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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Die kunstgewerbliche Winterausstellung in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0179

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Die kunstgewerbliche Winterausstellung in Wien.

28k- Salonkasten (polirtes Mahagoni mit Intarsien) von
Portals & Fix, Wien, (V16 der wirk!. Größe.)

aufzunehmen war. Der Charakter ist romanisch,
ohne sich streng an dessen Stilfonuert zu halten; es
ist im Gegentheil gut eine Harmonie zwischen Ro-
manischem und Modernem gefunden. Die Wände sind
grau in Spritzbewurf-Manier aus Mörtel ausgeführt
und wölben sich zu einer Kuppel, welche durchbrochen
aus naturalistischem Lorbeergeäste besteht. Die 5:tz-
möbel sind mit grauem Hirschleder bezogen und nur
die in Grün auf Roth abschattirten Holzpaneele
geben etwas lebhafte Farbe. Sehr günstig für die
Ligenart eines sochen Raumes wirken die in ziem-
licher Höhe angebrachten Fenster. Lin offener Kamin-
herd aus Marmor mit einem rauchfangartigen Gber-
bau ist gut und eigenartig.

Der von derselben Firma eingerichtete Louis XV.-
Saal, ein Kopie des großen Festsaales im Schlosse
Lsterhaza bei Medenburg, der in seiner Ausstattung
dem Museum geschenkt wurde, führt in vorzüglichster
Technik Kopien guter Modelle dieser Lpoche vor.
Ls ist dies der einzige Raum, welcher in einem
alten Stil durchgeführt ist, während sämmtliche anderen
Ausstellungsstücke durchaus modern sind, soweit sie
nicht etwa altenglische Kopien sind.

Als letztes der geschloffenen Interieurs fei noch
der Damen-Salon von Bamberger erwähnt, der
in violetten: Kirschholz ausgeführt ist. Die Fornren
sind zu geziert und gewunden und enthalten zu viel
Schnörkelwerk, während die Farbe sehr interessant
wirkt; auch die sehr guten Intarsien, Füllungen und
Sopraporten von Angelo Trent in seien rühmend
hervorgehoben.

Bei den Linzelmöbeln zeigt sich sichtlich das
Bestreben, nröglichst einfach in der Form zu bleiben
und auch die ausschmückende Dekoration aus ein nur
geringes Maaß zu beschränken. So konunt es, daß
man auf die Beschläge, Schnitzereien mehr Werth
als bisher legt, und fast ausnahnrslos trifft n:an
auch technisch gute Beschläge, entgegen den früher
üblichen gepreßten und gestanzten, an.

Hortois und Fix haben neben ihren: Atelier
noch eine Gruppe inoderner Sitzmöbel vorgeführt,
welche fast ausschließlich einen Salon-Tharakter
zeigen (Abb. 276). Die Forinen sind theilweise sehr
gut durchgeführt und mit bäum- und blattartigen
Motiven als Schnitzerei verziert. Der Salonschrank
derselben Finna (Abb. 28 l) in Mahagoni mit far-
bigen Intarsien ist bis auf die Metallverzierung auf
der unteren Nischentheilung, welche unlogisch ist,
klar und gut in der Fonn. — Lin Buffet von
Johann Seidl (Abb. 279) in blaugebeizten: Lichen
fällt durch seine absolute Linfachheit vortheilhaft
auf. — Lin niederer Fauteuil in grün polirten:
Rüsternholz von jIospischil (entworfen von
Hosmann Abb. 277) zeigt glatte einfache Formen,
die allerdings etwas zu breit gerathen sind, aber
gerade eben durch ihre Linfachheit gut wirken.

Unter den Holzschnitzereien fallen die Arbeiten
von Zelesny vortheilhaft auf, der eine große Reihe
von Gegenständen ausstellt. Seine flachgeschnitzten
Rahinen sowie die stark plastischen Ltageren sind
gleich gut gearbeitet, und wirkt die künstlerisch feine
und zarte Kolorirung sehr gut. Lr hält zwischen
Naturalistik und Stilisirung die glückliche Mittelstraße
und paßt den Schnitt vollkonnnen den: Charakter
seiner Motive an.

Line ähnliche, wenn auch auf einem anderen
Gebiete liegende Wirkung erzielte Georg Klimt
mit seinen Kupfertreibarbeiten. Seine Technik ist
eine vorzügliche, ganz den: Material entsprechend.
Seine kleinen Rahn:en sind Kabinetsstücke, bei denen
die Manier, mit welcher er die Motive mit der
Grundfläche verschwimmen läßt, ohne die Kontur
hervorzuheben, ihm besonders eigen ist; er nimmt
den: Metall das natürlich Harte und gibt ihn: eine
ineinanderfließende Weichheit (Abb. 28^—286).
 
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