CEljrobcr J’ifdjer’s Sdjaffen.
2(8 lt. 2(9. Theodor Fischer: Schnlhans in Schwabing.
Zimmerthüre».
Aufgabe auftaucht, welche die Phantasie reizt; fo find
in den letzten Jahren mehrere Gelegenheitsprojekte
entstanden, aus deren großer Zahl die Skizzen zum
Völkerschlachtsdenkmal in Leipzig (Abb. 227 u. 228),
znm Kaiserdenkmal in Berlin (Abb. 22fl und 230),
zum Kriegerdenkmal iu Fischer's VaterstadtSchweinfurt
(Abb. 233 und 23-f) als Beispiele dienen mögen.
Ausnahmslos bekunden sie — wie nicht minder das
Familiengrabmal (Abb. 23f) — das Streben nach
eigenartiger, origineller Gestaltung, die sich ebenso
fern hält von gewaltsamer Neuheitssucht wie von
sklavischer Nachtreterei. Stilpuristen werden vielleicht
über manche Fischer'sche Kombination stolpern; aber
warum sollte man z. B. daran Anstoß nehmen, daß
über einer gothischen Grabnische ein massiges roma-
nisches Kreuz steht, wenn doch Alles zu einem har-
monischen Ganzen verschmolzen ist? pöher als all'
solche stilistischen Rücksichten steht Fischer die Tharak-
terisirung des Objekts; auf sie steuert er in erster
Linie los •—, die überkommenen Formen sind ihm
nur 2Nittel zum Zweck. Es ist nur folgerichtig,
wenn er da bei einer neuen Aufgabe —- wie z. B.
beim Völkerschlachtdenkmal — auch zu neuen Er-
gebnissen kommt — und wahrlich nicht zum Schaden
der Sache. Wer hätte nicht bei Betrachten jener
Skizze (Abb. 227) sofort die Empfindung, daß es
sich hier um das mächtige Wahrzeichen eines be-
deutungsvollen Vorgangs handelt? Wer würde nicht
durch die für das gleiche Denkmal gedachte Gräber-
halle in ernste Stimmung versetzt? And wie un-
verkennbar ist der Charakter des Grabmals bei dem
Familiengrab (Abb. 25 s), der des Kircheneingangs
bei der Portalstudie (Abb. 238) zum Ausdruck ge-
bracht!
Fischer's Streben, mit den Ratteln der Baukunst
gewisse Stimmungen zu wecken, wie es auch schon
die Schöpfung des Bismarckthurmes beherrscht hat,
tritt vielleicht nirgends so entschieden, so unbeeinflußt
von beengenden Rücksichten in die Erscheinung, wie
bei den mit »Sinfonia tragi-comica« bezeichneten
Tintenskizzen (Abb. 2\% 24(6, 24(8 und 250). In
heiter-festliche Stimmung versetzt uns der erste Satz
(Allegro) durch die Darstellung eines Treppenauf-
ganges zu einem riesigen Prachtraum; zu fröhlichem
Lächeln zwingt das Scherzo, wenn der Elefant auf
dem Boden der Arena das Glücksrad, das »Perpe-
tuum mobile mundi«, an der Kurbel dreht und —
doch wir würden durch weitere Erklärungen nur die
Wirkung der Zeichnung selbst abschwächen. Auch
bei den folgenden Sätzen — Adagio con sentimento
und Largo — überlassen wir cs dem Beschauer,
sich seine eigenen Gedanken zu machen und sich die
Einzelheiten zu deuten. Aber nicht unausgesprochen
darf bleiben, wie sehr Theodor Fischer in diesen
flüchtigen Tintenskizzen sich als ein Kleister der Raum-
bildung und Raumausstattung erwiesen hat; mögen
ihm auch die Aufgaben zu Theil werden, um solche
großen Baugedanken aus dem Idealen in's Reale
übersetzen zu können!
Es ist nur natürlich, daß eine so reiche Phantasie
wie diejenige Fischer's sich nicht nur in der Baukunst
zu bethätigen sucht, vielmehr auf alle irgend ver-
wandte Gebiete übergreift. Da sie aber dabei stets
von einer geschickten paud und von einem klaren
Wollen begleitet ist, und sich streng an die Grenzen
ihres Wirkungsbereiches hält, so sind auch diese von
Fischer's Arbeitstisch fallenden Spähne durchaus er-
freulicher Art, sei's daß cs sich um typographische
Arbeiten handelt — z. 23. um ein Titelblatt, oder
um eine Tanzkarte (Abb. 24(3), oder um Exlibris
(Abb. 24(5, 24(7, 24(9, 25 () — sei's um irgend eine
2lufgabe aus dem weiten Gebiet der Kleinkunst
220. Theodor Fischer: Schulhans in Schwabing.
Kleiderschränke.
