Die volksthümliche Ausstellung für kfans und kferd in Dresden.
27Schlafzimmer von Schönthaler, Wien, (wiener Winterausstellung.)
zimmer (vgl. Abb. 270) ist ihr Stil durchaus Flächen-
wirkung. Das Grnament fehlt, selbst die Kurve tritt
da zurück, wo sie soust zu dominiren pflegt. Lange-
weile wird vermieden durch Betonung der Konstruk-
tion, deutliche Gliederung, sowie durch jene, den
Eharakter dieser Möbel bestimmenden, kraftvoll in
leichter "Krümmung emporstrebenden Eckstützen und
-pfosten, wie sie sonst für das Rokoko typisch sind.
Im Schlafzimmer ist das Holz, namentlich an den
Betten, gespart worden, es tritt daher in der Gefammt-
wirkung zurück (Abb. 269). Leere Flächen sind in z. T.
einfachsten Formen durch Auskerbungen oder Durch-
brechungen belebt. Unter den Küchenmöbeln ist der
gelb gebeizte Küchenschrank (vgl. Abb. 268) seiner
einfachen und doch originellen Erfindung wegen be-
sonders hervorzuheben.
Gänzlich verfehlt dürfte dagegen ein hier zum
Glück nur vereinzelter Versuch sein, Bauernmöbel
unseren modernen städtischen Bedürfnissen anzupassen.
Man hat allerdings die Ausstellung, um ihr mehr
Anziehungskraft für das „Volk" zu geben, mit einer
Ausstellung alter sächsischer Bauernmöbel vereinigt;
auch durch Verwandlung des Hauptsaales in einen
Dorfplatz, wo ländliche Tänze, Dorfmusik, spinnende
und singende Mädchen vorgeführt werden, sie mit
der „guten alten Zeit" in Verbindung gesetzt, zu der
man mittels dieser Ausstellung ja gern wieder zurück-
kehren möchte, die sich ja aber gerade am längsten auf
dem Lande erhalten hat. Nicht ganz mit Unrecht, die
Stimmung hat etwas Verwandtes. Aber es kann
nicht oft genug wiederholt werden, daß ebenso wenig
wie wir Städter auch nur ein Stück von einem
Bauern werden können, ebenso wenig wir auch ihre
Kunst gebrauchen können. Mag man sie immer in
Museen schleppen, vor dem modernen Künstler ver-
berge man sie. Bauernkunst ist fast ausschließlich
bäuerisch, d. h. roh gewordene Stadtkunst, und
was wir von jenen Möbeln etwa wirklich lernen
können, ist nur ihre, auch an ihren städtischen Vor-
bildern wohl zu entdeckende dekorative Gesammt-
wirkung. Ihre Einzelheiten jedoch sind für den
städtischen Geschmack zu plump. So geht es mit der
;52
27Schlafzimmer von Schönthaler, Wien, (wiener Winterausstellung.)
zimmer (vgl. Abb. 270) ist ihr Stil durchaus Flächen-
wirkung. Das Grnament fehlt, selbst die Kurve tritt
da zurück, wo sie soust zu dominiren pflegt. Lange-
weile wird vermieden durch Betonung der Konstruk-
tion, deutliche Gliederung, sowie durch jene, den
Eharakter dieser Möbel bestimmenden, kraftvoll in
leichter "Krümmung emporstrebenden Eckstützen und
-pfosten, wie sie sonst für das Rokoko typisch sind.
Im Schlafzimmer ist das Holz, namentlich an den
Betten, gespart worden, es tritt daher in der Gefammt-
wirkung zurück (Abb. 269). Leere Flächen sind in z. T.
einfachsten Formen durch Auskerbungen oder Durch-
brechungen belebt. Unter den Küchenmöbeln ist der
gelb gebeizte Küchenschrank (vgl. Abb. 268) seiner
einfachen und doch originellen Erfindung wegen be-
sonders hervorzuheben.
Gänzlich verfehlt dürfte dagegen ein hier zum
Glück nur vereinzelter Versuch sein, Bauernmöbel
unseren modernen städtischen Bedürfnissen anzupassen.
Man hat allerdings die Ausstellung, um ihr mehr
Anziehungskraft für das „Volk" zu geben, mit einer
Ausstellung alter sächsischer Bauernmöbel vereinigt;
auch durch Verwandlung des Hauptsaales in einen
Dorfplatz, wo ländliche Tänze, Dorfmusik, spinnende
und singende Mädchen vorgeführt werden, sie mit
der „guten alten Zeit" in Verbindung gesetzt, zu der
man mittels dieser Ausstellung ja gern wieder zurück-
kehren möchte, die sich ja aber gerade am längsten auf
dem Lande erhalten hat. Nicht ganz mit Unrecht, die
Stimmung hat etwas Verwandtes. Aber es kann
nicht oft genug wiederholt werden, daß ebenso wenig
wie wir Städter auch nur ein Stück von einem
Bauern werden können, ebenso wenig wir auch ihre
Kunst gebrauchen können. Mag man sie immer in
Museen schleppen, vor dem modernen Künstler ver-
berge man sie. Bauernkunst ist fast ausschließlich
bäuerisch, d. h. roh gewordene Stadtkunst, und
was wir von jenen Möbeln etwa wirklich lernen
können, ist nur ihre, auch an ihren städtischen Vor-
bildern wohl zu entdeckende dekorative Gesammt-
wirkung. Ihre Einzelheiten jedoch sind für den
städtischen Geschmack zu plump. So geht es mit der
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