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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Bredt, Ernst Wilhelm: Das Münchener Künstlerhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0349

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Das Münchener Aiinstlerhaus.

5;2 u. 5;<(. Münchener Küustlerhaus. Kandelaber auf der
Terrasse. Bildhauer ks. Madere und £. (Samp.

Leisten wechselvoll konstruirtes, gewölbtes Dach einer
Laube vor, das von lustigem Grün umrankt und
prächtigem Gefieder belebt wird.

Auch der Eintritt und der Vorraum des Restau-
rants sind gar zierlich gehalten. Das Buffet liegt
günstiger Weise fast ganz versteckt, so daß Lärm und
Geruch nicht leicht von dort in den Saal dringen.
Daran vorbei führt der Weg in einen kleineren,
Polygonen Raum, ganz tu einfacher deutscher Renais-
sance gehalten. Er ist für die Aünstler bestimmt,
hier wird Bier im Maßkrug gereicht, und die blan-
ken, schweren, eichenen Tische und Stühle passen
für dieses behagliche Bierstübl, in dem kernige deutsche
Aünstlerlaune oft noch bis spät in die Nacht hinein
waltet, ganz vortrefflich.

Um nun in's Aünstlerhaus selbst zu kommen,
gehen wir um den Hof herum an den; kleineren
Portal am Maximiliansplatz vorbei. Der haupt-
eingang befindet sich nämlich au der Rückseite der
ganzen Baulichkeiten. Das ist zweifellos ein weiterer
Reiz. Was wir an unseren alten Privathäusern so
lieben, daß nämlich der Eingang nicht an der Straße
direkt liegt, sondern im Hose oder doch an der Seite;
das erhöht auch hier den privaten abgeschlossenen
Tharakter des Dauses.

unter dem hochgeschwun-
genen breiten portal-
bogen ist durch wenig
Stufen in zwei Terrassen
getheilt. Die Decke ist
reich stuckirt und grün
abgetönt. Auf der oberen
Terrasse dicht neben der
Glasthür stehen in den
Nischen grün patinirte
bekannte Antiken.

Die breite Thür
führt in das ziemlich
tiefe Vestibül. Fünf frei-
stehende, iin Ton leicht
gelbliche Säulen tragen
das stäche reich in Stuck
ornamentirte Stichkap-
pengewölbe. Die Wand,
dein Eingang gegen-
über, schließt mit einer
durch einen säulengetra-
genen Bogen noch mehr
vertieften Nische ab, in
welcher der imposante
St. Georg von Donatello
aufgestellt ist. Das Vesti
bül ist fast einfarbig weiß,
und doch ist es schwer,
sich über dieses feine

5J[5. Münchener Aünstlerhaus.
Pfojtcit an der Laube der Terrasse.
Architekt Gabriel Seidl, Bildhauer
Jos. Bauch.

Das kleine Portal am Maximiliansplatz mit
dem keck sich umschauenden Eentaur darüber und
dem stachen Relief im Giebelfelde init den tanzenden
Figuren ist zwar künstlerisch gerade hier am Platze;
es belebt und konzentrirt die ganze Nordostfa^ade, und
die schönen Verhältnisse und Formen laden uns gar
sehr zum Eintritt ein, aber es ist doch mehr der Ein-
gang zum Garten oder Hof.

Der dreithorige Haupteingang au der Herzog
Maxstraße schließt sich dicht an den Saalbau an. Das
kleinere Thor rechts führt in die Bureauräume, die
im nordöstlichen zweistöckigen Flankirungsbau unter-
gebracht sind. Die hohe, gewölbte, weiß getünchte
Eingangshalle wird durch eine schlanke Säule in
Fahrweg und erhöhten Fußsteig gegliedert. Der
Fußsteig führt direkt in die nach dein Hof zu
natürlich offene Vorhalle des Vestibüls des Saal-
baues. So sind wir gleichzeitig vom Wetter geschützt,
genießen den Blick in den so reizvollen arkadenum-
schlossenen Hof, und das
warme Roth der Vor-
halle hat etwas Ein-
ladendes. Der Vorraum

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