Das Bismarckdenkiiial am Staritbergerfcc.
verkünden; ein Eii:heitsdei:kmal wollte man
aufrichten. Dazu kamen ausschlaggebend Erwäg-
ungen künstlerischer Art, die Franz v. Lenbach,
den Vorsitzenden der Bismarckdenkmal-Baukommission
- denn von dem Schöpfer der klassischen Bismarck-
Porträts ging die Grundidee aus — zu dem
Vorschlag veranlaßten, von dem traditionellen
eisernen Manne in der stimmungslosen Umgebung
eines großstädtischen Platzes abzusehen und statt dessen
draußen in Gottes freier Natur, mit der sich der
Alte doch fein Lebtag enger verwachsen fühlte als
mit dem steinernen päusermeer der Großstadt, sein
Denkmal zu errichten. Ein weiter Festplatz — so
war die Idee — sollte geschaffen werden, wo
Wohl hat der Gedanke etwas Bestechendes, dem
Manne, der selbst wie eine Blauer den Stürmen der
Widersacher getrotzt, einen richtigen Trutz- und Wart-
thurm aus mächtigen Rustikaquadern aufzurichten,
und in der That hat es unter den bei der Aon-
kurrenz eingelaufenen Entwürfen nicht an solchen
Thurmbauten, die sich zu ganzen Burganlagen er-
weiterten, gefehlt. Allein abgesehen davon, daß keiner
von den eingereichten Entwürfen die gestellte Auf-
gabe, eine Verbindung von Thurm und Monument
nänilich, befriedigend gelöst hatte, behält, unseren:
Gefühle nach, ein solches Gebäude, unbewohnt da-
stehend, immer etwas Gekünsteltes, innerlich Zweck-
loses. Ueberdies mußten solche Pläne schon mit
(87- (89. Theodor Fischer: Lismarckthurni.
tvestseite, Südseite.
Bstseite.
unter freien: Pimmel und angesichts der grandiosen
Alpenscenerie das Volk sich zu nationaler Feier
um das Denkmal versanrmle. Bald hatte die
Gewandtheit geschäftskundiger Förderer der Sache,
unter denen der Naine des verstorbenen Aom-
merzienrathes pertrich nicht ungenannt bleiben
darf, die waldige Anhöhe an: Ufer des Starnberger
Sees erworben, die auf einen Vorschlag unseres
Rudolph 5eitz als Standort ausersehen war,
und voi: der jetzt das fertige Denkinal herab-
grüßt. Gewiß ist der Punkt landschaftlich einer
der schönsten an: ganzen Seeufer überhaupt. Voi:
den: Spiegel des Sees schweift das Auge weit über
das pügelland bis zu der Aette der Alpen, die es
von den Salzburger Bergen bis tief ii:'s Algäu
hinein unrfaßt. Aber von den: ursprünglichen plan,
einen wirklichen Aussichtsthurn: dort droben zu er-
richten, sah man, nachdem die erste Aonkurrenz keinen
recht geeigneten Entwurf gezeitigt hatte, bald ab.
Rücksicht aus die landschaftliche Hingebung wohl oder
übel fallen; ein schwerfälliger Thurin hätte die
zarte Linie, welche die ganze Landschaft beherrscht,
zerstört und würde innerhalb des lieblichen, von
Villen und Parkanlagen durchsetzten Landschafts-
bildes einen plumpen, ja aufdringlichen Eindruck
gemacht haben.
