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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Das Schwabinger Schulhaus: sowie sonstige Werke und Entwürfe Theodor Fischer's
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0135

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Theodor Fischer's Schöffen.

2\5. Theodor Fischer: Lisniarckthurm mit der Feftdekoration des Einweihungstages.

in: Aufbau stets erstrebt, werden nie durch ein Zu-
viel der Ausschmückung beeinträchtigt.

Unter Fischer's im Auftrag der Stadtgemeinde
München errichteten Bauten niinmt das Schulhaus der
Borstadt Schwabing den ersten Rang ein (Abb.2sH ff.)•
obgleich es im Aeußern, sowohl in Bezug auf Ge-
sannnterscheinung wie auf Durchbildung im Einzelnen,
als charakteristischer putzbau entschieden als boden-
wüchsig bezeichnet werden darf, bildet es doch einen
greifbaren Beweis dafür, daß sein Erbauer bei aller
Anlehnung an Gewohntes dennoch originell zu bleiben
versteht. Der ganze Bau zerfällt nach der Straßen-
seite hin in zwei ungleiche Theile, deren größerer
die eigentlichen Schulräume enthält, während der
kleinere die Turnsäle umschließt. In seinem Aeußern
besitzt der Bau manche verwandte Züge mit Käufern,
wie man sie in altbayerischen Städten, z. B. Ingolstadt
oder Landshut, findet, wo meist die Giebel nach der
Straße zugekehrt sind und die Fensterpfeiler über die
Giebellinie emporschießen. Fischer knüpft dabei, ähnlich
wie die beiden Seidl, pocheder u.A., an die heimischen
Ueberlieferungen an, behandelt aber das Motiv in
durchaus freier U)eise, was schon durch die Breite
der Schulzimmerfenster, sowie durch die Länge und
pöhe des Baues bedingt wurde. Da die Länge
natürlich die Anwendung nur eines Giebels verbot,
so wurden deren drei angeordnet, deren Reihe noch
durch einen kleinen — mit einem Bild geschmückten —
unterbrochen ist, hinter welchem ein kleiner schlichter

Thurmaufbau die Pauptaxe nach oben ausklingen
läßt. In dieser Anordnung der Straßenseite des Baues
spricht sich auch deutlich sein innerer Organismus
aus; man kann gar nicht im Zweifel sein, daß jeder
der größeren Giebel die Länge eines Schulzimmers
bezeichnet und daß über den: Pauptportal, unter dem
kleinen Giebel Lehrerzimmer untergebracht sind.

Die Pfeiler sind in Backstein genmuert und
leicht verputzt, so daß die Steine zu sehen sind;
kräftiger verputzt sind die Fensterbrüstungen, welche
mit ihrer Ausschmückung ein Bilderbuch in: Großen
für den Anschauungsunterricht bilden. Unter An-
wendung glatten und rauhen Verputzes — elfterer
für die Figuren, letzterer für den Grund — sind hier
allerlei Thiere in charakteristischen Umrißbildern dar-
gestellt, bald einzeln, bald zu Gruppen vereint. Bon
zahmen und wilden Thieren erzählen da die Wände,
von den: Arieg zwischen Fuchs und Ente, k)::nd und
Ratze u. f. wB) Zwischen den Fenstern des Neben-
baues ist gar David dargestellt, wie er soeben mit
seiner Schleuder den: Riesen Goliath aus den Leib
rückt-); es ist wohl kein Zufall, daß diese Beiden
gerade vor den Rämnen angebracht worden sind,
in welchen körperliche Gewandtheit gepflegt und er-
worben werden soll. (Abb. 2^5.)

') Die Kartons zu diesen Umrißdarstellungeu wurden von
Maler Otto Ubbelohde gefertigt.

2) von Fischer selbst gezeichnet.

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