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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Braun, Irene: Alte und neue Stickereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0414

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Alte und neue Stickereien.

6(^. von einem oberpfälzischen Aoxftuch; die dunkeln Felder
wie der weiße Grund sind nur in schwarz bestickt, — erstere,
sowie die mit schwarz und weiß bestickten Flächen, besitzen einen
blauen Grund. (V6 der wirkl. Gr.)

liegende cheft zur Darstellung; und was damals zur
Erläuterung der ausgestellten Arbeiten gesprochen
wurde, möge ihnen, unter besonderer Hervorhebung

6](5. Deckchen von Frl. Else Vppler, München. Grund weiß,
Applikation blau, mit gelber Einfassung. (yi0 der wirkl. Gr.)

der Sticktechniken, als
Begleitwort dienen.

Trotz der unend-
lichen Mannigfaltigkeit
der Erscheinungen lassen
sich doch alle weiblichen
Landarbeiten ihrem We-
sen nach in vier große
Gruppen zusammen-
fassen. Die erste der-
selben schafft aus dem
einfachsten Element, dem
Faden, ihren Stoff selber,
dadurch daß eine Masche
aus der andern ent-
steht. Dazu gehört das
Stricken, das Häkeln,
das Netzen (Filet-
arbeit), und allerlei
Unüpftechniken von ge-
ringerer Bedeutung, so-
wie endlich die meisten
Spitzenarbeiten.

Das Stricken dient
hauptsächlich praktischen
Zwecken und kommt
dekorativ erst dann in
Betracht, wenn durch
eine regelmäßig wieder-
holte Aenderung im
Fadeneinschlag ein rhyt-
mischer Wechsel in dem
Aussehen des Maschen-
geflechts entsteht. Durch
solche wiederholte Ab-
änderungen kommen die

künstlichsten Muster zu Stande, wofür die an seine
Spitzenarbeit erinnernden Strickmustertücher unserer
Großmütter Zeugniß ablegen.

Das Häkeln ist freiere Arbeit als das Stricken,
und verhältnißmäßig modernen Ursprungs (nicht vor
Mitte des XVII. Jahrhunderts), während Letzteres
in vorgeschichtliche Zeit zurückreicht. So viel Un-
nützes auch in Häkelarbeit ausgeführt wird, so gibt
es doch auch gehäkelte Spitzen und Einsätze aus
feinem Garn, die nahe an gute Guipürespitzen hin-
reichen und also keine brodlose Aunst vorstellen.

Die Filetarbeit ist wieder uralt, wohl die
solideste Technik von allen. Die Maschen werden
mit einem komplizirten, unauflöslichen Anoten ge-
schürzt, man beginnt mit einer Masche im Eck und
arbeitet nach der Diagonale herunter. Zur Zeit der
Gothik kam das Filet stopfen auf. Dazu wird

6\6. Ungarische Stickerei in blau

und roth aus Leinen.

wirkl. Gr.)

CVio der

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