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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Schmidkunz, Hans: Ein oberbayerisches Lokalmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0147

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Lin oberbayerisches Lokaliiiuseiiin.

337. Theodor Fischer: Skizze zu einem Brunnen (;8Y8).

sinne sein, wenn sie die stets neue Gegenwart mit
in ihren Zweck und Umfang einschließen.

Wenn wir also die einstige Aunstgröße des
oberbayerischen Landes, sei es mit oder ohne München,
sei es mit Beschränkung auf die Alpen oder selbst
nur auf einen Theil des Isargebietes, mit dem
gegenwärtigen Stand des Aunstgewerbes, oder über-
haupt des Gewerbes, in Museumsform zusammen-
fassen wollen: wo und wie wäre die Errichtung
einer solchen Sammelstätte zu denken? Ulan wird
mit Recht fragen, ob denn dieser ganze Gedanke
so neuartig sei, wie er jetzt erscheint, und ob nirgends
etwas Derartiges bereits bestehe? Um so mehr, als
sich ja die deutschen Länder allmählich mit einem
ganzen Netz historischer Vereine, Verbände zur Er-
haltung der Volkstrachten u. dergl. m. überziehen!

Für München ist, außer den großen allgemeinen
Sammlungen, durch zwei Lokalstätten gesorgt; auch
Erding hat ein städtisches Museum. Und d i e
Stadt, die in jener kunstgeschichtlichen Ueberlieferung
des (Oberlandes den berühmtesten Stadtnamen trägt,
Weilheim, besitzt ein städtisches Museum, das
wir freudig als einen Unterbau zu dem bezeichnen
können, was wir erstreben.

Der Wanderer allerdings, der eine Eisenbahn-
pause benutzt, um sie, so gut es eben geht, aus-
zufüllen, wird von dort schwerlich mit sehr erfreuter
Miene zurückkehren und wird uns vielleicht einer
aus Lokalbegeisterung entspringenden Ueberschätzung
des Vorhandenen und des in: Anschluß daran Er-
reichbaren zeihen. Thatsächlich besitzt Weilheims
Museum, im obersten Stockwerke des Gemeinde-
hauses untergebracht, nicht nur keinen Ersatz für
das, was die Stadt durch ihre Söhne in die Ferne
hinausgegeben hat, sondern auch abgesehen davon
für den Blick, der genießen und bedeutende An-
regungen aufnehmen will, einige Enttäuschung.
Der Eindruck, den man mit dem Ausruf: „Altes
Gerümpel!" wiedergibt, ist an jener Stelle zunächst
nicht zu umgehen; ihn überwinden, ist nicht allzu
schwer. Das Museum besitzt, abgesehen von den
unvermeidlichen Stücken der engsten Drtsgeschichte,
eine ganz hübsche Reihe kunstgeschichtlicher Schätze,
zumal Holzschnitzereien, hinaufreichend bis in die
romanische Zeit und gehoben durch die Gaben der
Renaissance. Es leuchtet ein: im Nebeneinander-
stehen von Gerümpel und Aunstwerken hat jenes
den Vortheil und bedürfen diese erst eines aufmerk-
sameren Blickes, uni für sich hervorzutreten. Dies
gilt erst recht dort, wo der Raum zu eng ist, um
eine gehörige Entfaltung des Vorhandenen zu er-
möglichen. Leiden darunter häufig schon die Museen
überhaupt, so ist dies beim Weilheimer ganz be-
sonders der Fall. In dieser drangvoll fürchterlichen
Enge könnte auch ein bedeutenderer Reichthum als
der dortige ersticken. All' die Fülle der schönen
Blätter vervielfältigender Schwarzweißkunst, die dort
unter den Glasschränken in schwer benutzbaren Schub-
fächern schlummern, ist lediglich vorhanden; inehr
läßt sich davon vorläufig um so weniger erhoffen,
als der Besucher froh ist, wenn er das ihn: sonst
Geläufigere aus der Masse des Ganzen heraus-
gefunden hat.

Es mag keine geringe Mühe verwendet worden
fein, bis die Herren, die den dortigen Museums
verein bilden, die Gefammtheit der jetzigen Schätze
zusammen- und den Besitz einer Räumlichkeit mit
nothdürftigster Einrichtung zu Stande gebracht haben.
Wie die Dinge jetzt liegen, ist freilich nicht aus einen

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