Das Münchener Künstlerhaus.
527. Münchener Aünstlerhaus. Relief im Festsaal über dem Triumphbogen (die Kunst, die Güter der Natur betrachtend).
Bildhauer Jos. Rauch, München.
gewandt die ausführende pand dem Aünstler nach-
zuschaffen vermochte. Allerdings hat man hier ein-
mal mehr Zeit zur lleberlegung gehabt, etwas
Schönes zu schaffen, als dies heute sonst leider oft
der Fall ist. Doch „es ist die Zeit von einem guten
Werke nicht das Maß" >
Nur noch das große Relief über dem Triumph-
bogen und das gegenüberliegende Glücksrad mit
dein Spruche Paul peyfe's darunter mag erwähnt
werden. Das Glücksrad belebt ungemein die Fläche.
Die Darstellung der Aunst, die Güter der Natur
betrachteitd, mit der emblemartigen Bertheilung der
Thiere und den übrigen plastisch und malerisch rein
dekorativ behandelten Früchten, Thieren und Figuren
ist eine Meisterleistung der dekorativen Aunst. Wie
jener Spruch peyse's mit dem festen Schluß die
Moral des echten Künstlers ausspricht, so zeigt dieses
Relief ihm feine ganze Welt, die Natur als den
Jungbrunnen der Aunst. (Abb. 52? u. 528.)
Und nun hätten wir noch den mehr bürger-
lichen Saal neben dem eigentlichen Festsaal anzu-
sehen, wir möchten nicht nur von den Fenstern und
Gallerten des Festsaales aus den sch,nucken Pos mit
seinen freskengeschmückten Arkaden, seinem lustigen
Brunnen betrachten, wir möchten auch auf die
breiten Terassen, die von den steinernen Basen und
Aandelabern so schön geschmückt und gegliedert
werden und wir möchten uns gern in den, behag-
lichen Pavillon auf der Terrasse niederlassen, in dem
Otto Pupp den flachen Plafond mit äußerst fein in
die großen Flächen komponirten, in ungesucht modern-
uaturalistischen, Stile bemalt hat.
Aber das paus läßt sich nicht mit einem Male
genügend betrachten, — wir ahnen es nur, welch'
ein unvergleichlicher Genuß ein Fest in diesen,
Pause sein muß, ähnlich jenen, mit denen es ein-
geweiht wurde.
Gabriel Seidl sagt selbst „der harmonische Ab-
schluß, die Arbeiten so vieler trefflicher Aöpse kul-
minierte schließlich im Eröffnungsfeste und gestaltete
sich zu einen, Genuß, der einzig dasteht und schließ-
lich den Begriff erklärt haben wird, welchen „Zweck"
das Aünstlerhaus hat."
Diese drei ersten Feste in diesem Aünstlerhause
in, März fstOO bildeten wirklich einzigartig schöne
Genüsse.
Zch weiß nicht, was wohl am schönsten war,
der feierliche Einzug des Prinzregenten, dem eine
Schaar weißgekleideter, lieblicher Ainder pymnen
singend und Blumen streuend vorausschritt, oder das
prunkmahl, den, der kunstbegeisterte Prinz Rupprecht
an der Ehrentafel zwischen den beiden Meistern des
pauses prästdirte, oder das Festspiel Becker's, von
auserwählt schönen Frauen und Aindern und stolzen
Männern ausgeführt.
Bei den, prunkmahle, wie es ähnlich wohl feit
Jahrhunderten nicht gefeiert wurde, warteten lang-
gelockte Pagen auf; dunkle Söhne des Orients in
prächtigen Gewändern fervirten die Gerichte, die
zuvor in prächtigen, Aufbau zunächst vor der Ehren-
tafel niedergestellt wurden, ein Thor herrlich zu
schauender Frauen kredenzte den Wein in eigens von
Professor Seitz geschaffenen Gläsern, und jeweils dem
Charakter oder der perkunft der Speisen entsprechende
Musikstücke hoben diesen seltenen materiellen Genuß
zu einem künstlerischen Fest. — And das Festspiel
mit den märchenhaft schönen Gestalten und Farben,
den Thören und der Aiusik Max Schilling's — was
war das für ein Genuß.
