Die Sommerausstellung des bayerischen Kunstgewerbevereins.
60>. Sopha mit Füllungen in kfolzätzung von <5. Schöttle,
Stuttgart-Berg, (ksolzwerk dunkelbraun, Polsterung dunkel,
blaugrauer Plüsch mit braunen, durchlöcherten und gelb
unterlegten Lederstreifen.)
sie räumt dem Neuen alle seinem Werthe gebühren-
den Rechte ein, ohne dem Alten eines zu nehmen;
am meisten tritt dieß bei dem Mobiliar zu Tage,
das seiner ganzen Natur nach ja immer einer kon-
servativeren Anschauung huldigen wird, als das
leichter bewegliche und veränderliche Aleingeräth.
Da finden sich trefflich wiedergegebene alte gothische
und Renaissance-Stollenschränke (von ©. Fritzsche,
3. A. er, Nürnberg) mit charaktervoller Schnitz-
arbeit, — ein in malerischer Unsymmetrie aufge-
bautes, gothisches Buffet (von 3° Uöllmayr)
mit guter, leicht bemalter Flachschnitzerei, — ein
zierliches gothisches Schränkchen (von ID. Till),
das für feine Entstehung aus ebenen Brettern
überaus charakteristisch ist und in seiner beschei-
denen, aber sinnvollen dekorativen Durchbildung
dem weisen Maaßhalten seines Meisters das schönste
Zeugniß ausstellt. Auch andere Stücke (wie das
Renaiffance-Buffet von p. Pietsch, das durch den
Farbenwechsel des polzes feine Wirkung erstrebt —
und die treffliche auf grünem Grund gemalte Zimmer-
einrichtung von p. Bauer, Abb. 600) verdanken ihre
ansprechende Erscheinung der treuen, obwohl nicht
unfreien Anlehnung an alte, bewährte Vorbilder.
Als Uebergangsstücke vom Alten zum Neuen
können etwa der Schreibtisch und der Bücherschrank
von Nieser und Deeg (Abb. u. 393), sowie das
feingliederige Mobiliar von A. B lasch ko angesehen
werden, — erstere aus dunkel gebeiztem Eichenholz,
solid, vernünftig im Aufbau —, letzteres aus dunkel
polirtem Mahagoni, mit grün gestreifter Polsterung,
blinkenden Messingnägeln und Beschlägen, eine
überaus saubere Arbeit im Empire-Charakter,
stilistisch uicht weit davon entfernt und doch durchaus
auf modernen Bahnen bewegt sich das von den
„Vereinigten Werkstätten für Kunst im
p and werk" eingerichtete Speisezimmer (Abb. 399), das
auf Manchen zu sehr den Eindruck einer gewollten
Nüchternheit machen wird, aber in harmonischer
Zusammenstimmung zuin Besten gehört, was die
kleine Ausstellung bietet: die mildgrüne, unaufdring-
lich gemusterte Tapete bildet einen trefflichen Hinter-
grund für die vornehmen, dunkelpolirten Mahagoni-
möbel, und unter dem ausgleichenden Einfluß des
durch grüne Vorhänge einfallenden Lichtes ordnen
sich sowohl das gestickte Tischzeug, wie das Tafel-
geschirr vou Schmu z-Bau diß der höheren Ein-
heit unter. — Das anstoßende niedliche Schlaf-
zimmerchen von List, nach Entwürfen von 3- Mössel,
steht stilistisch aus dem gleichen Boden, wie das eben
genannte Speisezimmer.
Stärkere Abweichungen von den durch die
natürliche Isolzstruktur vorgezeichneten Aonstruktions-
gefetzen, wie sie in den letzten 3ahren häufig zu
sehen waren, sind fast nicht vorhanden; man scheint
rasch genug in dem der Natur des Materials zu-
widerlaufenden Möbelstil einen bsaken gesunden zu
haben und bestrebt sich nun, bei aller modernen
Auffassung und größeren Mannigfaltigkeit der Mittel
vor allen Dingen die Forderungen des Materials
zu erfüllen. A. pöffenbacher's und M. Ballin's
602. Schreibtisch mit Füllungen in Holzätzung von
G. Schöttle. Stuttgart-Berg.
376
60>. Sopha mit Füllungen in kfolzätzung von <5. Schöttle,
Stuttgart-Berg, (ksolzwerk dunkelbraun, Polsterung dunkel,
blaugrauer Plüsch mit braunen, durchlöcherten und gelb
unterlegten Lederstreifen.)
