Das Münchener AünstlcrhauS.
dem f^otcl Leinfelder liegt. Und doch
ist das Licht reichlich genug und sehr
günstig für den Lesesaal. Die matt-
roth gestrichenen Glasbücherschränke
ziehen sich um die drei Wände, nur
für die beiden Thüren Platz lassend,
und reichen etwa bis zur halben höhe
des Raumes. Sie ruhen auf etwa
kniehohen Mappenkästen, sind durch
ziemlich weit ausladende Gesimse und
Säulen ruhig und stark gegliedert und
bilden gleichzeitig die Basis für die
Gallerie, dessen geschmiedetes Gisen-
gitter lichtgrau uud goldbemalt ist.
Dadurch kommt eine gewisse Lustigkeit
in den sehr zur Lektüre einladenden
Raum. Durch die horizontalen Linien
der Schränke mit ihren Fächern, der
Gallerie und der Längsbalken des
Plafonds würde der große Rauin
leicht niedriger wirken, wenn nicht
durch das schwere Roth der Schränke,
die Helle Gallerie und der Plafond
erleichtert worden wäre. Gleichzeitig
wird dadurch das Licht von oben her
angenehm vertheilt.
Gin schmaler Korridor trennt die
Bibliothek von zwei äußerst freund-
lichen und behaglichen Kabinetten.
Das eine nimmt fast vollständig ein
sechssitziger Schreibtisch ein. Das Ganze
ist in einfacher deutscher Renaissance
ausgeführt. Die naturfarbene Ver-
täfelung geht bis hinauf zum Gewölbeansatz.
Das Gewölbe und die Wände sind weiß getüncht.
Eine Menge humorvoller Skizzen und Zeichnungen,
vorzugsweise Erinnerungen an längst gefeierte Künst-
lerfeste oder Karikaturen längst unterm kühlen
Rasen liegender Künstler, erwärmen uns wie die
südliche Sonne, die in diese Räume, denen einmal
jeder feierliche Accent fehlt, durch die breiten „alt-
modischen" Fenster strömt.
Mit diesen Zimmern ist der Rundgang durch
die Parterreräumlichkeiten beendet, inan müßte denn
die unter der breiten Treppe geschickt untergebrachte
Garderobe dazurechnen.
Das ruhige Vestibül läßt uns an all' die herr-
lichen Farbenaccorde der einzelnen Räume, an die
feingestimmte Wechselwirkung der Räume zu einander
noch einmal zurückdenken, während uns nun die
breite rothe Marmortreppe zum ersten Stock hinaufführt.
Der Blick von dort aus zurück wirkt wie befrei-
end vom Alltäglichen. Man fühlt sich wie auf einer
schönen höhe. Das mag davon kommen, daß die
hohen, schmalen Fenster bis zum Fußboden des
ersten Stockwerks reichen, das Licht mehr von unten
als von oben kommt und den Plafond mit den
gemalten leichten exotischen Sträuchern und Bäumen,
noch luftiger und leichter erscheinen läßt. Zn den
Stichkappen ergänzen den Eindruck wundervoll
gemalte, farbenprächtige Vögel aller Zonen.
Gerade in Fensterhöhe ist in der Nordostwand eine
treffliche Kopie nach Titian eingelassen. Der dunkle
Ton des Bildes kommt durch die Fülle des Lichtes
zu doppelter Wirkung. Der Spiegel vor der Treppe
nimmt das ganze Bild dieses schon als Festsaal
denkbaren prächtigen Treppenhauses in sich auf.
Da gleich bei der Treppe ist das marmorum-
kleidete Portal des Festsaales. Es ist nicht groß
im Verhältniß zu Innen- und Außenraum. Gabriel
Seidl liebt die kleinen Portale, und er läßt sie nicht
gern gerade in die Mitte des Raumes führen. Und das
gibt wiederum seiner Kunst einen intimen Tharakter.
520. Münchener Aünstlerhaus; Vestibül. Architekt Gabr. 5 ei dl;
Stuckaturen von L. Pfeifer (Figürliches) und Maile §c Blerfch.
Au »»st und Handwerk. 50. Zahrg. Heft JO.
