Alte und neue Stickereien.
6^8. Tischläufer in weißer Seide auf grober weißer Leinwand gestickt von Frau Marg. v. Brauchitsch; — vereinigte
Werkstätten für Kunst im Handwerk. (Vs der wirkt. Gr.)
verdienten Ehren gekommen; die geometrischen
Muster, die streng stilisirten Blumen, sozusagen nur
Grund- und Aufriß der Pflanze, finden wir fast in
jedem Pause, nicht nur in den Museen. Im Augen-
blick ist der Kreuzstich bei uns etwas in den pinter-
grund getreten, denn Schlangenlinien macht er nicht
gern mit; doch wird seine Zeit wohl auch einmal
wieder kommen.
Die guten alten Kreuzstichdecken sind direkt über
die abgezählten Fäden der Leinwand gestickt sAbb.
656 u. 657). peute ersetzt man
dieses mühsame Verfahren viel-
fach durch Aufnähen von grö-
berem Stramin, über welchen
man dann das Muster stickt,
worauf der Stramin in ein-
zelnen Fäden herausgezogen
wird; aber die Stickerei wird
durch dieses Ausziehen gelockert
und ist nicht mehr Eins mit
dem Stoff, wie bei den guten
alten Vorbildern. Der polbein-
stich (Abb. 658) ist dem Kreuz-
stich verwandt, — ein platt
stich, der sich nach der quadratischen Struktur des
Grundstoffs richtet. (Eigentlicher Plattstich kommt in
der alten Leinenstickerei seltener vor.)
In Rußland und den Donauländern finden wir
die reichste Entwicklung des Kreuzstichs (Abb. 659
und 660). Da werden von schlichten Leuten mit den
einfachsten Mitteln harmonisch vollendete Wirkungen
erreicht. Das ist echte Stickerei, eine Volkskunst, die
von den Müttern auf die Töchter forterbt. Die
Muster sind präzis ausgeführt und doch oft mit
einer gewissen Freiheit behandelt,
— kleine Abweichungen von
pedantischer Symmetrie kommen
vor, welche beweisen, daß die
Stickerin über ihrer Arbeit steht.
Was heute ungarische Stickerei
heißt, ist billige grobe plattstich-
arbeit in rother und blauer
Baumwolle auf gelblichen: Lei-
nen- oder Baumwollstoff, oft
recht gut in Zeichnung und
Farbverteilung. (Abb. 6s6.)
Berühmt sind die gestickten
russischen und serbischen Bauern-
6^9. Doppel-Kiffen von Fr. Kt. v. Brauchitsch,
München; altroth und grün auf grauweißem
Leinen. ('/„ der, wirkt. Gr.)
650 u. 65;. Bordüren an Tischdeckchen von Frau Marg. v. Brauchitsch, München. der wirkt. Gr.) Technik ähnlich
wie bei altpersischen Leinenstickereien; Material: ungebleichte grobe Leinwand, waschbares Leinengarn,
dunkelblau und grün. hellblau und grün.
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6^8. Tischläufer in weißer Seide auf grober weißer Leinwand gestickt von Frau Marg. v. Brauchitsch; — vereinigte
Werkstätten für Kunst im Handwerk. (Vs der wirkt. Gr.)
verdienten Ehren gekommen; die geometrischen
Muster, die streng stilisirten Blumen, sozusagen nur
Grund- und Aufriß der Pflanze, finden wir fast in
jedem Pause, nicht nur in den Museen. Im Augen-
blick ist der Kreuzstich bei uns etwas in den pinter-
grund getreten, denn Schlangenlinien macht er nicht
gern mit; doch wird seine Zeit wohl auch einmal
wieder kommen.
Die guten alten Kreuzstichdecken sind direkt über
die abgezählten Fäden der Leinwand gestickt sAbb.
656 u. 657). peute ersetzt man
dieses mühsame Verfahren viel-
fach durch Aufnähen von grö-
berem Stramin, über welchen
man dann das Muster stickt,
worauf der Stramin in ein-
zelnen Fäden herausgezogen
wird; aber die Stickerei wird
durch dieses Ausziehen gelockert
und ist nicht mehr Eins mit
dem Stoff, wie bei den guten
alten Vorbildern. Der polbein-
stich (Abb. 658) ist dem Kreuz-
stich verwandt, — ein platt
stich, der sich nach der quadratischen Struktur des
Grundstoffs richtet. (Eigentlicher Plattstich kommt in
der alten Leinenstickerei seltener vor.)
In Rußland und den Donauländern finden wir
die reichste Entwicklung des Kreuzstichs (Abb. 659
und 660). Da werden von schlichten Leuten mit den
einfachsten Mitteln harmonisch vollendete Wirkungen
erreicht. Das ist echte Stickerei, eine Volkskunst, die
von den Müttern auf die Töchter forterbt. Die
Muster sind präzis ausgeführt und doch oft mit
einer gewissen Freiheit behandelt,
— kleine Abweichungen von
pedantischer Symmetrie kommen
vor, welche beweisen, daß die
Stickerin über ihrer Arbeit steht.
Was heute ungarische Stickerei
heißt, ist billige grobe plattstich-
arbeit in rother und blauer
Baumwolle auf gelblichen: Lei-
nen- oder Baumwollstoff, oft
recht gut in Zeichnung und
Farbverteilung. (Abb. 6s6.)
Berühmt sind die gestickten
russischen und serbischen Bauern-
6^9. Doppel-Kiffen von Fr. Kt. v. Brauchitsch,
München; altroth und grün auf grauweißem
Leinen. ('/„ der, wirkt. Gr.)
650 u. 65;. Bordüren an Tischdeckchen von Frau Marg. v. Brauchitsch, München. der wirkt. Gr.) Technik ähnlich
wie bei altpersischen Leinenstickereien; Material: ungebleichte grobe Leinwand, waschbares Leinengarn,
dunkelblau und grün. hellblau und grün.
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