Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.
505—50?. Aus dem Katalog der plastischen Pflanzenformen von M. Meurer: Wolfsmilch, Raute, Wolfsmilch.
(S. Seite 212.)
als Dekorationsmittel. Meist aber ist die Vielfarbigkeit des
Steins, namentlich des stark von Adern durchzogenen, mit
Brüchigkeit und Rissigkeit verbunden, indem die verschieden ge-
färbten Theile verschiedene Ljärte besitzen, also den Einflüssen
der Witterung ungleichen widerstand entgegensetzen, von der
Verwendung rissiger Marmorarten im Freien sieht man deshalb
ab; im Innern der Gebäude läßt sich aber dem Uebelstand des
rissigen Aussehens leicht dadurch begegnen, daß man den Riffen
durch verkitten, anderen Ungleichheiten durch eine während der
verschiedenen Schleifstadien eintretende Behandlung mit Pech
entgegenarbeitet. Das Brechen des Marmors vom Fels erfolgt
auf verschiedene weise je nach den Lagerungsverhältnissen, der
ksärte, der Kostbarkeit rc. des Materials. Bei deutlicher Schichtung
genügen oft Keile, mittels denen man die Stücke abhebt und
abbricht, in anderen Fällen werden sog. Drahtsägen (Drahtseile,
Sand und Wasser) angewandt, z. B. in Belgien und Nassau.
Jur weiteren Zerlegung bedient man sich sog. Blocksägen,
bei welchen 50—80 Sägen neben einander eingespannt sind und
also gleichzeitig den Block in ebensoviel einzelne Platten zer-
legen; ferner kommen in Betracht Diamantsägen, Eisenhobel-
maschinen, Drehmaschinen. — Aus der großen Reihe prächtiger
Steinxroben, die ausgestellt waren (davon auch einige
Granite), seien hier noch genannt solche aus Tegernsee,
lhallein, Ruhpolding, Nassau, Thüringen, Belgien, Frankreich,
Afrika, Carrara, Siena. Im Ljinblick aus die erfreuliche Frische
des Materials kann man wohl dem Wunsche des Redners
beipflichten, mit dem er seine Ausführungen schloß, daß der
Marmor in der Kleinkunst noch mehr Verwendung finden
inöge als bisher.
Achtzehnter Abend — den 27. März — General-
versammlung. Heber dieselbe wurde an besondererstelle
berichtet.
Neunzehnter Abend — den 2. April — Nähere Be-
sprechung des vom verein veranlaßten Projektes für die Be-
bauung der Kohleninsel. Ueber das Projekt selbst sind unsere
Leser durch den in theft 7 erfolgten Abdruck der vom Verein
herausgegebenen Denkschrift hinreichend unterrichtet. Die sehr
zahlreich besuchte Versammlung wurde vorn I. Vorsitzenden,
Prof. Fr. v. Thiersch, mit einer allgemeinen Erörterung über
die bei dem Projekt maßgebenden Gesichtspunkte eröffnet, woraus
Architekt Theod. Fischer die Gestaltung im Einzelnen besprach,
kjofjuwelier P. Merk den Nachweis der finanziellen Durch-
führbarkeit erbrachte und Prof. Fritz v. Miller namentlich
den idealen Werth betonte. Im weiteren Verlauf des Dis-
kussion erinnerte Architekt I. Do sch daran, wie München in
den letzten \2 Jahren für vorübergehende Ausstellungsbauten
rund 2 Millionen Mark verpufft habe, während jetzt eine
ähnliche Summe für dauernde Bauten aufgebracht werden soll;
Buchhändler P. Vldenbourg hob gegenüber dem finanziellen
das ethische Moment besonders hervor, worin ihm Iustizrath
Dürck beistimmte: wir hätten jetzt lange genug von dem Kapital
Ludwig's I. gezehrt, es sei an der Zeit, dieses Kapital zu ver-
mehren, und München habe die Verpflichtung dazu, kjofrath
vr. w. Rolfs begrüßt das Projekt mit warmen Worten,
hegt aber dabei den Wunsch, man möge auch die künstlerischen
Vereinigungen zur Theilnahme an dem Unternehmen heran-
ziehen — ein Gedanke, dem der Vorsitzende grundsätzlich zu-
stimmte. — Aus der ganzen Besprechung ging hervor, daß das
vom Vereins-Vorstand und -Ausschuß in Angriff genommene
Projekt in allen Kreisen des Vereins die kräftigste Unterstützung
finden wird.