(20
2(8 lt. 2(9. Theodor Fischer: Schnlhans in Schwabing.
Zimmerthüre».
Aufgabe auftaucht, welche die Phantasie reizt; fo find
in den letzten Jahren mehrere Gelegenheitsprojekte
entstanden, aus deren großer Zahl die Skizzen zum
Völkerschlachtsdenkmal in Leipzig (Abb. 227 u. 228),
znm Kaiserdenkmal in Berlin (Abb. 22fl und 230),
zum Kriegerdenkmal iu Fischer's VaterstadtSchweinfurt
(Abb. 233 und 23-f) als Beispiele dienen mögen.
Ausnahmslos bekunden sie — wie nicht minder das
Familiengrabmal (Abb. 23f) — das Streben nach
eigenartiger, origineller Gestaltung, die sich ebenso
fern hält von gewaltsamer Neuheitssucht wie von
sklavischer Nachtreterei. Stilpuristen werden vielleicht
über manche Fischer'sche Kombination stolpern; aber
warum sollte man z. B. daran Anstoß nehmen, daß
über einer gothischen Grabnische ein massiges roma-
nisches Kreuz steht, wenn doch Alles zu einem har-
monischen Ganzen verschmolzen ist? pöher als all'
solche stilistischen Rücksichten steht Fischer die Tharak-
terisirung des Objekts; auf sie steuert er in erster
Linie los •—, die überkommenen Formen sind ihm
nur 2Nittel zum Zweck. Es ist nur folgerichtig,
wenn er da bei einer neuen Aufgabe —- wie z. B.
beim Völkerschlachtdenkmal — auch zu neuen Er-
gebnissen kommt — und wahrlich nicht zum Schaden
der Sache. Wer hätte nicht bei Betrachten jener
Skizze (Abb. 227) sofort die Empfindung, daß es
sich hier um das mächtige Wahrzeichen eines be-
deutungsvollen Vorgangs handelt? Wer würde nicht
durch die für das gleiche Denkmal gedachte Gräber-
halle in ernste Stimmung versetzt? And wie un-
verkennbar ist der Charakter des Grabmals bei dem
Familiengrab (Abb. 25 s), der des Kircheneingangs
bei der Portalstudie (Abb. 238) zum Ausdruck ge-
bracht!
Fischer's Streben, mit den Ratteln der Baukunst
gewisse Stimmungen zu wecken, wie es auch schon
die Schöpfung des Bismarckthurmes beherrscht hat,
tritt vielleicht nirgends so entschieden, so unbeeinflußt
von beengenden Rücksichten in die Erscheinung, wie
bei den mit »Sinfonia tragi-comica« bezeichneten
Tintenskizzen (Abb. 2\% 24(6, 24(8 und 250). In
heiter-festliche Stimmung versetzt uns der erste Satz
(Allegro) durch die Darstellung eines Treppenauf-
ganges zu einem riesigen Prachtraum; zu fröhlichem
Lächeln zwingt das Scherzo, wenn der Elefant auf
dem Boden der Arena das Glücksrad, das »Perpe-
tuum mobile mundi«, an der Kurbel dreht und —
doch wir würden durch weitere Erklärungen nur die
Wirkung der Zeichnung selbst abschwächen. Auch
bei den folgenden Sätzen — Adagio con sentimento
und Largo — überlassen wir cs dem Beschauer,
sich seine eigenen Gedanken zu machen und sich die
Einzelheiten zu deuten. Aber nicht unausgesprochen
darf bleiben, wie sehr Theodor Fischer in diesen
flüchtigen Tintenskizzen sich als ein Kleister der Raum-
bildung und Raumausstattung erwiesen hat; mögen
ihm auch die Aufgaben zu Theil werden, um solche
großen Baugedanken aus dem Idealen in's Reale
übersetzen zu können!
Es ist nur natürlich, daß eine so reiche Phantasie
wie diejenige Fischer's sich nicht nur in der Baukunst
zu bethätigen sucht, vielmehr auf alle irgend ver-
wandte Gebiete übergreift. Da sie aber dabei stets
von einer geschickten paud und von einem klaren
Wollen begleitet ist, und sich streng an die Grenzen
ihres Wirkungsbereiches hält, so sind auch diese von
Fischer's Arbeitstisch fallenden Spähne durchaus er-
freulicher Art, sei's daß cs sich um typographische
Arbeiten handelt — z. 23. um ein Titelblatt, oder
um eine Tanzkarte (Abb. 24(3), oder um Exlibris
(Abb. 24(5, 24(7, 24(9, 25 () — sei's um irgend eine
2lufgabe aus dem weiten Gebiet der Kleinkunst
220. Theodor Fischer: Schulhans in Schwabing.
Kleiderschränke.
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