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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Braun, Irene: Alte und neue Stickereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0417

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Alte und neue Stickereien.

62;. Gothische Decke; in hellblau, weiß und graugelb auf hellgrauer grober Leinweind gestickt. Anfang des ; 6. Jahrhunderts.

(Vio der wirk!. (Sr.)

schule hat Direktor Ariegbaum diese seine und un-
verwüstliche Technik mit Glück wieder ausgenommen.
Lange pfauenfederkiele werden mehrfach gespalten
und vom Mark gereinigt; diese biegsamen, gelblich
weißen Streifen sind Nadel und Faden zugleich und
werden durch vorgestochene Löcher hindurchgeschoben.

Der Plattstich hat die reichste Ausbildung er-
fahren. Legt man die Siche so, daß sie sich nur
mit den Endpunkten berühren, so entsteht eine Linie
von Steppstichen. Bisweilen sieht man Plattstiche
in kurzen Abständen als Füllung eines Grundes ver-
wendet; beispielsweise ist bei einer viele Meter großen
Decke über einem paradebett in Schloß Ambras, der

ganze Grund mit solch' winzigen Stichen gemustert;
vor h.00 Jahren galten Zeit und Augenlicht noch
nicht für so kostbar wie heute.

Wenn sich die Stiche mit einem Theil ihrer
Längsseite berühren, so haben wir den Stiel stich,
mit dein alle Aurven darzustellen sind, — den unent-
behrlichen Tontourenstich. Berühren sich die Stiche
mit ihrer ganzen Längsseite, so ergeben sie Flächen,
und das ist der Plattstich iin engern Sinn. Ein-
fache Beispiele dieser Art bieten Stickereien aus
Ungarn (Abb. 6f6), Böhmenp) sowie aus dem

*) Dgl. Jahrg. ;sZs unserer Zeitschrift, S. 55 ff. und
Tafel 25 u. 26.

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