325
dem f^otcl Leinfelder liegt. Und doch
ist das Licht reichlich genug und sehr
günstig für den Lesesaal. Die matt-
roth gestrichenen Glasbücherschränke
ziehen sich um die drei Wände, nur
für die beiden Thüren Platz lassend,
und reichen etwa bis zur halben höhe
des Raumes. Sie ruhen auf etwa
kniehohen Mappenkästen, sind durch
ziemlich weit ausladende Gesimse und
Säulen ruhig und stark gegliedert und
bilden gleichzeitig die Basis für die
Gallerie, dessen geschmiedetes Gisen-
gitter lichtgrau uud goldbemalt ist.
Dadurch kommt eine gewisse Lustigkeit
in den sehr zur Lektüre einladenden
Raum. Durch die horizontalen Linien
der Schränke mit ihren Fächern, der
Gallerie und der Längsbalken des
Plafonds würde der große Rauin
leicht niedriger wirken, wenn nicht
durch das schwere Roth der Schränke,
die Helle Gallerie und der Plafond
erleichtert worden wäre. Gleichzeitig
wird dadurch das Licht von oben her
angenehm vertheilt.
Gin schmaler Korridor trennt die
Bibliothek von zwei äußerst freund-
lichen und behaglichen Kabinetten.
Das eine nimmt fast vollständig ein
sechssitziger Schreibtisch ein. Das Ganze
ist in einfacher deutscher Renaissance
ausgeführt. Die naturfarbene Ver-
täfelung geht bis hinauf zum Gewölbeansatz.
Das Gewölbe und die Wände sind weiß getüncht.
Eine Menge humorvoller Skizzen und Zeichnungen,
vorzugsweise Erinnerungen an längst gefeierte Künst-
lerfeste oder Karikaturen längst unterm kühlen
Rasen liegender Künstler, erwärmen uns wie die
südliche Sonne, die in diese Räume, denen einmal
jeder feierliche Accent fehlt, durch die breiten „alt-
modischen" Fenster strömt.
Mit diesen Zimmern ist der Rundgang durch
die Parterreräumlichkeiten beendet, inan müßte denn
die unter der breiten Treppe geschickt untergebrachte
Garderobe dazurechnen.
Das ruhige Vestibül läßt uns an all' die herr-
lichen Farbenaccorde der einzelnen Räume, an die
feingestimmte Wechselwirkung der Räume zu einander
noch einmal zurückdenken, während uns nun die
breite rothe Marmortreppe zum ersten Stock hinaufführt.
Der Blick von dort aus zurück wirkt wie befrei-
end vom Alltäglichen. Man fühlt sich wie auf einer
schönen höhe. Das mag davon kommen, daß die
hohen, schmalen Fenster bis zum Fußboden des
ersten Stockwerks reichen, das Licht mehr von unten
als von oben kommt und den Plafond mit den
gemalten leichten exotischen Sträuchern und Bäumen,
noch luftiger und leichter erscheinen läßt. Zn den
Stichkappen ergänzen den Eindruck wundervoll
gemalte, farbenprächtige Vögel aller Zonen.
Gerade in Fensterhöhe ist in der Nordostwand eine
treffliche Kopie nach Titian eingelassen. Der dunkle
Ton des Bildes kommt durch die Fülle des Lichtes
zu doppelter Wirkung. Der Spiegel vor der Treppe
nimmt das ganze Bild dieses schon als Festsaal
denkbaren prächtigen Treppenhauses in sich auf.
Da gleich bei der Treppe ist das marmorum-
kleidete Portal des Festsaales. Es ist nicht groß
im Verhältniß zu Innen- und Außenraum. Gabriel
Seidl liebt die kleinen Portale, und er läßt sie nicht
gern gerade in die Mitte des Raumes führen. Und das
gibt wiederum seiner Kunst einen intimen Tharakter.
520. Münchener Aünstlerhaus; Vestibül. Architekt Gabr. 5 ei dl;
Stuckaturen von L. Pfeifer (Figürliches) und Maile §c Blerfch.
Au »»st und Handwerk. 50. Zahrg. Heft JO.
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