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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Schorß, Max: Eine Aufgabe der Akademie für graphische Künste zu Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0323

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(Eine Aufgabe der Akademie für graphische Künste zu Leipzig.

4?5. (Entwurf zu einem Friedensdenkmal von Karl kfocheder, München.

Zeug wundern, das einen: nur zu häufig aus voll-
ster Ueberzeugung als originalgetreue Reproduktion
geboten wird.

ZTTit Erfolg lithographiren kann eben nur Je-
mand, der, abgesehen von einer ganz speziellen Ver-
anlagung, auch die nöthige Vorbildung dazu besitzt;
nicht aber Leute, die in ihren jungen Jahren viel-
leicht nur deswegen bei dem ersten besten obscuren
Steindrucker in die Lehre gegeben worden sind, und
nicht bei einen: Grobschmied oder Feilenhauer, weil
zufällig dieser oder jener Bekannte ihrer Eltern ein-
mal irgendwo als Lithograph sein Fortkommen ge-
funden hat. Wenn diese Lithographen nicht zufällig
von Hause aus Talent besitzen, so werden sie zeit-
lebens Stümper in ihrem Fache bleiben und ihr
Gewerbe stets nur mechanisch ausüben, der Kunst
zum Schaden, und ihren Mitmenschen zur Last.

Daß solche Verhältnisse gerade nicht dazu bei-
getragen haben, das Ansehen unseres Lithographen-
standes nach Außen hin zu heben und dieser Kunst-
sparte einen gebildeten und künstlerisch veranlagten
Nachwuchs zuzuführen und zu erhalten, ist klar. Das
Angebot deckt daher auch die Nachfrage nach dieser
Richtung hin bei weitem nicht mehr, und was uns
das Ausland, das seine besten Thromolithographen
mit Vorliebe aus Deutschland holt, an guten Kräfte::
noch übrig läßt, wird fast vollständig von ganz be-
stimmten Anstalten absorbiert, die allerdings ganz
hervorragendes leisten, als Ausnahmen leider aber
nur die Regel bestätigen.

Und doch könnte schon Vieles besser werden,
wenn man wenigstens zunächst einmal den Anfang
damit machen wollte, die weiblichen Zöglinge unserer
Kunst- und Kunstgewerbeschulen mehr als bisher
auf dieses dankbare, und menschlichem Ermessen nach
für absehbare Zeit auch aussichtsreiche Feld hinzu-
weisen.

Die Frau wird sich naturgemäß in Folge des
ihr innewohnenden Anpassungsvermögens von Fall
zu Fall viel leichter und besser als der Mann dem
Gedankengange des Künstlers unterordnen können,
dessen Schöpfung sie nachbilden und für den Druck
vorbereiten soll, und mit ihrer weicheren und ge-
fügigeren Hand weniger Härten und Abweichungen
in die Reproduktion bringen, als jener.

Es wäre dainit also nicht nur der Ehromo-
lithographie ein großer Dienst erwiesen, sondern
gleichzeitig auch all' diesen Zöglingen selbst, die oft
nicht wissen, wie sie ihre auf der Schule erworbenen
Kenntnisse später praktisch verwerthen und sich damit
durchs Lebeu schlagen sollen.

Eine Umfrage bei den dafür in Betracht kom-
menden Reproduktionsanstalten würde zwar eine
Menge Bedenken wegen der Konkurrenz der Frauen-
arbeit Hervorrufen, sicher aber auch eine Anzahl von
Gutachten ergeben, die als Grundlage für weitere
Maaßnahmen dienen könnten.

DasAufsehen, das der von„Kunst und Handwerk"
in: letztjährigen Aprilheft geiuachte Vorschlag zur För-
derung der graphischen Künste s. Z. in der Fachpresse
 
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