Zwanzigster Abend — den ;o. April — Vortrag von
Prof. vr. Sepp über Kuxferplastik und ihre neue
Pflege in Bayern, als Vorwort zu der am 27. Mai d. I.
bevorstehenden Enthüllung des Denkmals für den Schmied von
Kochel. Der Senior unserer Ehrenmitglieder, der hochbetagte
Freund heimischen Kunstlebens, knüpfte in seinem Vortrag
an die Namen derjenigen Männer an, die München im
;g. Jahrhundert groß gemacht haben, besprach alsdann
die vorgeschichtlichen Funde aus Kupfer, welche die An-
nahme eines „Kupferzeitalters" begründeten, und wandte
sich dann dem antiken Erzguß zu. Den Beginn der Knpfer-
treibarbeit der letzten Jahrhunderte datirte er in das Jahr ;^5Y,
zu welcher Zeit die älteste bekannte, in Kupfer getriebene Arbeit
(in Solmona) gefertigt worden fein soll. Ueber die späteren,
bedeutenderen Kupferplastiken — Carlo Borromeo bei Arona,
Arminiusdenkmal bei Detmold, Liberty-Statue bei New-Pork —
sowie über die neuere bayerische Kupferxlastik, die sich an
die Namen Martin Lj a m m e r l (Tölz), Paul weiß (Landshut),
Saturnin Kiene, Heinrich S e i tz , E. F a n st n e r, Hygin
Kiene (die letzteren in München) kuüpft, hat Prof. Sepp schon
früher ausführlich in unserer Zeitschrift berichtet („Kunstgew.
Rundschau" ;89<*, S. ^5 ff.), so daß wir unsere Leser wohl
darauf verweisen dürfen. Mit Bezug auf den Anlaß des Vortrags
muß noch bemerkt werden, daß die von Hygin Kiene in Kupfer
getriebene Figur des S ch m i e d v 0 n K 0 ch e l in der Gster-
woche im Kunstverein ausgestellt war. — Die Zuhörer lohnten
die mit jugendlichem Feuer gebotene, interessante entwicklungs-
geschichtliche Schilderung mit reichem Beifall.
Verantrv. Red.: ssrof. t. Gnielin. — herausgegeben vom Bayer. Aunstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R. Vldenbourg, Müncben.
505—50?. Aus dem Katalog der plastischen Pflanzenformen von M. Meurer: Wolfsmilch, Raute, Wolfsmilch.
(S. Seite 212.)
als Dekorationsmittel. Meist aber ist die Vielfarbigkeit des
Steins, namentlich des stark von Adern durchzogenen, mit
Brüchigkeit und Rissigkeit verbunden, indem die verschieden ge-
färbten Theile verschiedene Ljärte besitzen, also den Einflüssen
der Witterung ungleichen widerstand entgegensetzen, von der
Verwendung rissiger Marmorarten im Freien sieht man deshalb
ab; im Innern der Gebäude läßt sich aber dem Uebelstand des
rissigen Aussehens leicht dadurch begegnen, daß man den Riffen
durch verkitten, anderen Ungleichheiten durch eine während der
verschiedenen Schleifstadien eintretende Behandlung mit Pech
entgegenarbeitet. Das Brechen des Marmors vom Fels erfolgt
auf verschiedene weise je nach den Lagerungsverhältnissen, der
ksärte, der Kostbarkeit rc. des Materials. Bei deutlicher Schichtung
genügen oft Keile, mittels denen man die Stücke abhebt und
abbricht, in anderen Fällen werden sog. Drahtsägen (Drahtseile,
Sand und Wasser) angewandt, z. B. in Belgien und Nassau.
Jur weiteren Zerlegung bedient man sich sog. Blocksägen,
bei welchen 50—80 Sägen neben einander eingespannt sind und
also gleichzeitig den Block in ebensoviel einzelne Platten zer-
legen; ferner kommen in Betracht Diamantsägen, Eisenhobel-
maschinen, Drehmaschinen. — Aus der großen Reihe prächtiger
Steinxroben, die ausgestellt waren (davon auch einige
Granite), seien hier noch genannt solche aus Tegernsee,
lhallein, Ruhpolding, Nassau, Thüringen, Belgien, Frankreich,
Afrika, Carrara, Siena. Im Ljinblick aus die erfreuliche Frische
des Materials kann man wohl dem Wunsche des Redners
beipflichten, mit dem er seine Ausführungen schloß, daß der
Marmor in der Kleinkunst noch mehr Verwendung finden
inöge als bisher.
