Das Bismarckdciikmal am §tarnbergersee.
und so bezieht sich denn auch in diesem Darstellungs-
kreis 2llles auf deutsches Volksthum. Die deutsche
Volkssage, das deutsche Märchen, deutsche Litten,
Gebräuche uud Volksvorstellungeu bilden den Inhalt.
Da ragt ein mächtiges gekröntes Paupt aus dem
Gestein, und ein Rabe raunt ihm die frohe, lang
erhoffte Runde in's Ohr — wer kennt ihn nicht
von Rindsbeinen an den Alten im Berge? Pier
träumt der Vater Rhein zwischen seinen reifenden
Trauben, dort steht der Rlapperstorch mit einem
Rnäblein aus dein
Rücken, und warum
er sich so gravitätisch
hält, das besagt die
Inschrift: es ist der
s. April ^8^5, da
dieses Rind geboren.
Auch die Jungfrau,
die mit verbundenen
Augen im Rleefeld ein
vierblättriges Glücks-
zeichen gefunden hat,
steht mit einer all-
gemein verbreiteten
Vorstellung des deut-
schen Volksglaubens
in engster Verbindung.
Weiter sind es Motive
aus dem deutschen
Volksleben selbst, Lieb-
lingsbeschäftigungen
des Deutschen, seine
Arbeit und seine Ver-
gnügungen ; da treibt
ein Bäuerlein sein Roß
vor dem Pflug über
den Acker, und ein
Rabe streicht über das
Saatfeld, dort bricht
ein gehetzter pirsch durch's Gehölz, ein junger Schmied
fügt mit gewaltigem pammerschlag eine Rette zu-
sammen, die ein Wäldchen junger Stämme umschließt;
an jedem Stamm aber hängt der Schild eines der
deutschen Bundesgenossen. Da sitzen Frauen uud
Jungfrauen beim Spinnen unter einem Baum, dort
balgen sich zwei böse Buben tüchtig nach deutschen
Sitten.
Im Sinne der Altvordern, der alten Rirchen- und
Burgenerbauer aus der, fälschlich so genannten roma-
nischen Zeit ist schließlich die naive Freude an
phantastischen Fabelwesen, die auch hier da und
dort einen Mauerstein, der gerade dazu geeignet
schien, mit mancherlei Bildwerk schmückte. Obwohl
dem Stil geinäß vorwiegend ornamental gehalten,
erfreuen die Sachen, unter denen die zwei originellen
Drachen jAbb. 205), die beiden Rampfhähne
(Abb. 205) und die grimmige, in einer Gcke als
Wächter kauernde Bestie (Abb. 206) die hervor-
rageudsten siud, durch lebensvolle Empfindung.
Gine Ausführung von seltener Frische erhöht diesen
Gin druck; man sieht den Sachen an: sie sind ohne
viel Federlesens direkt in den Stein gehauen und
dessen freut man sich, wenn auch bisweilen ein arges
Verzeichnen und Ver-
hauen stört, das frei-
lich bei dieser Arbeits-
weise so gut wie un-
vermeidlich ist und
nicht mehr reparabel
war. Die Primitivität
dieser Art von Aus-
führung ist cs aber
gerade, die jenen bild-
hauerischen Impromp-
tus den angenehmen
EindruckdesAuspruchs-
losen verleiht. Als
technische Leistungen
ersten Ranges, die bei
aller Flotthcit doch nie
salopp wirken, sind die
ornamentalen Theile
des Skulpturenschmucks
anzuführen, unter denen
wiederum durch künst-
lerischen Wurf wie
durch stilvolle Pallung
das Basiliskenrelief
(Abb. 205) hervorragt
und geradezu als muster-
giltigfürsolcheArbeiten
bezeichnet werden darf.
Mit Inschristen und schönen Worten hat man
geschmackvoller Weise sparsam geschaltet. Dagegen
wurde da und dort ein Bismarck'scher Rernspruch,
den er sich in heiteren oder ernsten Stunden geleistet,
in Stein verewigt. Die Namen des Erbauers und
der übrigen beim Bau Mitwirkenden finden sich auf
einer einfachen Steininschrift an der Rückseite ver-
zeichnet. Sinn und Zweck des Bauwerks erklärt eine
Bronzetafel, die an der Nordwand eingelassen ist in
Form eines Reimspruchs; den Rahmcnschmuck dieser
mit vollendetem Stilgefühl entworfenen Schriftplatte
bilden die zwischen schönem Rankenwerk angebrachten
Röpfe der großen Vorfahren Bismarcks im Geiste:
Raiser Rar! der Große, Otto der Große und
WMIWMWLWMWWMMW
mimmwwmMmmmii
mmmmnmmmimmmw
»UKWMMWDMMM5W
mmmmmwwmmmmm
M'WßMWMMMKMMMiN
„ MWWWWWWUMM
lÄMMNMMMMLMüMM
f f.UT'St/'tiTlT iEti t.Ti*raV.i>
208. Widinnngstafel am Bismarckchnrin.
Nach Angaben von Th. Fischer rnodellirt von Gg. tvrba,
gegossen von der Lrzgießerei „Renaissance", München.
und so bezieht sich denn auch in diesem Darstellungs-
kreis 2llles auf deutsches Volksthum. Die deutsche
Volkssage, das deutsche Märchen, deutsche Litten,
Gebräuche uud Volksvorstellungeu bilden den Inhalt.