532
527. Münchener Aünstlerhaus. Relief im Festsaal über dem Triumphbogen (die Kunst, die Güter der Natur betrachtend).
Bildhauer Jos. Rauch, München.
gewandt die ausführende pand dem Aünstler nach-
zuschaffen vermochte. Allerdings hat man hier ein-
mal mehr Zeit zur lleberlegung gehabt, etwas
Schönes zu schaffen, als dies heute sonst leider oft
der Fall ist. Doch „es ist die Zeit von einem guten
Werke nicht das Maß" >
Nur noch das große Relief über dem Triumph-
bogen und das gegenüberliegende Glücksrad mit
dein Spruche Paul peyfe's darunter mag erwähnt
werden. Das Glücksrad belebt ungemein die Fläche.
Die Darstellung der Aunst, die Güter der Natur
betrachteitd, mit der emblemartigen Bertheilung der
Thiere und den übrigen plastisch und malerisch rein
dekorativ behandelten Früchten, Thieren und Figuren
ist eine Meisterleistung der dekorativen Aunst. Wie
jener Spruch peyse's mit dem festen Schluß die
Moral des echten Künstlers ausspricht, so zeigt dieses
Relief ihm feine ganze Welt, die Natur als den
Jungbrunnen der Aunst. (Abb. 52? u. 528.)
Und nun hätten wir noch den mehr bürger-
lichen Saal neben dem eigentlichen Festsaal anzu-
sehen, wir möchten nicht nur von den Fenstern und
Gallerten des Festsaales aus den sch,nucken Pos mit
seinen freskengeschmückten Arkaden, seinem lustigen
Brunnen betrachten, wir möchten auch auf die
breiten Terassen, die von den steinernen Basen und
Aandelabern so schön geschmückt und gegliedert
werden und wir möchten uns gern in den, behag-
lichen Pavillon auf der Terrasse niederlassen, in dem
Otto Pupp den flachen Plafond mit äußerst fein in
die großen Flächen komponirten, in ungesucht modern-
uaturalistischen, Stile bemalt hat.
Aber das paus läßt sich nicht mit einem Male
genügend betrachten, — wir ahnen es nur, welch'
ein unvergleichlicher Genuß ein Fest in diesen,
Pause sein muß, ähnlich jenen, mit denen es ein-
geweiht wurde.
Gabriel Seidl sagt selbst „der harmonische Ab-
schluß, die Arbeiten so vieler trefflicher Aöpse kul-
minierte schließlich im Eröffnungsfeste und gestaltete
sich zu einen, Genuß, der einzig dasteht und schließ-
lich den Begriff erklärt haben wird, welchen „Zweck"
das Aünstlerhaus hat."
Diese drei ersten Feste in diesem Aünstlerhause
in, März fstOO bildeten wirklich einzigartig schöne
Genüsse.
Zch weiß nicht, was wohl am schönsten war,
der feierliche Einzug des Prinzregenten, dem eine
Schaar weißgekleideter, lieblicher Ainder pymnen
singend und Blumen streuend vorausschritt, oder das
prunkmahl, den, der kunstbegeisterte Prinz Rupprecht
an der Ehrentafel zwischen den beiden Meistern des
pauses prästdirte, oder das Festspiel Becker's, von
auserwählt schönen Frauen und Aindern und stolzen
Männern ausgeführt.
Bei den, prunkmahle, wie es ähnlich wohl feit
Jahrhunderten nicht gefeiert wurde, warteten lang-
gelockte Pagen auf; dunkle Söhne des Orients in
prächtigen Gewändern fervirten die Gerichte, die
zuvor in prächtigen, Aufbau zunächst vor der Ehren-
tafel niedergestellt wurden, ein Thor herrlich zu
schauender Frauen kredenzte den Wein in eigens von
Professor Seitz geschaffenen Gläsern, und jeweils dem
Charakter oder der perkunft der Speisen entsprechende
Musikstücke hoben diesen seltenen materiellen Genuß
zu einem künstlerischen Fest. — And das Festspiel
mit den märchenhaft schönen Gestalten und Farben,
den Thören und der Aiusik Max Schilling's — was
war das für ein Genuß.
532