Achtzehnter Abend — den 27. März — General-
versammlung. Heber dieselbe wurde an besondererstelle
berichtet.
Neunzehnter Abend — den 2. April — Nähere Be-
sprechung des vom verein veranlaßten Projektes für die Be-
bauung der Kohleninsel. Ueber das Projekt selbst sind unsere
Leser durch den in theft 7 erfolgten Abdruck der vom Verein
herausgegebenen Denkschrift hinreichend unterrichtet. Die sehr
zahlreich besuchte Versammlung wurde vorn I. Vorsitzenden,
Prof. Fr. v. Thiersch, mit einer allgemeinen Erörterung über
die bei dem Projekt maßgebenden Gesichtspunkte eröffnet, woraus
Architekt Theod. Fischer die Gestaltung im Einzelnen besprach,
kjofjuwelier P. Merk den Nachweis der finanziellen Durch-
führbarkeit erbrachte und Prof. Fritz v. Miller namentlich
den idealen Werth betonte. Im weiteren Verlauf des Dis-
kussion erinnerte Architekt I. Do sch daran, wie München in
den letzten \2 Jahren für vorübergehende Ausstellungsbauten
rund 2 Millionen Mark verpufft habe, während jetzt eine
ähnliche Summe für dauernde Bauten aufgebracht werden soll;
Buchhändler P. Vldenbourg hob gegenüber dem finanziellen
das ethische Moment besonders hervor, worin ihm Iustizrath
Dürck beistimmte: wir hätten jetzt lange genug von dem Kapital
Ludwig's I. gezehrt, es sei an der Zeit, dieses Kapital zu ver-
mehren, und München habe die Verpflichtung dazu, kjofrath
vr. w. Rolfs begrüßt das Projekt mit warmen Worten,
hegt aber dabei den Wunsch, man möge auch die künstlerischen
Vereinigungen zur Theilnahme an dem Unternehmen heran-
ziehen — ein Gedanke, dem der Vorsitzende grundsätzlich zu-
stimmte. — Aus der ganzen Besprechung ging hervor, daß das
vom Vereins-Vorstand und -Ausschuß in Angriff genommene
Projekt in allen Kreisen des Vereins die kräftigste Unterstützung
finden wird.
Zwanzigster Abend — den ;o. April — Vortrag von
Prof. vr. Sepp über Kuxferplastik und ihre neue
Pflege in Bayern, als Vorwort zu der am 27. Mai d. I.
bevorstehenden Enthüllung des Denkmals für den Schmied von
Kochel. Der Senior unserer Ehrenmitglieder, der hochbetagte
Freund heimischen Kunstlebens, knüpfte in seinem Vortrag
an die Namen derjenigen Männer an, die München im
;g. Jahrhundert groß gemacht haben, besprach alsdann
die vorgeschichtlichen Funde aus Kupfer, welche die An-
nahme eines „Kupferzeitalters" begründeten, und wandte
sich dann dem antiken Erzguß zu. Den Beginn der Knpfer-
treibarbeit der letzten Jahrhunderte datirte er in das Jahr ;^5Y,
zu welcher Zeit die älteste bekannte, in Kupfer getriebene Arbeit
(in Solmona) gefertigt worden fein soll. Ueber die späteren,
bedeutenderen Kupferplastiken — Carlo Borromeo bei Arona,
Arminiusdenkmal bei Detmold, Liberty-Statue bei New-Pork —
sowie über die neuere bayerische Kupferxlastik, die sich an
die Namen Martin Lj a m m e r l (Tölz), Paul weiß (Landshut),
Saturnin Kiene, Heinrich S e i tz , E. F a n st n e r, Hygin
Kiene (die letzteren in München) kuüpft, hat Prof. Sepp schon
früher ausführlich in unserer Zeitschrift berichtet („Kunstgew.
Rundschau" ;89<*, S. ^5 ff.), so daß wir unsere Leser wohl
darauf verweisen dürfen. Mit Bezug auf den Anlaß des Vortrags
muß noch bemerkt werden, daß die von Hygin Kiene in Kupfer
getriebene Figur des S ch m i e d v 0 n K 0 ch e l in der Gster-
woche im Kunstverein ausgestellt war. — Die Zuhörer lohnten
die mit jugendlichem Feuer gebotene, interessante entwicklungs-
geschichtliche Schilderung mit reichem Beifall.
Verantrv. Red.: ssrof. t. Gnielin. — herausgegeben vom Bayer. Aunstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R. Vldenbourg, Müncben.