Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

DOI Artikel:
Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0374

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ehronik des Bayer. Kunstgewerbcvereins.

s-^8. Schaugericht von der Einweihungsfeier des Münchener Künstlerhauses. (Geflügel.)
pahn und penne: indische Bronzen, Fabelblumen aus Paprikaschoten, Radieschen und Zwiebeln.

Mocheirverfaminkungen.

Linundzivanzigstcr Abend — den 2-1. April — Vor-
trag von Architekt F. Zell über die künstlerische Aus-
schmückung des Bauernhauses im bayerischen
Hochland. — Der Vortragende gehört zu denjenigen jungen
Architekten, die das Bauernhaus mit ganz besonderer Ver-
ehrung und Liebe betrachten, weil sie in dessen Gestaltung
und Ausstattung den Ausdruck urwüchsigen, ureigensten volks-
empfindens sehen; es ist darum auch begreiflich, daß der
Redner von Begeisterung für seinen Gegenstand erfüllt ist
und dadurch auch die pörer stets mit sich fortzureißen weiß.
Nachdem die deutschen Architektenvereine sich des deutschen
Bauernhauses ernstlich angenomnien haben, steht zu hoffen, daß
der um sich greifenden Modernisirungsmanie etwas palt geboten
und zum Mindesten die besten Beispiele im Bilde der Nachwelt
hinterlassen werden. Daß die Fachkreise auf die Schönheit der
oberbayerischen Gebirgshäuser erst sehr spät aufmerksam wurden,
während man schon längst von den Schweizer und Tyroler
päusern sprach, ist eine höchst eigenthümliche Thatsache, die sich
recht deutlich noch heute in Zeitungen bemerklich macht, wo man
sehr oft noch von einer Villa im „Schweizerstil", nie aber von
einer solchen im „oberbayerischen Gebirgsstil" spricht. — Die
farbige Belebung des Aenßern der päuser zeigt sich schon an
der architektonischen Gliederung, an der dekorativen Zimmerkunst;
schöne Beispiele dieser Art zeigt namentlich das Iverdenfelser

Land (z.B.in den Grten lvallgau, Krün, Garmisch, Mittenwald).
In größerer Bedeutung gelangt die Farbe beim Bauernhaus
durch die Aufnahme der Freskomalerei. In Kirchen ist dieselbe
schon im zz. und Jahrhundert nachweisbar; die noch heute
erhaltenen Freskomalereien an Bauernhäusern gehen kaum vor
das ;7. Jahrhundert zurück. Das älteste ist wohl ein paus in
Berchtesgaden (jetzt pirschenwirthshaus, am Marktplatz), welches
die Jahreszahl ;soo trägt; an demselben waren dereinst
Figuren in der Tracht der Landleute und eine Anzahl Affen,
die das menschliche Treiben parodirten, dargestellt — doch ist
davon nur ein kleiner Rest erhalten. Lübke hat darüber in
seiner Geschichte der deutschen Renaissance Ausführliches be-
richtet. — Das Rokoko hat in Gberbayern einen nachhaltigen
Einfluß ausgeübl; aber auch Louis XVI.-Stil und Empirestil
haben bedeutende Spuren hinterlassen, am meisten wohl in
Mittenwald, wo trotz mehrfacher Feuersbrünste noch verhältniß-
niäßig viel gemalte päuser erhalten geblieben sind. Das älteste
und zugleich beste ist das „Neunerhaus" mit xrunkhaster ge-
malter Architektur, Apostelbrustbildern in Molken, einer Ver-
kündigung Mariä u. A. Daran reiht sich die Bemalung des
Gasthauses zur Alpenrose, das pornsteiner paus , das Aegidi-
haus u. A. An Malern — meist einheimische, die auch in der
Umgegend arbeiteten — werden genannt Korbin. Löffler, Frz.
Zwink, Kärrner, Thom. Prandtner, Jos. Tiefenbrunner, Ioh.
Gg. Tiefenbrunner; der letztere arbeitete lange in Augsburg,
wo er auch starb. — Bibelerzählungen, Legenden, geschichtliche

316
 
Annotationen