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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0119

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Lhronik des Bayer. Knnstgewerbevereins.

beginnenden Aufsatz steht, sei hier über diesen Punkt bemerkt,
daß man in Japan darnach strebt, möglichst wenig sogenannte
„fjälfe" (Kanäle zum Ausströmen der Luft) zu machen, um
die nöthige Ziselirung auf das kleinste Naaß zu beschränken,
— daß über dem (für den thohlraum des Gußstückes) hergestellten
Kern mit dem aufgelegten und fertig modellirten Wachsmodell
Formsand in mehreren Schichten aufgebracht werde, der vor-
her — wenigstens für die erste Schicht — etwa 2 Stunden lang
mit fein zerhacktem Papier geklopft, worden war, — daß die
Gießeinrichtungen sehr unvollkommen — daß sogar grobe Fehler
nicht selten seien, — das; die Japaner aber äußerst geschickt all
die daraus entstehenden Mängel an den Gußstücken durch allerlei
Kunstgriffe zu beseitigen wissen. Die Legirungen der japanischen
Bronzen sind schon wiederholt chemisch analysirt worden; im Oer-
gleich mit den europäischen fand man u. A. folgende Mischungen
in Prozenten:



Rupfer

ginn

Blei

Zink

Moderne japanische Bronzen


8 * ,62


10,2*



,, „


88,55

2,^2

4,72

3,2

moderne deutsche und fran-

/

86,6

6,6

3,3

3,3

zösische Bronzen ....

l

9M0


*,37

5,35

Der Vortragende wies hier auf den besonders hohen Ge-
halt von Blei hin, der eine Patinabildung wesentlich erleichtert,
wenn auch die Bronze an Solidität Einbuße erleidet. Da aber
derartige Legierungen uur für Gegenstände benutzt werden, an
deren Tragkraft man keine Anforderungen stellt, so spielt dieser
technische Mangel keine Rolle.

Abgesehen aber davon, daß die Zahl der japanischen
Bronzelegirungen damit nicht erschöpft ist, muß dabei berück-
sichtigt werden, daß aus den chemischen Analysen noch keines-
wegs gefolgert werden kann, daß keine weiteren Beimengungen
von Metallen dabei stattfinden; zur Erzielung besonders ge-
färbter Legirungen werden den flüssigen Mischungen flüchtigere
Metalle beigefügt, von denen in dem erkalteten Guß keine Spur
mehr zu finden ist. — Die Zeit der höchsten Blüthe japanischer
Bronzekunst ist vorüber; zu jener Zeit, da der Bronzekünstler im
Dienste der Shogume stand und sammt seiner Familie gegen
jegliche Noth gesichert war, da konnte er sich ganz seinen kunst-
technischen Ideen hingeben und sie nach besten Kräften aussühren;
die Zeit spielte dabei gar keine Rolle. Aber jetzt, nach den großen
politischen Umwälzungen der so er Jahre, seit das Land in
engere Beziehung mit Europa getreten ist und nun auch die
Arbeitslöhne wesentlich in die ksöhe gegangen sind, hat sich
viel oberflächliche, flüchtige Arbeitsweise eingcschlichen. — Japan
schickt alljährlich so—80 Landesangehörige nach Europa, ins-
besondere nach Deutschland, um hier auf langen Spezial-
Studienreisen die europäischen Wissenschaften und auch Tech-
niken kennen zu lernen; mit Recht betonte deshalb Elkan am
Schlüsse seines Vortrags, daß es eigentlich Sache Deutschlands
wäre, auch seinerseits junge Leute auszusenden, damit diese
speziell die Kennrniß der feineren japanischen Bronzetechnik sich
aneignen und sie in ihr peimathland verpflanzen können.
Großen Wert legte der Vortragende auch darauf, daß den An-
regungen des bekannten Lhemikers Georg Büchner endlich Folge
geleistet werde und man sich entschließe nach englischem Muster
(z. B. Birmingham) auch an unseren Kunstgewerbeschulen die
Metallsärbung in den Lehrplan mit aufznnehmen. Mit in erster
Linie schätzten wir bei japanischen Bronzen deren Patina, die
es uns nicht gelänge auch nur annähernd so schön darzustellen.
Wenn hier des Japaners Erfahrungen und unsere chemischen
Kenntnisse gleichzeitig eingrisfen, würden wir bald in der
Metallsärbung Fortschritte machen wie sie die Keramik — auch

187. Bluuien-Tafelaufsatz, für den Lrösfnungsabend
der Wochenversammlungen arrangirt von ksans Friedcl.
(*/„ der wirkl. Größe.)

durch Japan angeregt — in den letzten Jahren mit Bezug auf
Technik gezeigt hat. •— An den mit vielen Beifall ausge-
nommenen Vortrag, der sich auch über soziale Verhältnisse,
Ausstellungen, Griindnngsschwindel verbreitet hatte, schloß
sich eine Diskussion, an der sich von Fachleuten namentlich
Prof. Fr. v. Miller und Ziseleur Wilhelm betheiligten;
elfterer wies zunächst darauf hin, daß die Bronzetechnik
Europas einen ähnlichen Entwickelungsgaug durchgemacht
habe wie diejenige Japans in älterer Zeit, und bestätigte
dann, daß die chemischen Analysen der japanischen Bronzen
UNS allerdings nicht genügende Aufschlüsse über die kser-
stellung jener Legirungen gäben. — Zur Erläuterung des
Vortrags hatte die Firma R. Wagner (£}. Pächter) in Berlin
gegen so der feinsten japanischen Arbeiten zur Ausstellung ge-
bracht, welchen sich eine namhafte Zahl anderer aus Münchener
Magazinen — L. Bernheimer, Fr. Reiter — würdig an-
schloß; andere Beiträge, besonders an Abbildungen, stammten
aus dem Besitz der Kgl. Kunstgewerbeschnle.

verantw. Red.: j)rof. £. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Runstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R. Mldenbourg, München.
 
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