem Ziele
müssen wir zustreben; auf allen Ge-
bieten des Geistes, in Philosophie und
Naturwissenschaft, in Malerei, in
(76—(78. Platten und Blumentöpfe in Anpfer und Messing von Lteinicken & Lohr,
München. (1/6 der wirkl. Größe.) Muster geschützt.
Dichtung und Musik, steht
unsere Zeit unter deni
Zeichen des Verständnisses
für die feineren, intimeren
Regungen des menschlichen
Wesens, — diese feineren,
intimeren Regungen sollten
sich auch daspiegeln, woman
ihr Fehlen am meisten fühlen
müßte: in der Ausbildung
der nächsten täglichen Um-
gebung eines Menschen,
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