Das Zimmer und sein Geräth auf der pariser Weltausstellung.
55S.. (Pariser Ausstellung.) Aus den deutschen Gemäldesälen. Architekt Lman. Seidl, München.
Arbeiten von Otto Fritzsche, £. Köllmayr,
Milh. Michael, Anton Pässen bacher u. a. her-
vor. Es ist der Unterschied nicht zu verkennen
zwischen den Möbeln, die vom Techniker staminen
und jenen, die vom Maler herrühren.
Lehr interessant ist die Darmstädter Künst-
lerkolonie. In der südwestdeutschen Kunstbewegung
bildet sie hoffentlich ein treibendes Ferment, nament-
lich für die Nachbarstadt Karlsruhe, wo die kunst-
gewerbliche Bewegung in Folge der Unterdrückung
einer Reihe hervorragender künstlerischer Kräfte eine
völlig einseitige geworden ist und leider in keiner
Meise das vielseitige Bild zeigt, welches die Malerei
und Architektur in der badischen Hauptstadt dar-
bieten. Pier ist Mandel dringend Noth!
Ein höchst wechselvolles Bild bietet die öster-
reichisch-ungarische Monarchie dar. Es
kommt hauptsächlich in den drei Kulturgruppen zur
Erscheinung, die auch die treibenden Kräfte für die
politischen Gestaltungen der Donaumonarchie sind:
in der deutschen Kulturgruppe mit Wien als Mittel-
punkt, in der ungarischen mit B u d a p e st und in der
czecho-slavischen mit Prag. Die ungarische Kunst der
Ausstellung ist in ihren bedeutendsten pervorbringungen
noch völlig von der historischen Tradition, in der Auf-
fassung wie etwa vor 30 Jahren, beherrscht. Ein
Beispiel dafür ist der in romanisirenden Formen aus-
gebildete Laal des heil. Ltephan im Königspalaste in
Budapest, den Alois pauszmann entwarf und Thek
in Budapest ausführte. Ein orientalischer Reichthum
an Formen und kostbaren Materialien ist über diesen
Raum ausgegossen, der das künstlerische Gesetz des
Gegensatzes, die Pauptbedingung bei jedem Kunst-
eindruck, völlig unbeachtet läßt. Die gleiche Maß-
losigkeit zeigt sich oft auch da, wo die neueren Regungen
ausgenommen wurden. So ist der Raum von Gelb
wild gewordener Sezessionismus. Durch natürliche
Einfachheit in der Formenbehandlung dagegen zeichnet
sich das Eicheninterieur von Kramer penrik in
Budapest aus. Neben diesen durch die großen
Kulturströmungen hervorgerufenen Merken der großen
Volkszentren stehen die national-bäuerischen Kunst-
werke des Landes in natürlicher und ewig frischer
Wirkung.
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55S.. (Pariser Ausstellung.) Aus den deutschen Gemäldesälen. Architekt Lman. Seidl, München.
Arbeiten von Otto Fritzsche, £. Köllmayr,
Milh. Michael, Anton Pässen bacher u. a. her-
vor. Es ist der Unterschied nicht zu verkennen
zwischen den Möbeln, die vom Techniker staminen
und jenen, die vom Maler herrühren.
Lehr interessant ist die Darmstädter Künst-
lerkolonie. In der südwestdeutschen Kunstbewegung
bildet sie hoffentlich ein treibendes Ferment, nament-
lich für die Nachbarstadt Karlsruhe, wo die kunst-
gewerbliche Bewegung in Folge der Unterdrückung
einer Reihe hervorragender künstlerischer Kräfte eine
völlig einseitige geworden ist und leider in keiner
Meise das vielseitige Bild zeigt, welches die Malerei
und Architektur in der badischen Hauptstadt dar-
bieten. Pier ist Mandel dringend Noth!
Ein höchst wechselvolles Bild bietet die öster-
reichisch-ungarische Monarchie dar. Es
kommt hauptsächlich in den drei Kulturgruppen zur
Erscheinung, die auch die treibenden Kräfte für die
politischen Gestaltungen der Donaumonarchie sind:
in der deutschen Kulturgruppe mit Wien als Mittel-
punkt, in der ungarischen mit B u d a p e st und in der
czecho-slavischen mit Prag. Die ungarische Kunst der
Ausstellung ist in ihren bedeutendsten pervorbringungen
noch völlig von der historischen Tradition, in der Auf-
fassung wie etwa vor 30 Jahren, beherrscht. Ein
Beispiel dafür ist der in romanisirenden Formen aus-
gebildete Laal des heil. Ltephan im Königspalaste in
Budapest, den Alois pauszmann entwarf und Thek
in Budapest ausführte. Ein orientalischer Reichthum
an Formen und kostbaren Materialien ist über diesen
Raum ausgegossen, der das künstlerische Gesetz des
Gegensatzes, die Pauptbedingung bei jedem Kunst-
eindruck, völlig unbeachtet läßt. Die gleiche Maß-
losigkeit zeigt sich oft auch da, wo die neueren Regungen
ausgenommen wurden. So ist der Raum von Gelb
wild gewordener Sezessionismus. Durch natürliche
Einfachheit in der Formenbehandlung dagegen zeichnet
sich das Eicheninterieur von Kramer penrik in
Budapest aus. Neben diesen durch die großen
Kulturströmungen hervorgerufenen Merken der großen
Volkszentren stehen die national-bäuerischen Kunst-
werke des Landes in natürlicher und ewig frischer
Wirkung.
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