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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Halm, Philipp Maria: Zwei Friedensdenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0319

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Zwei Friedensdenkmäler.

MSfiCt.

Kriegerdenkmal in Edenkoben; Bildhauer Aug. Drumm,
Architekt M. D ü l f e r, München.

auf hohem schlanken Unterbau
das in Erz gegossene Bild eines
jugendlichen Reiters.

Betrachten wir uns zu-
nächst die Palle näher! Ihre
Architektur läßt sich nicht mit
irgend einer bestimmten histori-
schen Stilart bezeichnen, und
dem ist gut so. Wer es ver-
mag, neuartige Baugedanken
in neuerdachter Formensprache
oder doch in eigenartiger künst-
lerischer Kombination älterer
Formen zum Ausdruck zu brin-
gen, der soll es kühnlich wagen.

Das Reich der Schönheit hat
nicht so enge Grenzen, daß nur
das Altgewohnte darinnen Platz
hätte, pätte man den großen
monumentalen Zug, der der
Palle doch von Niemandem ab-
gesprochen werden kann, durch
Anwendung der uns geläufigen
Stilarten steigern können? Ich
glaube kaum. Und auf die
Monumentalität ist doch bei
solchen Denkmalsanlagen, die
noch dazu einen sehr exponirten
Standort erhalten sollen, in
erster Linie Rücksicht zu nehmen.

Dülfer's Werk gebührt nach
dieser Einsicht sowohl wie nach
der einfachen Schönheit der
Formen, mit der er die Palle
aufbaute und dein Ganzen ein-
ordnete, die rühmendste Anerkennung. Der Schmuck
des Innern der Palle konzentrirt sich auf die Apsis.
An der Wandung derselben erblickt man zunächst die
Büsten Kaiser Wilhelm's I., König Ludwig's II. und
des Prinzregenten Luitpold, vor deren Postamenten
zwei edle Frauengestalten in Mezzorelies, Krieg und
Frieden, sich die pände reichen, ein sinniges Zeichen
des deutschen Einheitsgedankens. Seitlich der Gruppe
sind in Marmortafeln die Widmung, die pelden-
thaten der bayerischen Armee im großen Kriege
und kraftvolle Worte Kaiser Wilhelm's I., König
Ludwig's II. und Bismarck's eingegraben. Der darüber
befindliche Fries zeigt in der pöhe der Büsten die
Medaillons von Moltke, Bismarck, von der Tann
und Partmann. Der übrige Theil der pochwand
wird durch einen in Flachrelief gehaltenen mächtigen
Eichbaum belebt, dessen weithin schattenden Aesten
sich die polychromirten Wappen der deutschen Bundes-

staaten einfügen. Von der Kuppel leuchtet in präch-
tigem Mosaik die deutsche Kaiserkrone, über ihr
kreisen die alten Raben, symbolische Bäume fügen
sich seitlich in die Komposition ein. Wie die Ab-
bildung erkennen läßt, erfüllt den Raum ein weihe-
voller Ernst, dem durch glückliche farbige Behand-
lung ein freudiger Zug sich untermischt. Vor der
Palle erhebt sich auf schmalem schlanken Postament
die kraftvolle Gruppe eines Reiters. Ein Jüngling,
in der stolzen Schönheit seiner nackten, kraftstrotzenden
Glieder prangend, sitzt auf sattel- und zaumlosem,
ruhig dastehendem schweren Rosse. Weit hinaus in
die Ferne blickt er unverwandten Auges, die Rechte
stützt er auf den Schenkel, in der fest geschlossenen
Linken hält er des Friedens Symbol, einen Gelzweig.
So grüßt das Land dieser machtvolle Friedensherold.
Nicht eine Göttin wurde zur Verkörperung des
Friedens gewählt, kein zartes Frauenbild, sondern

Aunst und Handwerk. 50. Iaprg. E)eft Y.

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