sie räumt dem Neuen alle seinem Werthe gebühren-
den Rechte ein, ohne dem Alten eines zu nehmen;
am meisten tritt dieß bei dem Mobiliar zu Tage,
das seiner ganzen Natur nach ja immer einer kon-
servativeren Anschauung huldigen wird, als das
leichter bewegliche und veränderliche Aleingeräth.
Da finden sich trefflich wiedergegebene alte gothische
und Renaissance-Stollenschränke (von ©. Fritzsche,
3. A. er, Nürnberg) mit charaktervoller Schnitz-
arbeit, — ein in malerischer Unsymmetrie aufge-
bautes, gothisches Buffet (von 3° Uöllmayr)
mit guter, leicht bemalter Flachschnitzerei, — ein
zierliches gothisches Schränkchen (von ID. Till),
das für feine Entstehung aus ebenen Brettern
überaus charakteristisch ist und in seiner beschei-
denen, aber sinnvollen dekorativen Durchbildung
dem weisen Maaßhalten seines Meisters das schönste
Zeugniß ausstellt. Auch andere Stücke (wie das
Renaiffance-Buffet von p. Pietsch, das durch den
Farbenwechsel des polzes feine Wirkung erstrebt —
und die treffliche auf grünem Grund gemalte Zimmer-
einrichtung von p. Bauer, Abb. 600) verdanken ihre
ansprechende Erscheinung der treuen, obwohl nicht
unfreien Anlehnung an alte, bewährte Vorbilder.
Als Uebergangsstücke vom Alten zum Neuen
können etwa der Schreibtisch und der Bücherschrank
von Nieser und Deeg (Abb. u. 393), sowie das
feingliederige Mobiliar von A. B lasch ko angesehen
werden, — erstere aus dunkel gebeiztem Eichenholz,
solid, vernünftig im Aufbau —, letzteres aus dunkel
polirtem Mahagoni, mit grün gestreifter Polsterung,
blinkenden Messingnägeln und Beschlägen, eine
überaus saubere Arbeit im Empire-Charakter,
stilistisch uicht weit davon entfernt und doch durchaus
auf modernen Bahnen bewegt sich das von den
„Vereinigten Werkstätten für Kunst im
p and werk" eingerichtete Speisezimmer (Abb. 399), das
auf Manchen zu sehr den Eindruck einer gewollten
Nüchternheit machen wird, aber in harmonischer
Zusammenstimmung zuin Besten gehört, was die
kleine Ausstellung bietet: die mildgrüne, unaufdring-
lich gemusterte Tapete bildet einen trefflichen Hinter-
grund für die vornehmen, dunkelpolirten Mahagoni-
möbel, und unter dem ausgleichenden Einfluß des
durch grüne Vorhänge einfallenden Lichtes ordnen
sich sowohl das gestickte Tischzeug, wie das Tafel-
geschirr vou Schmu z-Bau diß der höheren Ein-
heit unter. — Das anstoßende niedliche Schlaf-
zimmerchen von List, nach Entwürfen von 3- Mössel,
steht stilistisch aus dem gleichen Boden, wie das eben
genannte Speisezimmer.
Stärkere Abweichungen von den durch die
natürliche Isolzstruktur vorgezeichneten Aonstruktions-
gefetzen, wie sie in den letzten 3ahren häufig zu
sehen waren, sind fast nicht vorhanden; man scheint
rasch genug in dem der Natur des Materials zu-
widerlaufenden Möbelstil einen bsaken gesunden zu
haben und bestrebt sich nun, bei aller modernen
Auffassung und größeren Mannigfaltigkeit der Mittel
vor allen Dingen die Forderungen des Materials
zu erfüllen. A. pöffenbacher's und M. Ballin's
602. Schreibtisch mit Füllungen in Holzätzung von
G. Schöttle. Stuttgart-Berg.
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