Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

DOI Artikel:
Braun, Irene: Alte und neue Stickereien
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0416

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Alte und neue Stickereien

620. Tischdecken von M. Iörres (Inhaber Paul Schubert); nach Motiven eines alten Burgunder Airchengewandes gezeichnet,
auf weißer Leinwand in weiß und blau gestickt; die Umrisse in ffandtambour, die Füllungen in Spitzenstichen. (y4 der wirk!. Gr.)

arbeit — oder der Grundstoff wirkt mit, und wird
nur theilweise gedeckt. Dahin gehören die meisten
unsrer Leinenstickereien in Rreuzstich und Stilstich,
ferner vielerlei Stick- und alle Goldstickerei. —

Die vierte Gruppe umfaßt die Applikations-
arbeit, bei welcher die Ornamentform aus Stoff
ausgeschnitten und auf einem andern Stoff befestigt
wird; bei dem dekorativen Randabschluß der Formen,
der hier nötig wird, wirkt die schon genannte Seide
und Goldstickerei säst immer mit (ein einfaches Bei-
spiel Abb. 6(5). Daneben gibt es iroch mancherlei
wirkungsvolle Arten der Stickerei, auch Aufnäh-
arbeiten mit bunten Wollenschnüren (wie die Rissen
Abb. 6(7 u. 6(8).

Mit der vorletzten Gruppe, der eigentlichen
Stickerei, sollen sich diese Blätter ausschließlich
beschäftigen. Die vielerlei Arten derselben gehen zu-

letzt doch nur auf zwei Elemente zurück: Es gibt
nur den Plattstich und den Rreuzstich. Letzterer
ist durch die quadratische Struktur des Grundstoffs
bedingt, ersterer legt sich nach jeder beliebigen Rich-
tung frei über den Stoff, — und hieraus ergeben
sich die Stilgesetze für beide: Die strengen Grenzen
für den Rreuzstich, die größte Freiheit für den platt*,
stich, und mit dieser zugleich die Gefahr der Ueber-
schreitung aller Stilgrenzen.

Der Plattstich ist der ältere; die erste Naht ist
mit Plattstichen ausgeführt worden. Derselbe Stich
diente dann auch zur Verzierung auf Material, das
lang vor aller Weberei bestand, auf Leder und
schmiegsamer Baumrinde. Eine dieser uralten Stick-
arten wird heute noch in Tirol zum Schmuck der
breiten, ledernen Bauerngürtel geübt, — das Sticken
mit Federkielen, ^n der Münchener Frauenarbeits-

38<*
 
Annotationen