Da ragt ein mächtiges gekröntes Paupt aus dem
Gestein, und ein Rabe raunt ihm die frohe, lang
erhoffte Runde in's Ohr — wer kennt ihn nicht
von Rindsbeinen an den Alten im Berge? Pier
träumt der Vater Rhein zwischen seinen reifenden
Trauben, dort steht der Rlapperstorch mit einem
Rnäblein aus dein
Rücken, und warum
er sich so gravitätisch
hält, das besagt die
Inschrift: es ist der
s. April ^8^5, da
dieses Rind geboren.
Auch die Jungfrau,
die mit verbundenen
Augen im Rleefeld ein
vierblättriges Glücks-
zeichen gefunden hat,
steht mit einer all-
gemein verbreiteten
Vorstellung des deut-
schen Volksglaubens
in engster Verbindung.
Weiter sind es Motive
aus dem deutschen
Volksleben selbst, Lieb-
lingsbeschäftigungen
des Deutschen, seine
Arbeit und seine Ver-
gnügungen ; da treibt
ein Bäuerlein sein Roß
vor dem Pflug über
den Acker, und ein
Rabe streicht über das
Saatfeld, dort bricht
ein gehetzter pirsch durch's Gehölz, ein junger Schmied
fügt mit gewaltigem pammerschlag eine Rette zu-
sammen, die ein Wäldchen junger Stämme umschließt;
an jedem Stamm aber hängt der Schild eines der
deutschen Bundesgenossen. Da sitzen Frauen uud
Jungfrauen beim Spinnen unter einem Baum, dort
balgen sich zwei böse Buben tüchtig nach deutschen
Sitten.
Im Sinne der Altvordern, der alten Rirchen- und
Burgenerbauer aus der, fälschlich so genannten roma-
nischen Zeit ist schließlich die naive Freude an
phantastischen Fabelwesen, die auch hier da und
dort einen Mauerstein, der gerade dazu geeignet
schien, mit mancherlei Bildwerk schmückte. Obwohl
dem Stil geinäß vorwiegend ornamental gehalten,
erfreuen die Sachen, unter denen die zwei originellen
Drachen jAbb. 205), die beiden Rampfhähne
(Abb. 205) und die grimmige, in einer Gcke als
Wächter kauernde Bestie (Abb. 206) die hervor-
rageudsten siud, durch lebensvolle Empfindung.
Gine Ausführung von seltener Frische erhöht diesen
Gin druck; man sieht den Sachen an: sie sind ohne
viel Federlesens direkt in den Stein gehauen und
dessen freut man sich, wenn auch bisweilen ein arges
Verzeichnen und Ver-
hauen stört, das frei-
lich bei dieser Arbeits-
weise so gut wie un-
vermeidlich ist und
nicht mehr reparabel
war. Die Primitivität
dieser Art von Aus-
führung ist cs aber
gerade, die jenen bild-
hauerischen Impromp-
tus den angenehmen
EindruckdesAuspruchs-
losen verleiht. Als
technische Leistungen
ersten Ranges, die bei
aller Flotthcit doch nie
salopp wirken, sind die
ornamentalen Theile
des Skulpturenschmucks
anzuführen, unter denen
wiederum durch künst-
lerischen Wurf wie
durch stilvolle Pallung
das Basiliskenrelief
(Abb. 205) hervorragt
und geradezu als muster-
giltigfürsolcheArbeiten
bezeichnet werden darf.
Mit Inschristen und schönen Worten hat man
geschmackvoller Weise sparsam geschaltet. Dagegen
wurde da und dort ein Bismarck'scher Rernspruch,
den er sich in heiteren oder ernsten Stunden geleistet,
in Stein verewigt. Die Namen des Erbauers und
der übrigen beim Bau Mitwirkenden finden sich auf
einer einfachen Steininschrift an der Rückseite ver-
zeichnet. Sinn und Zweck des Bauwerks erklärt eine
Bronzetafel, die an der Nordwand eingelassen ist in
Form eines Reimspruchs; den Rahmcnschmuck dieser
mit vollendetem Stilgefühl entworfenen Schriftplatte
bilden die zwischen schönem Rankenwerk angebrachten
Röpfe der großen Vorfahren Bismarcks im Geiste:
Raiser Rar! der Große, Otto der Große und
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208. Widinnngstafel am Bismarckchnrin.
Nach Angaben von Th. Fischer rnodellirt von Gg. tvrba,
gegossen von der Lrzgießerei „Renaissance", München.