Das hinderte indes nicht, den bei jener ersten
Konkurrenz eingelaufenen Entwürfen alle Gerechtig-
keit widerfahren zu lasten. Eine Anzahl davon wurde
von dem Tonnte angekauft, um als interessanter
Beitrag zur Vorgeschichte des Denkinals ausbewahrt
zu werden. Wie weit inan damals noch von der
Idee entfernt war, die jetzt durch Fischer's pand
Gestalt gewonnen hat, zeigt uns der dainalige Ent-
wurf desselben Architekten. Ein Thurmbau war
zwar auch dort schon projektirt, aber das Schwer
gewicht auf das Innere verlegt: eine hoch gewölbte
Palle, reich mit Wandmalerei und mit Schnitzwerk
verkünden; ein Eii:heitsdei:kmal wollte man
aufrichten. Dazu kamen ausschlaggebend Erwäg-
ungen künstlerischer Art, die Franz v. Lenbach,
den Vorsitzenden der Bismarckdenkmal-Baukommission
- denn von dem Schöpfer der klassischen Bismarck-
Porträts ging die Grundidee aus — zu dem
Vorschlag veranlaßten, von dem traditionellen
eisernen Manne in der stimmungslosen Umgebung
eines großstädtischen Platzes abzusehen und statt dessen
draußen in Gottes freier Natur, mit der sich der
Alte doch fein Lebtag enger verwachsen fühlte als
mit dem steinernen päusermeer der Großstadt, sein
Denkmal zu errichten. Ein weiter Festplatz — so
war die Idee — sollte geschaffen werden, wo
Wohl hat der Gedanke etwas Bestechendes, dem
Manne, der selbst wie eine Blauer den Stürmen der
Widersacher getrotzt, einen richtigen Trutz- und Wart-
thurm aus mächtigen Rustikaquadern aufzurichten,
und in der That hat es unter den bei der Aon-
kurrenz eingelaufenen Entwürfen nicht an solchen
Thurmbauten, die sich zu ganzen Burganlagen er-
weiterten, gefehlt. Allein abgesehen davon, daß keiner
von den eingereichten Entwürfen die gestellte Auf-
gabe, eine Verbindung von Thurm und Monument
nänilich, befriedigend gelöst hatte, behält, unseren:
Gefühle nach, ein solches Gebäude, unbewohnt da-
stehend, immer etwas Gekünsteltes, innerlich Zweck-
loses. Ueberdies mußten solche Pläne schon mit
(87- (89. Theodor Fischer: Lismarckthurni.
tvestseite, Südseite.
Bstseite.
unter freien: Pimmel und angesichts der grandiosen
Alpenscenerie das Volk sich zu nationaler Feier
um das Denkmal versanrmle. Bald hatte die
Gewandtheit geschäftskundiger Förderer der Sache,
unter denen der Naine des verstorbenen Aom-
merzienrathes pertrich nicht ungenannt bleiben
darf, die waldige Anhöhe an: Ufer des Starnberger
Sees erworben, die auf einen Vorschlag unseres
Rudolph 5eitz als Standort ausersehen war,
und voi: der jetzt das fertige Denkinal herab-
grüßt. Gewiß ist der Punkt landschaftlich einer
der schönsten an: ganzen Seeufer überhaupt. Voi:
den: Spiegel des Sees schweift das Auge weit über
das pügelland bis zu der Aette der Alpen, die es
von den Salzburger Bergen bis tief ii:'s Algäu
hinein unrfaßt. Aber von den: ursprünglichen plan,
einen wirklichen Aussichtsthurn: dort droben zu er-
richten, sah man, nachdem die erste Aonkurrenz keinen
recht geeigneten Entwurf gezeitigt hatte, bald ab.
Rücksicht aus die landschaftliche Hingebung wohl oder
übel fallen; ein schwerfälliger Thurin hätte die
zarte Linie, welche die ganze Landschaft beherrscht,
zerstört und würde innerhalb des lieblichen, von
Villen und Parkanlagen durchsetzten Landschafts-
bildes einen plumpen, ja aufdringlichen Eindruck
gemacht haben.
Das hinderte indes nicht, den bei jener ersten
Konkurrenz eingelaufenen Entwürfen alle Gerechtig-
keit widerfahren zu lasten. Eine Anzahl davon wurde
von dem Tonnte angekauft, um als interessanter
Beitrag zur Vorgeschichte des Denkinals ausbewahrt
zu werden. Wie weit inan damals noch von der
Idee entfernt war, die jetzt durch Fischer's pand
Gestalt gewonnen hat, zeigt uns der dainalige Ent-
wurf desselben Architekten. Ein Thurmbau war
zwar auch dort schon projektirt, aber das Schwer
gewicht auf das Innere verlegt: eine hoch gewölbte
Palle, reich mit Wandmalerei und mit Schnitzwerk