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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Gmelin, L.: Paul Pfann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0197

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paul pfattu.

304. Vorplatz der Villa B. in München; Archit. p. pfartrt und
(5. Slum eil tritt, München.

zum völligen Ausleben eine Menge praktisch-technischer
Kenntnisse, über die sich der Baukünstler nur durch
die Uebersetzung seiner Skizzen in die räumliche
Wirklichkeit ausweisen kann. Nur dann auch werden
solche Skizzen befruchtend auf Andere wirken, wenn
ihr Verfertiger durch praktische Bauthätigkeit den
Nachweis erbringt, daß feine phantasieen auf den:
festen Boden des Möglichen aufgebaut sind und sich
nicht zu phantastischen Luftschlössern verirren. Sind
auch die ausgeführten Arbeiten pfann's, die wir in
den vorliegenden Blättern abbilden, im Ganzen j
ziemlich schlicht, so sind sie doch geeignet, den oben j
als nothwendig hingestellten Nachweis zu führen.

Paul pfann wurde zum ersten Mal anläßlich !
des Wettbewerbs um einen Entwurf zum National-
denkmal für Kaiser Wilhelm I. (s889) der weitern
Oeffentlichkeit bekannt; gemeinsam mit Wilhelm

des Reichstagshauses beschäftigt;
ihr Kaiserdenkmal war als ein
Gegenstück zum Reichstagshaus
gedacht. Aber der Entwurf
blieb — Entwurf! Bei der
Wahl des Aufstellungsortes für
das Denkmal — der Wett-
bewerb sollte eben hauptsäch-
lich Vorschläge zur Klärung der
platzfrage ergeben — entschied
man sich gegen den von Rettig
und Pfann gewählten, und so
war das Schicksal des groß-
artigen Entwurfs entschieden.
Dadurch blieb es pfanu auch versagt, an der
endgiltigen Lösung einer der bedeutendsten architekto-
nischen Aufgaben theilzunehmen; aber der in jenem
Entwurf deutlich erkennbare Grundzug seines Schaffens,
einen bestimmten Gedanken baukünstlerisch
zu treffendem Ausdruck zu bringen, be-
währte sich auch bei den ihm später zugefallenen
Aufgaben bescheideneren Umfanges.

^m perbst f89f kehrte Pfann nach München
zurück (das er f887 verlassen hatte), um an der tech-
nischen Hochschule daselbst die Assistentenstelle für
Grnamentzeichnen zu übernehmen, woran sich später
die pabilitirung als Privatdozent für Architektur schloß.

Die erste Aufgabe, an welcher sich hier seine
Eharakterisirungskunst erprobte, war der Bau des
neuen Heims für die kgl. privilegirte Hauptschützen-
gesellschaft; dieselbe hatte im Mai \8ty2 einen Wett-

Rettig, dem nachmaligen
Leiter des städtischen Bauwesens
in München, hatte er einen
Entwurf eingereicht, der unter
den f^7 eingelaufeuen Arbeiten
wegen der einfachen Großartig-
keit des Gesammteindrucks sich
den I. Preis errang. Ein be-
rufener Beurtheiler äußerte sich
darüber: „Das Ganze, welches
in einfachster, aber darum ein-
dringlichster und ergreifendster
Weise den Gedanken zum Aus-
druck bringt, daß das deutsche
Volk in Kaiser Wilhelm den
Helden feiert, der sein tausend-
jähriges Sehnen nach der ver-
lorenen Einheit, Macht und
Größe erfüllt hat, athmet höchste
Weihe und Majestät." Beide
Künstler, Rettig und Pfann,
waren damals im Baubureau

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